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Viktor ist Schriftsteller. Als solcher liebt er die Frauen, denn ohne sie fällt ihm nichts ein. Seine Seitensprünge, behauptet er gerne, sind dringend benötigte Inspirationsquellen, nichts anderes. Als seine Ehefrau Ellen ihm geschickt eine Affäre nach der anderen verdirbt, gerät Viktor in eine ernsthafte Schreibkrise, die beider Ehe in größere Turbulenzen stürzt, als es die Liebschaften je gekonnt hätten...
"Der Liebessalat" ist eine wunderbar aberwitzige und turbulente Komödie über die amourösen Abenteuer und Verwicklungen im Leben des Schriftstellers Viktor Goldmann. Dieser, ein
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Produktbeschreibung
Viktor ist Schriftsteller. Als solcher liebt er die Frauen, denn ohne sie fällt ihm nichts ein. Seine Seitensprünge, behauptet er gerne, sind dringend benötigte Inspirationsquellen, nichts anderes. Als seine Ehefrau Ellen ihm geschickt eine Affäre nach der anderen verdirbt, gerät Viktor in eine ernsthafte Schreibkrise, die beider Ehe in größere Turbulenzen stürzt, als es die Liebschaften je gekonnt hätten...

"Der Liebessalat" ist eine wunderbar aberwitzige und turbulente Komödie über die amourösen Abenteuer und Verwicklungen im Leben des Schriftstellers Viktor Goldmann. Dieser, ein Seelenverwandter Woody Allens, versucht mit aller Kraft, das Leben nicht zu ernst und tragisch zu nehmen und die Liebe in all ihren Facetten zu erforschen und auszukosten. Bei den Frauen rennt er damit offene Türen ein. Es sind eher seine (wenigen) männlichen Freunde, die Bedenken gegen seinen Lebenswandel anmelden. Doch am Ende ist es Viktor, der mitsamt seinen Ansichten gestärkt aus allen Anfechtungen hervorgeht...
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2002

