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Als Damien March die Nachricht erhält, sein Onkel Patrick sei gestorben, ist er vor allem deshalb so schockiert, weil er geglaubt hatte, sein Onkel wäre schon lange tot. Noch verwunderter ist Damien, als sich herausstellt, daß Patrick ihm sein Haus auf der Insel Ionia vor der Küste von Cape Cod vererbt hat. Kurzentschlossen kündigt Damien seinen Job bei der BBC, verläßt London und zieht nach Ionia. Aber was der Aufbruch zu einem neuen Leben werden sollte, wird zur Suche nach der familiären Vergangenheit. In das Haus wird eingebrochen, und als Damien in den Papieren seines Onkels stöbert, stößt…mehr

Produktbeschreibung
Als Damien March die Nachricht erhält, sein Onkel Patrick sei gestorben, ist er vor allem deshalb so schockiert, weil er geglaubt hatte, sein Onkel wäre schon lange tot. Noch verwunderter ist Damien, als sich herausstellt, daß Patrick ihm sein Haus auf der Insel Ionia vor der Küste von Cape Cod vererbt hat. Kurzentschlossen kündigt Damien seinen Job bei der BBC, verläßt London und zieht nach Ionia. Aber was der Aufbruch zu einem neuen Leben werden sollte, wird zur Suche nach der familiären Vergangenheit. In das Haus wird eingebrochen, und als Damien in den Papieren seines Onkels stöbert, stößt er auf das Fragment eines unveröffentlichten Romans, "Die Bekenntnisse des Mycroft Holmes". Auf eine unheimliche Weise beginnt dieses Manuskript alles, was Damien über seinen Onkel, über dessen Leben und sich selbst wußte, zu verändern. Denn Mycroft Holmes, der ältere Bruder von Sherlock, eine der irritierendsten Abwesenheiten in der Literatur, wird, so wie ihn das Manuskript entwirft, Pa trick immer ähnlicher. Und die Geschichte über Mord und Betrug, die Damien liest, scheint auf einmal das Leben des Onkels auf Ionia in ein völlig neues Licht zu tauchen. Bis alles noch einmal eine überraschende Wende nimmt. Die entscheidende Frage, die dieser Roman auf spannende und unterhaltsame Weise stellt - und zuletzt beantwortet - ist in der Tat: "Wer war Patrick March?"
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2002

Reif für die Insel
Marcel Theroux inszeniert eine fiktive Biographie als Schnitzeljagd

Damien March ist fünfunddreißig und hat zur Halbzeit seines Lebens die Partie schon fast aufgegeben. Nachts schreibt er für die BBC kurze Texte, mit denen der Moderator die eigentlichen Nachrichten und Reportagen einleitet. Damien March verfaßt immer nur Vorworte zum täglichen Geschehen. Sein Leben kommt aus dem Ticker, nachts um halb drei, wenn London schläft. Die ewigen Nachtschichten zehren an Damiens Energiereserven, die Karriereleiter hat er schon lange in der biographischen Abstellkammer verstaut, seine Freundin hat ihn irgendwann verlassen, eine kleine Kurzmeldung im Lebenslauf, irgendwo unter der Rubrik "Vermischtes". Doch irgendwann im Leben eines Nachrichtenmannes muß die große Meldung kommen, die unverhofft allem eine neue Bedeutung gibt. "Patrick tot, Vater" ist die Information, die Damien Marchs Welt verändert. Der Tod seines Onkels Patrick March weckt bei Damien Kindheitserinnerungen und reißt ihn aus dem Alltagstrott.

Die Reise zur Beerdigung auf der kleinen Insel Ionia vor Cape Cod im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts wird für Damien zur Fahrt in die Vergangenheit. Als sich herausstellt, daß er das dortige Anwesen seines Onkels erbt, ändert er sein Leben. Damien hat genug von einer Existenz aus lauter Vorworten: Er will endlich zum ersten Kapitel schreiten. Er kündigt seinen Job, verabschiedet sich von seinem kleinen Freundeskreis und verläßt das graue London in Richtung Amerika, um im ererbten Kapitänshaus mit Meeresblick zu einem neuen Leben zu finden. Der verstorbene Patrick March, ein recht erfolgreicher Schriftsteller, hat Damien ein altes Landhaus randvoll mit grotesken Gegenständen hinterlassen. Sein Erbe hat die Auflage, nichts in dem Haus zu verändern. Patricks Sammelsurium erscheint Damian immer mehr wie ein raffiniert komponierter Rebus, hinter dem sich ein Geheimnis verbirgt. Als er noch ein Kind war, veranstaltete der Onkel mit ihm Schnitzeljagden. Jetzt wird Damiens Aufenthalt auf der Insel im Atlantik zur biographischen und schließlich auch zur autobiographischen "Schnitzeljagd", wie der Originaltitel des Romans lautet. Der Nachlaß des Schriftstellers erweist sich als kunstvoll arrangiertes Puzzle für den testamentarischen Erben.

