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Der 28jährige Ben erfreut sich bester Gesundheit, als sein Arzt, Georg Winkle, ihm ein verlockendes, wenn auch rechtlich etwas fragwürdiges Angebot macht: Ben soll ein neues, aber noch nicht zugelassenes Medikament namens "Venus" testen, das eine starke sexuelle Wirkung entfaltet, mit der verglichen sich "Viagra" wie "Klosterfrau Melissengeist" ausnimmt. Ben willigt ein, und so beginnt ein burlesk-erotisches Abenteuer, das mit seinen Figuren und Episoden, seinen Anspielungen und surrealen Szenen nicht wenig an Shakespeares "Sommernachtstraum" erinnert, wo ja Oberons Saft aus "jener Blume, auf…mehr

Produktbeschreibung
Der 28jährige Ben erfreut sich bester Gesundheit, als sein Arzt, Georg Winkle, ihm ein verlockendes, wenn auch rechtlich etwas fragwürdiges Angebot macht: Ben soll ein neues, aber noch nicht zugelassenes Medikament namens "Venus" testen, das eine starke sexuelle Wirkung entfaltet, mit der verglichen sich "Viagra" wie "Klosterfrau Melissengeist" ausnimmt. Ben willigt ein, und so beginnt ein burlesk-erotisches Abenteuer, das mit seinen Figuren und Episoden, seinen Anspielungen und surrealen Szenen nicht wenig an Shakespeares "Sommernachtstraum" erinnert, wo ja Oberons Saft aus "jener Blume, auf die einst Amors Pfeil fiel", erst die komischen Verwandlungen und Verwicklungen in Gang zu versetzen mag. Ben testet "Venus" erfolgreich mit seiner neuen Bekanntschaft Cynthia, aber als auch sie das Medikament nimmt, geschieht etwas gänzlich Unvorhersehbares, was die Erfinder und Betreiber von "Venus" auf den Plan bringt und zu fast kriminellen Aktionen führt.
Autorenporträt
Charles Simmons, geboren 1924, war mehrere Jahrzente als Redakteur bei der New York Times Book Review tätig. Gleich für seinen ersten Roman "Powdered Eggs" (Eipulver) erhielt er 1964 den Faulkner Award. Er lebt und arbeitet in New York und auf Long Island. Nach dem großen Erfolg von "Salzwasser" erscheint nun auch sein früherer Roman "Lebensfalten" auf Deutsch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.11.2002

