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Zum Buchmessen-Schwerpunkt 2008: 14 sehr phantasievolle, sehr unterschiedliche Erzählungen preisgekrönter Autorinnen und Autoren.
Gastland der Frankfurter Buchmesse 2008: TÜRKEI
Eine 34jährige Frau heiratet einen Mann, den sie nicht liebt. Am Tag der Hochzeit lernt sie den Bruder ihres Ehemannes kennen - und verliebt sich... Ein erfolgreicher Texter, Anfang Dreißig, mit schicker Wohnung und glücklicher Beziehung, wird von einem Freund aus dem eigenen Leben gedrängt... Ein ganzes Stadtviertel gerät in Aufregung, als im Supermarkt Frauensamen angeboten werden, aus denen man sich im…mehr

Produktbeschreibung
Zum Buchmessen-Schwerpunkt 2008: 14 sehr phantasievolle, sehr unterschiedliche Erzählungen preisgekrönter Autorinnen und Autoren.
Gastland der Frankfurter Buchmesse 2008: TÜRKEI

Eine 34jährige Frau heiratet einen Mann, den sie nicht liebt. Am Tag der Hochzeit lernt sie den Bruder ihres Ehemannes kennen - und verliebt sich... Ein erfolgreicher Texter, Anfang Dreißig, mit schicker Wohnung und glücklicher Beziehung, wird von einem Freund aus dem eigenen Leben gedrängt... Ein ganzes Stadtviertel gerät in Aufregung, als im Supermarkt Frauensamen angeboten werden, aus denen man sich im heimischen Blumentopf "exotische Frauen" aus den USA, der Schweiz oder Thailand heranziehen kann...

Es werden augenzwinkernd Männerfreundschaften, Beziehungen innerhalb einer Clique oder die Liebe in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen in türkischen Metropolen in den Blick genommen. Doch auch Anrührendes ist hier zu lesen, ohne ironische Distanz und doppelten Boden. Ein abwechslungsreicher Reigen türkischer Literatur. Erzählungen aus einem Land, das uns bekannt und unbekannt zugleich ist, Geschichten, die unterhaltsam und engagiert vom Leben in der Türkei erzählen und doch weit über das Land hinausweisen.

Eine repräsentative Auswahl herausragender Autorinnen und Autoren der zweiten Hälfte des 20. sowie des beginnenden 21. Jahrhunderts ist hier versammelt; die meisten von ihnen haben den begehrtesten Erzählpreis der Türkei, den »Sait Faik Ödülü« erhalten.

