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Engagiert, aber ohne erhobenen Zeigefinger: ein Plädoyer für die Verantwortung des Einzelnen.
Christiane Paul ist richtig wütend - weil die Regierungen dieser Welt anscheinend nicht willens sind, die großen ökologischen Fragen konsequent anzugehen. »Hallo, aufwachen!«, würde sie den Politikern gerne zurufen. Aber sie findet auch, dass jeder Einzelne Verantwortung übernehmen muss. Sehr engagiert und zugleich selbstironisch erzählt sie von ihrem Versuch, das Leben ihrer Familie so umwelt- und klimaverträglich wie möglich zu gestalten.
Für Umweltschutz hat sich Christiane Paul schon als
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Produktbeschreibung
Engagiert, aber ohne erhobenen Zeigefinger: ein Plädoyer für die Verantwortung des Einzelnen.
Christiane Paul ist richtig wütend - weil die Regierungen dieser Welt anscheinend nicht willens sind, die großen ökologischen Fragen konsequent anzugehen. »Hallo, aufwachen!«, würde sie den Politikern gerne zurufen. Aber sie findet auch, dass jeder Einzelne Verantwortung übernehmen muss. Sehr engagiert und zugleich selbstironisch erzählt sie von ihrem Versuch, das Leben ihrer Familie so umwelt- und klimaverträglich wie möglich zu gestalten.
Für Umweltschutz hat sich Christiane Paul schon als Jugendliche interessiert. Aber seit sie Kinder hat, ist ihr die Bedrohung unseres Planeten durch den Klimawandel noch stärker bewusst. Dass wir uns von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden müssen, weiß sie, aber was heißt das konkret? Christiane Paul berichtet von ihren Anstrengungen, ihren Lebensstil von der Ernährung bis zur Mobilität umweltfreundlich zu gestalten. Sie streitet sich mit Promiwirten über die Frage, ob Heizpilze sein müssen, diskutiert mit dem New Yorker Literaturstar und Vegetarier Jonathan Safran Foer, ob ihre Kinder kein Fleisch mehr essen sollen, befragt Ernährungsberater, Klimawissenschaftler und Politiker. Sie merkt, wie schnell man als berufstätige Mutter mit zwei kleinen Kindern an die eigenen Grenzen kommt und wie leicht man anderen mit Bekehrungsversuchen auf die Nerven geht. Doch auch wenn das ökologisch korrekte Leben manchmal reichlich mühsam ist, will sie mit ihrem Verhalten ansteckend wirken - damit sich alle für eine globale Zukunft engagieren.
Autorenporträt
Christiane Paul, geb. 1974 in Berlin, hatte ihren großen Durchbruch mit Deutschfieber von Niklaus Schilling und hat seitdem in diversen deutschen Kino- und Fernsehproduktionen mitgewirkt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2011

Man kann die Augen nicht mehr zumachen

Eine Art Kursbuch für konkretes ökologisches Umdenken: Christiane Paul hat Gespräche mit Fachleuten geführt, die den Umweltschutz nicht als Gesinnungsthema angehen, sondern als Prüfung von Argument und Gegenargument.

Die Feinde der ökologischen Gesellschaft nehmen kein Blatt vor den Mund. So warnt Pascal Bruckner, einer der Chefdenker der "Nouvelle Philosophie", in seinem neuen Buch vor den Untergangspropheten der "grünen Khmer" und erklärt: "Die Freunde der Natur sind die Feinde der Menschheit"; er stört sich daran, dass man seiner Tochter in der Schule beibringt, beim Zähneputzen nicht permanent den Wasserhahn laufen zu lassen, und hält es für eine moralische Anmaßung, wenn aus Umweltgründen um Einschränkung bei Flugreisen und Autofahrten geworben wird (F.A.Z. vom 7. Oktober). Und auch Peter Sloterdijk schöpft das polemische Potential einer antiökologischen Proklamation aus, wenn er neuerdings vom "klimatischen Sozialismus" der grünen Verzichtsprediger spricht und mit großem Zugriff fürchtet, dass das 21. Jahrhundert "als ein Jahrmarkt der Erlösereitelkeiten in die Geschichte eingehen wird, an dessen Ende sich die Menschen nach Erlösung von der Erlösung und Rettung von den Rettern sehnen werden".