Monogamie? Nie!
Aber Joseph von Westphalens Roman „Der Liebessalat” belebt die Hormone auch nicht wirklich
„Spät kommt ihr – doch ihr kommt!”, möchte man Joseph von Westphalen, dem Liebhaber hochliterarischer Zitate, entgegenrufen. Mitgemeint ist die schweigende Mehrheit der Männer, denen der ehemals gefürchtete Polemiker jetzt eine überfällige Revanche verschafft. Sein Roman „Der Liebessalat” ist die maskuline Antwort auf die Welle der so genannten neuen Frauenliteratur, deren Prosecco-Schaumkrone allmählich verplätschert. Westphalen lässt ersatzweise Weißwein servieren, „kühl und herb” wie Rasierwasser, doch trifft er perfekt den Ton jenes Genres: das hemmungslose Schwelgen in Banalitäten, die stilistische Magersucht, die unbekümmerte Mischung von gelungenen Gags und schlappen Scherzen, die Schrumpfung des Universums auf die Dimensionen einer erotischen Versuchsanstalt mit angeschlossener Eheberatungsstelle und Modeboutique.
Wo aber bei den Damen, die schreibend mit dem Stöckelschuh aufstampften, das innovative Element darin bestand, dass die Herren der Schöpfung fröhlich als Sexualobjekte taxiert, ausprobiert und wieder abserviert wurden, lässt der Rächer so frech wie restaurativ die Sau seiner Männerphantasien heraus und verkauft sie (Klappentext) als „hinreißendes Plädoyer für die Liebe in all ihren Erscheinungsformen”.
Nun war dies seit jeher ein Anliegen des zappeligen Ex-Maoisten, der über die „Figur des scheiternden Dichters” promoviert und einen Romanhelden namens Harry von Duckwitz einigermaßen elegant durch drei Bände geschleust hat. Vor fünfzehn Jahren schon veröffentlichte er in der Reihe seiner „Entrüstungen” den Schimpfbeitrag „Warum ich trotzdem Seitensprünge mache”, in dem er so rabiat gegen die Unsitte der Monogamie wetterte, dass die nackte Not dahinter spürbar wurde. In seinem neuen Werk hat er den scheiternden Dichter und den hechelnden Eheversehrten endlich zur Deckung gebracht. Viktor Goldmann (der Nachname scheint eine Hommage an den Verlag zu sein, der Vorname spricht sich, nach dem Jargon des Verführers zu urteilen, mit scharfem F aus) ist Schriftsteller und zum dritten Mal verheiratet, und seine literarische Zeugungskraft lebt einzig von der Inspiration, die er aus rasch wechselnden, sich überschneidenden oder in Intervallen wieder aufflammenden Affären saugt.
Auf Lesetourneen und Vortragsreisen, beim berufsbedingten Frequentieren von Verlagen oder Bibliotheken hat er reichlich Gelegenheit, sich mit Nachschub zu versorgen. Gerät eine Frau in sein Visier und bringt, ob durch exorbitante Schönheit, eine lila Lederhose oder einen interessanten Nasenring, sein Dichterblut in Wallung, umgarnt er sie so lange mit Briefen oder E-Mails, bis sie seinem Werben erliegt. Dass er diese Methode im richtigen Leben seit seiner Schulzeit pflegt, hat der Autor mit dem keuschen Namen Joseph öffentlich bekannt. Dass sie bei seinem Helden funktioniert, macht gleichwohl staunen, denn was Viktor in seinem hektischen Schreibdrang absondert, ist eher dazu angetan, Nerven zu töten als Hormone zu beleben.
Wie auch immer, die Krise in Goldmanns munterem Machodasein tritt erst ein, als seine bis dahin angenehm tolerante Ehefrau Ellen die Angewohnheit entwickelt, dem Logistik-Artisten die Tour zu vermasseln, indem sie die jeweils hereinschneiende Favoritin gastlich aufnimmt und im Handumdrehen zu ihrer Freundin macht. Ein alter Lustabtötungs-Trick, der bei Viktor katastrophale Folgen zeitigt. Seine Logorrhöe versiegt; statt zu schreiben, sucht er Gelegenheitsjobs als Diskjockey, teilt er doch mit dem Dichter Westphalen zufällig auch die Liebe zum Jazz, zum Blues, zu alten Dylan- Songs. Goldmanns Marktwert verdampft, der bescheidene Wohlstand des in Zürich residierenden Paares mit Frankfurter Zweitwohnung droht zu bröckeln. Bis die Gattin notbremsend eingreift und dem etwas depperten Verbalerotiker eine neue Inspirationsquelle zuspielt. Diesmal soll es die große Liebe sein, aber nach den vorausgegangenen Wallungen und Schwallungen ist das eh wurscht. Für den Schluss gilt, was eine der Goldmannschen Dulzineen auf das Ansinnen eines flotten Dreiers entgegnet hat: „Das ist mir jetzt irgendwie zu bürgerlich.” Was den Roman, der immerhin tiefe Einblicke in die männliche Seele gewährt, wiederum mit seinen Pendants aus der Frauenecke verbindet.
Der Verfasser indes strebt nach Höherem. Sein erklärtes Vorbild ist Francois Truffaut, und der Titel will als Anspielung auf den letzten Film der Antoine-Doinel-Reihe verstanden werden, in dem der Protagonist, zwischen mehreren Frauen schwankend, seine Nöte in dem autobiographischen Roman „Les salades de l’amour” verewigt. Der „Liebessalat” à la Westphalen soll, wie der Klappentext ankündigt, für das Fernsehen verfilmt werden. Auch Viktor Goldmann wird von einem Produzenten dazu überredet, seine erotischen Abenteuer auf Drehbuchformat zu bringen. Bei ihm platzt das Projekt aus Besetzungsgründen, in Wirklichkeit jedoch dürfte es da sowenig Probleme geben wie bei den Verfilmungen der Werke Hera Linds. Rätselhaft bleibt allein das Umschlagmotiv. Félix Valottons „La Lecture abandonnée”, vorn und hinten abgebildet, zeigt eine nackte Liegende mit müdem, leicht gequältem Gesichtsausdruck und unter ihrer linken Hand ein offenbar soeben zugeklapptes Buch. Die aufgegebene Lektüre: Wenn Joseph von Westphalen sich die Reaktion seiner Leserinnen so vorstellt, kommt das entweder einer selbstironischen Bankrotterklärung gleich, oder es zeugt von einem bewundernswerten Realitätssinn.
KRISTINA MAIDT-
ZINKE
JOSEPH VON WESTPHALEN: Der Liebessalat. Roman. Goldmann Verlag, München 2002. 479 Seiten, 22,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2002

