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Detailliert und gründlich wie kein deutscher Theologe zuvor beschreibt Martin Bauschke das erstaunlich positive Bild, das der Koran von Jesus zeichnet. Die Darstellung ist sowohl an der islamischen Koranauslegung als auch an den Maßstäben der modernen historisch-kritischen Forschung orientiert. Das interdisziplinär ausgerichtete Buch verbindet theologische, religionswissenschaftliche und koranwissenschaftliche Fragestellungen. In seinem umfangreichsten Kapitel betritt der Autor forschungsgeschichtliches Neuland. Er arbeitet heraus, in welcher Weise im gesamten deutschsprachigen Raum…mehr

Produktbeschreibung
Detailliert und gründlich wie kein deutscher Theologe zuvor beschreibt Martin Bauschke das erstaunlich positive Bild, das der Koran von Jesus zeichnet. Die Darstellung ist sowohl an der islamischen Koranauslegung als auch an den Maßstäben der modernen historisch-kritischen Forschung orientiert. Das interdisziplinär ausgerichtete Buch verbindet theologische, religionswissenschaftliche und koranwissenschaftliche Fragestellungen. In seinem umfangreichsten Kapitel betritt der Autor forschungsgeschichtliches Neuland. Er arbeitet heraus, in welcher Weise im gesamten deutschsprachigen Raum christliche Theologen das koranische Jesusbild rezipiert haben. Der Schwerpunkt dieser Untersuchung liegt im Zeitraum von 1945 bis 1998. Dabei gelangt er zu Einsichten, die unentbehrlich sind für jedes fundierte Gespräch mit Muslimen über die Gestalt Jesu. Das Buch leistet einen zukunftsorientierten Beitrag zu einem nicht missionarisch verstandenen christlich-islamischen Dialog.
Autorenporträt
Martin Bauschke ist Theologe und Religionswissenschaftler. Er leitet das Berliner Büro der Stiftung Weltethos.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.2001

Was heißt denn hier christlich?
Martin Bauschke auf den Spuren des koranischen Jesus

Obwohl Martin Bauschke erklärt, seine Arbeit über das Jesus-Bild des Islam verstehe sich "nicht als rein akademisches Werk", so sollte doch mehr als die Hälfte des Buches als rein akademische Analyse gelesen werden: die Kapitel über "Die Christologie des Korans" und "Die Rezeption der Christologie des Korans in der deutschsprachigen Theologie". Eingerahmt werden diese zwei gelehrten Studien von einem Kapitel über die Vorgeschichte der heutigen christlich-islamischen Begegnung so wie von einem Kapitel mit Reflexionen über die theologische Relevanz des christlichen Dialogs mit dem Islam. In den mittleren Abschnitten bemüht sich der Autor um Objektivität, er nähert sich seinem Gegenstand "nicht theologisch, sondern phänomenologisch", in den Randkapiteln wird die akademische Distanz aufgegeben, und der Autor schreibt mit "innerer Beteiligung und Anteilnahme", also theologisch.

Das Kapitel über das Jesusbild des Korans ist eine detaillierte Analyse aller koranischen Aussagen (hundertundacht Verse in fünfzehn Suren) über Jesus. Wichtige arabische Begriffe folgen der Übersetzung auch in Transkription, der umfangreiche Anmerkungsapparat verarbeitet die Forschungsliteratur in breitem Umfang, auch unter Hinzuziehung muslimischer Kommentare. Verschiedene Exkurse (zur islamischen Prophetologie und zur Lehre von der Wiederkunft Jesu in islamischer Auslegung) komplementieren das Kapitel, wobei der Autor sorgfältig unterscheidet zwischen dem Jesusbild des Korans und dem der muslimischen Tradition. Die unpolemische Zusammenfassung der Ergebnisse der Analyse zeigt: Jesus im Koran ist nur Mensch, irdisches und sterbliches Geschöpf, dem weder Gottähnlichkeit noch Gottgleichheit zugesprochen werden kann. Der Koran widerspricht den Berichten, Jesus sei gekreuzigt worden, und er streitet gegen jede Art von Christuskult. Jesus im Koran ist ausschließlich Diener und Prophet Gottes, ein "Zeigefinger" auf Gott, doch stellt Jesus "sich nicht selber in den Mittelpunkt seiner Botschaft".

