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Das älteste Epos Europas und der Ursprungsmythos des Abendlandes in einer neuen, zeitgemäßen Übertragung von Raoul Schrott: Noch nie wurde dem heutigen Leser dieses große Epos vom Troianischen Krieg so nahe gebracht, in einer ebenso kraftvollen wie bildhaften Sprache. Ausgelöst von Paris' Raub der schönen Helena, schildert Homer blutige Schlachten zwischen Griechen und Troianern und erzählt von den Göttern, die den Menschen bei ihrer Selbstzerfleischung zuschauen. Homers Geschichte ist das gleichsam enzyklopädische Monument jener Kultur, von der unsere heutige sich ableitet.

Produktbeschreibung
Das älteste Epos Europas und der Ursprungsmythos des Abendlandes in einer neuen, zeitgemäßen Übertragung von Raoul Schrott: Noch nie wurde dem heutigen Leser dieses große Epos vom Troianischen Krieg so nahe gebracht, in einer ebenso kraftvollen wie bildhaften Sprache. Ausgelöst von Paris' Raub der schönen Helena, schildert Homer blutige Schlachten zwischen Griechen und Troianern und erzählt von den Göttern, die den Menschen bei ihrer Selbstzerfleischung zuschauen. Homers Geschichte ist das gleichsam enzyklopädische Monument jener Kultur, von der unsere heutige sich ableitet.
Autorenporträt
Homer ist der erste namentlich bekannte Dichter der griechischen Antike. Er lebte vermutlich gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. in den von Griechen kolonisierten Gebieten Kleinasiens und gilt als Schöpfer der ältesten Werke der abendländischen Literatur: der Ilias, der Odyssee und der Homerischen Hymnen. Schon in der Antike wurde über Homers Person und Herkunft diskutiert: Smyrna, Athen, Ithaka, Pylos, Kolophon, Argos und Chios beanspruchten, als sein Geburtsort zu gelten. Über sein Leben ist wenig Genaues bekannt. Die ersten sicheren literarischen Zeugen sind Pindar, Heraklit und Simonides. Wahrscheinlich zog er als fahrender Sänger (Rhapsode) von Hof zu Hof und trug seine Lieder und epischen Dichtungen dem adligen Publikum vor. Armut und Blindheit werden ihm zugeschrieben, seine Teilnahme am Sängerkrieg in Chalkis und sein Tod auf Ios bleiben Vermutung.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Dem hat doch zeus ins hirn geschissen!
Raoul Schrott hat die „Ilias” neu übersetzt und sich mit Lust dafür entschieden, sie in unsere Zeit zu holen, statt uns in die ihrige zu bringen. Von „altem Firnis” wollte er das Epos befreien. Er hat neuen Firnis aufgetragen Von Hans-Herbert Räkel
Wie ein Felsbrocken rollt nun die neue „Ilias” von Raoul Schrott in die aufgeregte Debatte um seinen neuen „Homer”. „Von Homer wissen wir nichts”, schreibt er bescheiden in seinem Vorwort zu dem über 600 Seiten starken Buch, um dieses „nichts” dann tröpfchenweise und mit einem Hinweis auf sein im März dieses Jahres erschienene Buch „Homers Heimat - Der Kampf um Troja und seine realen Hintergründe” Lügen zu strafen. Denn natürlich glaubt er fest an jenen griechischen Schreiber in assyrischen Diensten, der im 7. Jahrhundert v.Chr. den alten Sagenstoff um den Trojanischen Krieg aufgriff und mit der altorientalischen Epentradition, vor allem aber auch mit seiner kilikischen Realität verwebte.
