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Das Buch läßt in Anekdoten und kritischen Auseinandersetzungen mit Streitfragen und Personen die "Bonner Republik" wieder erstehen. Dabei kommt eine ironische Distanz zum Ausdruck, die sich nicht immer an Postulate politischer Korrektheit hält. Es vermittelt Einblick in die Breite der Aufgaben eines Diplomaten und die besonderen Belastungen des Familienlebens im Auswärtigen Dienst. Die sehr anschaulichen Berichte von Reisen in über 60 Ländern lassen an den Titelhelden der Novelle Eichendorffs denken, der vorm Gefühl innerer Feriheit erfüllt die weite Welt genießt - insgesamt die Geschichte…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch läßt in Anekdoten und kritischen Auseinandersetzungen mit Streitfragen und Personen die "Bonner Republik" wieder erstehen. Dabei kommt eine ironische Distanz zum Ausdruck, die sich nicht immer an Postulate politischer Korrektheit hält. Es vermittelt Einblick in die Breite der Aufgaben eines Diplomaten und die besonderen Belastungen des Familienlebens im Auswärtigen Dienst. Die sehr anschaulichen Berichte von Reisen in über 60 Ländern lassen an den Titelhelden der Novelle Eichendorffs denken, der vorm Gefühl innerer Feriheit erfüllt die weite Welt genießt - insgesamt die Geschichte eines farbigen Lebens, das seinen Überzeugungen treu geblieben ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2002

Verkannter Quergeist

DIPLOMATENLEBEN. "Sie sind halt zu konservativ", so faßte ein Außenminister die Meinung des Auswärtigen Amts gegenüber Wiegand Pabsch einmal bündig zusammen. 1961 war der aus Schlesien stammende Adenauer-Bewunderer und CDU-Anhänger in den Dienst eingetreten, um "am Neuaufbau des Landes aus christlichem Geist mitzuarbeiten". Mit der Versetzung ins ungeliebte Kulturreferat der Botschaft Washington begannen 1964 nach zweiunddreißig "Lehr- und Wanderjahren" seine "Reifezeiten", die ihn 1967 ins "nicht adäquate" Konsulat in Kalkutta führten. Fast größer als die Bestürzung über das Massenelend in der indischen Hafenstadt war sein Entsetzen über die "68er-Bewegung" in der Heimat: "Ein anarchisches Jakobinertum wuchs heran, eine ,Neue Linke' destruktiver Nihilisten, die in Promiskuität und Gammelei einen identitätsstiftenden Kult fanden." Als er 1970 nach Bonn zurückkehrte, fühlte er sich als "Fremder". Mit Freuden ging er daher 1974 als Abrüstungsdirektor zur Nato, wurde aber drei Jahre später an den Rhein zurückbeordert, um das Referat für Grundsatzfragen der Außenwirtschaftspolitik zu leiten. 1980 läutete die Beförderung zum Gesandten in Washington die "Erntezeiten" seines Berufslebens ein. Mit seinem Land inzwischen wieder "versöhnt", verfolgte er mit Groll, wie seit Beginn der Regierung Kohl "mäßig begabte Kollegen vom blau-gelben Heißluftballon steil nach oben getragen wurden", ihm hingegen in der Zentrale eine Unterabteilung der Kulturabteilung beziehungsweise die Unterabteilung für internationale Technologiepolitik übertragen wurden. Auch die Ernennung zum Botschafter in Chile 1989 entsprach nicht seinen Vorstellungen. Nachdem ihm die Bitte um Rückversetzung nach Bonn verwehrt worden war, wechselte er 1993 zum Abschluß seiner Laufbahn ans "Ende der Welt" nach Buenos Aires. Hätte man es nicht schon vorher gewußt, wäre man durch Pabschs Erzählungen gewiß überzeugt worden: Das Leben eines Diplomaten besteht nicht nur aus Cocktailparties. Mag der Wahlspruch "Ich dien'" den selbstbewußten Quergeist auch über manche Enttäuschung hinweggeholfen haben. Am Ende der langatmigen "Zeitgeschichten", denen ein gründliches Lektorat zu wünschen gewesen wäre, herrscht der Eindruck vor, daß Pabsch mit der Würdigung seiner Arbeit nur selten zufrieden war. Wenigstens als Emeritus fand er ein ihm "angemessenes Betätigungsfeld": Präsident des Internationalen Clubs La Redoute. (Wiegand Pabsch: Zeitgeschichten aus dem Leben eines Taugenichts. Bouvier Verlag, Bonn 2002. 598 Seiten, 29,50 Euro.)

ULRICH LAPPENKÜPER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Offensichtlich etwas ermüdend fand der Rezensent Ulrich Lappenküper die Lektüre der "Zeitgeschichten" des konservativen Diplomaten Wiegand Pabsch, die auch eher autobiografische als zeitdiagnostische Züge tragen. Jedenfalls bezeichnet Lappenküper seine Geschichte als "langatmig" und hätte sich ein strengeres Lektorat gewünscht. Er sieht als Leitmotiv hinter diesen Memoiren, dass Pabsch "mit der Würdigung seiner Arbeit nur selten zufrieden war" und viele seiner Versetzungen an entfernte Orte dieser Welt als Abstellgleis empfand. Dieser frustrierte Tenor zieht sich durch das ganze Buch und lässt den Rezensenten leicht genervt zurück. Auch sonst bietet das Buch wenig Überraschendes, so Lappenküper: dass das Leben eines Diplomaten nicht aus Cocktailparties besteht, das hat er auch schon vorher gewusst.

© Perlentaucher Medien GmbH