Bauschkes Analysen sind hervorragend - aber "nötigt" gerade dieser "nichtchristliche und nichtkirchliche Jesus" die christlichen Theologen heute, ihren Jesus an dem koranischen zu messen und theologisch neu zu bedenken? Genau dieses fordert der Autor im Schlußteil seines Buches. Er erkennt in dem Jesus des Korans "den historischen Jesus von Nazareth wieder", und er fordert die christliche Theologie auf, sich durch den Koran "in ihrem eigenen Nachdenken über Jesus inspirieren und befruchten" zu lassen. Die "koranische Christologie" wird so zu einem Instrument der Kritik an der christlichen Verkündung der Kirche. Der Autor postuliert, man solle die Aussagen über Jesus im Koran nicht mit dieser Verkündigung vergleichen, sondern allein mit den Aussagen des Neuen Testaments. Mit Hans Küng ruft er "zurück zu den Ursprüngen". Das Fundament eines christlich-islamischen Dialogs könne nur lauten "solae scripturae". Das ist die theologische These des Buches - und allein diese erlaubt einen Vergleich der koranischen mit den christlichen Aussagen über Jesus. Aber was bedeutet dann christlich? Als Untertitel von Bauschkes Studie wäre vielleicht doch "das koranische Jesusbild" angemessener gewesen als "die Christologie des Korans".

"Die Rezeption der Christologie des Korans" in der deutschsprachigen Theologie handelt der Verfasser in sechs Phasen ab: Vierzig Seiten widmet er den ersten vier Phasen (Mittelalter bis 1772, 1773-1873, 1874-1910, 1910-1945), siebzig Seiten der fünften Phase (1945-1982), siebzig Seiten der sechsten (1982-1997). Zwischen 1945 und 1997 untersucht Bauschke achtundzwanzig christliche Theologen, die sich mit dem Jesusbild des Korans ausführlich in deutscher Sprache befaßt haben, vierzehn evangelische, zwölf katholische und zwei anglikanische Forscher. Bauschke ist der erste Forscher, der diese Rezeptionsgeschichte behandelt, und dieses Kapitel ist sowohl für Historiker der orientalischen Studien in Deutschland als auch für Theologen ein großer Gewinn, denn hier gibt es viel zu entdecken. Aus der Zeit zwischen 1773 und 1873 werden zum Beispiel folgende Autoren vorgestellt: Friedrich Eberhard Boysen ("Der Koran, oder das Gesetz für die Muselmänner", 1773); Wilhelm Haller ("Mochammads Lehre von Gott aus dem Koran gezogen", 1779); Georg Lorenz Bauer ("Was hielte Mohammed von der christlichen Religion und ihrem Stifter?", 1782); Johann Christian Wilhelm Augusti ("Dissertatio philologico-theologica", 1799); Hermann Heimart Cludius ("Muhammeds Religion aus dem Koran dargelegt, erläutert und beurtheilt", 1809); Carl Friedrich Gerock ("Versuch einer Darstellung der Christologie des Koran", 1839).

Alle hier genannten Autoren waren evangelische Theologen, die sich ernsthaft um das Verständnis des Korans - Haller auf 515, Cludius auf 656 Seiten - bemüht haben. Bauschke erweckt eine vergessene deutsche Forschungstradition zu neuem Leben und regt zur erneuten Lektüre an. Er stellt jedoch nicht nur die einzelnen Autoren und ihre Werke vor, sondern er zeigt auch, auf welche Vorgänger sie sich berufen oder für welche späteren Forscher sie wichtig wurden (Gerock sei bis zu Heikki Räsiänens "Das koranische Jesusbild", 1971, "vorbildhaft geblieben").

Auch wer den theologischen Randkapiteln des Buches nicht ganz zustimmen möchte, wird dennoch reichlich entschädigt durch die Lektüre der rein akademischen Mittelteile der Studie. In einem Exkurs werden sogar die deutschsprachigen Beiträge zum Thema des Buches in muslimischen Darstellungen aufgelistet, getrennt nach sunnitischer und schiitischer Perspektive sowie aus der Sicht der Ahmadiyya-Mission.

