Marktplatzangebote
9 Angebote ab € 2,45 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Produktdetails
  • Verlag: Piper
  • 2000.
  • Seitenzahl: 296
  • Deutsch
  • Abmessung: 29mm x 141mm x 210mm
  • Gewicht: 582g
  • ISBN-13: 9783492042130
  • ISBN-10: 3492042139
  • Artikelnr.: 08527831
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2001

Streit ums Atom
Pragmatiker und Romantiker

Joachim Grawe/Jean-Paul Picaper (Herausgeber): Streit ums Atom. Deutsche, Franzosen und die Zukunft der Kernenergie. Piper, München 2000, 296 Seiten, 36 Mark.

Die Einstellung der Bevölkerung und der Politiker zur Kernenergie ist in Deutschland und Frankreich nach wie vor höchst unterschiedlich. Während Frankreich weiter auf Kernkraft setzt und an den Bau weiterer Stromerzeugungsanlagen auf Nuklearbasis denkt, betrachten viele in Deutschland den Ausstieg als beschlossene Sache - und manche möchten ihn sogar "unumkehrbar" machen. Offen ist, welche Rolle die Kernenergie in der Energieversorgung und der Klimaschutzpolitik in Europa und in übrigen Teilen der Welt spielen kann, muß oder soll. Das von Joachim Grawe, früher Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke und Honorarprofessor für Energiewirtschaft (Universität Stuttgart), und Jean-Paul Picaper, Politikwissenschaftler und Deutschland-Korrespondent der französischen Zeitung "Le Figaro", herausgegebene Buch wirbt um Verständnis für beide Seiten der Kontroverse. Es bietet zwölf Autoren eine Plattform für Diskussionsanstöße, die allerdings allzu häufig nur der Rechtfertigung dient. Da werden immer wieder Klischees wie "Franzosen sind pragmatisch und technikverliebt, Deutsche sind romantisch und realitätsfern" bemüht, um die unterschiedliche Grundsatzhaltung gegenüber der friedlichen Nutzung der Kernenergie zu erklären. Den Vorwurf, das Thema werde zu emotional und zu wenig rational diskutiert, muß sich ein Teil der Autoren, von denen sechs aus Deutschland und sieben aus Frankreich stammen, dabei selbst gefallen lassen. Das gilt besonders, wenn der französische Physiker Georges Charpak behauptet, die Zeitgenossen fürchteten Radioaktivität nur, weil sie sie nicht kennten. Oder wenn er Umweltschützer fragt, ob sie nachweisen könnten, daß es weniger Krebstote gäbe, wenn sie ihre Anti-Kernkraftstrategie durchsetzten. Dagegen mutet die Forderung von Dagmar Schipanski nach mehr Transparenz darüber, was in Kernkraftwerken und bei der Wiederaufarbeitung geschieht, schon fast zu brav an.

INGRID HIELLE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ingrid Hielle scheint es grundsätzlich interessant zu finden, der Frage nachzugehen, wieso die Atomenergie in Frankreich und Deutschland in Politik wie auch bei der Bevölkerung auf so unterschiedliche Akzeptanz stößt. Absicht der Herausgeber sei es dabei gewesen, "um Verständnis für beide Seiten der Kontroverse" zu werben. Doch den Beiträgen selbst kann Hielle in den meisten Fällen nur wenig abgewinnen. So bemängelt sie die aufs Neue aufgewärmten Klischees vom "pragmatischen und technikverliebten" Franzosen auf der einen Seite und dem "romantischen und realitätsfernen" Deutschen andererseits. Den Vorwurf, dass dieses Thema meist zu emotional diskutiert werde, müssen sich die Autoren nach Ansicht der Rezensentin zum großen Teil selbst gefallen lassen. Als Beispiel dafür nennt sie die Frage Georges Charpaks an Umweltschützer, ob sie Beweise dafür hätten, dass es ohne Atomenergie weniger Krebstote gäbe.

© Perlentaucher Medien GmbH