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Ordnung und Unordnung gehören nicht nur zum Alltag im Kinderzimmer, im Werkzeugkasten und in der Damenhandtasche, Struktur und Chaos bestimmen alles Leben auf Erden. So haben Sauberkeit und Hygiene die Lebensdauer der Menschen zwar mehr als verdoppelt, durch den mangelnden Umgang mit Schmutz und Keimen sind Allergieerkrankungen aber um ein Vielfaches angestiegen. Ulla Steuernagel gibt einen frappierenden Überblick über das Wechselspiel von Ordnung und Unordnung in den Wissenschaften und im Alltag. Sie erzählt vom oftmals entscheidenden Faktor Zufall in der Forschung, etwa bei der Entdeckung…mehr

Produktbeschreibung
Ordnung und Unordnung gehören nicht nur zum Alltag im Kinderzimmer, im Werkzeugkasten und in der Damenhandtasche, Struktur und Chaos bestimmen alles Leben auf Erden. So haben Sauberkeit und Hygiene die Lebensdauer der Menschen zwar mehr als verdoppelt, durch den mangelnden Umgang mit Schmutz und Keimen sind Allergieerkrankungen aber um ein Vielfaches angestiegen.
Ulla Steuernagel gibt einen frappierenden Überblick über das Wechselspiel von Ordnung und Unordnung in den Wissenschaften und im Alltag. Sie erzählt vom oftmals entscheidenden Faktor Zufall in der Forschung, etwa bei der Entdeckung des Penicillins, von der Veränderung der Tischsitten, dem Versuch der Hirnforschung, Kreativität zu fassen, und erklärt nebenbei auch für alle Laien verständlich, was der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik über den Saustall im Kinderzimmer aussagt.
Autorenporträt
Ulla Steuernagel, geboren 1954, ist Redakteurin beim Schwäbischen Tagblatt in Tübingen und dort u.a. für die Jugendseite verantwortlich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2008

