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Han fängt an, Tango zu tanzen, weil er noch nie geküßt hat. Ausgestattet mit dem Rat, fordere niemals eine Dame auf, die deinen Blick nicht erwidert, besucht er schließlich einen der Salons Amsterdams. Er blamiert sich schrecklich, so daß er am Ende alleine und in sich gekehrt zwischen den Paaren tanzt. Doch dann tanzt Esther mit ihm.Der Roman erzählt die Liebe von Esther und Han. In einem Wechsel von Anziehung und Zurückweichen entwickelt sich eine Leidenschaft. Am Ende verliert Han Esther, weil er sich zu sehr an sie hängt. Er hat zwar seinen Konkurrenten besiegt, doch mit dieser Frau kann er nicht Schritt halten.…mehr

Produktbeschreibung
Han fängt an, Tango zu tanzen, weil er noch nie geküßt hat. Ausgestattet mit dem Rat, fordere niemals eine Dame auf, die deinen Blick nicht erwidert, besucht er schließlich einen der Salons Amsterdams. Er blamiert sich schrecklich, so daß er am Ende alleine und in sich gekehrt zwischen den Paaren tanzt. Doch dann tanzt Esther mit ihm.Der Roman erzählt die Liebe von Esther und Han. In einem Wechsel von Anziehung und Zurückweichen entwickelt sich eine Leidenschaft. Am Ende verliert Han Esther, weil er sich zu sehr an sie hängt. Er hat zwar seinen Konkurrenten besiegt, doch mit dieser Frau kann er nicht Schritt halten.
Autorenporträt
Thomas Rosenboom, geboren 1956, ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der Niederlande. Nach einem preisgekrönten Erzählungsband erschien 1991 sein Roman "Eine teure Freundschaft" sowie 2000 der historische Roman "Das Liebeswerk", der mit dem Libris-Literaturpreis für den besten Roman des Jahres ausgezeichnet wurde. Auch Neue Zeiten wurde bereits mit diesem Preis bedacht.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ziemlich ungerührt zeigt sich Rezensentin Bettina Ehrhardt von diesem Roman, in dem Thomas Rosenbooms einen 45-jährigen Mann auf dem Tanzparkett spät die Leidenschaft entdecken lässt. Die "Gleichsetzung" von Tango und Liebe sorge vielleicht für allerlei Doppeldeutigkeit, gesteht die rezensentin zu, besonders lang trage sie aber nicht: Alle "Schubladen des Genres" werden von Rosenboom aufgezogen und so manches "Klischee" ans Licht gezerrt, schimpft die Rezensentin,. Und sie wurde das Gefühl nicht los, den niederländischen Autor, der diesen Roman als Auftragswerk des holländischen Buchhandels verfasst hat, habe im Lauf der Geschichte die "Lust" an seinem eigenem "Plot" verlassen. Nach einem recht gelungenen "leichten und witzigen" Anfang wird der Roman zunehmend "zerfahrener, geschwätziger, hölzerner", bedauert Ehrhardt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Rosenboom fesselt mit starken, symbolkräftigen Bildern. Er erzählt mit großem epischen Atem." Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Der Niederländer ist ohne Frage einer der ganz großen Erzähler der neuen wie auch der alten Zeit."Neue Presse, Hannover "Thomas Rosenbooms wunderbar erzählter, von Marlene Müller-Haas vorzüglich übersetzter Roman ist ein raffiniertes Märchen, ein faszinierender Lesestoff, der die conditio humana in Umständen eines grundstürzenden Wandels aller Seinsgewißheiten erhellt." Süddeutsche Zeitung

