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Im Gegensatz zu J. von Schlossers Kunst- und Wunderkammer der Spätrenaissance (1908) blieb Jacob
Burckhardts revolutionäre These zur Sammelkultur der Renaissance über hundert Jahre lang praktisch vergessen.
Der Gedankengang seiner großen Schrift Die Sammler (1898) wird hier erstmals mitsamt seiner methodischen
und inhaltlichen Akzentverlagerung an Hand der Manuskripte rekonstruiert und im Gedankengebäude
Burckhardts verankert.
In der Einleitung zur ersten Auflage der Kultur der Renaissance von 1860 setzte Jacob Burckhardt seine Leser
davon in Kenntnis, daß die Kunst in
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Produktbeschreibung
Im Gegensatz zu J. von Schlossers Kunst- und Wunderkammer der Spätrenaissance (1908) blieb Jacob
Burckhardts revolutionäre These zur Sammelkultur der Renaissance über hundert Jahre lang praktisch vergessen.
Der Gedankengang seiner großen Schrift Die Sammler (1898) wird hier erstmals mitsamt seiner methodischen
und inhaltlichen Akzentverlagerung an Hand der Manuskripte rekonstruiert und im Gedankengebäude
Burckhardts verankert.

In der Einleitung zur ersten Auflage der Kultur der Renaissance von 1860 setzte Jacob Burckhardt seine Leser
davon in Kenntnis, daß die Kunst in seinem Werk unbehandelt geblieben war: "Der größten Lücke des Buches
gedenken wir in einiger Zeit durch ein besonderes Werk über die "Kunst der Renaissance" abzuhelfen." Die hier
angekündigte Reintegration blieb ein Desiderat. Die Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien wurden erst 1898
aus dem Nachlaß herausgegeben. Burckhardts großer Aufsatz Die Sammler, der damals zusammen mit Das
Porträt und Das Altarbild erschien, blieb dann praktisch über hundert Jahre lang vergessen. Dagegen fehlt Julius
von Schlossers Kunst- und Wunderkammer der Spätrenaissance (1908) in kaum einer Bibliographie zur
Sammlungsgeschichte. Burckhardts These geht von dem Hausandachtsbild des 15. Jahrhunderts aus, in dem er
"Anlaß und Ursprung zum Sammeln" sieht. Es stellt eine erste Stufe des "Privatgeschmacks" dar, aus dem sich
eine vom Gegenstand unabhängige ästhetische Einschätzung und Würdigung entwickelt. Das Kultbild wird zum
Kunstbild. Der wachsende Ruhm der zeitgenössischen Künstler und die häufiger werdenden Ausgrabungen
antiker Stücke lassen Burckhardts Sammler allmählich zum ästhetisch urteilenden Mäzen heranreifen. Die
Sammlerpersönlichkeit der Renaissance kulminierte für Burckhardt in Isabella d'Este. Die in der
Universitätsbibliothek zu Basel aufbewahrten Vorarbeiten und das Manuskript Burckhardts stellen den
Ausgangspunkt der Untersuchung dar. Es wird die Entwicklung beschrieben, die von der Kultur der Renaissance
zur Abfassung der Schrift Die Sammler führte. Burckhardt hatte jahrzehntelang sowohl mit der Schwierigkeit,
die Kunstwerke selbst zu studieren, als auch mit der methodischen Fassung seiner Kunstgeschichte zu ringen.
Mit der Verlagerung der "Aufgabe" der Kunst von den Gattungen auf die Wünsche des Bestellers versucht er
den veränderten historischen Bedingungen und den stilistischen Innovationen der Malerei Rechnung zu tragen.
Durch die Verknüpfung des Geschmacks mit kulturellen Phänomenen gelang ihm schließlich eine teilweise
Anbindung der Kunstgeschichte an die Geschichte.
Autorenporträt
Dr. Stella von Boch studierte Kunstgeschichte, Klassische
Archäologie und Kirchengeschichte in Hamburg. Sie war Aby-Warburg-Stipendiatin am Warburg Institute,
University of London, Lehrbeauftragte am University College, London, und ist Herausgeberin von Burckhardts
"Die Sammler" in Band 6 der kritischen Gesamtausgabe, Jacob Burckhardt Werke, C. H. Beck und Schwabe &
Co, 2000.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ulrich Raulff konstatiert, dass das Thema Sammeln beziehungsweise Sammler seit fünfzehn Jahren Konjunktur hat und wendet sich drei neuen Bänden zur Geschichte und Ästhetik des Sammelns zu. Der Dissertation von Stella von Broch widmet er in seiner Rezension den breitesten Raum und preist sie als "kleine wissenschaftshistorische Sensation". Die Kunsthistorikerin beschäftigt sich darin mit dem Aufsatz "Der Sammler" von Jacob Burckhard und deckt damit nicht nur eines der "ältesten Rätsel der Burckhardt-Deutung" auf, sondern demonstriert "nebenbei" auch noch die "Aktualität" Burckhardtschen Denkens für die Renaissance- und Barockforschung, so Raulff begeistert. Denn der Autorin gelinge es nachzuweisen, dass sich Burckhardt jahrzehntelang mit diesem Thema beschäftigt hat und im Zuge seiner Forschung den "Besteller" von Kunstwerken mit seinem ästhetischen und sozialen Kontext in den Blick der Kunstgeschichte rückt, erklärt der Rezensent. Damit ist die Studie über den Sammler-Aufsatz der Autorin nicht nur für die Werkgeschichte Burckhardts sehr "aufschlussreich", sondern markiert auch den "Schlussstein in einem kunsthistorischen Gebäude", lobt Raulff beeindruckt.

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