Chaos Kinderzimmer
Die Kinder-Uni erklärt, warum sich Aufräumen nicht lohnt
Aufräumen ist ein ewiges Thema. Als man Kind war, mahnte die Mutter, beschwerte sich der Vater, und doch hatte man keine Lust, Spielzeug in Kisten zu räumen, Bücher zu sortieren oder Schulsachen für den nächsten Tag herzurichten. Als Erwachsener keift zwar kein Erziehungsberechtigter mehr, dafür haben sich die Vorwürfe verselbständigt: Die eigene Unordnung wird als Mahnen empfunden, als Beweis eigener Unzulänglichkeit, als Hindernis vor den eigentlichen Aufgaben. Einem Kollegen macht sein Büro-Chaos sogar so sehr zu schaffen, dass er oft tagelang nur davon spricht, jetzt doch mal in Ruhe gelassen zu werden, damit er endlich seine vielen wackeligen Papierstapel sortieren könne. Er räumt dann trotzdem nicht auf, auch wenn wir ihn in Ruhe lassen. Und wenn er Ordnung schafft, dann dauert es nicht lang, bis die Papierstapel wieder auf Ursprungsgröße gewachsen sind. Aber so ist das mit dem Chaos, die viele Mühe ist vergebens, sie kostet Kraft.
Und um jetzt endlich den Bogen zu Ulla Steuernagels Buch Tohuwabohu. Die Kinder-Uni erklärt Ordnung und Chaos zu schlagen: Das Buch wirkt in seiner Absicht, rund um chaotische Kinderzimmer die Grundfesten der Physik, der Kunst und anderer Bereiche zu erklären, manchmal sehr bemüht, und das kostet beim Lesen leider einige Kraft. Nach einer Einleitung über die Torturen des Aufräumens will die Autorin dem Leser, der stets mit ,,Du‘‘ angeredet wird, eine argumentative Handreichung bieten, um damit nörgelnde Eltern abzuspeisen: wie überzeuge ich meiner Mutter, dass ich nicht aufräumen will. Das klappt an manchen Stellen gut. So gut sogar, dass eine junge Leserin erklärte, dies sei für sie das ultimative Buch, um die Unordnung ihres Kinderzimmers zu verteidigen und so den häuslichen Frieden zu retten. In anderen Passagen wirkt das Konzept dagegen wie ein bemühter Aufhänger für das eigentliche Anliegen, nämlich Wissen zu vermitteln. Mit anderen Worten: Das pädagogische Konzept in diesem Buch ist manchmal störend.
Etwa gleich zu Beginn des Buches. Da wird dem künftigen Ordnungsverweigerer nahegelegt, seinem Erziehungsberichtigten den Begriff ,,Entropie‘‘ um die Ohren gehauen. Jawohl, Entropie, das bedeutet ,,Umwandlung‘‘ oder ,,Wendung‘‘, könne als Gradmesser für Unordnung herhalten und klinge doch sehr schlau. Wenn das nichts helfe, dann sei vielleicht eine Argumentation mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik wirksam: ,,In einem geschlossenen System nimmt die Unordnung stets zu.‘‘ Das klingt sehr strebsam und sehr bemüht, auch wenn es vielleicht von den Autoren komisch gemeint ist. Schade, denn abseits der steten Wiederholungen, wie man denn das Aufräumen verhindern könne, liefert das Buch viele wissenswerte Geschichten rund um Chaos und Ordnung. Ulla Steuernagel schaffte es, Thermodynamik mit Wimmelbildern, Computer und das binäre System mit Enzyklopädien und Wissenschaftliches über Small Talk mit Wissenswertem über Putz- und Waschzwang zu kombinieren.
Das alles ist sehr gut und verständlich dargestellt. Nur die textliche Verpackung, die ist doch etwas ermüdend. (ab 10 Jahre) SEBASTIAN HERRMANN
ULLA STEUERNAGEL: Tohuwabohu. Die Kinder-Uni erklärt Chaos und Ordnung. Mit Illustrationen von Klaus Ensikat. Deutsche Verlags-Anstalt 2007. 224 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Das ist Kunst, Mami!
Entropie für die Kleinen: Der neue Band der "Kinder-Uni" nimmt sich Großes vor

Nun kann man an der Kinder-Uni also auch Thermodynamik studieren. Tatsächlich geht es in "Tohuwabohu", dem neuesten Band aus der erfolgreichen Sachbuchreihe, gleich am Anfang richtig zur Sache: Da ist von Hauptsätzen der Wärmelehre die Rede und von der Entropie - jener physikalischen Größe, deren Vermittlung noch Hochschuldozenten beim Vorbereiten ihrer Vorlesungen für Studenten im sechsten Semester graue Haare bereitet. Mit so etwas sollen sich nun Kinder befassen? Das klingt nach einer Phantasmagorie ehrgeiziger Eltern in Pisa-Panik, die hoffen, ihren Nachwuchs durch frühe Akademisierung fit für den Weltmarkt zu machen.

Doch weit gefehlt. Wenn Ulla Steuernagel "Ordnung und Chaos" erklärt, so will sie damit ihre kleinen Leser nicht etwa mit prüfungs- oder auch nur quizshowrelevantem Wissen vollstopfen. Aufs Lernen oder Sichmerkenmüssen kommt es bei diesem Studium gar nicht an. Sondern aufs Staunen. Es ist aber nicht nur das Staunen darüber, was es alles gibt, das ja konventionelle Kindersachbücher mit ihren bunten Faktensammlungen über Dinosaurier oder Planeten bereits ausführlich bedienen. Steuernagel verführt ihre Leser nicht zum Wissen, sondern tatsächlich schon zur Wissenschaft, zum systematischen Nachdenken über die scheinbar klaren und bekannten Dinge. Und von Ordnung und Chaos haben auch Drittklässler einen ziemlich fundierten Vorbegriff.