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2005

Herrlich und gnadenlos
So also ist die Liebe: Thomas Rosenbooms „Tango”
Manchmal macht es Spaß, das Pferd sozusagen von hinten aufzuzäumen und den Schluss zuerst zu lesen: „Weil er nichts mehr sehen konnte, nahm sie ihn an die Hand und führte ihn aus dem Zimmer. Als letztes Bild blieb dort hängen, wie Machteld, nachdem er an ihr vorbeigeschlüpft war, lächelnd, aber bestimmt die Schlafzimmertür schloss - niemand musste sehen, wie Bijman so seinen Leib ablegte und ihn in ihrem barg.” Da wird offenbar Zuflucht gesucht beim Weib, das die Dinge entschlossen in die Hand nimmt, in einer Sprache, die Triviales unversehens mischt mit preziöser Metaphorik. An surreale Filmbilder mag man sich erinnert fühlen - Woody Allans Helden etwa, der auf blühender Wiese einem Riesenbusen begegnet, oder an Pedro Almodovars Jüngling, der kopfüber hineinschlüpft in die schwarz behaarte Grotte.
Und tatsächlich geht es in Thomas Rosenbooms neuem Roman (ein Auftragswerk des holländischen Buchhandels, das dort in einer Auflage von 750 000 gratis ans Leservolk verteilt wird) um die Regeln der Liebe - und wie sie sich am augenscheinlichsten im Tango offenbaren: „Gut, der Mann führt, aber bilde dir nie ein, dass du auch wirklich die Führung hast - auch die Frau führt, indem sie den Mann führen lässt, das heißt, solange und soviel sie möchte.” Der 45 Jahre alte Han Bijman hat eine weise Freundin, die so spricht, die um zehn Jahre ältere Nachbarin Machteld, mit der ihn eine herzliche Freundschaft verbindet. Eigentlich könnte er zufrieden durchs Leben gehen, wäre da nicht der nagende Zweifel an der eigenen Männlichkeit: Han hat noch nie eine Frau „erkannt”. Und da begibt er sich, der liebenswerte Tollpatsch, ausgerechnet auf das spiegelglatte Parkett des Tangotanzes, um dort fündig zu werden.
Die meisten Frauen mögen schüchterne Männer, die alles wagen, und so nimmt, just im Moment der tiefsten Schmach, als Han, von der ersten Tanzpartnerin im Stich gelassen, alleine zwischen den Paaren weitertanzt, Esther sich seiner an, die kühne, coole Frau, die alsbald die erste wird in Hans Männerleben. Mit der Nachbarin, die wohlerzogen keine Fragen stellt, verbringt er in der Euphorie der neuentdeckten Möglichkeiten eine zweite Liebesnacht. Alles scheint zu gelingen. Aber so einfach ist es nicht: Einmal in den Fängen des Begehrens, durchschreitet Han in einem Erziehungsroman, der alle Schubladen des Genres aufzieht, aber selten hinausgelangt über Klischees, die Höhen und Tiefen der Leidenschaft, die ihn lehren sollen: „Tangotanzen ist wie die Liebe, herrlich und gnadenlos.”
Im Dämmerlicht der Tango-Salons ist Esther eine attraktive Frau, aber nach und nach entpuppt sie sich als nervtötendes Hascherl: Sie hat nämlich noch einen anderen, einen indischen Verlobten, auf den Rücksicht genommen werden muss. Und so wird Han immer unglücklicher, ist gemartert von den Qualen der Eifersucht - und jammert sein Elend der Nachbarin vor, die Contenance bewahrt, bravourös einen Tangokurs mit einem wahren Meister organisiert und, so scheint’s, gelassen den Lauf der Dinge abwartet.
Besonders lang trägt die Gleichsetzung „Tango, trauriger Gedanke, den man tanzen kann” und „Liebe” nicht. Es scheint, als habe der Erzähler auf halbem Weg die Lust am Plot und seinen Figuren verloren, immer zerfahrener, geschwätziger, hölzerner wirkt, was so leicht und witzig begann. Und so ist es am Ende ein Segen, dass Han das wahre Glück erkennt und mit tränenumflortem Blick ins Schlafzimmer der Nachbarin entschwindet.
BETTINA EHRHARDT
THOMAS ROSENBOOM: Tango. Roman. Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. Deutsche Verlagsanstalt, München 2005. 151 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2005

Das Leben ist ein Schieber
Auf dem Gefühlsparkett: Thomas Rosenbooms Roman "Tango"

Eigentlich ist Han Bijman nicht der Typ Mann, den man sich unter einem feurigen Tango-Tänzer vorstellt. Er ist Mitte Vierzig, wohnt in einem Amsterdamer Apartment mit Grachtenblick, arbeitet als Finanzbuchhalter für den Chemie-Giganten Shell und spielt nebenbei Schach. Ein klar geregeltes, unscheinbares Leben - ein bißchen zu klar geregelt und unscheinbar. Denn Han hat noch nie eine Frau geküßt, geschweige denn, schon einmal mit einer die Nacht verbracht. Dafür fehlte es dem fast aufreizend selbstgenügsamen Pragmatiker bislang an den nötigen "Stürmerqualitäten", wie seine Freunde das nennen. Oder, wie Han selbst es begründet: "Wer küssen möchte, muß irgendwann eine Grenze überschreiten, den Anstand verletzen."