Schreiben? Nur aus frischer Liebe!
Überall Damen: Joseph von Westphalen wirft Bügelbretter um

In einem Selbstinterview anläßlich seines neuen Romans "Der Liebessalat" teilt der Schriftsteller Joseph von Westphalen seinen Lesern mit, er habe an diesem 479 Seiten starken Opus fast doppelt so lange geschrieben wie am letzten Band seiner bekannten Duckwitz-Trilogie mit ähnlichem Umfang, nämlich ein halbes Jahr.

Vielleicht hätte der Autor besser daran getan, es bei fünf Wochen und den ersten 100 Seiten zu belassen. Dann nämlich hätten wir eine sehr hübsche, sehr amüsante und flotte Geschichte von der Lesereise des Schriftstellers Viktor Goldmann nach Hannover lesen können, bei der er erstens im ICE die kesse junge Nasenring-Tina kennenlernt, zweitens nachts im Hotel die alte Lesereisenliebe Sabine wiedertrifft, die sich einst bei ihm einschmeichelte, indem sie sich ihm mit ebenjener lila Lederhose präsentierte, die er einer seiner Romanfiguren verpaßt hatte; und dazwischen macht, drittens, unser reisender Literat noch die Bekanntschaft einer seiner abendlichen Zuhörerinnen, Rebecca, die ihn mit in die eheliche Wohnung nimmt und hinfort, zunächst nur verbal und später telefon-oral, seine wilde Tscherkessin wird. Dazwischen denkt er aber auch noch an eine Christiane, mit der er in Erfurt "auch eine Nacht auf dem Bett gelegen hatte", an seine zwei Exfrauen Ella und Ira und an seine derzeitige Frau Ellen, und vor allem erinnert er sich immer wieder an die Zürcher Italienischlehrerin seiner Ellen, Penelope Wagner, die er zwar noch nie gesehen hat, aber um so intensiver liebt - das ganze Buch hindurch. Überhaupt liebt Viktor am heftigsten jene Frauen, die gerade nicht zugegen sind, und wenn er so seine Liebesobjekte imaginiert, erledigt er seine Männerphantasien notfalls auch mit ein paar schnellen Handgriffen.

Mag sein, daß ich noch ein paar Damen vergessen habe, die da in Hannover durch Viktors Kopf geisterten - nach und nach tauchen immer wieder neue auf. Die Erinnerungen an sie und die Verwicklungen mit ihnen füllen die dann folgenden 379 Seiten, die freilich längst nicht mehr den typischen Westphalen-Drive der Hannoverschen Lesereise haben; Westphalens "Liebessalat" ist eine wahre Nummernoper, freilich ohne jene Nummern, die man bei diesem Titel sogleich assoziiert.

Dieser "Liebessalat" will aber auch ein vertracktes literarisches Ironiegebäude sein; denn Viktor, hat man den Eindruck, erlebt all seine Liebessalat-Geschichten nur, um darüber zu schreiben; Frauen sind ihm weniger Sexual-, als vor allem ironisierbare Schreib- und Literaturobjekte. Weshalb denn auch die endlosen Liebesbriefe, die er ihnen handschriftlich oder per E-Mail schickt, von ihm sorgfältig kopiert und abgelegt werden. Oder Viktor fertigt Kurzfassungen seiner Korrespondenzen an, um sie in einem seiner nächsten Romane zu verarbeiten.