Mit Erzählungen von Pinar Kür, Nazli Eray, Ayse Kulin, Oguz Atay, Yekta Kopan, Ayla Kutlu, Bilge Karasu, Mehmet Günsür, Duygu Asena, Sadik Yalsizucanlar, Tomris Uyar, Murat Gülsoy, Yekta Kopan, Yigit Deger Bengi und Erendiz Atasü.
Autorenporträt
Caner, Beatrix
Beatrix Caner, geb. 1954, gebürtige Ungarin aus Siebenbürgen, ist Turkologin, leitet mit ihrem Mann den kleinen Verlag Literaturca und ist eine herausragende Kennerin der türkischen Literaturszene. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Ein Bewusstsein wie Quecksilber
In den Wandlungs- und Anpassungsprozessen des zwanzigsten Jahrhunderts konnte die türkische Kurzprosa sich ihre eigene Sprache bewahren: Der Band „Alles Blaue, alles Grüne dieser Welt” versammelt Erzählstimmen der mittleren und jüngeren Generation
Als Begründer und Wegbereiter der türkischen Kurzgeschichte gilt Sait Faik Abasiyanik, der 1906 geboren wurde und 1954 an Leberzirrhose starb. Er hatte sich nach einem Literaturstudium in verschiedenen Berufszweigen versucht und anschließend, als freier Schriftsteller, laut eigener Auskunft die meiste Zeit damit verbracht, angeln zu gehen, durch die Straßen Istanbuls zu flanieren, im Kaffeehaus zu sitzen und Alkohol zu trinken. Nach seinem Tod stiftete seine Mutter den „Sait Faik Ödülü”, den in der Türkei bis heute wichtigsten Preis für Kurzprosa. Mit ihm ist die Mehrheit der vierzehn Autorinnen und Autoren ausgezeichnet worden, die Beatrix Caner, Turkologin und Übersetzerin, in den Erzählband „Alles Blaue, alles Grüne dieser Welt” aufgenommen hat. Liest man die Biographien der Autoren, so fällt erstens auf, dass mehr als ein Drittel von ihnen früh verstorben ist, und zweitens, dass sie mit wenigen Ausnahmen in literaturfremden Berufen ausgebildet und noch tätig sind.
Ob Pädagogin, Pharmakologin oder Politikwissenschaftlerin, ob Computerfachmann oder Dokumentarfilmer, Architekt oder Kunstmaler, ob Synchronsprecher und Fernsehmoderator oder Ingenieur und Psychologe: Die jüngeren türkischen Schriftsteller wollen, so scheint es, ihrem großen Vorbild Sait Faik zwar literarisch nacheifern, nicht aber wie er in den Verdacht geraten, ein „aylak” (Müßiggänger), ein Sonderling und Außenseiter zu sein. Außerdem gehört das Metier des Schriftstellers in der modernen Türkei offenbar nicht zu jenen mit der höchsten Lebenserwartung.
Aber wie bei allem, was wir über die türkische Literatur in Erfahrung zu bringen meinen, könnte auch in diesem Fall der Eindruck täuschen. Die hier versammelten Erzählungen zeigen, dass die Wandlungs- und Anpassungsprozesse der letzten Jahrzehnte und der machtvolle Einfluss des Westens es nicht vermocht haben, die literarische Sprache des Landes ihrer Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit zu berauben. Bei Schlussfolgerungen ist mithin Vorsicht geboten, solange man auf Lektüre angewiesen ist, was Geschichte und Gegenwart der Türkei betrifft: Es gilt hier, Nachrichten zu entschlüsseln, die aus einer – zum Glück – noch immer fremden Welt zu uns kommen, und zu respektieren, dass sie sich unseren Vermutungen und Erwartungen, auch unseren literaturkritischen Kategorien entziehen könnten.
Gerade Kurzprosa, schreibt Beatrix Caner in ihrem Nachwort, sei dazu geeignet, das „Mosaikartige der Moderne”, die neue Atomisierung und Polarisierung des Lebens in einem Land zu spiegeln, das aus orientalischer Beschaulichkeit abrupt ins Informationszeitalter katapultiert wurde. In der Tat ist die Suche nach Orientierung in den hier vorgestellten Prosastücken aus zwei bis drei Generationen stets als atmosphärische Folie präsent, auch wenn sich vor diesem Hintergrund die unterschiedlichsten Erzählmodelle entfalten können.
Das früheste Stück, 1963 erschienen, spielt am Tag des deutschen Überfalls auf Polen, dessen fernen Widerhall der große Sprachphilosoph und Avantgardist Bilge Karasu als Neunjähriger miterlebte. Seine Kindheitserinnerung „Die erste Nacht ohne Lieder” macht die Schockwellen spürbar, die der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bis in die ländlichen Regionen der Türkei trug. Nur wenig jünger ist Oguz Atay, dessen zart kafkaesker Text „Die Bahnerzähler – ein Traum”, 1984 erstmals gedruckt, wohl als Parabel für die damalige Situation der türkischen Literatur gelesen werden kann: Geschichtenverkäufer an einer Bahnstation versuchen verzweifelt, ihre Ware an durchreisende Leser zu bringen.
Inzwischen, berichtet die Herausgeberin, gebe es in der Türkei einen „regelrechten Boom” für Belletristik. Davon zeugen mehrere Erzählungen aus dem neuen Jahrtausend, die auf sehr verschiedene Weise die Irritationen der Gegenwart verarbeiten. Bei Murat Gülsoy, Jahrgang 1967, wird ein erfolgreicher junger Texter von einem Freund aus dem eigenen Leben gedrängt. Bei der 1945 geborenen Nazli Eray können Männer sich aus „Frauensamen” ihre Wunschpartnerin im Blumentopf heranziehen. Und Yigit Deger Bengi, mit dem Geburtsjahr 1977 der Jüngste von allen, greift in „Nun, die Jägerin” auf uralte Mythen zurück, die vom Unterschied zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit, aber auch zwischen Seele und Körper handeln.
Die bemerkenswerte Vielfalt weiblicher Stimmen ist in Beatrix Caners Auswahl unter anderem vertreten durch Pinar Kür, die „Grande Dame” der türkischen Literatur, und die frauenpolitisch engagierte Ayse Kulin. Die Titelgeschichte des Bandes stammt von Ayla Kutlu, der großen Chronistin ihrer Heimatregion Antakya. Mit surrealen Elementen durchsetzt, kreist der Text um den Abschied von der Kindheit, um frühe Traumata und den Tod: „Der Mensch entsteht aus Erde und wird zu Erde. Dazwischen gibt es lediglich einen Vogel, Seele genannt, der ein paar Flügelschläge tut. Der Vogel fällt und das Leben endet.”
Dass Märchen und Sagen, Legenden und Fabeln, religiöse und mystische Dichtungstraditionen bis in die türkische Gegenwartsliteratur hineinwirken, ist unübersehbar. Und allenthalben artikuliert sich, explizit oder unterschwellig, das Gefühl, in „Zwei Welten” zu leben: So heißt die in den achtziger Jahren entstandene, bisher unveröffentlichte Erzählung von Erendiz Atasü am Schluss der Anthologie. Die Autorin schreibt: „Mein Bewusstsein hat sich wie Quecksilber ausgebreitet, zwischen all diesen Gedanken, als ginge eine Anziehungskraft von ihnen aus, und fügt sich wieder zusammen zu einem Ganzen, das nicht fest ist, verteilt sich von Neuem und findet wieder zusammen." So etwa könnte man auch die die flüchtigen, fließenden, flüchtigen, heterogenen Leseerlebnisse beschreiben, die dieser kleine Band vermittelt. Dennoch glaubt man am Ende, hinter allen Unterschieden etwas wie einen gemeinsamen Rhythmus oder auch Grundton wahrgenommen zu haben. Er bleibt selbst dort noch gegenwärtig, wo in einer Geschichte, ganz westlich zeitgemäß, permanent die Handys klingeln.
KRISTINA MAIDT–ZINKE
Beatrix Caner (Hrsg.)
Alles Blaue, alles Grüne dieser Welt
Türkische Erzählungen. Aus dem Türkischen von Beatrix Caner. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 256 Seiten, 9,90 Euro.
Es gilt, Nachrichten aus einer fremden Welt zu entschlüsseln
Ayse Kulin, Bilge Karasu, Murat Gülsoy, Pinar Kür (von li. oben nach re. unten) Fotos: Basso Cannarsa/Opale, Andersen/Sipa, oh
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bei allen Unterschieden hebt Kristina Maidt-Zinke vor allem Gemeinsamkeiten in dieser Sammlung mit Kurzgeschichten türkischer Autorinnen und Autoren hervor, die Beatrix Caner jetzt ins Deutsche übersetzt und herausgegeben hat. Besonders faszinierend findet die Rezensentin, dass die Erzählungen trotz des in den Texten unübersehbaren westlichen Einflusses ihren ganz eigenen, für das Land charakteristischen Ton haben und betont, dass die Prosa nicht unbedingt unsere literarischen Erwartungen bedient. Es scheint sie gefreut zu haben, dass die Herausgeberin so viele Autorinnen darin versammelt hat, und aufgefallen ist ihr zudem das Grundgefühl vieler Verfasser und Verfasserinnen, in "zwei Welten" zuhause zu sein.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Bunter Querschnitt türkischer Stories." Hellweger Anzeiger