Doch noch ehe man dieses Vorwort liest, fällt der Blick auf eine Liste mit dem Titel „Der Autor dankt”: unter anderen dankt er Joachim Latacz „für das Lektorat der ersten Gesänge”, und das ist, wer weiß es nicht? nur scheinbar harmlos, denn gerade wie Agamemnon und Achill in furchtbaren Streit gerieten, nachdem sie doch gemeinsam Troja erobern und die schöne Helena befreien wollten, sind Joachim Latacz und Raoul Schrott in Streit geraten, nachdem sie einträchtig aufgebrochen waren, die schöne Ilias für uns heutige Leser aus dem Stacheldrahtverhau gescheiterter Übersetzungen zu befreien. Dass der Dichter dem Gräzisten seinen Homer wegkapert wie Agamemnon dem Achill seine Beutesklavin Briseïs, das schürt dessen Zorn! Das Publikum findet diesen Kampf vorerst aufregender als den Groll des Achill, zudem man bei diesen Kontrahenten noch nicht wissen kann, ob sie sich je versöhnen werden wie die Helden des Epos! Die publizistischen Waffen sind den von Hephaistos geschmiedeten beinahe ebenbürtig: „eine irrwitzige Fantasterei” sei dieser kilikische Homer, überdies nur aus böser Absicht erfunden, „der verwegene Versuch, die etablierte Altertumswissenschaft zu blamieren” - und mit einem besonders peinlichen Kniff: Wenn man wie dieser Dichter glaubt, sich einfach auf den Text stürzen zu können, „dann ist das Ergebnis Schrott”! Aber auch dieser ist wohlgerüstet: „Die Position von Latacz ist eine ideologische”. Die Sympathie des Publikums fliegt unterdessen dem „Dilettanten” zu, dem David mit seiner blühenden Phantasie und nicht dem Goliath in der Rüstung seiner Gelehrsamkeit.
Raoul Schrotts Einführung „Zur Ilias” enthält aber mehr und Besseres als seine Vorstellungen über Autor, Zeit, Ort und zeitgeschichtliche Vorbilder. In den Abschnitten zu Bühne, Kampf, Gesellschaft und Gabenökonomie skizziert er die uns so fremde Welt der Ilias mit der Willkür ihrer Götter, der Barbarei ihrer opfertiereschlachtenden, männermordenden und frauenraubenden Helden und weckt damit ein distanziertes Verständnis, mit dem wir heute das Werk neu lesen können. Die Abschnitte Sprache und Schrift, Narration, Dramaturgie und Bildlichkeit, Text, Kompositionsweise und Vortrag berühren die wesentlichen literarischen Eigenschaften des Monumentalwerks. Natürlich nehmen diese Ausführungen Bezug auf Schrotts Theorie der Herkunft des Epos, aber wer nicht gleich an den bartlosen Eunuchen auf den Mauern von Karatepe glauben will, darf sich doch von der Entstehung des Epos im Kraftfeld der von Schrott beschriebenen Begegnung von Kulturen ein Bild machen, das dem Leser die genetische und ästhetische Tiefe und Komplexität des Epos deutlich macht und ihm die Voraussetzungen gibt, den Text mit eigenen Augen zu lesen.
Zu diesen Voraussetzungen gehören auch die Zeugnisse aus der unmittelbaren literarischen Umwelt der Ilias, die den Fachleuten zwar seit eh und je bekannt, den Laien aber beinahe so unbekannt geblieben sind wie die apokryphen Evangelien den Frommen: die „Kypria” (die zypriotischen Geschichten, mit der Vorgeschichte der Ereignisse der Ilias) und die „Aithiopis” (die aithiopische Geschichte mit Ereignissen nach Hektors Tod). Raoul Schrott hat seine Ilias durch Inhaltsangaben beider Bruchstücke eingerahmt. Peter Mauritsch hat zum Text einen nützlichen Kommentar und ein Verzeichnis der Figuren geliefert, die kurz und bündig Auskunft über sachliche, sprachliche und kompositorische Fragen geben und die Lektüre erleichtern.
