Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 3,92 €
  • Gebundenes Buch

Form und Inhalt einer Bibliothek erzählen immer etwas über ihre Benutzer. So spiegelt die Geschichte jüdischer Bibliotheken die Vielfalt jüdischer Lebens- und Lesewelten wider. Im Vordergrund dieser historischen Darstellung stehen die öffentlichen, die weltlichen Bibliotheken. Vorgestellt wird ebenfalls die Tradition der Ablage von religiösen Texten in der so genannten Genis ("Schatzkammer"). Markus Kirchhoff behandelt auch die Plünderung jüdischer Bibliotheken im Nationalsozialismus und berichtet über die Bemühungen um die Restitution der Bestände, die nach Kriegsende noch auffindbar waren.

Produktbeschreibung
Form und Inhalt einer Bibliothek erzählen immer etwas über ihre Benutzer. So spiegelt die Geschichte jüdischer Bibliotheken die Vielfalt jüdischer Lebens- und Lesewelten wider. Im Vordergrund dieser historischen Darstellung stehen die öffentlichen, die weltlichen Bibliotheken. Vorgestellt wird ebenfalls die Tradition der Ablage von religiösen Texten in der so genannten Genis ("Schatzkammer"). Markus Kirchhoff behandelt auch die Plünderung jüdischer Bibliotheken im Nationalsozialismus und berichtet über die Bemühungen um die Restitution der Bestände, die nach Kriegsende noch auffindbar waren.
Autorenporträt
Markus Kirchhoff, geboren 1967, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig.
Rezensionen
"Wilna, Berlin, New York, Saloniki, Amsterdam, London, Tel Aviv: die Stationen markieren Lebens- und Leidenswege aber auch Lern- und Leseorte von Juden. Kirchhoff findet in seinem brillant formulierten Buch die goldene Mitte zwischen allgemein kulturgeschichtlichen und speziell bibliothekswissenschaftlichen Aspekten seines Themas. Wenn er von den Nazis beschriebenen Sammlungen nachspürt, wie der des Instituts zur Erforschung der Judenfrage, des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg oder des Reichssicherheitshauptamtes, wird sein Buch zu einer Verfolgungsgeschichte, die in der Darstellung der Zentralbibliothek Theresienstadt kulminiert." Jüdische Allgemeine

"Kirchhoff hat mit Hilfe von Experten eine eigentliche Biographie jüdischer Bibliotheken verfasst, die auch einige Seitenblicke auf den Buchhandel und das Verlagswesen enthält - und somit auch Antworten für eine an historischen Fragen interessierte Lesergemeinde vorlegt. So widmet sich ein erstes Kapitel den fahrenden Buchhändlern im osteuropäischen Rayon des späten 19. Jahrhunderts, die die weitläufigen jüdischen Gemeinden mit sakraler, aber auch mit weltlicher Literatur versorgten. Nicht nur dem Buchhandel, auch dem Verleger Salman Schocken widmet Kirchhoff ein Kapitel und erzählt die Geschichte dieses nunmehr als Imprint vorhandenen Verlages. Gewiss, das Kapitel über die nationalsozialistische Herrschaft kann in dieser Publikation nicht fehlen, weil sie explizit davon erzählt, was das Schicksal (nicht nur) jüdischer Bibliotheken geworden ist." Schweizer Buchhandel

"Die jüdischen Bibliotheken besaßen für das Volk des Buches höchsten Wert, und gleich ihren Lesern litten sie lange unter Rechtlosigkeit und Verfolgung, wie Markus Kirchhoffs Band Häuser des Buches vor Augen führt. Anders als der Untertitel Bilder jüdischer Bibliotheken suggeriert, handelt es sich dabei nicht um ein umfassendes Bildwerk; der Autor stellt jüdische Bibliotheken in Europa, USA und Israel von 1850 bis 1950 vor. Markus Kirchhoff eröffnet mit diesem Buch tiefe Blicke in eine existenzielle Buchkultur." Die Zeit