Dieses sokratische Ziel wird konsequenterweise mit einer sokratischen Form der Darstellung verfolgt. Abgesehen von zahlreichen - leider nicht in jedem Fall gelungenen - Textkästen und den fast schon klassischen Illustrationen von Klaus Ensikat ist das Buch ein imaginärer Dialog, den ein Kind mit seiner Mutter führt. Dabei bringt es die Autorin - sie ist im Hauptberuf Redakteurin beim "Schwäbischen Tagblatt" in Tübingen - nicht nur fertig, dass sich Jungen wie Mädchen in dem Protagonisten wiederfinden können. Sie schafft es auch, den Leser ohne Peinlichkeit oder klebriges pädagogisches Wohlwollen in der zweiten Person Singular anzureden.

Die Debatte zwischen Mutter und Kind entzündet sich am Zustand des Kinderzimmers. Der wird von der Mutter anders bewertet als vom Sprössling, der (oder die) sich daher gegen die lästigen Aufforderungen zum Aufräumen zur Wehr setzen muss. Das Buch ist dort am stärksten, wo es dem Kind wissenschaftliche Argumente an die Hand gibt, warum man sein Zimmer nicht aufräumen muß (und durch die Mutter widerlegen lässt): etwa weil das die globale Erwärmung befördern würde, weil es thermodynamisch gesehen sowieso vergeblich ist - oder weil ein unaufgeräumtes Zimmer ja auch ein modernes Kunstwerk sein kann. Letztere Debatte endet übrigens in einer luziden Aporie, zeigt aber umso besser, wie auch an einer Kinder-Uni veritable Geisteswissenschaft betrieben werden kann.

Eher fakultativ, aber ebenfalls lesenswert ist das Kapitel mit der kleinen Staubkunde sowie jenes, das die informationstheoretische Seite des Kinderzimmerproblems behandelt. Weniger überzeugend dagegen ist das Kapitel, das danach fragt, inwiefern Chaos erfinderisch macht. Nicht nur, dass das Klischee vom zerstreuten Professor hier bemüht, aber nicht sinnvoll benutzt wird; es ist auch noch mit dem Konterfei Albert Einsteins illustriert. Später wird überdies noch über dessen Relativitätstheorie und die Rolle der Zeit darin eine Aussage formuliert, die schlicht falsch ist. Stark ausbaufähig an Steuernagels Kinder-Uni sind auch die Lehrstühle für Theologie und Kosmologie. Die Frage "Wer macht den Anfang beim Aufräumen?" wird hier thematisiert, ohne dass der unterschiedliche Charakter mythischer, physikalischer und theologischer Aussagen über die Welt auch nur angesprochen wird. Es sei zugestanden, dass derlei auch an Erwachsenen-Unis immer wieder (und in letzter Zeit häufiger) für Verwirrung sorgt. Dabei ist es eigentlich auch nicht schwieriger als Thermodynamik.

ULF VON RAUCHHAUPT

Ulla Steuernagel: "Tohuwabohu". Die Kinder-Uni erklärt Ordnung und Chaos. Mit Illustrationen von Klaus Ensikat. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007. 208 S., geb., 19,95 [Euro]. Ab 10 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nur beinahe überzeugen konnte dieser neue Band der Kinder-Uni den Rezensenten Ulf von Rauchhaupt. Einerseits ist er begeistert, wie "ohne klebriges pädagogisches Wohlwollen" die Autorin Ulla Staubnagel durch einen Dialog zwischen Mutter und Kind "das Thema von Ordnung und Chaos" am unaufgeräumten Kinderzimmer thematisiert. Andererseits findet er einige der hinzugegebenen Textkästen "leider nicht in jedem Fall gelungen", und hat im Kapitel über die Relativitätstheorie sogar einen Fehler entdeckt. Was ihn aber dennoch begeistert, ist vor allem der Grundsatz, dass hier nicht abfragbares Wissen vermittelt, sondern zur "Wissenschaft, zum systematischen Nachdenken" verführt wird.

© Perlentaucher Medien GmbH