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Ein Plädoyer für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem, was Menschen können und für eine Ethik, die vor den komplexen Problemen nicht abdankt.

Produktbeschreibung
Ein Plädoyer für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem, was Menschen können und für eine Ethik, die vor den komplexen Problemen nicht abdankt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2001

Beleg für die
Kraft des Fiktiven
DIETMAR MIETH: Die Diktatur der Gene. Biotechnik zwischen Machbarkeit und Menschenwürde, Herder Verlag, Freiburg 2001. 155 Seiten, 16,90 Mark.
Der katholische Ethik-Professor Dietmar Mieth aus Tübingen hat ein Plädoyer geschrieben und keinen Sachtext. Solche Plädoyers haben oft den Zweck, Gleichgesinnte zu versammeln. Trotzdem ist das Taschenbuch lesenswert auch für jene, die sich nicht hinter dem Gentechnik-Kritiker versammeln wollen. Mieth ist ein ausgewiesener Fachmann und beschäftigte sich schon mit Gentechnik, als die meisten Philosophen und Theologen noch keinen blassen Schimmer von Stammzellen, Klonen, PID hatten. Und er gehört zum Reform-Flügel seiner Kirche, ist also unverdächtig, die Stimme seines Herrn in Rom zu sein. Nicht nur die Unterordnung des Moralischen unter das Machbare gefährde den ethischen Diskurs – auch die Einordnung aller Dinge in ein starres Moralgebäude, sagt er in Richtung Vatikan.
In der Gentechnik, schreibt Mieth, droht der Glaube an die normative Kraft des Faktischen durch die „normative Kraft des Fiktiven” abgelöst zu werden. Die Folge: Um vager Versprechen willen soll ein Bereich dereguliert werden, in dem strengste Regeln herrschen sollten – der Bereich des menschlichen Lebens. Mieth stößt sich an Formulierungen wie „therapeutisches Klonen”, die verschleierten, dass es eigentlich um die Tötung von Embryonen im frühen Stadium gehe. Am Ende steht für ihn das „Dogma von der mittelbaren Schöpfung” – nicht mehr Gott gilt als Schöpfer allen Seins, er hat den Menschen bloß das Material zur Verfügung gestellt, mit dem sie nun tun dürfen, was sie wollen.
Im Ergebnis kommt Mieth zum gleichen Ergebnis wie seine katholischen und die meisten evangelischen Ethiker: Jede „embryonenverbrauchende” Forschung und Therapie verstößt gegen die Menschenwürde, die auch der Frühform des menschlichen Lebens zukommt. Interessant ist aber der Weg des Autors, der nicht der traditionell-katholisch naturrechtliche ist: Sein Modelle heißen „autonome Moral” und „anwendungsbezogene Ethik”. Um ihrer selbst willen soll eine Gesellschaft genau abwägen, wohin Forschung und Technik gehen sollen. Um ihrer selbst willen darf sie einen Bereich nicht der Ökonomisierung ausliefern, der sich ökonomischen Kriterien entzieht. Womit der Tübinger Theologe nah an der globalisierungskritischen Linken ist. Und doch wieder ganz nah an seinem Papst.
MATTHIAS DROBINSKI
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit seinen Thesen zur "autonomen Moral" sieht Matthias Drobinski den Autor in ungewöhnlicher Nähe zu Globalisierungskritikern auf der einen und zum Papst auf der anderen Seite. Der katholische Ethik-Professor hat ein lesenswertes Buch "nicht nur für Gleichgesinnte" geschrieben, meint der Rezensent. Der Autor spreche sich zwar gegen die "Einordnung aller Dinge in ein starres Moralgebäude" aus, dennoch sollten für den Schutz des menschlichen Lebens strenge Regeln aufgestellt werden. Der Autor spricht sich außerdem vehement gegen Deregulierung "um vager Versprechen willen" aus.

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