Raoul Schrott hat eine staunenswerte Mühe in seine Nachforschungen zur Ilias und zu Homer gesteckt. Anlass dazu war aber die nicht geringere Mühe der Neuübersetzung des Epos. „Eine kanonische wissenschaftliche Übersetzung, die den vollständigen semantischen Gehalt von Homers Ilias auf deutsch präsentiert, liegt bis heute nicht vor”, schreibt er in der Einleitung „Zu dieser Fassung”. Aber auch wenn es sie geben könnte, dann würde ihr immer noch eine ästhetische Form fehlen und damit jene Stimme, mit der sie zu einem bestimmten Publikum sprechen könnte. Raoul Schrott will keine solche Übersetzung machen. Nach Dichterart fackelt er nicht lange und schlägt sich beherzt auf die Seite derer, die den fremden Text „zu uns herüber” holen, wie Goethe es ausdrückt, nicht aber derer, die „uns zu dem Fremden hinüber” bringen. Für die Verse seiner Vorgänger hat er nur Spott, weil man „erst einmal herausfinden muss, wo bei ihren Versen hinten und vorne ist.” Bei der Überfahrt über den Fluss der Zeit hinweg bleiben sie „regelmäßig an den Sandbänken des 19. Jahrhunderts hängen”. „Schrott befreit das Zeitgemälde dieses Meisterwerks von allem antiquierten Firnis”, sagt der Werbetext. Er mistet in der Tat die Ilias gründlich aus wie einst Herakles die Ställe des Augias. Sogar in der Prosa Wolfgang Schadewaldts hört er noch den Hexameter klopfen, und das „beschneidet wahre Texttreue”. Sein erklärtes Ziel ist es, den „Sinngehalt mit modernen Mitteln wiederzugeben. Das Übersetzen gerät dadurch zu einer Übung im Ersetzen: bei dem die Art, wie etwas von Homer formuliert wurde, durch das substituiert wird, was er sagt und wie er es meint.” Das Ersetzen geht naturgemäß sehr weit, und es ist schwer, ihm überhaupt Grenzen zu setzen. So muss auch Homers typischer parataktische Stil durch „einiges an Fokussierungsarbeit” verwandelt werden, die klischeehaften Beiwörter werden aus ihrer Starrheit in einen dynamischen Ablauf eingebunden: „statt einem schnellfüßigen Achilleus in ... einer Versammlung erscheint hier ein Achilleus, der mit einem schnellen Schritt in sie vortritt.” Die Formelsprache Homers ist zu stilneutral: „Die im Original ... bloß anmodulierte Intention ... arbeitet diese Fassung voll aus. ... Und sie adaptiert die homerische Diktion in einem modernen Duktus, ... der eine weitaus größere Ausdrucksbreite umfasst.”
Wir befinden uns heute in der glücklichen Lage, ein halbes Jahrhundert Übersetzungstheorie überblicken zu kö6önnen und sind mit dem Begriff „Skopos”, also dem Zweck der Übersetzung als entscheidendem Kriterium für ihre Qualität, an einen Punkt gelangt, wo die Theorie wieder allgemeinverständlich wird. Die Ilias durch eine neue Übersetzung wieder in die zeitgenössische deutsche Literatur zurückzuholen und ihr ein paar alte Leserinnen und Leser, vor allem aber viele Jüngere zu gewinnen, die sie noch nicht gelesen haben, ist ein respektabler Zweck, der die Mühe lohnt. Wolfgang Schadewaldt hat kurz vor seinem Tod 1974 in einem ganz kurzen Nachwort zu seiner Ilias fast wie Raoul Schrott gegen den Hexameter argumentiert, ihn auch genau wie Raoul Schrott durch eine zeilengetreue, prosanahe und freirhythmische Form ersetzt und Homers Einfachheit, Sachlichkeit, und Direktheit des Sagens gegen die „Übermalungen” der früheren Übersetzungen ausgespielt. Im Gegensatz zu Schrott hat er aber die Wortstellung respektiert und damit auch die Beiwörter und den Satzbau. Man kann seine Übersetzung neben dem Original lesen, und sie erfüllt bestens auch den Zweck, über Grammatik und Kontruktion der griechischen Verse Auskunft zu geben, ohne pedantisch zu sein. Aber sie mutet dem Deutschen eben deswegen viel Akrobatik zu, so dass man sich durchaus eine weniger respektvolle und flotter lesbare Fassung wünschen darf.
