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Nach seinem augenzwinkernden Roman Herrn Kukas Empfehlungen , dem »durchtriebendsten Buch der Saison« (Der Spiegel), nun endlich das neue Buch von Radek Knapp – die tragikomischen Episoden eines Optimisten, der vorübergehend zum Realisten wird. Nach seinem filigranen Roman Herrn Kukas Empfehlungen erzählt Radek Knapp auch in seinem neuen Buch die Geschichte eines tragikomischen, zutiefst sympathischen Helden, der auf der Suche nach seiner Berufung ist. Aber was fängt man an, wenn man die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens sorglos zugebracht hat? Walerian folgt seiner Intuition, die ihm…mehr

Produktbeschreibung
Nach seinem augenzwinkernden Roman Herrn Kukas Empfehlungen, dem »durchtriebendsten Buch der Saison« (Der Spiegel), nun endlich das neue Buch von Radek Knapp – die tragikomischen Episoden eines Optimisten, der vorübergehend zum Realisten wird.
Nach seinem filigranen Roman Herrn Kukas Empfehlungen erzählt Radek Knapp auch in seinem neuen Buch die Geschichte eines tragikomischen, zutiefst sympathischen Helden, der auf der Suche nach seiner Berufung ist. Aber was fängt man an, wenn man die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens sorglos zugebracht hat? Walerian folgt seiner Intuition, die ihm dringend vom eingeschlagenen Astronomiestudium abrät. Vielleicht sollte er schreiben? Angesichts besorgniserregender Finanzen arbeitet er einstweilen als Krankenpfleger und Weihnachtsengel, »weiß Gott, warum er sich so entschieden hatte«. Bis eines Tages das Kuvert eines Verlegers in seinem Briefkasten liegt, sein Manuskript sei großartig. Damit ändert sich Walerians Leben schlagartig: Welcher Glücksritter würde je die Gunst der Stunde und die schöner Bewunderinnen ausschlagen! Aber ist der Erfolg Walerians wahre Berufung? – Papiertiger, die Geschichte eines Optimisten, der vorübergehend zum Pessimisten wird.
Autorenporträt
Radek Knapp, geb. 1964 in Warschau, lebt seit 1976 in Wien, wo er Philosophie studierte und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Auszeichnungen mit dem Aspekte-Literaturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2003

Ist mir doch Sternschnuppe
Abrichten eines Clowns: Radek Knapps Literaturbetriebssatire

Walerian Gugania - schon der Name klingt wie das "Pseudonym eines Clowns aus einem ungarischen Zirkus" - leidet an "Debütantenallergie". Ihre Symptome sind bekannt: Junge Dichter, zu ihrer eigenen Verwunderung als Shooting-Stars gefeiert, müssen bald bemerken, daß mit dem nicht ungern erduldeten Schulterklopfen ein wachsender Konkurrenz- und Erwartungsdruck einhergeht. Das verstärkt ihre Abneigung gegen die Hohlheit einer Branche, die jede Sternschnuppe am Literaturhimmel zur Supernova ausruft. "Seit er Schriftsteller war, konnte er offenbar sogar sagen, daß sechs dividiert durch zwei drei macht, und alles würde vor Lachen wiehern", staunt Walerian. "Am meisten wunderte ihn die Freundlichkeit des Publikums. Er fragte sich, was ihnen so sehr an einem stotternden jungen Menschen gefiel, der aus seinem ersten Text vorlas. Er wäre bei seiner eigenen Lesung schon nach fünf Minuten gegangen, aber er kannte ja auch seinen Text schon."

Wir kennen ihn auch und ahnen daher, daß Walerian des gönnerhaften Tätschelns und Hätschelns rasch überdrüssig werden wird: Was er anfangs geschmeichelt oder allenfalls leicht irritiert hinnahm, macht ihn zunehmend reizbarer und ratloser. So gern er in fremde Rollen schlüpft: Wenn er sich in seiner Haut nicht mehr wohl fühlt, hört der Spaß auf. So gern er sich von sensiblen Germanistikstudentinnen Tübingen zeigen und von smarten Verlagsassistentinnen rundum betreuen läßt: So hat der Dichter sich den Erfolg eigentlich nicht vorgestellt.

Erschwerend kommt hinzu, daß Walerian ein weltfremder, antriebsschwacher Mann von dreißig Jahren ist, dessen Lebenserfahrung allenfalls für ein Prosadebüt reicht und der als Tier- und Altenpfleger zufrieden mit sich und der Welt war. Die Paviane im Zoo waren menschlicher als das Affentheater von Kritik und Kulturschickeria, die Krankenschwestern unkomplizierter als die prüden Buchhändlerinnen und Hesse-Leserinnen, die Patienten von Station fünf dankbarer als die geriatrischen Hypochonder der Verlagswelt. Im sozialen Biotop der Heime und Tiergehege konnte Walerian seinen Traum von der ewigen Jugend hegen und pflegen; auf der freien Wildbahn des Buchmarktes dagegen altert und verbittert man schnell.

