Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 0,80 €
  • Broschiertes Buch

"Das letzte Mal, als ich mit ihr runter zum Strand fuhr, hatte ich den Bademantel ihres Mannes an. Er war wie ihrer gestreift, nur in braun und mit einer großen Tasche an der Seite, in die ich meine Zigaretten stecken konnte. Wir fuhren die steile, gewundene Straße zwischen den mit hohen Mauern abgeschotteten Villen herunter bis zur Straße, über die inzwischen wie ein Dach der Highway gebaut worden war." Ein junger Maler kommt nach Bangkok und erfährt dort, dass eine Freundin im Sterben liegt. Von seinen Freunden zurückgelassen und durch einen lächerlichen Unfall unbeweglich, versucht er das…mehr

Produktbeschreibung
"Das letzte Mal, als ich mit ihr runter zum Strand fuhr, hatte ich den Bademantel ihres Mannes an. Er war wie ihrer gestreift, nur in braun und mit einer großen Tasche an der Seite, in die ich meine Zigaretten stecken konnte. Wir fuhren die steile, gewundene Straße zwischen den mit hohen Mauern abgeschotteten Villen herunter bis zur Straße, über die inzwischen wie ein Dach der Highway gebaut worden war." Ein junger Maler kommt nach Bangkok und erfährt dort, dass eine Freundin im Sterben liegt. Von seinen Freunden zurückgelassen und durch einen lächerlichen Unfall unbeweglich, versucht er das Unmögliche: Sie mit Hilfe der Erinnerung zu retten. Sven Lager lässt seinen Erzähler kompromisslos und sehr poetisch die verlorene Liebe wiederfinden, auch wenn dieser am Ende den Wettkampf gegen den Tod verliert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der zweite Roman von Sven Lager speist sich aus der Erinnerung des Protagonisten, eines jungen Malers, der durch einen eingegipsten Fuß zur Bewegungsunfähigkeit verurteilt ist und stattdessen seinen Erinnerungs- und Gedankenfluss in Bewegung gesetzt sieht. Der Protagonist erinnert und erinnert sich nicht, genauer gesagt, er wundert sich ob seiner Geschichtsvergessenheit, die damit für Kai Martin Wiegandt zum eigentlichen Thema des Romans wird. Seiner Meinung nach will Lager zeigen, wie zwischen den Generationen der Faden reißt, wenn es keine gemeinsame Geschichte oder zumindest gemeinsame Erinnerung an diese gibt. Das sei dem Autor soweit auch gelungen, meint Wiegandt, empfindet es allerdings als problematisch, dass das Thema der Geschichtsvergessenheit selbst keinen Konflikt zeugt, ein Widerspruch, den es sozusagen in sich trägt. Damit treibe die Geschichte leider an der Oberfläche, kritisiert er, man erfährt viel mehr, als man erfahren möchte, so Wiegandt, dem am Ende nur das Prädikat "langweilig" bei soviel Geschichtsvergessenheit einfällt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.09.2002

Der Federball
Sven Lager liegt „im Gras”
und denkt sich was
Was wäre Sven Lagers zweiter Roman „im Gras” ohne die Erinnerung? Nichts, er besteht ganz aus ihr. Er zehrt von ihrer Kraft, dem Vergangenen, wie unbedeutend und zufällig auch immer es gewesen sein mag, einen Sinn zu geben. Dieser kann bestimmend sein oder dürftig; fehlen wird er nie.
Lager lässt seinen Protagonisten Ben, einen rastlosen jungen Maler, von Monika erzählen, die viel älter ist als er und für ihn die Rolle einer Frau zwischen Freundin und Mutter spielt. Als er noch ein Kind war, hat sie ihn im Arm gehalten, seither hat er sie jeden Sommer in Schweden besucht. Und jetzt, wo er selbst älter ist, als sie es zur Zeit ihres Kennenlernens war, erfährt er während eines Urlaubs in Bangkok, dass Monica im Sterben liegt. Wenig später tritt er in eine Scherbe und wird eingegipst. Ein banaler Unfall mit unerwarteten Folgen.
Der Unfall hält Ben fest und gießt die Zeit über ihm aus. Die Forderungen des Augenblicks hören auf, weil die Augenblicke aufhören und aus Minuten wieder Stunden werden. Ben erinnert sich an Monica, die in einer Zeit gelebt hat, die an ihm – damals noch Kind – fast ganz vorbeigegangen ist. Benno Ohnesorg, die RAF und der Schah in der Oper, das sind Dinge, die er in hilfloser Bewunderung für das politische Engagement der 68er nur abspulen kann. Er sagt von sich: „Ich kann nur mit einer Idolisierung und Vernachlässigung dienen, mit der meine und die folgenden Generationen die Geschichte für sich abbilden.” Zeuge soll er sein, Ankläger und Angeklagter, und er ist es auf um so vollkommenere Weise, je ausschweifender er von seinem Alltagstrott erzählt.
Geschichtsvergessenheit und Tod sind keine Themen der Oberfläche. In ihnen gibt sich Lager ein Versprechen der Tiefe, und er wird ihm gerecht, insofern er zeigt, wie das Zerreißen des Fadens zwischen den Generationen mit einem Verlust von Geschichte einhergeht und umgekehrt. So findet man zwar das Leichtgewichtige, das Lagers ersten Roman „Phosphor” kennzeichnete, auch in „im Gras” wieder, doch ist es hier zum Problem geworden.
Was für eine Geschichte könnte sich daraus entwickeln? Daran denkt Lager nicht. Die Geschichtsvergessenheit wird von seinem Protagonisten als Problem benannt, zeugt aber keinen Konflikt. Statt dessen wird reichlich reflektiert, und der Rest ist Beschreibung: wie das und jenes mal dann und dort passiert ist. Das ist kein Fehler, sondern nur eine Entscheidung. Sie hat zur Folge, dass Bens Rede zwischen einem Essay über die Erinnerung und der Erinnerung an sein Leben mit den Freundinnen x, y, z schwankt, über die man am Ende mehr weiß, als sie einen interessieren. Aber das gehört dazu. Geschichtsvergessenheit erzählt Geschichtchen, die man früher oder später nicht mehr hören will. Da ist es nur konsequent, dass Monica bald nur noch sporadisch auftaucht. Sie ist tot, bevor sie gestorben ist, und mit ihr die Geschichte jenseits von Geschichten über Geburtstagspartys, Federballspielen und kleine Streitereien hinter geschlossener Zimmertür. Die Unzulänglichkeit biedermeierlicher Zweisamkeitsidyllen und die Ärmlichkeit des Sinns, der in ihnen liegt, führt Lager in ihrer prägnantesten, aber auch leserunfreundlichsten Form vor – der Langeweile.
KAI MARTIN WIEGANDT
SVEN LAGER: im Gras. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002. 233 Seiten, 8,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
"Ein Typ, der denkt und denkt, dabei nie langweilig ist oder in flaches Zeitgesülze verfällt, weil Sven Lager nämlich schreiben kann und einen Glücksfall darstellt für alle, die temporeiche moderne Bücher mögen und deshalb meist auf Bücher aus dem englischsprachigen Raum zurückgreifen." (Jlfrontpage.de) "Es tut gut, einer Stimme zuzuhören, die auch etwas zu erzählen hat." (Spiegel Online)