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Der BND ist als Pleiten-, Pech- und Pannendienst oft verschrien worden. Die Autoren dieses Buches zeichnen ein differenzierteres Bild dieses mächtigen Instruments in den Händen deutscher Außen- und Innenpolitik. Zwar ging der Geheimdienstkrieg mit demMfS der DDR grandios verloren, aber auf anderem Gebiet ist der BND stets vorne gewesen: im Bereich der Funk-, Lausch- und Abhörtechnik. Die Geschichte der technischen Aufrüstung des BND ist bisher so gut wie unbekannt. Auch sie wird hier zum ersten Mal beschrieben.
Am Bundesnachrichtendienst scheiden sich die Geister: Überflüssig oder
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Produktbeschreibung
Der BND ist als Pleiten-, Pech- und Pannendienst oft verschrien worden. Die Autoren dieses Buches zeichnen ein differenzierteres Bild dieses mächtigen Instruments in den Händen deutscher Außen- und Innenpolitik. Zwar ging der Geheimdienstkrieg mit demMfS der DDR grandios verloren, aber auf anderem Gebiet ist der BND stets vorne gewesen: im Bereich der Funk-, Lausch- und Abhörtechnik. Die Geschichte der technischen Aufrüstung des BND ist bisher so gut wie unbekannt. Auch sie wird hier zum ersten Mal beschrieben.
Am Bundesnachrichtendienst scheiden sich die Geister: Überflüssig oder unverzichtbar? Unfähig oder gefährlich? Williger Diener der Politik oder eigenwilliger Akteur an den Brennpunkten der Welt gegen Freund und Feind? Die Pullacher Schlapphüte lassen sich nicht gern in die Karten schauen. Was ist dran an dem Mythos um die Gründergestalt Reinhard Gehlen? Und worauf gründet sich der zweifelhafte Ruf vom Pleiten-, Pech- und Pannendienst? In ihrem Buch, das eine zweiteilige WDR-Dokumentation vertieft, erzählen die Autoren die komplette Geschichte des BND anhand von bisher unveröffentlichten Dokumenten und Gesprächen mit Zeitzeugen.
Bei ihren Recherchen stießen sie auf brisante Akten, die belegen, wie "der Dienst" auch gegen mutmaßliche Feinde im Innern eingesetzt wurde.
Autorenporträt
Peter F. Müller, geboren 1954, lebt als freier Autor und Filmproduzent in Köln. Zahlreiche Fernsehdokumentationen für die ARD, den WDR, Arte und Vox.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2002

Pullach 007
Mutmaßungen über den BND / Von Andreas Rödder

Der Reiz des Geheimen, die Enthüllung des Arkanen, der Blick durch das Schlüsselloch führen die Menschen seit Adams Zeit in Versuchung. Daher sind Agentengeschichten so beliebt, regen die "Dienste" die Phantasie über Intrigen und Verschwörungen an. "Geheime Politik und schmutzige Geschäfte" zielt auf das, was man sich von einer publikumswirksamen Geschichte des BND erwartet. Das Buch ist aus einer Fernsehdokumentation hervorgegangen.

Thematischer Schwerpunkt ist zum einen die durch die Organisation Gehlen (Vorläuferorganisation des BND unter der Leitung des Generalmajors der Wehrmacht Reinhard Gehlen) bedingte personelle Kontinuität zum Nationalsozialismus in Form übernommener Wehrmacht- und Abwehroffiziere sowie Gestapo-, SS- und SD-Angehöriger - nun im Zeichen des Antikommunismus. Zum anderen konzentriert sich die Darstellung auf die "Entwicklung des BND in den sechziger und siebziger Jahren hin zum Global Player im internationalen Geheimdienstgeschäft". Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Begründung "schmutziger und bedenkenloser Waffengeschäfte" in Krisengebieten (Nahost, Afrika, Lateinamerika), wobei die konkreten Skandale dann zum großen Teil doch ein wenig mager ausfallen. Insgesamt werden unzählige Einzelheiten und Geschichten über Seil- und Machenschaften, über Personen und Affären ausgebreitet, die Willy Brandt in anderem und doch ähnlichem Zusammenhang als "klebrig" bezeichnete.