"Die insgesamt vierzehn Geschichten eröffnen einen vielfältigen Einblick in die türkische Erzählliteratur." Leben und Glauben

"Die Mischung aus ernsten, heiteren und nachdenklichen Arbeiten liefert das Bild einer vielfältigen, ständig in Bewegung befindlichen Türkei, in der Auf-und-Ab, Vorwärts-Zurück, ab auch Seitenwege möglich sind. Die eigene Überheblichkeit vergeht einem bei dieser Lektüre schnell. Gibt es doch viel mehr Ähnlichkeiten - und damit Anlässe, auch über sich selbst zu lachen - als uns lieb sein kann." Regina General in 'Freitag'

"Aber wie bei allem, was wir über die türkische Literatur in Erfahrung zu bringen meinen, könnte auch in diesem Fall der Eindruck täuschen. Die hier versammelten Erzählungen zeigen, dass die Wandlungs- und Anpassungsprozesse der letzten Jahrzehnte und der machtvolle Einfluss des Westens es nicht vermocht haben, die literarische Sprache des Landes ihrer Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit zu berauben. Bei Schlussfolgerungen ist mithin Vorsicht geboten, solange man auf Lektüre angewiesen ist, was Geschichte und Gegenwart der Türkei betrifft: Es gilt hier, Nachrichten zu entschlüsseln, die aus einer - zum Glück - noch immer fremden Welt zu uns kommen, und zu respektieren, dass sei sich unseren Vermutungen und Erwartungen, auch unseren literaturkritischen Kategorien entziehen können." Kristina Maid-Zinke in der 'Süddeutschen Zeitung'

"Ayla Kutlu schreibt einfach, eindringlich, über große Gefühle und Schicksalsschläge. Für ihre Texte wurde sie oft ausgezeichnet - wie viele der Autoren aus dem Buch, das nach Kutlus Geschichte benannt ist. Kutlu entblättert Zeile für Zeile ein Kindheitstrauma, das sie abschütteln will und mit ihm die Vergangenheit, mit der sie dann doch alleine bleibt. Es ist eine türkische Geschichte und gehört doch überall hin. Individualität, Mystik, Freundschaft - junge Themen in der türkischen Literatur." Jenni Roth in 'Die Welt'

"Eine kluge Prosaauswahl, die Einblick in die türkische Moderne gibt." Börsenblatt
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