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Kalendergeschichten, die von Liebe und Tod, Kirche und Glauben, Philosophie und Literatur handeln, von allen ersten und letzten Dingen, die jeder auf seine Weise beantworten und meistern muss. Czeslaw Milosz, der große Schriftsteller und scharfsinnige Diagnostiker beleuchtet in diesen kurzen Geschichten schlaglichtartig jeweils einen Aspekt seines lebenslangen Nachdenkens. Ein Stück polnischer Weltliteratur.

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Produktbeschreibung
Kalendergeschichten, die von Liebe und Tod, Kirche und Glauben, Philosophie und Literatur handeln, von allen ersten und letzten Dingen, die jeder auf seine Weise beantworten und meistern muss. Czeslaw Milosz, der große Schriftsteller und scharfsinnige Diagnostiker beleuchtet in diesen kurzen Geschichten schlaglichtartig jeweils einen Aspekt seines lebenslangen Nachdenkens. Ein Stück polnischer Weltliteratur.
Autorenporträt
Czeslaw Milosz, geboren 1911 in Seteiniai (Litauen), war ein bedeutender Lyriker und Romancier. 1945 - 51 Kulturattache in den USA und Frankreich; 1951 Emigration nach Paris und in die USA (1970 amerikanischer Staatsbürger); 1961 - 78 Professor für Slawistik in Berkeley (Californien).
Themen seiner Lyrik sind existentielle und (geschichts)philosophische Probleme, in seinen Essays behandelt er die Lage der Intellektuellen im stalinistischen Polen und seine Lage als Emigrant. Er war ein bedeutender Übersetzer und erhielt 1980 den Nobelpreis für Literatur. 2004 verstarb Czeslaw Milosz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2000

Über Land, durchs Leben
„Hündchen am Wegesrand” – kurze Prosa von Czeslaw Milosz
Seiner „Sehnsucht” nach einer „umfassenderen Form” verlieh Czeslaw Milosz bereits in dem 1968 entstandenen Gedicht „Ars poetica?” Ausdruck. Die von ästhetischen Experimenten begleitete Formsuche blieb bis heute ein prägendes Moment im Werk des polnischen Nobelpreisträgers. Davon zeugen Gedichte, die Milosz mit Prosafragmenten und Fremdzitaten versah. Davon zeugen auch seine zuletzt erschienenen Publikationen: die noch nicht ins Deutsche übertragenen „ABC”-Bände Abecadlo Milosza und Inne Abecadlo oder der nun vorliegende Band Hündchen am Wegesrand: „Dieses Buch ist die Fortsetzung meiner Suche nach einer ,umfassenderen Form‘ Es ist das Resultat meiner Unabhängigkeit und Freiheit. Ich fühle mich frei von dem Ehrgeiz, einen großen Roman zu schreiben, profitiere von einem gewissen Verwischen starrer Grenzen zwischen den literarischen Gattungen”.
Dem Geschmack polnischer Leser, die erwiesenermaßen lieber zu Anthologien als zu Romanen greifen, kam diese Sammlung meist kurzer unzusammenhängender Texte sehr entgegen: Hündchen am Wegesrand gehört zu den meistverkauften polnischen Titeln von 1998. In der deutschen Ausgabe fehlen einige Texte, Textfragmente und Gedichte. Dem Gesamteindruck ist diese stringente Auswahl zwar nicht abträglich, aber warum das Original verändern, warum das Lesevergnügen verkürzen?
Denn Vergnügen bereitet Milosz’ souveränes Spiel mit literarischen Gattungen, Formen, Quellen (auch wenn seine aphoristische Prägnanz in der Übersetzung nicht immer erhalten blieb): Milosz erzählt, erinnert sich, erwägt und erörtert, er macht Bekenntnisse, verfasst kurze Traktate, wechselt nonchalant die Themen, vermischt Prosa mit Poesie. Doch diese Sammlung von „Kalendergeschichten” (so der Klappentext der deutschen Ausgabe) folgt thematisch einem roten Faden, hält sich an eine gewisse Chronologie. Es ist das Motiv einer Reise, einer beschaulichen Fahrt über Land, mit dem der Autor den Leser in die Lektüre einführt. In einer kurzen Traumsequenz, die sich auf den Titel des Bandes bezieht, schweift das literarische Ich, das Alter ego des Autors, weit zurück in die Vergangenheit, versetzt sich in die Heimat des aus Litauen stammenden Polen: „Um mein Land kennenzulernen, hatte ich mich in einem Zweispänner auf den Weg gemacht Auf dieser Reise lernte ich die verschiedensten Gegenden kennen, manche waren hügelig, andere waldig, wieder andere ähnlich der Pußta Und immer sprang uns sofort ein kleiner bellender Hund entgegen, eifrig und pflichtbewußt. Das war am Anfang des Jahrhunderts, an dessen Ende wir uns nun befinden. ”
1911 geboren, gilt Milosz als Zeitzeuge, als scharfsinniger Beobachter der vergangenen Jahrzehnte, deren wesentliches Merkmal wohl die gravierende, rasante Veränderung ist. So werden auch die Themen einer ständig wechselnden, kaleidoskopischen Perspektive unterzogen. Facettenreich und sehr persönlich räsoniert der Autor etwa über die Rolle des Dichters in einer mit „ernsten Dingen” befassten Gesellschaft: „Ich habe mich dafür geschämt, ein Dichter zu sein, als ob ich völlig nackt öffentlich einen körperlichen Defekt entblößen würde. Ich war neidisch auf diejenigen, die keine Gedichte schreiben und die ich deshalb für normal halten konnte. Letzteres war übrigens ein Irrtum, denn diese Bezeichnung verdienen nur wenige. ” In anderen Fragmenten weist er dem Dichter Eigenschaften wie „kindisch”, sogar „unmännlich” zu. Doch Milosz zeigt auch, wie gründlich sich die Funktion, die Einschätzung der Dichtung im Laufe der Zeit verändern können, entwirft ein düsteres Zukunftsszenario: „Zahllose Varianten psychischer Erkrankungen, Geistesgestörte, die auf den Straßen laut Selbstgespräche führen Vielleicht wird inmitten der allgemeinen Verwahrlosung sogar die Poesie überleben, als das Gesunde unter den Kranken – einst galt sie ja als das Kranke unter den Gesunden”.
