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Der globale Countdown beschreibt, wie die Globalisierung gezähmt werden kann, welche enorme Kraft dabei die neuen sozialen Bewegungen entfalten und wer die Akteure sind, die sich dem Projekt Weltgesellschaft entgegenstellen. Die Globalisierung hat eine neue Dimension erreicht. Völker und Staaten sind in einer gegenseitigen Abhängigkeit miteinander verbunden, wie es sie noch nie gab. Doch das neue Weltsystem ist bedrohlich instabil: Die Finanzmärkte stehen vor dem Kollaps und bedrohen die Weltwirtschaft mit einer globalen Krise. Der wachsende Energiebedarf provoziert Konflikte um den Zugang zu…mehr

Produktbeschreibung
Der globale Countdown beschreibt, wie die Globalisierung gezähmt werden kann, welche enorme Kraft dabei die neuen sozialen Bewegungen entfalten und wer die Akteure sind, die sich dem Projekt Weltgesellschaft entgegenstellen. Die Globalisierung hat eine neue Dimension erreicht. Völker und Staaten sind in einer gegenseitigen Abhängigkeit miteinander verbunden, wie es sie noch nie gab. Doch das neue Weltsystem ist bedrohlich instabil: Die Finanzmärkte stehen vor dem Kollaps und bedrohen die Weltwirtschaft mit einer globalen Krise. Der wachsende Energiebedarf provoziert Konflikte um den Zugang zu Öl- und Gasreserven. Der Klimawandel bedroht Millionen mit Hunger, Naturkatastrophen und Vertreibung. Weil die Regierungen bei der Regulierung der globalisierten Ökonomie versagt haben, ist zugleich ein unberechenbarer politischer Brandherd entstanden: Die Menschheit teilt sich zusehends in wenige Gewinner und viele Verlierer. In den Wohlstandsstaaten verarmen die Mittelschichten, während die Eliten ihre Einkommen vervielfachen und der Besteuerung entziehen. In den Schwellenländern des Südens findet nur eine Minderheit Anschluss an die globale Verbraucherklasse, Milliarden bleiben von den Früchten der Globalisierung ausgeschlossen. Religiöse Heilslehren und Nationalismus sind auf dem Vormarsch. Und immer mehr Menschen rufen nach wirtschaftlicher Abschottung gegen die neuen Konkurrenten aus Asien und Lateinamerika. So droht erneut, wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ein gewalttätiger Abbruch der Globalisierung durch Handels- und Ressourcenkriege. Die Durchsetzung von mehr Gerechtigkeit wird zur Überlebensfrage für den globalisierten Kapitalismus. Nur wenn Einkommen, Steuern und die Lasten des unvermeidlichen Umbaus der Energieversorgung fair verteilt werden, lassen sich die politischen und wirtschaftlichen Risiken beherrschen. Die globale Vernetzung zwingt den Lenkern in Politik und Wirtschaft eine planetare Perspektive auf. Eine Weltgesellschaft ist im Entstehen, und weltweite Kooperation wird politischer Alltag. Aber reicht die Zeit, um die Weichen richtig zu stellen? Der globale Countdown läuft.
Autorenporträt
Harald Schumann, Jahrgang 1957, Studium Sozialwissenschaften und Landschaftsplanung, Abschluss als Dipl.-Ingenieur. Journalistische Stationen bei tageszeitung, Spiegel und Morgen, 1992-2004 Redakteur im Berliner Büro des Spiegel und Ressortleiter Politik bei Spiegel Online, seit Oktober 2004 Redakteur für besondere Aufgaben beim Tagesspiegel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.08.2008

Dialektik der Globalisierung
Die Probleme der Welt sind groß und klein zugleich

Es gibt drei Möglichkeiten, über Globalisierung zu schreiben: erstens als Streitschrift für oder - zumeist - gegen die Globalisierung (selten erhellend). Zweitens als systematische und einigermaßen neutrale Aufarbeitung des Themas (selten vorliegend) oder drittens als dialektischen Prozess. Die Journalisten Harald Schumann und Christiane Grefe haben sich für die Dialektik entschieden.

Die Probleme der Welt sind groß und klein zugleich. Weshalb? Es kommt darauf an, innerhalb welchen Bezugrahmens man sie betrachtet. Das Problem der weltweiten Armut ist groß gemessen an der Gesamtbevölkerung. Kleiner wird das Problem gemessen am Zustand vor fünfzig oder zehn Jahren. So sind allein von 1999 bis 2004 "rund 135 Millionen Menschen der Armut entkommen", wie die Autoren im letzten Kapitel "Die vergessenen Erfolge der Weltgemeinschaft" schreiben.

Weiter vorne ist dagegen die Dramatik zu Hause. Ohne eine "wirkliche Weltgesellschaft" drohe der Dritte Weltkrieg. Die Gründe für diese Entwicklung "globalisiert in den Abgrund" sind unter anderem Finanzkrise durch unregulierte Investmentgesellschaften, Ungleichverteilung der weltweiten Ressourcen, Klimawandel und Atomkraft. Das Problem ist groß: "Der Mensch steht am Scheideweg" - wann, möchte man einwerfen, stand er dort nicht in den letzten 100 Jahren? -, aber wenig später folgt schon die Entwarnung: "Für alle genannten Probleme gibt es machbare Lösungen" (das Problem ist klein).