Diese Grenze, die Rosenbooms Lebens- und Liebesamateur schon lange genug nicht berührt hat, gerät endlich ins Schwanken, als Han auf Empfehlung seiner Nachbarin einen Tango-Kurs besucht. Die Leidenschaft ereilt den Spätzünder, wie das für romantische Tanzgeschichten üblich ist, gleich in doppelter Form: als neues, "beschwingtes" Lebensgefühl und in Gestalt einer geheimnisvollen Tanzpartnerin, die plötzlich auftaucht, um Han aus einer peinlichen Situation zu erlösen. Denn der Tango-Neuling stellt sich bei seinem allerersten öffentlichen "Salon" denkbar ungeschickt an. Nicht genug, daß er seine erste Partnerin sofort im Gedränge verliert. Zur allgemeinen Belustigung kommt er auch noch, allein weitertanzend und nur auf seine Füße konzentriert, völlig von der Tanzfläche ab. Ein schönes Bild Rosenbooms, das früh den entscheidenden Schwachpunkt seines Helden verdeutlicht: Han ist zu sehr ins Nachdenken über die "richtigen" Schritte vertieft, um zu bemerken, daß die Musik des Lebens ganz woanders spielt.

Das ändert sich, als Esther, so der Name der geheimnisvollen Frau, ihn auffordert: erst zum Tango, dann zum Liebesspiel in seiner Grachtenwohnung. Die selbstbewußte Vierzigjährige stellt auf den ersten Blick das genaue Gegenteil zum scheuen Han dar. Oder, besser und tango-mäßiger formuliert: So wenig wie Han zum "Compadrito" taugt, zum angeberischen Vorstadt-Gaucho, der andere mit Messer-Akrobatik und Tanzschritten zu beeindrucken sucht, so sehr gleicht Esther umgekehrt einer verrucht-verführerischen "Milonguita", jener anderen Lieblingsfigur der Tango-Mythologie. Berühmte Texter wie Pascual Contursi haben diese Figur der leichtlebigen Bardame immer wieder in ihren Liedzeilen beschworen, die sich jedem Mann zwar bereitwillig hingibt, letztlich aber nie ganz zu haben ist. Esther verkörpert dieses Tango-Luder geradezu in Perfektion, wenngleich auch in niederländisch-aktualisierter Ausprägung. Ihr Geld verdient die begeisterte "Milonga"-Tänzerin als Kellnerin in einer Szenekneipe. Ihre Liebhaber, so muß Han bestürzt feststellen, wechselt Esther wie andere Frauen ihre Unterwäsche. Gleich beim zweiten "Schäferstündchen" gesteht sie dem frisch Verliebten freimütig, daß er keineswegs der einzige Bewerber um ihr Herz ist. Sie sei mit einem Inder verlobt, der prompt ein paar Wochen später in ihre Amsterdamer Wohnung einzieht. Die anfängliche Tango-Romanze wird auf diese Weise zur heimlichen Affäre degradiert, inklusive all jener Lügen- und Täuschungsmanöver, die so ein Seitensprung zwangsläufig mit sich bringt. Oder erfindet Esther ihren indischen Verlobten vielleicht sogar nur, um Han absichtlich auf Distanz zu halten?

