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Gute Mütter, schlechte Mütter, Rabenmütter? Wir wollten die Kinder, die Kinder nicht uns, also schulden wir ihnen Liebe, Verantwortung und Pflege. Dass aushäusige Betreuungsformen fehlen, ist unstrittig - wie sie beschaffen sein sollten wird freilich in der gesamten Krippendiskussion vernachlässigt. Christine Brinck liefert wichtige Impulse für eine Diskussion, die unsere ganze Aufmerksamkeit braucht, denn: Letztlich geht es nicht um die Mütter, es geht um die Kinder.

Produktbeschreibung
Gute Mütter, schlechte Mütter, Rabenmütter? Wir wollten die Kinder, die Kinder nicht uns, also schulden wir ihnen Liebe, Verantwortung und Pflege. Dass aushäusige Betreuungsformen fehlen, ist unstrittig - wie sie beschaffen sein sollten wird freilich in der gesamten Krippendiskussion vernachlässigt. Christine Brinck liefert wichtige Impulse für eine Diskussion, die unsere ganze Aufmerksamkeit braucht, denn: Letztlich geht es nicht um die Mütter, es geht um die Kinder.
Autorenporträt
Christine Brinck wuchs in der DDR auf. Nach der Flucht ihrer Familie in den Westen ging sie aufs Gymnasium und studierte später Anglistik, Linguistik und Vergleichende Hochschulforschung in Hamburg. Heute arbeitet sie als freie Journalistin für DIE ZEIT, die FAS, die SZ. Sie sitzt im Beirat der START Stiftung und des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks. Die Übersetzerin von Art Spiegelmans Maus ist Heraus - geberin und Autorin mehrerer Bücher und lehrt an der Hamburg Media School. Sie ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in München und Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2008

