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Nachrichten von der vordersten Front der Wissenschaft
Wie entstand das Universum? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und was, zum Teufel, machen wir hier?
Das sind uralte Fragen, auf die es auch recht unterschiedliche Antworten gibt. Was passiert zum Beispiel, wenn wir tot sind? Was die Kirche dazu sagt, ist bekannt. Doch auch Physiker machen recht verblüffende Vorschläge: Kann schon sein, dass man - allerdings nicht aus religiösen, sondern aus quantenphysikalischen Gründen - auf der Stelle wiederaufersteht, wenn das Universum stirbt - egal, wie viele Milliarden Jahre vergangen sind.…mehr

Produktbeschreibung
Nachrichten von der vordersten Front der Wissenschaft

Wie entstand das Universum? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Und was, zum Teufel, machen wir hier?

Das sind uralte Fragen, auf die es auch recht unterschiedliche Antworten gibt. Was passiert zum Beispiel, wenn wir tot sind? Was die Kirche dazu sagt, ist bekannt. Doch auch Physiker machen recht verblüffende Vorschläge: Kann schon sein, dass man - allerdings nicht aus religiösen, sondern aus quantenphysikalischen Gründen - auf der Stelle wiederaufersteht, wenn das Universum stirbt - egal, wie viele Milliarden Jahre vergangen sind. Tröstlich! Außerdem kann es sein, das der berüchtigte Big Bang das Ergebnis einer Kollision mehrerer Universen war. Oder dass eine einzige Zahl die Antwort auf jede denkbare Frage enthält.
Autorenporträt
Chown, Marcus
Marcus Chown ist Physiker und Wissenschaftsjournalist, tätig unter anderem für den 'New Scientist', und hat für seine Bücher Auszeichnungen und begeisterte Besprechungen erhalten. Sein erstes Buch war in Großbritannien die meistgelesene populärwissenschaftliche Veröffentlichung nach Stephen Hawkings 'Eine kurze Geschichte der Zeit'. Er lebt in der Nähe von London. Beim Deutschen Taschenbuch Verlag ist von ihm u. a. erschienen: 'Warum Gott doch würfelt' (2005), 'Das Universum und das ewige Leben' (2009), 'Intelligentes Leben im Universum' (2010).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2009

Hauptsache, Papa merkt nichts
Universum und Ewigkeit: Marcus Chown über die letzten Dinge – ein Buch, das trotz seiner Denkfehler fasziniert
Wenn ein Buch den Titel trägt „Das Universum und das ewige Leben”, reagiert man erst einmal skeptisch. Man vermutet eine der esoterischen Sekten am Werk, die mit geheimnisvoller Miene eine seichte Synthese aus moderner Forschung und ältestem Mist anpreisen. Ganz verkehrt liegt man damit nicht; der Fragenkatalog zu Anfang macht deutlich, dass hier einer aufs Ganze geht und hoch spielt: „– Was ist hinter dem Rand des Universums? (…) – Kann das menschliche Gehirn mehr als ein Computer? – Woher kommt die Alltagswelt? – Warum erleben wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? (...) – Kann das Leben im Universum endlos weiterbestehen?”
Marcus Chown bezieht sich auf den neuesten wissenschaftlichen Stand und schreckt auch vor der kühnen Spekulation nicht zurück. Sein Vorwort schließt er: „Alle letzten Fragen sind schwierige Fragen, die schwierigsten sind immer die interessantesten. Sie zu beantworten, muss man sich in den vordersten Grenzbereich der Wissenschaft begeben, ja, sogar weit darüber hinausgehen. Viel Spaß!” Es scheint eine Bedienungsanleitung zu sein, die einen vernünftigen Grad von Variabilität enthält. Man kann sein Buch mit großem Gewinn und eben auch Spaß lesen (einem teilweise recht anstrengenden Spaß); aber man sollte ihm seinerseits mit zwei Meta-Fragen begegnen: Wie viel vom gegenwärtigen Stand der Kosmologie und Fundamentalphysik lässt sich dem Nichtfachmann erklären, und was heißt hier überhaupt eine Erklärung? Welche uneingestandenen und unreflektierten philosophischen Voraussetzungen stecken mit drin?
Der Urknall und klebriger Sirup
Der Kern moderner naturwissenschaftlicher Erkenntnis ist ein mathematischer. Die Mathematik, die hierzu benötigt wird, ist aber so kompliziert, dass nur Spezialisten sie wirklich begreifen. Alle anderen bedürfen der Umschreibung. Unvermeidlich tritt daher die Metapher in eine zentrale Position. Es kann einem leicht mulmig werden dabei: Gerade hier, wo man an die exakten Wahrheiten heranwill, hätte sie eigentlich am allerwenigsten zu suchen. Der um Verständnis ringende Laie hängt hier ganz von der poetischen Treffsicherheit des Wissenschaftlers oder Wissenschaftsvermittlers ab, die eine einigermaßen unkontrollierbare Größe darstellt. Manchmal scheint eine ziemlich zuverlässige Analogie zu walten, etwa wenn man die Aufforderung erhält, sich die Raumzeit als „gekrümmt” vorzustellen: So, wie eine zweidimensionale Fläche, ohne dass deren Bewohner es direkt merken könnten, eine Krümmung erfährt, wenn jemand aus einer höheren Dimension mit dem Finger draufdrückt, so wird die Raumzeit durch die Gravitation gekrümmt.