Die zahlreichen Reflexionen über diesen Themenbereich sind auch eine Art Selbstvergewisserung und Rechtfertigung eines alten Mannes, eines auf sein Leben zurückblickenden Dichters. Ganz deutlich wird dabei Milosz’ Anspruch, die Poesie möge „eine Art seelische Führung” sein.
In diesem Zusammenhang muss auch das andere viel diskutierte Thema dieses Bandes gedeutet werden: Die Auseinandersetzung mit der Religion, der von Milosz ihm hergestellte Bezug zwischen Religion und Poesie. Er hat wiederholt, dass er die „Erosion der religiösen Vorstellung” für ein zentrales Problem unserer Zeit hält, mit weit reichenden Konsequenzen nicht nur für Gläubige. Die dabei entstehende Sinnleere könnte von den Dichtern, den Literaten, den Künstlern ausgefüllt werden: „Die Poesie des 20sten Jahrhunderts ist dort, wo sie sich mit dem Wesentlichen befaßt, nichts anderes als ein Zusammentragen von Daten über die letzten Dinge im menschlichen Dasein, und dabei hat sie sich ihre eigene Sprache ausgebildet, die von den Theologen benutzt werden könnte – oder eben nicht. ”
In diesem Sinn können die hier versammelten poetisch-philosophischen Texte auch als ein sehr persönliches Glaubensbekenntnis gelesen werden, verfasst in der Sprache der Poesie: voller Zweifel und Widersprüche, voller Sehnsucht nach dem Irdischen, dem Vergänglichen, dem Eros, ohne dem Milosz’ Werk undenkbar wäre – eine Huldigung an das Leben. So sind die vielleicht schönsten Passagen dieses Bandes dem scheinbar Belanglosen gewidmet: dem „Geheimnis der Katzen”, „Lippen von zartem Karminrot” und eifrigen „Hündchen am Wegesrand”.
DAGMARA DZIERZAN
CZESLAW MILOSZ: Hündchen am Wegesrand. Aus dem Polnischen und Englischen von Doreen Daume. Hanser Verlag, München 2000. 236 Seiten, 28 Mark.
Czeslaw Milosz, Literatur-Nobelpreisträger von 1980
Foto: Horst Tappe
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Andreas Breitenstein spinnt ein Netz sensibler Superlative und seelischer Verbundenheit über den neuen Essayband des polnischen Nobelpreisträger Czeslaw Milosz. Einige seien durch den Fall der Mauer klug, Milosz aber weise geworden. In seinen "Prosaminiaturen" gehe es - wie ja in jedem guten Buch - um alles: Liebe, Tod, Erlösung. Breitenstein ist so ergriffen, als hätte er da ein reflexives Defizit. Aber vielleicht haben wir das ja alle, suggeriert jedenfalls der Rezensent, der an Milosz besonders lobt, dass der auch schonungslos mit sich selbst verfährt. "Die Tiefe und Breite der Themen?die Fülle der Formen" - ein "luzides" Alterswerk, schwärmt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eine beglückende Wirkung geht von der Lektüre aus: 'Hündchen am Wegesrand' erweist sich als eines jener Bücher, von denen man sich im Nachhinein nicht mehr vorstellen kann, es nicht gelesen zu haben. Es birgt Bilder und Träume, Maximen und Reflexionen, Erinnerungen und Geschichten und ist einer aufgeklärten Abgeklärtheit entwachsen, wie man sie selten findet." Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung, 30.11.00