Flott geschrieben ist das alles und spannend zu lesen. Zu einem Resümee oder übergreifenden Ergebnis führt es jedoch nicht (sieht man von dem kritischen Befund ab, daß der BND bei der Aufklärung der illegalen Proliferation von Material, Technik und Know-how keine gute Figur abgibt). Auch die selbstgestellte Leitfrage, ob der BND ein nachgeordnetes Instrument des Regierungsapparats blieb oder ob er sich als Akteur verselbständigte, wird letztlich nicht bündig beantwortet. Den Anspruch einer "umfassenden Gesamtdarstellung der Geschichte des deutschen Auslandsgeheimdienstes" im "Kontext der politischen Geschichte der Bundesrepublik" löst das Buch somit nicht ein. Es ist auch mit dem Forschungsstand dieses Kontextes nicht wirklich vertraut, sondern greift punktuell auf einzelne wissenschaftliche Werke zurück. Ansonsten beruht es auf journalistischen und publizistischen Zeugnissen. Die unbekannten, unpublizierten Quellen hingegen sind weitgehend nicht verifizierbar, die Belege unbrauchbar: Ein "BND-Vermerk, 25. 4. 1968" in der Anmerkung 836 ohne jede weitere Angabe ist zum Beispiel ebenso unauffindbar wie die dutzendfach zitierten Vermerke des BND-Vizepräsidenten Dieter Blötz aus den siebziger Jahren.

Und dies wohl nicht ohne Grund: Die an das Bundesarchiv in Koblenz abzugebenden Akten des BND sind noch nicht freigegeben. Ein dünner Satz über "Dokumente und Unterlagen, deren Herkunft zweifelsfrei überprüft werden konnte", deutet vielmehr auf die journalistische Praxis des "Kofferarchivs" inoffiziell akquirierter, selektiver und folglich nicht verifizierbarer Akten hin; mit der Konsequenz, daß das Buch viel Richtiges enthalten mag - leider weiß man nur nicht, was. Abhelfen läßt sich dem nur durch gesichertes Aktenwissen. Dazu aber bedarf es einer möglichst umfassenden Offenlegung und Übergabe der Akten an das Bundesarchiv, zumal vor dem Hintergrund des erheblichen innerdeutschen Ungleichgewichts: Während nämlich die Geheimdienstakten der DDR zugänglich sind, liegen diejenigen der Bundesrepublik hinter den Mauern von Klassifizierungen, die die üblichen Dreißig-Jahres-Fristen bislang auch noch unbegrenzt verlängern.

Der bürgergesellschaftliche Anspruch auf freiheitlichen Umgang mit Vergangenheit bedeutet auch freien Zugang zu den Geschichtsquellen des Gemeinwesens (im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten, der aller Erfahrung nach genügend groß ist). Dies im allgemeinen und eine solide, nachprüfbare Geschichte der Geheimdienste im besonderen liegen im öffentlichen Interesse.

Peter F. Müller, Michael Mueller: Gegen Freund und Feind. Der BND: Geheime Politik und schmutzige Geschäfte. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002. 719 Seiten, 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002