Wie steht es aber mit Folgendem? Um unerwartete Vorgänge nach dem Urknall zu erklären, bedarf es der These, dass Energie, dem Energieerhaltungssatz zum Trotz, aus dem Nichts erzeugt werden kann. Das scheint eine gewagte Annahme. Sie wird dem Leser auf diese Weise schmackhaft gemacht: „Man kann sich das so vorstellen, dass es nicht auffällt, wenn ein Teenager sich über Nacht Papas Auto ausleiht, sofern es nur am nächsten Morgen früh genug wieder in der Garage steht, bevor Papa merkt, dass es weg ist. Wenn Energie geborgt und rasch genug zurückgezahlt wird, merkt der Energieerhaltungssatz es nicht.”
Ein Naturgesetz als ahnungsloser Papa und Energie als heimlich geborgtes Auto – da fragt man sich schon, ob die „Vorstellung” , die man sich machen soll, nicht am Ende eine unzulängliche oder irreführende sein muss, insofern sie das Neue des Gedankens mit einem gnadenlosen Schmunzeln in die engste konventionelle Erfahrung zurückübersetzt. Vorsicht ist vor allem angezeigt, wenn der Autor uns weismachen will, irgendein kosmisches Phänomen sei „ganz genauso” wie ein Karamelbonbon, das man mit den Zähnen auseinanderzieht, oder ein Sirup, der sich klebrig an alles hängt, was hineinfällt, oder die Zeichnung einer Welle, die man auf einem sich blähenden Luftballon angetragen hat: Ganz genauso ist das alles bestimmt nicht. Aber der Leser kann den Grad der Differenz nicht überprüfen und tappt infolgedessen im Dunkeln, ob er bei diesen Bildern nicht mehr an Einsicht verliert, als er an Anschauung zu gewinnen glaubt.
Was noch schwerer ins Gewicht fällt, ist der Mangel des Buchs an philosophischer Besinnung, den es womöglich mit dem Fächerbereich teilt, von dem es handelt. Man sollte meinen, die Quantentheorie hätte das kausale Denken prinzipiell entmächtigt; aber das hindert Chown nicht, seine Fragen immer mit einem „Warum?” und „Woher?” einzuleiten, bis hin zur grundsätzlichsten: Warum ist überhaupt alles und nicht vielmehr nichts? Ein Warum kann sich aber immer nur von einem Ding, das existiert, zum vorangehenden zurückhangeln, es operiert wie ein nerviger Vierjähriger im unendlichen Regress.
Einigermaßen verblüfft stellt Chown fest, dass ein „zyklisches” Universum, welches im Wechselspiel von Urknall und alles zermalmendem „Big Crunch” von Ewigkeit zu Ewigkeit oszilliert, genauso unbefriedigend bleiben muss wie eines, das aus dem Nichts anfängt. Und erheitert verfolgt man die Versuche des Autors und der Branche, sich dem Schlamassel durch eine kleine Schummelei zu entziehen, indem die entscheidende Grenze verunklart wird: Man dürfe sich den Übergang nicht zu abrupt vorstellen, vielleicht sei ja auch alles Vorhandene bloß so etwas wie ein strukturiertes Nichts.
Weitreichende Folgen hat dieses Defizit, sobald es um die Kategorien der Zeit und des Lebens geht. Es führt in Sackgassen wie diese: „Warum erleben wir ein ,Jetzt’? Weil wir bei jeder anderen Art, die Realität zu erleben, verhungern würden.” Als Beispiel dient ein Frosch, dessen Zeitempfindung gegenüber der „Realität” um eine Sekunde versetzt wäre und der darum nie eine Mücke im Flug erwischt. Den hätte die Evolution beizeiten ausgemerzt! Das Problem des Jetzt ist damit aber noch nicht einmal berührt: Denn der Ablauf der Zeit mit seinem ausdehnungslosen Glutpunkt der Gegenwart ist damit fraglos als etwas in der äußeren Welt Vorhandenes gesetzt. An dieses freilich muss sich der Frosch „anpassen”, wie ein Handschuh, der sich der Hand anschmiegt; das Problem stellt indes nicht der Handschuh dar, sondern die Hand. Die unbedingte Auszeichnung der Gegenwart vor allen anderen Aggregatzuständen der Zeit, der für das animalische Leben wichtigste einzelne Faktor überhaupt, hat keine Entsprechung in dem, was Zeit für die Physik bedeutet; darüber jedoch gibt Chown sich nicht eigentlich Rechenschaft.