Kurvenfähig
Charles Simmons’
Burleske „Das Venus-Spiel”
Des wunderbaren Amerikaners Charles Simmons jüngster Roman ist gewiss kein bedeutendes Buch. Man wird aber auch hier den Autor liebevoll lesen – schon wegen des mondän-anarchischen Blickes, mit dem Simmons die amerikanische Ostküsten-Gesellschaft erfasst: Unter seiner Feder wird sie zu einer Upper-class mit Spleen, bei der das Elitebewusstsein vor allem als Verpflichtung begriffen wird, alle kleinbürgerlich-moralischen Standards souverän zu missachten und mit geradezu französisch-amouröser Noblesse und Freizügigkeit Macht, Geist und Sex zu gebrauchen. Das Amerika der familiy values ist hier weit weg – und vermutlich fand diese Ostküsten-Elite nichts verächtlicher als die verdruckste Mutlosigkeit, mit der Clinton seine oral office-Geschichte handhabte (nach dem Muster: Marihuana geraucht, aber nicht inhaliert).
Charles Simmons’ „Das Venus-Spiel” ist kein Roman, eher eine Burleske, eine Petitesse. Geprägt von einem abgeklärt-verqueren Altershumor, der seinen Spaß an seinen gebildeten Scherzen und seiner Freiheit von allem hat. Das Ganze so sehr mit leichter Hand geschrieben, dass das Unangestrengte daran sehr hübsch ist, der Kern der Geschichte aber doch ziemlich sorglos-dämlich bleibt. Allerdings – das ist jedoch reine Geschmackssache und kann nicht nach Gründen bestimmt werden – kann man diese Sorglosigkeit auch irgendwie freakig und damit sympathisch finden.
Die Hauptfigur ist ein junger Mann, Ben, den sein Hausarzt bei einer Routineuntersuchung davon überzeugt, an einem pharmazeutischen Experiment als Proband mitzuwirken. Er soll das von der „Food and Drug Administration” noch nicht zugelassene Medikament „Venus” testen, gegen dessen Wirkungen Viagra allenfalls etwas für Männer vom Clinton-Format ist. Und tatsächlich: Nach Einnahme der Venus-Pille geht Ben in seinen vornehmen Club, es ist gerade festliche Mitgliederversammlung – auch der Gouverneur ist anwesend –, und wird neben einer wirklich sehr gut aussehenden jungen Frau namens Cynthia platziert: „,Sie müssen wissen‘, flüsterte ich der Dame zu meiner Linken zu, ,ich habe in der Herrentoilette meinen Hosenschlitz offengelassen. Ich mache ihn jetzt zu. Ich wollte nur, dass Sie wissen, was ich tue.‘ ,Lassen Sie nur‘, flüsterte sie zurück. ,Ich habe kein Höschen an. Mir gefällt die Symmetrie.‘” Und während der Clubpräsident redet, wächst Bens Penis zu ungewöhnlicher Größe und Kurvenfähigkeit heran und bahnt sich zielstrebig seinen Weg zwischen die Schenkel seiner Nachbarin: „,Geht’s Ihnen gut?‘ fragte sie. ,Sehe ich komisch aus?‘ ,Ein bisschen.‘”
Es kommt noch schlimmer – oder besser. Auch Cynthia schluckt die Pille, und es kommt zu einer Komplett-Penetration, bei der Ben ganz in Cynthia verschwindet – höchste Verschmelzung, Ben schaut jetzt aus Cynthias Augen heraus. Zugleich beginnt eine mäßig gut gebaute Verfolgungsgeschichte, bei der der Pharmakonzern Ben sucht, ihn aber – eben wegen Verschmelzung – nicht finden kann. Das alles soll ein Sommernachtstraum sein, Shakespeares Schauspiel durchzieht als Intertext den Roman, und am Ende tritt sogar noch Venus (mit einem reizenden Amor an der Hand, der Ben mit seinem kleinen Fuß heftig gegen das Schienbein tritt) auf und verbittet sich solch pharmazeutische Manipulation in ihrem Reich. Ben und Cynthia aber sind, wieder auf zwei Körper verteilt, ein Paar.
Charles Simmons ist ein klasse Autor, der Beck Verlag hat ihn vor drei Jahren mit seinem wunderbaren, Turgenjews Erzählung „Erste Liebe” neu erzählenden Roman „Salzwasser” für Deutschland entdeckt. „Das Venus-Spiel” ist – siehe oben. Aber mögen tun wir diesen Autor doch.
IJOMA MANGOLD
CHARLES SIMMONS: Das Venus-Spiel. Roman. Aus dem Englischen von Jörg Trobitius. Verlag C.H. Beck, München 2002. 181 Seiten, 18,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ijoma Mangold mag Charles Simmons, ein "wunderbarer Autor" schwärmt er, selbst nachdem er "Das Venus-Spiel" unüberzeugt zu Ende gelesen hat. Kein wirklicher Roman, sondern eine Burleske, eine Petitesse, schätzt Mangold, sorglos geschrieben, von einem "verqueren Altershumor" getragen, der sich gebildete Scherze und eine etwas dümmliche Story leisten kann. Die Sorglosigkeit, mit der Simmons am Werke war, findet Mangold schon wieder sympathisch. Es geht um ein pharmazeutisches Experiment in Sachen Männlichkeits-Pille (Viagra lässt grüßen), das geradezu atemberaubende Leistungen produziert und eine weniger atemberaubende Verfolgungsgeschichte in Gang setzt, wie Mangold berichtet. In seiner wohlwollenden Lesart zeigt er sich amüsiert von Simmons' Analyse der amerikanischen Ostküsten-Gesellschaft, die seiner Meinung nach allen Wert darauf legt, einen großzügigen Umgang mit Macht, Geist und Sex zu pflegen.

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