Rosenboom bringt mit seinem Tango-Paar zwei Menschen zusammen, die nicht nur für zwei völlig verschiedene Temperamente, sondern für zwei gegensätzliche Lebensmodelle stehen. Dabei schrammt er nicht immer am Klischee vorbei. Dennoch verzeiht man seiner unprätentiös erzählten und rasant-spannenden Liebesgeschichte ihre stellenweise überdeutlichen Kontraste. Ein Lieblingsmotiv des holländischen Autors steht erneut im Mittelpunkt: die Dynamik einer emotionalen Ausbeutung. In diesem Roman allerdings ist es weniger das Opfer Han, aus dessen Sicht das Geschehen geschildert wird, das den Leser interessiert, sondern die Verführerin Esther. Sie, die zunächst fast wie ein kindlich-naives Dummchen wirkt, das Han mit ausgedachten, chemischen Unsinnserklärungen zu bestimmten Alltagsphänomenen nur zu leicht beeindrucken kann, erweist sich mehr und mehr als gewiefte Meisterin der Manipulation. Esther ist es, die beim gemeinsamen Tanz der Leidenschaft von Anfang an klar die Führung übernimmt. Doch wäre sie keine gute Milonguita, würde sie ihrem Partner (und auch lange dem Leser) nicht gleichzeitig gekonnt das Gefühl geben, er sei immer noch Herr der Lage, obwohl sie ihn längst schon um den Finger gewickelt hat.

Daß die Tango-Lektion für Han bittersüß ausklingen muß, liegt nicht zuletzt daran, daß er zu viele Zeichen Esthers mißdeutet und zu spät merkt, wie beliebig sie ihn auf dem Tanz- und Gefühlsparkett hin und her schiebt. Dabei hatte Machteld, die füllig-mütterliche Nachbarin, ihn eindringlich gewarnt. "Bilde dir nie ein, daß du auch wirklich die Führung hast, auch die Frau führt, indem sie den Mann führen läßt, das heißt, solange und soviel sie möchte."

Sie behält recht. Han setzt sich in Pose, aber Esther bestimmt die Schrittfolge, auch außerhalb der Akademie. Ihre Gefühlsspielchen der abrupten Anziehung und Abstoßung kann man durchaus mit den ruckartigen Bewegungen des Tangos vergleichen. Mal läßt sie Han ganz nahe an sich heran, heult sich an seiner Schulter aus oder beichtet ihm vertrauensvoll intime Abenteuer. Dann wieder stößt Esther den Liebhaber rüde von sich, möchte ihn gar nicht mehr sehen, um ihm irgendwann doch wieder vor seiner Haustür aufzulauern. Selbst einem erfahreneren Mann als Han würde bei so vielen launischen Pirouetten schwindelig. Dieser jedoch vernachlässigt die Grundregel, wonach jeder Tänzer stets in seiner "eigenen Achse" bleiben muß. Ohne den moralischen Zeigefinger zu heben, nutzt Rosenboom den Tango als Metapher für jene spezifische Art einer heute verbreiteten Bindungsangst, die gewissermaßen um so mehr die momentane Umarmung sucht, je stärker sie den dauerhaften Kontakt meidet.

In ihrer Beziehung tauschen Esther und Han bei näherem Hinsehen nicht nur die "männliche" und "weibliche" Rolle. Esther stellt sich auch als die wahre Buchhalterin des Gefühls heraus. Sie, die "jeden Liebhaber beim ersten welken Blatt" wegwirft, hortet akribisch alle Erinnerungsstücke an ihre zahllosen Bettkumpanen, als wären es Jagdtrophäen, mittels derer sie sich immer wieder neu ihrer Freiheit versichern könnte. Und es ist wiederum Esther, die bei genauerer Betrachtung ganz und gar nicht im "Hier und Jetzt" lebt, auch wenn sie das ständig treuherzig beteuert. Dafür plant sie jeden ihrer intriganten Schritte viel zu penibel, um schließlich sogar noch den Betrug im Betrug zu vertuschen, wenn sie sowohl Han als auch ihren indischen Verlobten hintergeht. So ist es ausgerechnet der stille Han, der sich als der leidenschaftliche und bindungsfähigere Tango-Tänzer von beiden erweist. "In Ermangelung einer Zukunft" für seine Liebe lebt er tatsächlich in der Gegenwart - so sehr, daß ihm als letzte Pointe nur noch bleibt, Esther mit ihren eigenen Mitteln zu düpieren.

GISA FUNCK

Thomas Rosenboom: "Tango". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Marlene Müller-Haas. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005. 152 S., geb., 16,90 [Euro].

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"Die Wendungen der Erzählung sind so plötzlich und doch gesetzmäßig wie die Tanzfiguren, denen der Leser zu folgen hat. Man tut es mit Freude und Wehmut, mit Verwunderung, die sich in Bewunderung verwandelt." (Die Welt)