Auf dem anderen Ufer des Kulturkampfs ums richtige Umweltbild hat sich die Schauspielerin Christiane Paul mit einer Art Kursbuch für konkretes ökologisches Umdenken in Stellung gebracht. Hier werden wegweisende Texte einer Wahrnehmungsänderung bereitgestellt: Gespräche mit dem Schriftsteller Jonathan Safran Foer über dessen Buch "Tiere essen", mit dem Klimawissenschaftler Anders Levermann, mit der Ernährungsmedizinerin Ute Gola, mit Boris Palmer, dem grünen Bürgermeister Tübingens, mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer, der zur Klimadebatte das Buch "Das Ende der Welt, wie wir sie kannten" schrieb, sowie mit dem britischen Journalisten Leo Hickman, der unter der Überschrift "Fast nackt" sein Selbstexperiment beschrieb, ein Jahr lang "ethisch korrekt" zu leben.

Hickmans Genre führt Christiane Paul mit ihren eigenen Erfahrungen fort, nicht etwa als gesellschaftliche Aussteigerin, sondern als Schauspielerin und Mutter ökologisch bewusst zu leben und dafür mit wechselndem Erfolg den Aufwand in Kauf zu nehmen, den Kindern entsprechende Mahlzeiten zu bereiten. Schnell wird klar, dass es sich hier nicht um das typische Promi-Buch zur guten Sache handelt, sondern ein Lebensfaden aufgenommen wird, den Christiane Paul schon als Jugendliche in ihrer DDR-Zeit und später als Ärztin verfolgte. Dass sie zu diesem Thema nun gemeinsam mit dem taz-Journalisten Peter Unfried ein Buch gemacht hat, gehört gleichsam zum aktionistischen Moment eines ökologischen Konzepts, das Hickman ihr mit den Worten erklärt: "Das Wichtigste ist ein philosophischer Wechsel, wie ich die Welt und die Menschen sehe. Es geht da nicht nur um die Reduzierung von Kohlendioxid. Das ist wichtig, aber worum es vor allem auch geht: herauszufinden, ob man seine Einstellung gegenüber bestimmten Dingen und Haltungen verändern kann."

So liest man - und das ist das eigentlich Fesselnde an dieser Lektüre - Christiane Pauls Selbstexperiment als eine Probe auf die Freiheit. Methodisch wird von der Autorin vor allem Harald Welzer in Anspruch genommen, seine Umdeutung des Verzichtsbegriffs: "Harald Welzer sagt: Die Sorge, man müsste für ein umweltfreundlicheres Leben auf so vieles ,verzichten', sei letztlich eine Frage der Perspektive. Wir machen uns zu wenig klar, worauf wir derzeit alles verzichten: etwa auf Städte, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Dafür orientieren sie sich an den Bedürfnissen von Autos. Überspitzt gesagt: Wir verzichten generell auf Teile unserer Zukunft und der unserer Kinder - und haben Angst, auf diesen Verzicht verzichten zu müssen." Wie lassen sich Verhaltensroutinen, Gewohnheitsformate und Rituale problematisieren, die den Individuen Zwänge und Verzichtsleistungen auferlegen, die aber keineswegs als Zwang oder Verzicht empfunden werden? Wie, so fragt Christiane Paul, kann es gelingen, über derart eingelebte Verzichtsleistungen nicht länger hinwegzuleben?

