Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 3,00 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Nach einer Zwangsversteigerung geht das Haus, das Kathy von ihrem Vater geerbt hat, über in die Hände einer iranischen Familie, und plötzlich wird der einfache Bungalow auf den Hügeln von San Fransisco zum Schauplatz eines Krieges, bei dem es um weitaus mehr geht als um seinen materiellen Wert - Andre Dubus hat einen packenden Roman geschrieben über das heutige Amerika, über die Hoffnung der Einwanderer und das Scheitern ihrer Träume.

Produktbeschreibung
Nach einer Zwangsversteigerung geht das Haus, das Kathy von ihrem Vater geerbt hat, über in die Hände einer iranischen Familie, und plötzlich wird der einfache Bungalow auf den Hügeln von San Fransisco zum Schauplatz eines Krieges, bei dem es um weitaus mehr geht als um seinen materiellen Wert - Andre Dubus hat einen packenden Roman geschrieben über das heutige Amerika, über die Hoffnung der Einwanderer und das Scheitern ihrer Träume.
Autorenporträt
Bevor Andre Dubus Schriftsteller wurde, hat er als Privatdetektiv, Bewährungshelfer, Barkeeper, Raumpfleger und Schauspieler gearbeitet. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Pushcart-Prize und der National Magazine Award for Fiction. Andre Dubus lebt in Massachussets.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2000

Auf Sand gebaut

Für einen "creative writing"-Dozenten ist es von Vorteil, auf schriftstellernde Vorfahren verweisen zu können: wer die Verfertigung von Literatur aus der eigenen Familie kennt, wird die Überzeugung von der Erlernbarkeit des Romanschreibens mit besonderem Nachdruck vertreten. Der Amerikaner Andre Dubus III unterrichtet, wie sein verstorbener Vater, der Kurzgeschichten-Autor Andre Dubus II (Sohn des Dichters Dubus I), Literatur und Schreiben an einem kleinen College in Massachusetts. Sein zweiter Roman "Haus aus Sand und Nebel" (1999) ist aus einer Übungsaufgabe in einem jener "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt"-Kurse hervorgegangen, wie sie in Amerika landauf, landab gehalten werden.

Die Studenten sollten lokale Zeitungsnachrichten auf ihre Verwertbarkeit als Romanstoff untersuchen. Weil sich für die Meldung "Haus einer Drogensüchtigen wegen Steuerschulden zwangsversteigert" niemand erwärmen wollte, beschloss Andre Dubus III, die Sache selber in die Hand zu nehmen, zumal ihm spontan die haussuchende Familie eines iranischen Jugendfreundes einfiel - was lag näher, als das Thema "Hausbesitz und -verlust" mit dem Problem der Einwanderer-Mentalität zu verknüpfen? Im rasch skizzierten Romanentwurf geht das zu Unrecht zwangsversteigerte Haus in den Besitz eines iranischen Obersten über, der mit dem Hauskauf das gesellschaftliche Ansehen wiedergewinnen will, das er in der Heimat als wohlhabender Schah-Vertrauter besaß.

Die enteignete Amerikanerin aber klammert sich an ihr rechtmäßiges Eigentum. Die dramatischen Verwicklungen bei dem Versuch, amerikanische Besitz- und persische Ehrvorstellungen in Einklang zu bringen, münden in Chaos und Gewalt. Dubus hat aus einer unscheinbaren Zeitungsnotiz tatsächlich einen lebensprallen, packenden Roman gemacht. Weltbild und Selbstverständnis besitzstandwahrender Einheimischer und besitzbegehrender Einwanderer bergen reichlich sozialen Zündstoff - und sind zugleich ein fiktional fruchtbares Motiv; das alte Thema vom amerikanischen Traum, der - wie das kalifornische Haus des Titels - auf Sand gebaut ist und im Nebel zerfließt, liefert dazu die symbolträchtige Grundierung. Eine übersichtlich gebaute, redselig realistisch erzählte Geschichte, die das Zeug zum Drama hätte, hier aber eher mit den Merkmalen des Thrillers daherkommt. (Andre Dubus III: "Haus aus Sand und Nebel". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Verlag C.H. Beck, München 2000. 500 S., geb., 48,- DM.)