Marcel Theroux vermischt in seinem Roman geschickt die Chronik einer gemäßigten Lebenskrise mit den Topoi des Spannungsromans. Skurrile Sammlerstücke aus Marchs Nachlaß erscheinen wie Beweisstücke in einem undurchsichtigen Indizienprozeß. Auf dem Schreibtisch des Dichters thront ein Totenkopf, Inselgerüchte kolportieren mysteriöse Sterbefälle, teuer gekleidete Damen überreichen verloren geglaubte Dokumente und eindrucksvolle Schecks, und im Landhaus fehlt eines Nachts plötzlich die Eingangstür. In den Schubladen und Karteikästen des Schriftstellers findet Damien lückenhafte Manuskripte, die ihn auf immer neue Spuren setzen. Die entscheidenden Schnitzel in dieser vom Schriftsteller organisierten Jagd sind aus Papier. Theroux reichert den Text mit einer zweiten Erzählstimme an, indem er Auszüge aus Patricks Manuskripten in Damiens Ich-Erzählung einfügt.

Die Versatzstücke der Thrillerliteratur machen den Roman zur spannenden Lektüre. Damiens Jagd nach der Identität des Patrick March verwandelt sich nach und nach in eine Erkundung der eigenen Biographie. Mit den klassischen Mitteln des Whodunnit komponiert Theroux die Erzählung einer Selbsterkundung. Die stetige Annäherung an die Biographie des schrulligen Autoren-Onkels bewahrt Damien schließlich vor einem Leben als schräger Kauz. Er kehrt zurück nach London, findet Ausgeglichenheit und eine Frau. So schlummerte im Nachlaß des Onkels Damiens höheres Ich.

Es gelingt Theroux nicht nur, eine konstante unterschwellige Spannung zu halten, sondern Damiens Abenteuer auch noch in einer sommerlichen Inselatmosphäre erstrahlen zu lassen. Das Licht, der Wind und die scharfkantigen Schatten bilden einen heilsamen Kontrast zu Damiens Londoner Nachtschichten in Neonschein und muffigem Kantinendunst. Theroux beherrscht das klassische Erzählhandwerk aus dem Effeff. All seine Charaktere sind lebendig, die Dialoge flott, die Bilder und Vergleiche originell. Der Autor hat also mit seiner Inselerzählung alle Klippen des ästhetischen Wagnisses mit sicherer Hand umschifft, doch da sein Roman von notwendigen Sprüngen ins Ungewisse handelt, könnte man dem Text vorwerfen, in ästhetischen Gewißheiten zu verharren. "Wer war Patrick March?" ist ein sehr unterhaltsamer, aber auch ein harmloser Roman.

STEPHAN MAUS

Marcel Theroux: "Wer war Patrick March?". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Verlag C. H. Beck, München 2002. 269 S., geb., 18,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Verhaltenes Lob spendet Stephan Maus diesem Roman, in dem ein im Trott hängen gebliebener Mittdreißiger sich noch einmal aufrafft und dem Leben seines verstorbenen Onkels nachspürt - und dabei natürlich auch sein eigenes wiederentdeckt. Geschickt vermische Autor Marcel Theroux die Chronik einer Lebenskrise mit den Elementen des Spannungsromans, meint der Rezensent. Mit den klassischen Mitteln des "Whodunnit" komponiere Theroux die Erzählung einer Selbsterkundung. Diese Versatzstücke der Thrillerliteratur machten den Roman zu einer spannenden Lektüre. Allein, moniert Maus, so unterhaltsam der Roman auch ist, Theroux vermeidet dabei jegliches ästhetisches Wagnis, was "Wer war Patrick March?" leider auch zu einem "harmlosen" Roman mache.

© Perlentaucher Medien GmbH"
"'Wer war Patrick March?' ist die fesselnde Geschichte darüber, wie ein Mann seine wahre Identität entdeckt." Patricia Deevy, IMAGE