Radek Knapp weiß, wovon er spricht. Sein erstes Buch, "Franio", eine Sammlung zauberhaft skurriler, surrealer Grotesken aus dem polnischen Hinterland, machte ihn vor zehn Jahren über Nacht berühmt und trug ihm Chamisso- und "aspekte"-Literaturpreis ein. "Herrn Kukas Empfehlungen" führte seinen Zauberlehrling Waldemar nach Wien und ging schon ziemlich unter. "Papiertiger" zeigt sein Alter ego Walerian nun an einem Krisen- und Wendepunkt seiner Karriere als sympathischer Loser.

Der stille Tor mit dem kindlichen Gemüt leistet sich eine luxuriöse Maxime: Nur "die Armeen der Finsternis pinkeln mit dem Wind"; der ehrliche Träumer hält dagegen. Deshalb taugt er für keinen normalen Brotberuf und vermasselt absichtsvoll jedes Bewerbungsgespräch. Soll er etwa, wie die Astronomen in ihrem Schwarzen Loch, nachts "in den Himmel schauen, um sich zu erinnern, wie ein Stern aussieht"? Oder als Molekularbiologe Medikamente gegen das Altern entwickeln helfen? Ein spätpubertärer Berufsjugendlicher wie er blüht "unter der Last der Vergänglichkeit" erst richtig auf und verkümmert, wo er sich den Vorstellungen anderer akkomodieren soll.

Der Job als Weihnachtsengel eines Geschenkservice wird ihm durch altkluge Kinder mit goldenen Kreditkarten verleidet; um so willkommener ist ihm selber ein Geschenk des Himmels: Der große Frankfurter Verleger Netzlow hat sein Buch für gut befunden. Walerian weiß nicht, wie ihm geschieht, läßt sich aber nicht ungern auf die schiefe Bahn zu den Sternen katapultieren: Er absolviert Partys, Lesereisen und Interviews, lernt neidische Konkurrenten und ergebene Anbeterinnen, Wichtigtuer und Snobs kennen - und sehnt sich mehr und mehr nach der verlorenen Zeit, als er Spaß und Liebe noch ohne angestrengte Bonmots, öden Small talk und schwermütige Miene bekommen konnte.

Je mehr der Jungautor die Bluffs des Betriebs durchschaut, desto mehr gerät auch Knapps Schriftstellersatire aus dem Lot: Der arglose Parzival verwandelt sich in einen unterkühlten Zyniker, der tragikomische Träumer in einen ehrgeizigen Aphoristiker, der unschuldige Jüngling in einen mißvergnügten Kulturkritiker, der traurige Clown in einen Sinnsucher. Daß er am Ende dann doch wieder Pferde bemalt und mit ihnen in die aufgehende Sonne galoppiert, ist ein wenig überzeugender Bocksprung, eine Art Salto rückwärts ins Kinderglück. "Papiertiger" ist, wie der Name schon sagt, keine Raubkatze, sondern ein artig schnurrender Hauskater ohne Krallen und Zähne, der träumt, weil ihm die Trauben zu hoch hängen. Sechs geteilt durch zwei ergibt nicht immer drei und eine harmlose Rechenaufgabe noch keine literarische Offenbarung.

MARTIN HALTER

Radek Knapp: "Papiertiger". Eine Geschichte in fünf Episoden. Piper Verlag, München/Zürich 2003. 152 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2003