"Anrührende Erinnerungen, Anekdoten, Einzelschicksale und natürlich die Fotos von Lesern, Bibliothekaren, Dokumenten, Büchern aus Wilna, New York, Berlin, Jerusalem, Kairo, Theresienstadt beleben und vertiefen Kirchhoffs Werk. Es bleibt nicht bei der oft allerdings für sich schon spannenden Geschichte von einzelnen Bibliotheken, ihrem Aufbau, ihrer Organisation, ihrem Betrieb. Kirchhoff schildert auch die bedeutende Leistung von einzelnen Persönlichkeiten wie Salman Schocken, Aby Warburg oder Gershom Scholem. Die immer wieder erzwungene 'Emigration der Bücher', vor allem in den Jahren 1933 bis 1945, beschreibt er mit der gleichen Akribie wie den damit eng verbundenen Aufbau der Bücherei-Landschaft in Israel." Wiener Zeitung
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2002

Wanderbücher
Markus Kirchhoff schildert Formen
des jüdischen Bibliothekswesens
Das Buch von Markus Kirchhoff enthält ein Foto von Gershom Scholem aus dem Jahr 1946. Man sieht einen erschöpft wirkenden Mann an einem Schreibtisch. Was man nicht sieht: Er sitzt in einer Offenbacher Sammelstelle der Amerikaner vor den von den Nazis in ganz Europa zusammengeraubten Büchern, vor den Trümmern einer großen Tradition jüdischen Bibliothekswesens.
Markus Kirchhoff hat die Geschichte dieses jüdischen Bibliothekswesens rekonstruiert. Er beschäftigt sich vor allem mit weltlichen Büchersammlungen seit dem 19. Jahrhundert, erzählt von den Wanderbuchhändlern im Shtetl und von den ersten öffentlichen Bibliotheken in Europa und in Amerika. Er beschreibt wichtige Zentren jüdischer Bibliothekskultur, Wilna zum Beispiel mit seinen vier bedeutenden Bibliotheken, Berlin mit seiner unglaublichen Fülle von Lesehallen. Und er stellt die Ghetto-Bibliotheken dar, die ein letztes Zeichen setzten gegen die Zerstörungswut der Nazis.
Ein schönes Kapitel gilt großen Sammlern wie Aby Warburg und Salman Schocken. Beide Sammlungen wurden vor den Nazis gerettet. Andere Bibliotheken mussten von ihren Eigentümern verkauft werden, so etwa die des großen Bibliophilen Karl Wolfskehl.
Man denkt bei der Lektüre auch an die Schenkungen jüdischer Mäzene an Bibliotheken. Die Bibliothek der Goethe-Gesellschaft in Weimar zum Beispiel wäre ohne solche Dotationen nicht entstanden. (Wenn man dort endlich seiner Gedächtnisstörungen Herr würde, könnte man auch dieses Kapitel der eigenen Geschichte gebührend darstellen.) Und man erinnert sich der Anthologien, in denen Juden Traditionen der deutschen Kultur gerettet haben: Walter Benjamins „Deutsche Menschen”, Werner Krafts „Wiederfinden”. Solche Assoziationen sprechen für die Anregungskraft dieses schönen, materialreichen Buches, zu der auch die mit großen Mühen gesammelten Abbildungen beitragen.
ERNST-PETER
WIECKENBERG
MARKUS KIRCHHOFF: Häuser des Buches. Bilder jüdischer Bibliotheken. Hrsg. vom Simon-Dubnow-Institut an der Universität Leipzig. Reclam Verlag, Leipzig 2002. 191 Seiten, 25,60 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ernst-Peter Wieckenberg zeigt sich in seiner Kurzkritik sehr angetan von diesem Band über jüdische Bibliotheken. Er lobt das Buch, dass vor allem weltliche Bibliotheken und ihre Geschichte behandelt, für sein reichhaltiges Material und die vielen Abbildungen, von denen er weiß, dass sie unter "großen Mühen" zusammengetragen wurden. Besonders gut hat ihm das Kapitel über die Büchersammlungen von Aby Warburg und Salman Schocken gefallen, deren Bibliotheken vor den Nazis gerettet werden konnten.

© Perlentaucher Medien GmbH