Ganz nach dem Wortlaut des Griechischen schrieb Schadewaldt im 9. Gesang, wo Achilleus das Angebot Agamemnons ablehnt: „Warum aber müssen Krieg führen mit den Troern/ Die Argeier? Und warum hat das Volk gesammelt und hergeführt/ Der Atreus-Sohn? Etwa nicht der Helena wegen, der schönhaarigen?” Das liest sich bei Raoul Schrott schon fließender: „wozu kämpfen wir hier überhaupt?/ wofür hat agamemnon diese armee denn aufgestellt, sind wir / nach Troia gesegelt, wenn nicht helenas schöner haare wegen?
Schrott hat eine Ilias geschrieben, die sich beinahe wie ein Roman liest. Es ist ein Buch, das sich verschenken lässt. Wenn er vieles opfert, was eine Übersetzung aus dem Originaltext herüberholten könnte, so gelingt es ihm doch, die Szenen, die Charaktere, ihren Ernst und ihre Lächerlichkeit, die literarische Raffinesse der Darstellung, die schockierende moralische Indifferenz der Götter und vieles andere mehr lebendig zu machen.
Aber er hätte entschieden radikaler vorgehen dürfen. Denn auch seine freien Rhythmen sind noch keine Prosa. Sie sollen nie gehörte musikalische Genüsse des antiken Hexameters ersetzen. Er hat sich überdies für eine radikale Kleinschreibung entschieden und geizt mit der Zeichensetzung. Das verlangsamt das Lesen, zieht die Aufmerksamkeit vom Inhalt auf die Form, ein frischer Firnis, aber doch Firnis. Auch die griechischen Namen bauen erst einmal ihre Hürden auf, wenn man lernen muss, „o-dys-se-ús” zu lesen. Das sind Ästhetisierungen, der Sprache aufgeklebte Dekorationen, Sand im Getriebe des Lesens.
Das Epos ist immer schon erzählt worden. Es ist prinzipiell archaisch. Das gehört zu seinem literarischen Status. Die Ilias ist es doppelt und dreifach, denn als sie aufgeschrieben war und in Athen vorgetragen wurde, da waren nicht nur die Waffen der Krieger längst veraltet, auch die Sprache des Epos klang uralt, eben „homerisch”. Das ist eine wichtige ästhetische Qualität, eine Bedingung dafür, dass das Epos den Griechen zu einer Geschichte und zu einer kollektiven Identität verhelfen konnte. Zwar lässt sich das nicht ins Deutsche übersetzen, aber Wendungen, die offensichtlich und ausschließlich dem neuesten Umgangston angehören, sind in einer deutschen Ilias hässliche Anachronismen: Im neunten Gesang will Agamemnon heimkehren und versucht, seine Truppen dafür zu gewinnen „... bis dem ... diomédes der kragen platzte”. Achilleus ist trotzig, will von Agamemnon weder Entschädigung noch Rückgabe der ihm weggenommenen Briseïs: „von mir allein holte er sich die frau - soll er sie doch vögeln/ und mit ihr glücklich sein. ... reingelegt hat er mich, mir übel mitgespielt. einmal ist genug – / mich zieht er nicht mehr über den tisch. von mir aus kann er / vor die hunde gehen! dem hat doch zeus ins hirn geschissen!” Hier weist der Kommentator Peter Mauritsch (wie auch sonst gelegentlich) die Leserinnen und Leser darauf hin, dass so etwas nicht im Text steht. Das gilt auch für die gehäuften faulen Sprüche vorher. Wir zweifeln nicht daran, dass Raoul Schrott glaubt, genau das übersetzt zu haben, was Homer meinte. Aber geschrieben hat Homer es dann doch nicht, was immer er gemeint haben mag.