Ein Scherz
Wenig Prosa, viel Ruhm: Radek Knapps „Papiertiger”
„Nichts hob Walerians Laune so wie die Möglichkeit, jemanden zu spielen, der er nicht war.” So beginnt „Das Vorstellungsgespräch”, die erste von fünf lose verknüpften Episoden, aus denen Radek Knapps neues Buch „Papiertiger” besteht. In ihrem Mittelpunkt: Walerian Gugania, ein Mann mit undeutlichen Talenten, ein gut gelaunter Nichtsnutz und Rollenspieler, den kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag die Scham beschleicht, noch nichts Außergewöhnliches geleistet zu haben. Mal war er Pfleger in der Psychiatrie, mal brach er ein Astronomiestudium ab, nun wird er sich, bar aller Voraussetzungen, als Molekularbiologe an einem Wiener Forschungsinstitut bewerben und wieder einmal jemanden spielen, der er nicht ist. Die Bewerbung ist ein Scherz, wie das meiste, was Walerian sich vornimmt. Wenn er nur wüsste, was er im Leben wirklich will, würde er sich auch nicht als Weihnachtsengel verdingen und am Heiligen Abend Geschenke austragen.
Die einstweilige Rettung aus der heiteren Malaise bringt ein Anruf aus Frankfurt. Überraschend streckt der Literaturbetrieb seine Arme nach Walerian Gugania aus. Ein von ihm eingereichtes Manuskript, „Papiertiger” eben, hat Gefallen gefunden, ein Preis wurde ihm zuerkannt, der Verleger lädt Walerian umgehend nach Frankfurt ein und stellt eine Lesereise in Aussicht, die „abenteuerlich” werden soll. Natürlich nimmt Walerian an, fest entschlossen, nun erst mal mit aller Überzeugung einen Nachwuchsautor zu verkörpern. Schneidige Verleger kommen ins Spiel, charmante Assistentinnen, bewundernde Verlegergattinnen: Das Manuskript muss mächtig eingeschlagen haben, nimmt man die dem jungen Mann gezollte Aufmerksamkeit als Maßstab. „In keinem anderen Job” registriert er verdutzt, „hatte er bis jetzt solche Bewunderung für einen Beruf erlebt. Die Leute wandten sich an ihn mit so einem Respekt, als würde er jeden Morgen beim Aufstehen das ‚große Licht‘ erblicken.” Germanistikstudentinnen wollen ihm Gutes tun, Leserinnen hängen an seinen Lippen und der Verleger kümmert sich so hingebungsvoll um ihn, als habe er keinen anderen Autor im Programm. Ach, wer da nicht Autor sein möchte - und steht nicht tatsächlich der erzählerische Aufwand, wenigstens der des fiktiven Walerian, in einem günstigen Verhältnis zum erzielten Ertrag? Wenig Prosa für viel Ruhm – oder gibt es jemanden, der es lieber anders herum hätte?
Und doch, es wird dem Jungautor auf seiner dann gar nicht mal so abenteuerlichen Lesereise am Ende bang. „Was geschieht bloß mit mir?” fragt er sich im Bamberger Hotelzimmer. Erinnerungen werden wach an Tage als Achtzehnjähriger auf einem Pferdegestüt, mit seinem besten Freund, an denen er sich wünschte, „die Zukunft einfach überspringen zu können wie ein Pferd ein Hindernis.” Jetzt aber muss er sich eingestehen, dass die Literatur eben so wenig seine „Berufung” ist wie alle die „odd jobs” vorher und vielleicht danach. Alles nur ein Missverständnis, kein schlimmes, eher schon ein schönes. Was aber tun, wenn man zwar als Schriftsteller Erfolg hat, in Wahrheit aber gar keiner ist?
Den Rückbau von Walerians kurzer Karriere erleben wir nicht mehr mit. Mit Erinnerungen an „sechs gelbe Stuten” und frühe Ferientage unter Pferden und Mädchen endet statt dessen der „Papiertiger”, ohne dass einen Knapps Episodenreigen tiefer beeindruckt hätte. Wie auch, schließlich ist es ja nur ein Papiertiger, was Radek Knapp uns hier zu lesen gibt. Oder wenn man nach der literarischen Gewichtsklasse fragt: ein Papiergewicht. Sehr leicht und ziemlich ungefährlich.
CHRISTOPH BARTMANN
RADEK KNAPP: Papiertiger. Eine Geschichte in fünf Episoden. Piper Verlag, München und Zürich 2003. 152 Seiten, 14, 90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

"Eine Art Anti-Erfolgsparabel" erblickt Rezensentin Gisa Funck in Radek Knapps Roman "Papiertiger". Wie Funck ausführt, erzählt Knapp darin die Geschichte Walerian Guganias, eines fast dreißigjährigen, spätpubertären Schlendrians, der sich ohne Freundin und Beruf durchs Leben schlägt, um dann, auf einmal, zum gefeierten Debütautor zu werden. Als solcher gewinne er zwar Ruhm, Geld und Prinzessinnen, bleibe aber trotzdem unglücklich. Als "gut beobachtet" und "lakonisch beschrieben" lobt die Rezensentin Knapps Beschreibung der "miefigen Abgeklärtheit" hinter der glitzernden Fassade eines Über-Nacht-Erfolges. Die Erkenntnis, dass das Schriftstellerdasein längst zum schnöden Alltagsgeschäft geschrumpft sei, findet sie allerdings "nicht besonders überraschend". Und dass sich Walerian angesichts der dem Erfolg folgenden Ernüchterung wieder in Jugenderinnerungen flüchtet, ist nach Ansicht Funcks "für den Leser unbefriedigend".

© Perlentaucher Medien GmbH