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Afrika: Das sind Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten, blutigen Bürgerkriegen und korrupten Regimes. Doch gleichzeitig gehen immer mehr Menschen nach Afrika, um dort zu arbeiten und die Chancen zu nutzen, die der Kontinent ihnen bietet. Wie passt das zusammen? Die Wirtschaft entwickelt sich rasant: Sechs der zehn wachstumsstärksten Länder der Erde liegen in Afrika. Der Kontinent verfügt über zahlreiche Rohstoffe, und die Menschen sind jung und immer besser ausgebildet. China hat das erkannt und investiert mit atemberaubender Geschwindigkeit in die dortige Infrastruktur. Wir müssen uns…mehr

Produktbeschreibung
Afrika: Das sind Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten, blutigen Bürgerkriegen und korrupten Regimes. Doch gleichzeitig gehen immer mehr Menschen nach Afrika, um dort zu arbeiten und die Chancen zu nutzen, die der Kontinent ihnen bietet. Wie passt das zusammen? Die Wirtschaft entwickelt sich rasant: Sechs der zehn wachstumsstärksten Länder der Erde liegen in Afrika. Der Kontinent verfügt über zahlreiche Rohstoffe, und die Menschen sind jung und immer besser ausgebildet. China hat das erkannt und investiert mit atemberaubender Geschwindigkeit in die dortige Infrastruktur. Wir müssen uns anstrengen, wenn wir die Chancen des Afrika-Booms nicht verschlafen wollen - sonst werden andere sie nutzen.
Autorenporträt
Sieren, Andreas
Andreas Sieren, Jahrgang 1970, lebt seit über zehn Jahren in Afrika, zunächst in Botswana, danach in Südafrika. Er war lange für die UN tätig und arbeitet inzwischen als freier Journalist. Er schreibt für deutsche Medien wie die WirtschaftsWoche, für die südafrikanische Sunday Times und asiatische Zeitungen wie die singapurische Straits Times und den indischen Business Standard.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2015

Im Wettlauf um Afrika
Andreas und Frank Sieren widmen sich mit Verve den großen wirtschaftlichen Verheißungen des Kontinents

Afrika war über Dekaden ein Kontinent der schlechten Nachrichten, der Kriege, Katastrophen, Krankheiten und der Armut. Es sei allerhöchste Zeit, schreiben die Journalisten Andreas und Frank Sieren, sich von diesen Stereotypen zu verabschieden. Europa und nicht zuletzt Deutschland verschliefen nämlich gerade den "Afrika-Boom", den sich vor allem China zunutze mache und mit seinen Investitionen in Infrastruktur und Industrie zugleich kräftig befeuere.

Mit viel Verve suchen die Autoren den Aufstieg Afrikas in die Beletage der Weltwirtschaft und die künftig zentrale Rolle des Kontinents für das globale Wachstum zu belegen; ein Aufstieg, der sich bislang weitgehend ohne den Westen vollziehe. In der Tat: Sechs der zehn derzeit wachstumsstärksten Länder der Erde liegen in Afrika. Und vor allem verfügt der Kontinent nicht nur über zahlreiche Rohstoffe, sondern auch über sechzig Prozent der heute weltweit nicht genutzten Landwirtschaftsflächen. Die wichtigsten "Partner" Afrikas sind neben China vor allem Indien, Brasilien, aber auch Japan.

Das Buch ist nicht zuletzt als eine Art Weckruf für deutsche Unternehmer und Politiker konzipiert, ein verstärktes Engagement in Afrika als unbedingte Notwendigkeit zu erachten. Zu diesem Zweck entfaltet das Autorenduo ein Narrativ, das vor allem die wirtschaftlichen Verheißungen des Kontinents betont. Die Welt könne den Menschen in Afrika inzwischen nicht nur ihre Produkte verkaufen, es lohne sich sogar, dort Produkte herzustellen, dank einer beständig wachsenden kaufkräftigen Mittelschicht. Einst labile Demokratien stabilisierten sich, eine zunehmend selbstbewusste Zivilgesellschaft lasse sich autokratische Herrschaft immer weniger gefallen, der Ausbau der Infrastruktur und die mobile Vernetzung schritten unaufhaltsam voran. Und auch die demographische Entwicklung spiele Afrika in die Hände, denn das hohe Bevölkerungswachstum bedeute immer mehr potentielle Konsumenten. Selbst die Ebola-Epidemie werde den Kontinent allen Unkenrufen zum Trotz nicht mehr zurückwerfen.

Sicher, die Autoren sind nicht so naiv, vollständig die Augen vor den Wunden zu verschließen, die viele Regionen Afrikas weiterhin prägen. Das Kapitel über die "Problemzonen" des Kontinents ist das mit Abstand umfassendste im Buch. Korruption, militärische Konflikte, der islamistische Terrorismus, die noch immer sehr fragilen Bildungs- und Gesundheitssysteme - das sind einige der von den Autoren genannten Stichworte. Des Weiteren verweisen sie auf die sich rasant öffnende Schere zwischen Arm und Reich. Dies ist in ihren Augen freilich nur eine Art notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zur bereits erkennbaren Herausbildung einer breiten Mittelschicht. Hier wie an vielen anderen Stellen ist der Glaube an die Wunderwirkungen des Marktes Vater des Gedankens und lässt gegenwärtige Verwerfungen mit dem Hinweis auf eine bessere Zukunft in einem allzu milden Licht erscheinen.

