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Rilke hat "das deutsche Gedicht zum ersten Mal vollkommen gemacht", urteilte Robert Musil. Grund genug, Leben und Werk in einem eigenen Handbuch unter die Lupe zu nehmen. Von bleibender Aktualität, skeptisch gegenüber allen einseitig rationalen, psychologisch-soziologischen Welterklärungen entwirft Rilke ein Menschenbild mit rein poetischen Mitteln. Rilkes Biografie, seine Beziehungen z.B. zur russischen Literatur und den Dichterinnen Marina Zwetajewa und Anna Achmatova, zur Psychoanalyse und zu anderen Künsten erschließen das Schaffen in allen Schattierungen.

Produktbeschreibung
Rilke hat "das deutsche Gedicht zum ersten Mal vollkommen gemacht", urteilte Robert Musil. Grund genug, Leben und Werk in einem eigenen Handbuch unter die Lupe zu nehmen. Von bleibender Aktualität, skeptisch gegenüber allen einseitig rationalen, psychologisch-soziologischen Welterklärungen entwirft Rilke ein Menschenbild mit rein poetischen Mitteln. Rilkes Biografie, seine Beziehungen z.B. zur russischen Literatur und den Dichterinnen Marina Zwetajewa und Anna Achmatova, zur Psychoanalyse und zu anderen Künsten erschließen das Schaffen in allen Schattierungen.
Autorenporträt
Manfred Engel, Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken. Veröffentlichungen zur Literatur der Klassik, Romantik und Moderne, zur Romantischen Anthropologie, zur kulturwissenschaftlichen Literaturwissenschaft und zur Kultur- und Literaturgeschichte des Traumes. Mitherausgeber von KulturPoetik. Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft. Bei J.B. Metzler sind erschienen: Rilkes "Duineser Elegien" und die moderne deutsche Lyrik, Der Roman der Goethezeit, Bd. 1: Zwischen Klassik und Frühromantik. 2006-2009 an der Universität Oxford.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2004

Auch Jasagen will gelernt sein
Jenseits der Erbauung: Ein Rilke-Handbuch bietet Fakten

Wie an kaum einem anderen Dichter der Moderne läßt sich an Rilke studieren, welche fatalen Konsequenzen es haben kann, wenn das Selbstbild eines Autors zum Leitfaden für das Werkverständnis wird. Daß Rilke sich in anmaßender Bescheidenheit nicht als originären Schöpfer, sondern als seherisches Medium begriffen hat, ist bekannt und macht die Lektüre seiner Briefe mitunter schwer erträglich. An der erbaulichen Funktion von Kunst, die er im Titel seines 1905 veröffentlichten "Stunden-Buchs" emphatisch für sich reklamierte, hat Rilke nie gezweifelt. In einer Zeit, da Dunkelheit, Negativität und Destruktion zu Merkmalen ästhetischer Modernität avancierten, pries er die "Bejahung", das "Rühmen" und die bedingungslose Affirmation des Daseins.

Welche künstlerische Praxis mit diesem Selbstverständnis einhergeht, ob sich krisenhafte historische Erfahrungen dahinter verbergen könnten, all das wurde lange Zeit nicht gefragt. Die Rilke-Forschung spaltete sich schon früh in Hagiographen und Verächter. Eine phänomenologische Richtung, die den Autor in Anschluß an Heidegger als Sänger des "Eigentlichen" verklärte, stand marxistischen Ideologiekritikern wie Reinhold Grimm und Egon Schwarz gegenüber, die Rilkes Ästhetisierung der Armut und das existentialistische Geraune seiner Verse geißelten. Vermittlungsversuche waren eher selten. Allein die Studien von Ulrich Fülleborn und Manfred Engel über die Modernität von Rilkes Spätwerk schufen seit den sechziger Jahren die Basis für ein weniger aufgeregtes Rilke-Verständnis.