Das fragt sie auch Jonathan Foer, dessen Buch über die Qualen der Massentierhaltung sie nicht die Kraft hatte, zu Ende zu lesen. "Foer öffnet einem nicht die Augen. Er hält einem die offenen Augen so auf, dass man sie nicht mehr schließen kann. Es gibt einen Begriff in der Medizin: Ektropieren. Dabei zieht man den Patienten mit einem Stäbchen oder Lidhalter die Lider hoch und runter, um sie untersuchen zu können. Man kann das Auge dann nicht schließen, selbst wenn man möchte. So empfinde ich das, was Foer tut: Man kann die Augen nicht mehr zumachen, man kann es nicht mehr verdrängen." Pauls Anliegen beim Thema Vegetarismus ist ein doppeltes: es im Sinne Foers einerseits aus der rigoristischen Ecke zu holen, ihm den sektiererischen Ungeist auszutreiben; anderseits die Verbindung zwischen der gequälten Kreatur im Mastbetrieb und dem Stück Steak auf dem Teller sinnfällig werden zu lassen, statt in die Abstraktion einer globalen Verwertungskette auszuweichen. Das heißt im Ergebnis: weniger Fleisch essen, statt überhaupt kein Fleisch mehr anzurühren. "Für mich persönlich heißt das nach dem Rat der Ernährungsberaterin Ute Gola: 500 Gramm die Woche, maximal 25 Kilo im Jahr, das ist weniger als ein Drittel des derzeitigen deutschen Durchschnitts."

Dabei wird die Ökologie nicht als Gesinnungsthema angegangen, sondern als eine Prüfung von Argument und Gegenargument. Dass sie nicht etwa grundsätzlich dagegen ist, Tiere zum Verzehr zu töten, macht Christiane Paul mit folgender Episode klar: "Ich habe als Kind Karpfen getötet. Mit der Hand. Genauer gesagt: mit dem Fleischklopfer. Den Fisch habe ich mit meinem Vater oder oft auch allein im Fischladen in Wilhelmsruh gekauft. Dort gab es ein kleines Becken, in dem sie schwammen. Ich konnte meist schon an ihrer Größe erkennen, wie viel sie kosten würden, ob nun fünf oder sechs Mark. Vor dem Einwickeln schlug der Fischverkäufer einmal kräftig auf den Kopf des Fisches. Zu Hause zappelte er aber oft noch nach. Und dann schlug ich durch das Zeitungspapier noch mal drauf." Eine Tradition der Familie, die die Autorin auch heute noch beibehalten möchte: "Zuchtkarpfen gelten im Gegensatz zu Wildkarpfen nicht als gefährdete Fischart."

Dieses Öko-Buch ist in einem Stil gehalten, der mit einer apodiktischen Rettet-die-Erde-Schrift nichts zu tun hat. Eher skrupulös werden die Aporien des Themas bedacht: Ist eine effektive Zivilisationsumkehr nicht nur auf dem Wege einer Diktatur oder einer Katastrophe zu haben? Verschärft der ökologische Imperativ die soziale Ungleichheit? Ob es um Veränderungen bei Energie, Mobilität oder Fleischkonsum geht: von Glücks- oder Erlösungsversprechen keine Spur. Glück sei erstrebenswert, schreibt Christiane Paul trocken, aber Glück könne nicht der alleinige Sinn des Lebens sein. Wie es überhaupt nur darum gehen könne, das Rationale in den Griff zu bekommen. Deshalb ihr Buch.

CHRISTIAN GEYER

Christiane Paul: "Das Leben ist eine Öko-Baustelle". Mein Versuch, ökologisch bewusst zu leben.

Ludwig Verlag, München 2011. 288 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

All denjenigen, die die Angst vor Rettet-die-Erde-Schriften packt, empfiehlt Christian Geyer das Buch der Schauspielerin Christiane Paul. Entwarnung kommt auch: Nicht das übliche Promi-Buch, versichert er, hat Paul verfasst, sondern eine Art Kursbuch für ökologisches Umdenken, das nicht Verzicht predigt, sondern das Nachdenken über Verzicht als echte Chance auf die Freiheit. Dazu sucht die Autorin das Gespräch mit Leuten wie Jonathan Safran-Foer, Ernährungsmedizinern, Sozialpsychologen und Journalisten. Heraus kommt laut Geyer ein Buch, das Ökologie nicht als Gesinnung verkauft, eher als Argumentation, die auch die Aporien des Themas nicht ausklammert.

© Perlentaucher Medien GmbH