Diese umfangreiche Studie kann darum auch als ein Kompendium behandelt werden, das grundlegend für alle weiteren Arbeiten zu dem Thema "Jesus im Koran und die deutschsprachige Theologie" ist. Als evangelischer Theologe möchte Bauschke gegenüber den Muslimen nicht überheblich erscheinen und betont an zwei exponierten Stellen seines Buches, alles, was er über den Koran schreibe, geschehe unter dem Vorbehalt des siebten Verses der dritten Sure des Korans: "Niemand weiß sie (die koranischen Verse) zu deuten außer Gott." Das ist bescheiden. Es gibt jedoch auch eine muslimische Tradition, in der noch die folgenden Worte des Koranverses dem Satz angeschlossen werden. Nach dieser Überlieferung, bei Averroes kann man sie nachlesen, heißt der Vers: "Niemand weiß die koranischen Verse zu deuten außer Gott und denjenigen, die ein gründliches Wissen haben." Martin Bauschke gehört zu diesen.

FRIEDRICH NIEWÖHNER

Martin Bauschke: "Jesus - Stein des Anstoßes". Die Christologie des Korans und die deutschsprachige Theologie. Böhlau Verlag, Köln 2000. 505 S., br., 98,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Hervorragend", "sorgfältig", "detailliert": Der Rezensent Friedrich Niewöhner entdeckt begeistert in Martin Bauschkes Studie ein Standardwerk zum Thema Jesus im Koran und Koranrezeption in Deutschland. Wenn er auch mit dem Verfasser nicht darin übereinstimmt, dass die christliche Theologie die Jesusfigur im Spiegel des Korans neu zu bedenken hat, so bewundert er doch uneingeschränkt die umfangreichen, fundierten Ausführungen Buschkes. Zudem sei Buschke "der erste", der die Rezeptionsgeschichte des Korans in Deutschland behandelt. Grund genug für den Rezensenten, um seine Besprechung mit einer tiefen Verbeugung vor Buschkes Wissen zu schließen und den Verfasser in den Rang eines weisen Koranexegeten zu erheben.

© Perlentaucher Medien GmbH
"In dieser Hinsicht setzt die brillante Streitschrift von Martin Bauschke, ,Jesus - Stein des Anstoßes', Maßstäbe für den Dialog zwischen Christen und Muslimen. (...) Mit dem Eifer und der Sorgfalt eines kritischen Bibelexegeten untersucht er die zahlreichen Aussagen des Koran über Jesus, befragt vor allem die Theologen aus der islamischen Frühzeit nach ihrem Jesusbild und kommt zu dem Schluß, daß der Islam über eine eigene, vom Christentum unterschiedene Christologie verfügt. Im interreligiösen Dialog ist das unterschiedliche Jesusbild zunächst ein Stein des Anstoßes, aber Bauschke sieht in diesem Unterscheidungsmerkmal zugleich die Möglichkeit für beide Seiten, den Glauben des anderen und den eigenen Glauben besser zu verstehen." (MUT - Forum für Kultur, Politik und Geschichte)"Bauschkes Analysen sind hervorragend. (...) Die umfangreiche Studie kann als ein Kompendium behandelt werden, das grundlegend für alle weiteren Arbeiten zu dem Thema ,Jesus im Koran und die deutschsprachige Theologie' ist. (...) Bei Averroes kann man nachlesen: ,Niemand weiß die koranischen Verse zu deuten außer Gott und denjenigen, die ein gründliches Wissen haben.' Martin Bauschke gehört zu diesen." (Frankfurter Allgemeine Zeitung) "Wer also theologisch tiefer schürfen möchte, dem sei gleich dieses Buch empfohlen. Denn mit dieser umfangreichen, detaillierten und sorgfältigen Studie hat Bauschke geradezu ein Kompendium vorgelegt, das man als grundlegend für alle weiteren Arbeiten zu dem Themenfeld 'Jesus im Koran und Koranrezeption in Deutschland' bezeichnen kann. (...) In diesem Sinne leistet das - im Übrigen gut lesbare - Buch mit seinen informativen und kreativen Denkanstößen einen beachtlichen Beitrag zu einem theologisch akzentuierten christlisch-islamischen Dialog." (Holger Nollmann, Kirchliches Amtsblatt der Evangelischen Kirche von Westfalen, Nr. 6 vom 31.05.2002)…mehr