An diese Vorarbeiten, zu deren Erträgen die von den beiden Forschern edierte Werkausgabe im Insel-Verlag gehört, schließt das neue Rilke-Handbuch an. Es führt die Tradition von Metzlers Autoren-Handbüchern fort, jedes Kapitel von einem anderen Autor verfassen zu lassen, so daß eine vielschichtige Gesamtschau entsteht. Hermeneutische Wagnisse läßt dieses Vorhaben, das auf Bündelung und Prüfung des Forschungsbestands zielt, kaum erwarten. Wohl aber verspricht es, zwischen haltbaren und unhaltbaren Positionen zu unterscheiden und dem Außenstehenden, der sich ein Weg durch Rilkes OEuvre bahnen möchte, Umwege über verödetes Gebiet zu ersparen.

Der von Manfred Engel herausgegebene Band wird diesen Erwartungen vorbildlich gerecht. Zwar erweist sich das Verfahren, Rilkes Bezug auf verschiedene "Kulturräume" wie Ägypten, Frankreich und Italien herauszuarbeiten, als wenig ergiebig, zumal die relevanten Erkenntnisse dieses Abschnitts in anderen Kapiteln wiederholt werden. Die Betonung der "Interkulturalität" des Autors dürfte sich eher einer germanistischen Mode als der Logik seines Werks verdanken. Mitunter ergeben sich aber dennoch erhellende Klarstellungen. Dorothea Lauterbach rückt Rilkes Begeisterung für Cézanne in den Kontext seiner Kritik an Baudelaire, dem Rilke vorwarf, das Häßliche zu verabsolutieren, statt es im Modus ästhetischer Reflexion seiner Negativität zu entheben. Antje Büssgen deutet Rilkes Poetik des "Sehen-Lernens" als Reaktion auf eine "Krise der Anschauung", die sich um 1900 komplementär zur vielberufenen "Sprachkrise" diagnostizieren lasse. So wird die Dialektik von Restauration und Erneuerung, die Rilkes Werk prägt, deutlicher als bisher in den Vordergrund gestellt und seine Poetik des "Jasagens" als Resultat eines verzweifelten Anschreibens gegen die Negativität verständlich.

Der Gang durch Rilkes literarische Produktion macht deutlich, daß die These einer geradlinigen Entwicklung vom epigonalen Frühwerk zur späten "Reife" in dieser Form nicht haltbar ist. Schon in Rilkes Pariser Zeit finden sich Gedichte, die auf die "Sonette an Orpheus" vorausweisen, während noch in Rilkes späten Jahren Verse entstehen, die der Poetik des "Dinggedichts" verpflichtet sind. Bernard Dieterle zeigt an den "Geschichten vom lieben Gott" und der Groteske "Frau Blahas Magd", daß auch Rilkes Prosa jenseits des "Malte"-Romans Beachtung verdient. Wolfgang Müller liefert eine Lektüre der "Neuen Gedichte", die Rilkes "Dinglyrik" als Versuch "ikonischen" Sprechens interpretiert. Anthony Stephens deutet die "Duineser Elegien" vor dem Hintergrund der ex negativo präsenten Kriegserfahrung und bindet sie an jenen historischen Horizont zurück, über den sie in den Augen der Rilke-Gemeinde erhaben sein sollen.

Über welchen Aspekt von Rilkes Schaffen der Leser sich auch informieren möchte, er kann sicher sein, daß das Handbuch auf jeweils höchstem Niveau Auskunft gibt. Allein der letzte Teil der Trias "Leben - Werk - Wirkung" kommt wesentlich zu kurz. Rilkes Wirkung etwa auf Marina Zwetajewa, Paul Celan und die französische Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts zu ermessen bleibt weiter ein Desiderat der Forschung.

MAGNUS KLAUE.