Diese Lösungen ließen sich freilich nur durchsetzen, wenn sich den heutigen rund 100 Millionen Mitgliedern der weltweiten Zivilgesellschaft noch viele weitere anschließen. Diese sollten nach Ansicht der beiden Autoren zum Beispiel dafür kämpfen, dass Energie ohne Kohle und Atomkraft auskommt und durch Kraft-Wärme-Kopplungen in dezentralen Heizkraftwerken gewonnen wird. Damit lassen sich 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr einsparen. Richtig. Gleichzeitig würde - und das verschweigen die Autoren - der sonstige Schadstoffausstoß (Stickstoff, Ruß) um einen hohen Faktor vervielfacht.

Außerdem ist fraglich, ob ein Industrieland allein von regenerativen Energien betrieben werden könnte; die frühere grüne Parlamentarische Umwelt-Staatssekretärin Margareta Wolf hält das inzwischen für "Volksverdummung". Der frühere hessische Landesvorsitzende der Grünen, Hubert Kleinert, fordert eine "rationale Atomdebatte". Und der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer (Die Grünen), setzt sich für den Bau eines Kohlekraftwerkes ein. Aber was besagt oder belegt all das? Auch Grüne können irren.

Die beiden Autoren kritisieren zu Recht das "Denken in Lagern, Allianzen und ideologischen Fronten", verzichten aber selbst nicht darauf, von "konservativen Politikern", "konservativen Medien", "konservativen Mittelstandsbankern" oder "neoliberaler Kahlschlagpolitik gegen den Wohlfahrtsstaat" zu sprechen - oft, um einen Argumentationsersatz zu haben oder, dialektisch umgekehrt, gar eine Argumentationsverstärkung: Denn wenn schon der konservative Politiker höhere Löhne verlangt, muss das wohl richtig sein. Dialektik vom Feinsten. Das Buch von Schumann und Grefe ist groß im Vergleich zu vielen anderen Büchern über die Globalisierung; klein ist es im Vergleich zu dem, was man angesichts der Wichtigkeit und Komplexität des Themas erwartet hätte.

JOCHEN ZENTHÖFER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.07.2008

Sachbücher des Monats August
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. ECKARD KLESSMANN: Universitätsmamsellen. Fünf aufgeklärte Frauen zwischen Rokoko, Revolution und Romantik. Eichborn Verlag (Die Andere Bibliothek), 339 Seiten, 32 Euro.
2. JAN PHILIPP REEMTSMA: Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne. Hamburger Edition, 576 Seiten, 30 Euro.
3. JOSEF KOUDELKA: Invasion Prag 1968. Mit Texten von Jiri Hoppe, Jiri Suk, Jaroslav Cuhra. Verlag Schirmer/Mosel, 296 S., 248 Fotos, 49,80 Euro.
4.-5. JOCHEN KÖHLER: Helmuth James Moltke. Geschichte einer Kindheit und Jugend, Rowohlt Verlag, 400 Seiten, 22,90 Euro.
ROLF D. MÜLLER (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 10/1: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945. Die militärische Niederwerfung der deutschen Wehrmacht; Band 10/2: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges. Deutsche Verlags-Anstalt, 986 u. 800 Seiten, je Band 49,80 Euro.
6. SASKIA SASSEN: Das Paradox des Nationalen. Herausgegeben von Ulrich Beck. Übersetzt von Nikolaus Gramm, Suhrkamp Verlag, 735 Seiten, 36,80 Euro.
7.-8. CHRISTIAN LINDER: Der Bahnhof von Finnentrop. Eine Reise ins Carl Schmitt Land. Verlag Matthes & Seitz, 448 Seiten, 34,90 Euro.
HARALD SCHUMANN, CHRISTIANE GREFE: Der globale Countdown. Gerechtigkeit oder Selbstzerstörung. Die Zukunft der Globalisierung. Verlag Kiepenheuer & Witsch, 464 Seiten, 19,95 Euro.
9.-10. WOLF GRUNER: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Hrsg. im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte und des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Band 1: Deutsches Reich 1933 – 1937. Oldenbourg Verlag, 811 Seiten, 59,80 Euro.
PHILIPP GUT: Thomas Manns Idee einer deutschen Kultur. S. Fischer Verlag, 448 Seiten, 22,90 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats August 2008 von Jörg Dieter Kogel: ANDRE MEINUNGER: Sick of Sick? Ein Streifzug durch die Sprache als Antwort auf den „Zwiebelfisch”. Kulturverlag Kadmos, 176 Seiten, 12,80 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Johannes Saltzwedel, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR Kultur)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 30. August.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Der hier rezensierende SPD-Politiker Michael Müller hat Harald Schumanns und Christiane Grefes Buch "Der globale Countdown", das an Schumanns Bestseller "Die Globalisierungsfalle" von 1996 anknüpft, recht positiv aufgenommen. Er bescheinigt den Autoren, die Gefahren der Globalisierung mit einer Fülle von Fakten zu beschreiben, von der Schuldenkrise und der Polarisierung der Gesellschaften über den Klimawandel bis zu den Gefahren globaler Ressourcenkriege und Formen neuer Gewalt. Interessant scheinen Müller die Parallelen, die die Autoren zur Situation vor hundert Jahren bisweilen ziehen. Deutlich wird für ihn zudem die Ambivalenz der globalen Moderne. Die Autoren führten schließlich zahlreiche Wege vor Augen, wie eine soziale und ökologische Weltordnung gelingen kann. Allerdings vermisst Müller hier ein wenig eine "programmatische Leitidee", die den Umbau bündle und erfolgreich mache.

© Perlentaucher Medien GmbH