Aparter- ebenso wie merkwürdigerweise sammelt Viktor diese Notizen über seine vielen, meist verpaßten An- und Ungelegenheiten unter den Namen der adorierten Damen in Kartons auf Bügelbrettern, die das Gästezimmer in der Zürcher Wohnung von Viktor und Ellen füllen. Und so entsteht denn der "Liebessalat" auch tatsächlich, als Viktor eines der Bügelbretter nächtens umstößt und das kippende Brett andere Bügelbretter mitreißt. Wie eine subtile Selbstkritik des Autors klingt, was dann zu lesen ist: "Die Stapel mit den eben noch sorgfältig geordneten Liebesbeweisen lagen in einem wüsten Durcheinander auf dem Fußboden. Ein für Symbole empfänglicherer Mensch hätte diesem Bild der Zerstörung vielleicht die Botschaft entnehmen können, daß die Vielfrauen-Verwertungsmethode an ihrer dilettantisch organisierten Überfülle krankte."

Der Roman leidet nun zwar weder an dilettantischer Organisation noch an weiblicher Überfülle, wohl aber daran, daß man bei Viktors Rückkehr von der Lesereise nach Zürich die Masche des Schreibers und seiner Schriftstellerfigur gänzlich durchschaut hat und der Roman, bei allem Wirbel, den Joseph um Viktor zu entfachen sucht, doch durchzuhängen beginnt.

Immerhin gibt es später doch noch einige Überraschungen, freilich von unterschiedlichem Unterhaltungswert. Ganz witzig ist, wie Joseph von Westphalen seinen Roman mit einer amüsanten Mediensatire würzt, die vorführt, wie aus einem Roman schließlich jener Fernsehfilm wird, den sich die verschiedenen Produzenten und Geldgeber wünschen. Da gleitet unser Autor fast ab in einen televisionären Realismus.

Natürlich ist die Handlung des zum nie verfilmten Drehbuch verkommenen Romans jener von "Liebessalat" verteufelt ähnlich: "Ein Schriftsteller kann nur schreiben, wenn er frisch verliebt ist . . . Dummerweise ist er verheiratet, seine Frau nimmt es hin, denn er macht es diskret. Bisher ist alles gut gelaufen. Dann, durch ein Versehen, durch eine Terminverwechslung, ruft eine seiner Liebsten an, die Ehefrau ist am Apparat, die Liebste kommt ins Plappern, sagt ungeschickt etwas von einem Hotel, schon bietet ihr die Ehefrau des Schriftstellers freundlich das häusliche Gästezimmer an, und es wird nichts mit der Liebesnacht im Liebesnest. Als der Ehemann nach Hause kommt, haben sich die Frauen bereits befreundet, der Sex ist futsch, die Bombe entschärft . . . Eine Liebste nach der anderen wird von der Gattin kunstgerecht enterotisiert." Und der Schriftsteller? Der kann "keine Zeile mehr schreiben".

So weit hat es Joseph von Westphalen offensichtlich nicht kommen lassen.

HEINZ LUDWIG ARNOLD

Joseph von Westphalen: "Der Liebessalat". Roman. btb, München 2002. 479 S., geb., 22,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Was Viktor denkt und tut, denkt und macht auch Joseph von Westphalen, konstatiert Klaus Bittermann amüsiert. Kein großer Unterschied, so meint er, sei zwischen Westphalen und seinem literarischen Alter Ego festzustellen. Das gereicht dem Roman nicht zum Nachteil, betont er. Viktor alias Joseph seien große Frauenliebhaber und ihr ganzes literarisches Schaffen entspringe im Grunde dem Impuls nach neuen Liebschaften, neuen Begegnungen, aber eben auch nach "wahrer Leidenschaft, wahrer Begierde, wahrem Liebeskummer". All dies packt den Protagonisten, als sich eine Angebetete ihm verschließt oder zumindest nicht offenbart. Insofern steht dieser Roman, so der Rezensent, in der Tradition des Liebesbriefes, des Liebeswerbens, und erst am Ende werde dem Protagonisten klar, dass er einer fixe Idee aufgesessen ist. Der Roman ist insofern ein konventioneller psychologischer Roman, der gut funktioniere und ausgesprochen spannend ist, lobt Bittermann.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Der charmante Stänkerer Joseph von Westphalen ... läuft bekanntlich gerade in der kleinen Betrachtung zur großen Form auf. Sein Terrain ist die satirisch verminte Miniatur, das sarkastische Essay, die respektlose Glosse und das federleichte Feuilleton'." Becker, Nürnberger Nachrichten