"Rilke-Handbuch". Leben - Werk - Wirkung. Hrsg. von Manfred Engel. Metzler Verlag, Stuttgart/Weimar 2004. 570 S., geb., 64,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der Band, von einem der führenden Rilke-Philologen und -Interpreten organisiert und herausgegeben, präsentiert Geschichte und Stand der Forschung übersichtlich und leicht zugänglich." - Germanistik

"Herausgegeben vom Editor der kommentierten Werkausgabe in vier Bänden (1996) stellt es ein gediegenes Produkt philologischen Fleißes dar und bietet eine unverzichtbare Orientierungshilfe zum derzeitigen Stand der Forschung." - Stifter Jahrbuch

"Dieses Rilke-Handbuch bietet 'Leben - Werk - Wirkung'. Sehr gelungen!" - lehrerbibliothek.de

"Dieses Handbuch erschließt Rilkes Gesamtwerk auf dem Stand der neuesten Forschung und erläutert seine Beziehungen zu anderen Kulturräumen, zu bildender Kunst, Musik, Philosophie und Psychoanalyse." - Literatur-Report.de

"Es führt die Tradition von Metzlers Autoren-Handbüchern fort, jedes Kapitel von einem anderen Autor verfassen zu lassen, so daß eine vielschichtige Gesamtschau entsteht. Hermeneutische Wagnisse läßt dieses Vorhaben, das auf Bündelung und Prüfung des Forschungsbestands zielt, kaum erwarten. Wohl aber verspricht es zwischen haltbaren und unhaltbaren Positionen zu unterscheiden und dem Außenstehenden, der sich durch Rilkes OEuvre bahnen möchte, Umwege über verödetes Gebiet zu ersparen. Der von Manfred Engel herausgegebene Band wird diesen Erwartungen vorbildlich gerecht. Über welchen Aspekt von Rilkes Schaffen der Leser sich auch informieren möchte, er kann sicher sein, daß das Handbuch auf jeweils höchstem Niveau Auskunft gibt." - FAZ

"Wer die kultischen Absperrungen zum inneren Schaffensbezirk durchbrechen will, sollte zu der nüchternen Faktenanalyse des neuen 'Rilke-Handbuches' greifen. Und auch wer über Persönlichkeit und Entwicklung einigermaßen Bescheid zu wissen glaubt, wird sich bereichert fühlen vom Bericht über den kulturellen Horizont..." - WALTHARI

"In der Tradition der Metzler-Handbücher zeichnet sich der Band aus durch Einbeziehungen neuester Forschungen, reichhaltige Literaturnachweise, übersichtliche Gliederung und Gestaltung, ausführliche Register." - ekz

"Manfred Engel, dem der jüngste - ausgesprochen fundierte und gut lesbare - Versuch einer Einordnung Rilkes als Autor der literarischen Moderne zu verdanken ist, bemüht sich, Rilkes Modernität aus seiner kritischen Sicht gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse zu erklären." - literaturkritik.de

"Zurzeit ist so etwas wie eine Rilke-Renaissance zu beobachten. Da ist es zu begrüßen, dass ein Handbuch für Orientierung sorgt. Der Verlag hat neben den Herausgebern noch achtzehn weitere Autoren gewonnen, mit deren Hilfe alle Facetten der Rilkekunde bedacht werden..." - zeitzeichen

"Das Handbuch erschließt Rilkes Gesamtwerk auf dem Stand neuester Forschung, erläutert seine Beziehung zu bildender Kunst, Musik, Philosophie und Psychoanalyse." - GNOSTIKA
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gelungen findet Hans-Albrecht Koch das neue "Rilke-Handbuch". Der umfangreiche, von zahlreichen Autoren erarbeitete Band zieht seiner Einschätzung nach eine Summe der Forschung, "die in vieler Hinsicht für lange Zeit den Ausgang aller weiteren Beschäftigung mit dem Dichter bilden wird". Behandelt werden Leben und Persönlichkeit, Kontakte und Kontexte sowie Dichtungen und Schriften Rilkes. Koch hebt hervor, dass der Band einem "informativen Positivismus" verpflichtet ist, wie er sich für ein derartiges Handbuch gezieme und vom Herausgeber auch bei dessen Mitwirkung an der großen kommentierten Ausgabe der Werke des Dichters gepflegt worden sei. Nichtsdestoweniger weist Koch auch auf die Grenzen eines solchen Handbuchs hin, die für ihn vor allem dort deutlich werden, wo es Literaturbeziehungen behandelt.

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