Es erscheint dem Autor und seinem Gewährsmann Tipler denkbar, dass der Tod der Einzelwesen von einer späteren, technisch unendlich viel höher stehenden Zivilisation rückgängig gemacht wird. Leben bestimmen sie vor allem als komplexe Information (eine Definition, die, nebenbei bemerkt, das Wetter einschließt) und die Höhe einer Zivilisation nach ihrer Fähigkeit zur umfassenden Informationsgewinnung: „Mit solchen Informationen wird es möglich sein, die ultimative Computersimulation zu erzeugen, eine Simulation von allem, das je im Universum existiert hat. ,Wir reden praktisch von der ,Wiederauferstehung’ eines jeden von uns, mehr noch, eines jeden Geschöpfes, das jemals gelebt hat’, sagt Tipler.” Der Entwurf ist grandios und verdient es, näher untersucht zu werden.
Dann entdeckt man leider, dass er durch einen anscheinend unausweichlichen kategorialen Fehler zunichte wird. Das naturwissenschaftliche Weltbild, dem Chown und seine Quellen trotz allem verpflichtet bleiben, kann die grundlegende Differenz zwischen einem Ich und dem Rest der Welt nicht fassen; es vermag nur die Kontinuität des animalischen Leibes in Zeit und Raum zu seiner Umgebung auszudrücken, aber nicht die ebenso unbestreitbare absolute Diskontinuität, die sich zum Beispiel in dem Umstand äußert, dass ein Hammerschlag, der meinen Daumen erwischt, für mich persönlich etwas ganz anderes bedeutet, als wenn er zwei Zentimeter daneben den Eisennagel ins Holz treibt.
Die metaphysische Grenze zwischen Ich und Nicht-Ich ist die große blinde Stelle der Wissenschaft; für den Unterschied von Identität und Doppelgängertum hat sie keine Worte. Was hilft es mir, wenn die exakte Replik von mir in einer Billion Jahren erscheint? Ich bleibe, auch wenn die Polizei den Wiedergänger anhand der Fingerabdrücke als Täter meiner Taten überführt, dennoch tot.
Charme der Naturwissenschaft
Dass sie ihre historische Bedingtheit nicht reflektiert, begründet den Charme und die Kraft der zeitgenössischen Naturwissenschaft. Es sind jugendliche Fehler, die sie macht, jene, die man am liebsten verzeiht, weil man ihr produktives Vermögen spürt. Kein Zufall dürfte es sein, dass alle wesentlichen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten gut hundert Jahre sehr jungen Leuten zugefallen sind und die Weisheit des Alters dabei so gut wie keine Rolle gespielt hat. Insofern erlebt die Menschheit gegenwärtig eine naive Glückssträhne, sie darf sich, alt wie sie ist, doch wie ein rechtes Wunderkind fühlen; denn es kommt sehr viel dabei heraus. Doch drohen Wunderkindern eigene Gefahren.
In diesem Zusammenhang muss man Chowns Buch betrachten. Es ist ein unbedingt lesenswertes Buch, das Möglichkeiten und Fehler des gegenwärtigen Menschheitsprojekts mit großer Deutlichkeit ausdrückt. Aber dieser Ausdruck geschieht in Teilen unbewusst, in einer Art textlicher Körpersprache. Da dieses Buch so sehr in Metaphern lebt, soll als Gebrauchsempfehlung ebenfalls eine Metapher stehen. Man nehme es auf den Schoß wie eine Katze, streichle es erst mit dem Strich, dass es schnurrt und die knisternden Funken der Erkenntnis zieht. Dann packe man es fest und bürste es gegen den Strich: dann erst, wenn es faucht und kratzt und auf alle Weise Widerstand leistet, wird es sich ganz offenbaren. BURKHARD MÜLLER
MARCUS CHOWN: Das Universum und das ewige Leben. Neue Antworten auf elementare Fragen. Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 319 Seiten, 14,90 Euro.
Die Erschaffung des Himmels – hier auf einem Mosaik aus dem späten 12. Jahrhundert in der Kathedrale von Monreale bei Palermo. Foto: Ullstein
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Am metaphorischen Reichtum des Buches erkennt Burkhard Müller die Defizite der ganzen zeitgenössischen Naturwissenschaft, aber auch ihren Reiz und ihr Vermögen. Grund genug für ihn, den Band als unbedingt lesenswert zu empfehlen. Den Eindruck der Esoterik, den der Buchtitel hinterlässt, verflüssigt Müller, indem er Marcus Chown dafür lobt, aufs Ganze zu gehen, den derzeitigen Stand der Wissenschaft zu referieren, aber auch vor kühnen Spekulationen nicht zurückzuschrecken. Das macht Spaß, meint Müller. Er warnt den Leser aber auch davor, allzu sehr auf die "poetische Treffsicherheit" des Autors und die Übersetzung von Naturgesetzen in "konventionelle Erfahrung" zu vertrauen. Die angepeilte Anschauung geht für den Rezensenten dabei oft zu Lasten der Einsicht. Problematisch findet Müller auch den im Band spürbaren "Mangel an philosophischer Besinnung". Das Problem des Jetzt erschließt ihm der Autor jedenfalls nicht, wenn seine kosmologischen Entwürfe auch auf den ersten Blick "grandios" erscheinen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eines zeigt das Buch deutlich: Es gibt weder letzte Antworten noch wohl auch letzte Fragen. Empfohlen für Science-Fiction-Leser und naturwissenschaftlich Interessierte."
ekz-Informationsdienst 01.06.2009