Kinder zuerst! Mütter zuerst!
Krippen-Krieg: Eine Abrechnung und eine Friedensinitiative
Es gibt Weltkriege, Bürgerkriege und Unabhängigkeitskriege. Es gibt Partisanen- und Guerillakriege. Und immer gibt es Leid und Tod. 1000 Tote pro Jahr: Das wird allgemein als Indikator dafür angesehen, dass sich ein bewaffneter Konflikt zum „Krieg” gesteigert hat. Ist es vor diesem Hintergrund berechtigt (auch wenn der Krieg seiner Wortgeschichte nach tatsächlich „Streit”, „Wettkampf” meint), nun auch noch die „Mütterkriege” auszurufen – wie das die Journalistin und Erziehungswissenschaftlerin Christine Brinck mit ihrem Buch „Mütterkriege” macht?
Wer all die lautstark ausgetragenen Debatten zum Ausbau der Krippenplätze, Kindergärten und Ganztagsschulen verfolgt; wer dem Streit um die sich nur unter Ächzen und Stöhnen wandelnden Mütter- und Väterrollen in der Gesellschaft lauscht; wer immer wieder auf ein angebliches Mütter-Utopia der Moderne namens Frankreich hingewiesen wird, in dem es Millionen von hinreißend jungen und glänzend ausgebildeten Managerinnen geben muss, von denen eine jede mindestens vier großartig fremdbetreute Kinder hat . . . wer all dies – atemlos – tagtäglich zur Kenntnis nehmen muss, während sich der Albtraum von der kinderlosen Senioren-Gesellschaft schon bereitmacht, der erkennt durchaus einen Antagonismus in der Gesellschaft.
Ein kräftezerrender Konflikt ist das, in dem Territorien verteidigt, Gelder erobert und politische Mehrheiten gebildet werden. Ein Krieg ist es nicht, wohl aber ein gewaltiger Dissens, der uns noch auf Jahre hin beschäftigen wird. Dies hat Christine Brinck im Blick, allerdings nicht, um an dieser Front „Rabenmütter” gegen „gute Mütter” in Stellung zu bringen. Es geht ihr nicht darum, Leute, die Kinderkrippen fordern, gegen solche Menschen auszuspielen, die die häusliche Erziehung bevorzugen. Es geht ihr vielmehr darum, auf die möglichen Opfer des Konflikts hinzuweisen, sozusagen auf die Kollateralschäden. Es sind womöglich diejenigen, die sich am wenigsten wehren können: Kleinkinder.
Ist es gut, sie betreuen zu lassen, damit die Väter und Mütter sich gemeinsam ums Bruttosozialprodukt verdient machen können? Wären sie daheim besser aufgehoben als in jenen Stätten, die jetzt hunderttausendfach entstehen sollen? Das sind Fragen, denen man sich eher behutsam nähern muss. Und Christine Brincks klug, hintergründig und anschaulich verfasstes Buch ist in der Tat so etwas wie eine Friedensinitiative, die geeignet ist, den Emotionen und schnellen Meinungen mit Wissen und durchdachten Haltungen entgegenzutreten.
„Was Mütter wollen, wissen wir, doch ist das auch das Beste für Babys und Kleinkinder?” Dieser Frage geht die Autorin mit Umsicht nach – und macht es dem Leser leicht, sich den Ergebnissen der Erziehungswissenschaft oder Kleinkindforschung zu nähern. Auch dann, wenn diese nicht geeignet erscheinen, die jeweilige Position zu stärken. Das Buch, das seine These „Kinder zuerst!” angenehm lakonisch und absolut widerspruchsfrei auch durch ein „Mütter zuerst!” ergänzt, überlässt es also dem Leser, sich bereichern zu lassen von Fakten, Studien, Handreichungen, Ratschlägen oder der Realität der Betroffenen, die im Buch zu Wort kommen. Christine Brinck hat also ein anregendes Buch verfasst.
Böse Reiche, böse Kinderlose
Christa Müller dagegen, „Ehefrau von Oskar Lafontaine”, wie es im Buch an prominenter Stelle heißt, hat zum gleichen Thema und mit ähnlich thetischer Zielsetzung das Gegenteil verfasst. Kein Sachbuch, sondern ein politisches Pamphlet. Und dazu auch eine Abrechnung, die sich schon im zweiten Satz des Vorworts offenbart: „Und am kinderfeindlichsten sind die deutschen Politiker, allen voran die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ursula von der Leyen.” Es ist schade, dass sich das Buch mit dem Titel „Dein Kind will dich” als Politikum versteht. Denn so gehen einige zutreffende Beobachtungen und Überlegungen verloren im Sog einer leider nur klischeeverhafteten Wahlkampfrede, in der es hauptsächlich darum geht, die aktuelle Familienpolitik zu diskreditieren. Besser wäre es, sie zu diskutieren. Sätze wie „Mit dieser Politik wird den Familien nicht geholfen” oder „Wir brauchen in der Familienpolitik ein grundsätzliches Umdenken” durchziehen das Buch und bestimmen den propagandistischen Grundton eines jeden Kapitels.
Dieser Furor degradiert das Buch, in dem sich Lesenswertes fände, zur nervenden, weltfremden Politaktion, der es um die Einführung eines „Erziehungsgehalts” zu Lasten der Bösen in unserem Land geht: zu Lasten der „Besserverdienenden” oder gar „Kinderlosen”. Kein Wunder, dass Christa Müllers Buch im Verlag von Bischof Mixa („Gebärmaschinen”) erschienen ist. Den Kindern wird in solchem Kontext nicht geholfen. Christa Müller glaubt, dass „die Schaffung eines Überangebotes an Krippenplätzen” lediglich den Unternehmen dient, die nun dank arbeitender Mütter „ihre Profite weiter erhöhen können”. Das ist eine absurde Verschwörungstheorie im Dienste Lafontaines – aber nicht im Dienste der Kinder. GERHARD MATZIG
CHRISTINE BRINCK: Mütterkriege – Werden unsere Kinder verstaatlicht? Herder, Freiburg 2007. 224 S., 12,90 Euro.
CHRISTA MÜLLER: Dein Kind will dich. Echte Wahlfreiheit durch Erziehungsgehalt. Verlag Sankt Ulrich, Augsburg 2007. 176 Seiten, 18,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Gerhard Matzig fühlt sich von diesem Buch, das sich mit den gegenwärtigen Konfliktlinien in der Familienpolitik beschäftigt, im positiven Sinne angeregt. Er findet, dass sich die Autorin Christine Brinck ohne Scheuklappen und ideologische Barrieren dem Thema nähert und interessante Forschungsergebnisse zusammenträgt, ohne Rücksicht darauf, ob die ihre "jeweilige Position" stärken oder nicht. Nach Meinung des Rezensenten ist das Buch "klug, hintergründig und anschaulich" und taugt damit als "Friedensinitiative" auf diesem verminten Gelände.

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