Im Interesse des Vaterlands
Die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes ist immer auch die Geschichte seiner Gegner
FDP und Irak sind immer für eine Affäre gut; einmal sind sie sogar gemeinsam ins schiefe Licht geraten: Als Bagdad in den achtziger Jahren militärische Technik oder polizeiliche Schulungen brauchte, hatte das Saddam Hussein in Deutschland eifrige Helfer. Unter ihnen befand sich der Bundesnachrichtendienst (BND), Deutschlands Auslandsgeheimdienst, der Geschäfte einfädelte und bei der Abwicklung half. Der BND erwartete von Bagdad Hilfe beim Kampf gegen den Terrorismus, förderte den deutschen Export und vermittelte den Verkauf von Nachrichtentechnik, die er selber abhören konnte.
Die Verflechtung war so dicht, dass später Korruptionsvorwürfe laut wurden. Ein Unternehmer wurde von Zeugen mit den Worten zitiert, er habe die FDP schmieren müssen, um an Bagdad zu verkaufen. Klaus Kinkel, damals Präsident des BND, und Außenminister Hans-Dietrich Genscher (beide FDP) sollen den Handel ermöglicht haben. Die Vorwürfe wurden nie bewiesen, und das Buch „Gegen Freund und Feind. Der BND: Geheime Politik und schmutzige Geschäfte” endet hier, wie an vielen anderen Stellen, mit dem Hinweis, die Sache sei nie aufgeklärt worden.
Trotz des reißerischen Titels ist dies in weiten Teilen kein Enthüllungsbuch. Die freien Journalisten Peter Müller und Michael Mueller haben eher ein Geschichtsbuch geschrieben. Es erzählt die Entstehung des BND, seine Entwicklung, seine Erfolge und Niederlagen vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Ende der achtziger Jahre. Freunde, die plötzlich Feinde sind, Feinde, die wieder zu Freunden werden – bei Geschichten über Geheimdienste ist das meist der rote Faden. Er wird auch hier schnell sichtbar, weil BND-Gründer Reinhard Gehlen skrupellos ehemalige Wehrmachts-, Gestapo- und SS-Leute rekrutierte. Das rächte sich schon bald, weil der große Gegner, der sowjetische Dienst KGB, die Vergangenheit vieler westdeutscher Agenten kannte und diese erpresste. Das wiederum führte schnell dazu, dass der BND Agenten beschäftigte, die auch dem KGB zuarbeiteten. Doch die Autoren zeichnen ein differenziertes Bild des oft als Pannendienst geschmähten BND, der bei der Abhör- und Entschlüsselungstechnik oft durchaus auf der Höhe war. Deutlich wird auch, dass der BND wie jeder Geheimdienst ein Instrument für skrupellose Interessenpolitik ist.
Leider endet das Buch dort, wo die Gegenwart beginnt: Der aktuelle Kampf gegen den Terror kommt nicht vor. Dafür beschreiben die Autoren seine Ursachen: Wie etwa der BND nach dem Einmarsch der Sowjets in Afghanistan Gotteskrieger ausrüstete (Operation „Sommerregen”). „Die Geschäfte der Geheimdienste bleiben in aller Regel nicht folgenlos”, schreiben die Autoren. Eine Folge ist immerhin, dass sich der BND mit den Tricks von gestern die Aufgabe von heute gesichert hat: Heute bekämpft er die Islamisten, die er einst förderte.
NICOLAS RICHTER
PETER F. MÜLLER, MICHAEL MUELLER: Gegen Freund und Feind. Der BND: Geheime Politik und schmutzige Geschäfte, Rowohlt, Hamburg 2002. 719Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In diesem Buch, bemerkt der Rezensent Jochen Bittner überrascht, das sich immerhin mit dem Bundesnachrichtendienst und seiner Geschichte beschäftige, finde der 11. September auf lediglich sechs Seiten Erwähnung. Dies sei zwar nicht fatal, doch mache es das Buch unweigerlich zu einer Chronik und "Bilanz des Gestern" - ein "Report des Heute" könne es unter diesen Umständen nicht sein. Doch obwohl das Verfasserduo "nicht viel Neues" präsentiere, sei jedoch vieles mit "neuer Sorgfalt" dargestellt. Doch laut Bittner gelangen die Chronisten, am Ende ihrer "manchmal allzu gründlichen, aber doch profunden" Untersuchung zu einer "gewagten These", nämlich dass die "Bedrohungsszenarien" auch nach dem 11. September weitgehend unverändert seien. Bittner nennt dies eine "eigenwillige Interpretation" und macht keinen Hehl daraus, dass er diese Ansicht nicht teilt.

© Perlentaucher Medien GmbH