Eine der großen Herausforderungen für afrikanische Staaten liegt darin, den immer besser ausgebildeten Jugendlichen Arbeitsplätze zu bieten. Daran hapert es bisher jedoch gewaltig. In Nigeria etwa, statistisch gesehen die wichtigste Wirtschaftsmacht Afrikas, entstehen bisher kaum neue Jobs, weder in der Ölförderung oder der Rohstoffausbeute noch in der boomenden Telekommunikationsbranche oder im florierenden Zementsektor.

Wesentlich problematischer, als die Autoren konzedieren, ist überdies die Tatsache, dass Afrika über einen Großteil der global für die Agrarproduktion noch freien Flächen verfügt. "Land grabbing", der oft auf dubiosen rechtlichen Grundlagen vollzogene Landkauf oder die Landpachtung durch ausländische Investoren, verstärkt aus China und den arabischen Staaten, führt zunehmend zur Marginalisierung von afrikanischen Kleinbauern und zu rasch steigenden Lebensmittelpreisen. Allzu vorschnell erscheint auch die Behauptung, der Rassismus gegenüber Afrika "klinge ab". Die wachsende Bedeutung der Süd-Süd-Kooperation etwa geht keineswegs mit dessen Verschwinden einher. Vielmehr mehren sich afrikanische Stimmen, die nun den Rassismus vornehmlich der Chinesen beklagen.

Die Lektüre dieses Buches bestärkt insgesamt den Eindruck, gegenwärtig vollziehe sich ein neuer "Scramble for Africa". Wie im späten neunzehnten Jahrhundert geht es um den Zugang zu Rohstoffen sowie geopolitische Interessen. Heute sind es jedoch vor allem nichtwestliche Staaten, die in diesem "Wettlauf" aktiv sind. Und afrikanische Eliten spielen dabei eine wichtige Rolle. Das rapide wachsende Interesse an Afrika birgt ohne Zweifel beträchtliches Potential für die Stimulierung der Wirtschaft des Kontinents. Zugleich weist der Run auf Afrikas Güter und Konsumenten Kennzeichen eines "wilden Kapitalismus" auf, an dessen Ende es der Mehrheit der Menschen südlich der Sahara noch schlechter gehen könnte als je zuvor. Afrikas Verwandlung vom Krisen- zum Hoffnungskontinent vollzieht sich auf höchst widersprüchliche Weise. Fest steht allein, dass Afrika für den künftigen Gang der Weltgeschichte eine wesentlich wichtigere Rolle spielen wird, als viele es bisher für möglich gehalten haben.

ANDREAS ECKERT.

Andreas Sieren und Frank Sieren: "Der Afrika-Boom". Die große Überraschung des 21. Jahrhunderts.

Carl Hanser Verlag, München 2015. 300 S., geb., 21,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Eckert lernt bei den Journalisten Andreas und Frank Sieren zweierlei: Erstens, dass in Afrika ein enormes Potenzial zur wirtschaftlichen Stimulation schlummert, das gerade von China, Japan und Indien, aber bislang kaum von Deutschland entdeckt wird. Und zweitens, dass diese Perspektive mit allerhand unbeantworteten Fragen verbunden ist. Etwa nach der Marginalisierung von Kleinbauern, nach allzu rücksichtslosem Landgrabbing oder dem Umgang mit den Problemen auf dem Kontinent, Korruption, ethnischen Konflikten, Armut. Ganz so fortschrittsoptimistisch, wie die Autoren es hier ausmalen, scheint Eckert die Sachlage dann doch nicht zu sehen. Dem Aufruf der Autoren zu mehr wirtschaftlichem Engagement täte etwas mehr Sensibilität für die Krisen und Konflikte in Afrika ganz gut, scheint er zu denken.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Andreas und Frank Sieren widmen sich mit Verve den großen wirtschaftlichen Verheißungen des Kontinents [...] Fest steht allein, dass Afrika für den künftigen Gang der Weltgeschichte eine wesentlich wichtigere Rolle spielen wird, als viele es bisher für möglich gehalten haben." Andreas Eckert, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.15

"Die beiden Autoren treffen [..] den Nerv der Zeit." Matthias Müller, Neue Zürcher Zeitung, 05.08.15

"Lesen sollte man dieses Buch [...] unbedingt. Es öffnet nicht nur einen neuen Blick auf Afrika, sondern hinterfragt auch die eingefahrenen (Selbst-)Gewissheiten des Westens und fördert das Verstehen der Perspektive Chinas." Antje Korsmeier, Handelsblatt, 19./20./21.06.15

""Der Afrika- Boom" [ist] ein nützliches Buch, auch für Entwicklungs- und MenschenrechtsaktivistInnen. Denn es deutet mögliche Entwicklungen des Kontinents an, sollte dieser den "chinesischen Weg" einschlagen. Das sollte Motivation genug sein, sich verstärkt mit Afrika zu beschäftigen." Boris Bögli, Amnesty Magazin Schweiz, Juni 2015