Der Fährmann, der den Homer in unsere Literatur holen will, trägt keine Perücke mehr, dafür schlottern ihm zerschlissene Jeans um die Knie und alle paar hundert Verse bleibt er an den Sandbänken des zwanzigsten Jahrhunderts hängen. Das ist nicht ganz ohne Reiz, aber auf die Dauer es auch wieder ermüdend, den Übersetzer immer wieder im Hintergrund kichern zu hören: „he, hab’ ich das nicht toll gemacht!?”
Seit seiner ersten schriftlichen Fixierung ist das Epos immer wieder in eine sekundäre Mündlichkeit ausgebrochen: in Athen und anderswo lebte es durch den Mund der Rhapsoden, und gerade jetzt ist es im Rundfunk durch den Mund eines großen Schauspielers, Manfred Zapatka, geschickt und diskret inszeniert, erklungen. Auch Raoul Schrott hat selber aus dem Werk vorgelesen. Seine Stimme traut man eher dem blinden Sänger, Zapatkas Verve mehr dem kilikischen Schreiber zu. Obwohl man bedauern kann, dass die Ilias nicht mehr gelesen wird, sollte man in diesem Falle das Hörbuch vorziehen: einige der genannten Mängel sind dort irrelevant, denn man hört weder die Kleinschreibung noch die Verse; über die phonetische Verfremdung der bekannten Namen geht der Rezitator ohnehin souverän hinweg, und Anleihen bei den Redensarten der Umgangssprache fallen weniger auf.
Eine Herkulesarbeit? Gewiss, aber das Übersetzen ist doch noch eher der Arbeit des Sisyphus zu vergleichen. Kaum hat er den Felsbrocken auf den Berg gebracht, da liegt er auch schon wieder unten. Das ist kein Unglück. Hat Albert Camus uns nicht gelehrt, dass wir uns Sisyphus glücklich vorstellen müssen?
Homer
Ilias
Übertragen von Raoul Schrott.
Kommentiert von Peter Mauritsch. Carl Hanser Verlag München 2008.
632 Seiten, 34,90 Euro.
In diesem Falle sollte man das Hörbuch nehmen
Die Figuren des Aphaia-Tempels von Ägina (Glyptothek München) sollen an den Trojanischen Krieg erinnern. Der sterbende Krieger vom Ostgiebel, eines der Meisterwerke der spätarchaischen Kunst Griechenlands, hat es unter die 1000 Kunstwerke aller Regionen und Kulturepochen geschafft, die in einem schwergewichtigen Monumentalband ganzseitig abgebildet und fachkundig beschrieben sind. (30 000 Jahre Kunst, Phaidon Verlag Berlin, 1064 Seiten, 1000 Abb., 49,95 Euro) G.K.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Verglichen und für gut befunden: Rezensent Christian Thomas spürt in Raoul Schrotts Neuübersetzung sofort wieder den "Urknall abendländischer Dichtung" in Homers "Ilias". Die "sorgfältige" Ausgabe enthalte viele zusätzliche Informationen, um sie einem weiteren Leserkreis zugänglich zu machen. Dass der dann Schrotts Thesen zur Verortung von Troja - in die Übersetzung eingeflochten - mitgeliefert bekommt, überrascht den Rezensenten nicht. Die "interpretative Vermittlungsbemühung" Schrotts erkennt Christian Thomas schon am Textbeginn, wo Schrott statt vom altbekannten "Zorn" von "Bitternis" und vom "verfluchten Groll" spricht - eine Nuance nur, die allerdings den Gemütszustand der Griechen präzise trifft, findet der Rezensent. Schrotts Zuspitzungen, das Beutemachen von Frauen auch endlich als Vergewaltigung zu bezeichnen, statt wie in der Übersetzungstradition von "Vereinigen" zu sprechen, kann Thomas nur gut heißen. Dort allerdings, wo der Übersetzer Hektor die Goebbels-Frage nach dem "totalen" Krieg in den Mund legt, banalisiere er singuläre Verbrechen, kritisiert der Rezensent.

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