HELMUT WINTER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sybil Wagner hält diesen Roman für so spannend, dass man ihn "nicht aus der Hand legen möchte". Zwei Aspekte hebt sie besonders hervor: Da ist zum einen der kulturelle Konflikt zwischen dem eingewanderten Perser, der an seinen Traditionen festhält und dem typisch amerikanischen Lebensstil mit seiner Schnelligkeit und seinem konsumorientierten Denken, in dem allerdings auch die "Rechtssicherheit abhängig vom Einkommen" ist. Der zweite Punkt ist die Aussichtslosigkeit und Verfahrenheit beim Streit um das Haus, an dem beide Parteien weitgehend schuldlos sind. Dennoch müssen der Perser und die Amerikanerin nun gegeneinander um ihre Existenz kämpfen. Nicht zuletzt findet Wagner den Roman "vorzüglich übersetzt".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.05.2000

Keine Chance
Roman vom Aufstiegsversuch
eines Persers in den USA
Diese Geschichte kann nur in Amerika passieren – wo jeder selbst definiert, wer er sein will. Wo Geld nicht stinkt und Geldgier keine Frage der Moral ist. Wo der Griff zur Waffe leichter fällt als der Gang zum Gericht.
Ein Mann, 56 Jahre alt, Ausländer wie Torez, Tran und die anderen in den orangegelben Westen, sammelt am Rand der Autobahn zwischen Sausalito und Golden Gate Park den Abfall in einen Jutesack. Nach Dienstschluss geht er in die Tiefgarage des Hotels, wo sein Wagen steht, wechselt in der Toilette seine Kleider, rasiert sich und fährt nach Hause zu seiner Familie, die im teuersten Quartier von Berkeley wohnt. Mit diesem und mit einem zweiten Job in einem Laden mit Nachtverkauf hat er verhindert, dass sein Bankguthaben allzu schnell dahinschmelzen konnte; 50 000 Dollar sind noch übrig. Doch nun ist die Tochter standesgemäß verheiratet, es ist Zeit, darüber nachzudenken, wie das Studium des Sohnes finanziert werden kann; mit dem gewohnten Luxus ist es auf jeden Fall vorbei. Seine Frau wird sich an einen bescheideneren Lebensstandard gewöhnen müssen. Mit dem Rest seines Vermögens wird Massoud Behrani ins Immobiliengeschäft einsteigen, ein Haus billig kaufen, beziehen, renovieren und teuer weiterverkaufen. Das passende Objekt hat er bereits in der Zeitung entdeckt: ein Haus in einem Küstenort bei San Francisco, das von der Gemeinde zwangsversteigert wird.
Er erwirbt das Haus für einen Spottpreis. Dieses Geld war alles, was er besaß. Seine Jobs hat er aufgegeben; er kann nicht mehr zurück. Das müsste er aber, denn das Haus ist auf Grund eines Irrtums zwangsversteigert worden – das Finanzamt hat die Adresse eines Gewerbebetriebs verwechselt. Es gehört einer jungen Frau, Kathy, die sich plötzlich in einem Motel wiederfindet, das sie von ihren Putzjobs nicht bezahlen kann. Kathy ist nicht in der besten Verfassung. Ihr Mann hat sie verlassen, deshalb hat sie die Situation weder kommen sehen noch kann sie mit ihr umgehen. Behrani aber hat bar bezahlt; der Kaufvertrag ist unanfechtbar. Die Behörde ist bereit, das Haus zurückzukaufen, freilich nicht für den Preis, den er verlangt, damit seine Kalkulation aufgeht. Kathy wiederum kann sich keinen Prozess leisten. Doch sie findet in dem Polizisten Lester einen Beschützer, der für die Gerechtigkeit auch mal das Gesetz bricht.
Diese durchaus realistische Verstrickung, die den Beteiligten keinen Handlungsspielraum lässt, weil ihre ganze Existenz auf dem Spiel steht, ist so spannend erzählt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Zwei Kulturen prallen aufeinander: die importierte der ehemaligen persischen Oberschicht, die mit dem Schah und so viel Bargeld wie möglich das Land verließ und in Amerika an ihren Ritualen festhält, und die amerikanische, in der Rechtssicherheit abhängig vom Einkommen ist. Behrani, ehemaliger Luftwaffenoffizier, findet sich in den USA auf Grund der Verbrechen des Schah-Regimes ausgegrenzt. Er ist kein Schurke, aber er neigt zur Gewalttätigkeit, und es ist letztlich seine soziale Unreife, die sein Leben zerstört. Kathy setzt ihm ihre amerikanische Zähigkeit entgegen, die Überlebensfähigkeit der Schwachen, die alle Regeln und Rückschläge einfach ignorieren.
Der vorzüglich übersetzte Roman „Haus aus Sand und Nebel” von André Dubus III bezieht einen großen Teil seines Reizes aus der Gegenüberstellung der gepflegten orientalischen Häuslichkeit und des vom schnellen Konsum geprägten amerikanischen Lebensstils in einem Netz von Schicksalhaftigkeit, das sich mit jeder Bewegung dichter um die Protagonisten zieht. Letztlich scheitern sie an sich selbst, doch gleichzeitig wird deutlich: sie hatten keine Chance.
SYBIL WAGENER
ANDRÉ DUBUS III: Haus aus Sand und Nebel. Verlag C. H. Beck. Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. C. H. Beck Verlag, München 2000. 502 Seiten, 48 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
"Die Personen dieses Romans suchen dasselbe wie wir alle: Liebe, Gerechtigkeit und ein Zuhause..." (Tobias Wolff)