Produktdetails
  • Verlag: Echter
  • Seitenzahl: 160
  • Abmessung: 250mm
  • Gewicht: 675g
  • ISBN-13: 9783429022990
  • ISBN-10: 3429022991
  • Artikelnr.: 09847226
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Auf sie mit Gewinn
Kalter Kaffee für den Krieg / Von Michael Gassmann

Jeder Krieg hat seine Kriegsgewinnler. Die Verlage, die bei jeder Krise das Buch zum Thema auf den Markt schmeißen, gehören regelmäßig dazu. Warum sollte das im Falle der nun anstehenden amerikanisch-islamistischen Auseinandersetzung anders sein. Den Auftakt macht der Echter Verlag. Doch halt: Allzu leicht ist man mit der Verurteilung der Profitgier bei der Hand. Beginnt man erst einmal mit der Lektüre, dann wird spätestens, wenn von "unserer Kirche" die Rede ist, offenbar, daß das Buch einem höheren Ziel dient, nämlich der Versöhnung der Religionen - unter Anführung der katholischen. Der Zweck, keine Frage, ist ehrenwert, die dafür aufgewandten Mittel sind, gelinde gesagt, rührend. Zwei Erkenntnisse bestätigen sich auch hier wieder einmal. Erstens: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Zweitens: Verworrene Sprache ist immer Ausdruck verworrener Gedanken.

Beginnen wir mit der Einleitung: "Als weiteres Beispiel zur Veranschaulichung unserer Methode ein paar Bemerkungen zu den Kreuzzügen." Können Beispiele Bemerkungen sein? Welche Methode könnte hier gemeint sein? Läßt sich das historische Phänomen "Kreuzzüge" mit ein "paar Bemerkungen" erfassen? Das ist möglich, wenn man sich auf Erkenntnisse wie diese beschränkt: "Die Kreuzzüge wurden von den Historikern sehr unterschiedlich beurteilt." Wird die Geschichte der Kreuzzüge nicht "objektiv vorgetragen", "bleibt es bei einseitigen Fragmenten". Der Versuch des Rezensenten, sich einseitige Fragmente bildhaft vorzustellen, ist fehlgeschlagen.

Den beiden Autoren - Förg ist Priester mit journalistischer Ausbildung, Scharnagl "Berater und Buchproduzent" - schwante wohl, daß ihre Kapazitäten für ein Buch mit solch umfassender Thematik nicht ausreichen würden. Schon die Einführung greift seitenweise auf Bassam Tibis Buch "Kreuzzug und Djihad" zurück. In den Hauptkapiteln, die sich mit Glaubenskriegen im Alten Orient und im antiken Israel, in der "mediterranen Antike", im Buddhismus, Islam und Christentum befassen, bedienen sie sich der Vorträge, die auf einem Symposion der Joachim-Jungius-Gesellschaft in Hamburg gehalten worden waren. Die Tagung fand bereits "vor einigen Jahren" statt. Erst im Literaturverzeichnis erfahren wir, daß ein Buch, welches diese Texte versammelt, bereits 1996 erschienen ist. Ihre Wiederaufbereitung unter dem Druck der kurzlebigen Aktualität der New Yorker Anschläge ist ebenso redundant wie unredlich, zumal man es unterließ, zu kennzeichnen, wo die Übernahmen beginnen und enden. Das aber merkt man bald: Immer wenn das Niveau steigt, befindet man sich am Übergang zum übernommenen Text.

Das Buch wird bekrönt von einer "Botschaft an die Jugend". Deren Verkündigung überläßt man im wesentlichen dem notorischen Hans Küng. Keiner wäre dafür geeigneter als der große Vereinfacher, der über eine von ihm konzipierte Ausstellung sagen kann: "Auf zwölf Stelltafeln haben wir die Inhalte der sechs großen Weltreligionen und ihre ethischen Standards zusammengefaßt." Jetzt muß nur noch die Welt an diesen Stelltafeln vorbeidefilieren und die richtigen Schlüsse ziehen. Einige haben es da leichter als andere, wie uns eine Bildlegende abschließend belehrt: "Politiker schaffen es nicht, Gegensätze zu überwinden. Von taubstummen Schülern und Jugendlichen könnten sie viel lernen." Auch der Rezensent hat eine Botschaft an die Welt, die gegebenenfalls sogar in Taubstummensprache übermittelt werden könnte: nicht kaufen, nicht lesen.

Heinz-Jürgen Förg, Hermann Scharnagl: "Glaubenskriege". Führer und Verführte. Echter Verlag, Würzburg 2001. 160 S., 50 Abb., geb., 39,80 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel flow. ist entsetzt von der Umsetzung dieses seiner Ansicht nach gerade jetzt hochinteressanten Themas 'Glaubenskrieg in den Weltreligionen'. "Nicht einmal Proseminar-Niveau" hat dieses Buch, ärgert er sich. Quellenangaben fehlen und einige historische Fakten sind schlichtweg falsch, bemängelt er weiter und bedauert, dass das Thema "auf fahrlässige Weise verschenkt" wurde.

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