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Die Geschichte von der beflissenen hauswirtschaftenden Dame zählt zu den bekanntesten, zurecht unverwüstlichen Kindertexten Deutschlands, gehört seit Generationen zum literarischen Kanon. Wer jedoch ist der dicke Heinz, der pünktlich um halb eins unübersehbar die Bildfläche betritt, der frisst für zwei bis um drei, der »Schularbeiten macht zwischen fünf und sechs« und dem »beim Hexeneinmaleins hilft die kleine Hex'?« Voller Sprachwitz und mitreißender Lust am Fabulieren hat Jens Sparschuh einen der schönsten deutschsprachigen Kinderreime fortgeschrieben. Und geradezu umwerfend sind die…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte von der beflissenen hauswirtschaftenden Dame zählt zu den bekanntesten, zurecht unverwüstlichen Kindertexten Deutschlands, gehört seit Generationen zum literarischen Kanon. Wer jedoch ist der dicke Heinz, der pünktlich um halb eins unübersehbar die Bildfläche betritt, der frisst für zwei bis um drei, der »Schularbeiten macht zwischen fünf und sechs« und dem »beim Hexeneinmaleins hilft die kleine Hex'?« Voller Sprachwitz und mitreißender Lust am Fabulieren hat Jens Sparschuh einen der schönsten deutschsprachigen Kinderreime fortgeschrieben. Und geradezu umwerfend sind die Illustrationen von Julia Neuhaus, mit denen sie den Weg der fleißigen, sich voll auf der Höhe der Zeit befindlichen Hexe durch den Tag begleitet Collagen, die bis ins kleinste der vielen Details leben, in Bildern, die sich zu bewegen scheinen: wenn etwa die giftgrün gekleidete, doch rundum sympathische weibliche Heldin über die einem Laufrad ähnelnde Erde rennt, sie auf ihrem Besen die Welt umschwebt, oder mit Heinz in die Glotze schaut einer Konstruktion übrigens, die selbst dem Altmeister fröhlicher Kunstmaschinen, Jean Tinguely, zum Ruhm gereicht hätte.
Autorenporträt
Jens Sparschuh wurde 1955 in Chemnitz, dem damaligen Karl-Marx-Stadt, geboren. Von 1973 bis 1978 studierte er Philosophie/Logik in Leningrad, 1978 bis 1983 war er Assistent an der Humboldt-Universität Berlin. 1983 Promotion. Seither ist er als freier Autor und Schriftsteller tätig. 1996 wurde Sparschuh mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet.

Julia Neuhaus, 1974 in Lüdinghausen geboren, studierte Illustration am Department Design der HAW Hamburg Illustration. Dort er warb sie 2008 mit ihrer Arbeit zu Jens Sparschuhs Text "Die kleine Hexe" das Diplom, das Buch erschien 2009 und wurde als eines der "schönsten Bücher des Jahres" von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet. Julia Neuhaus wohnt in Hamburg und ist als freie Künstlerin tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.2010

Da hat die kleine Hexe plötzlich Schwein

Der Schriftsteller Jens Sparschuh ist längst auch als Kinderbuchautor bekannt. Julia Neuhaus hat sich eines seiner Gedichte für ihre Diplomarbeit ausgesucht.

Es sind die besten Projekte, die sich zwangsläufig, aber ungeplant entwickeln. Julia Neuhaus, 1974 geboren, suchte 2007 für ihre Abschlussarbeit als Illustratorin eine Geschichte und fand sie in einem kurz zuvor erschienenen Band namens "Geschichten für uns Kinder". Dass daraus ein Bilderbuch werden würde, konnte sie nicht ahnen, denn Debütantinnen haben es auf diesem Feld ohnehin nicht leicht, und der Text war ja auch schon unter den Leuten. Aber immerhin handelte es sich bei seinem Verfasser um keinen Geringeren als Jens Sparschuh. Was Julia Neuhaus von ihm so begeistert hatte, war ein Gedicht, das einen beliebten Kindervers fortschrieb: "Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex'." Dieser Abzählreim unbekannten Ursprungs geht dann in stundenweisem Fortschritt bis zwölf Uhr mittags, wenn alle Kinder zuletzt an den Tisch gerufen werden. Was aber passiert danach?

Diese Frage hat Sparschuh in seinen ergänzenden Versen beantwortet: "Pünktlich um halb eins kommt der dicke Heinz." Und danach geht es zu zweit weiter bis Mitternacht, und man kann sich Heinz trotz dieser späten Stunde gut als Schulkind vorstellen, das vormittags eben die Bank drücken muss, während die kleine Hexe nacheinander erst das Frühstück und dann das Mittagessen vor- und zubereitet. Diese Hexe vor der Mittagsstunde hat nichts Unheimliches, sie ist vielmehr extrem häuslich.

Doch dieses altvordere Frauenideal hat Sparschuh dem Gedicht mit seiner Fortsetzung gründlich ausgetrieben. Nicht nur, dass die Dame nun mitten in der Nacht noch schnell eine Runde auf dem Besen dreht, nein, sie schaut zusammen mit dem dicken Heinz auch Horrorfilme. So wandelt sich die fürsorgliche Ernährerin des ursprünglichen Versleins zu einer kumpelhaften Freundin mit reichlich wenig Schlafbedürfnis. Obwohl sie sich auch zuverlässig ums Abendessen kümmert, wobei die Hexe da nur die Gemüsebeilage zu den von Heinz eingebrachten erlegten Fliegen kocht.

Heinz, das ist bei Julia Neuhaus ein dickes Ferkel - eines jener naturbelassenen haarigen Arten wie etwa das als Leckerbissen berühmt gewordene Schwäbisch-Hallsche Landschwein, und naturbelassen gibt sich Heinz denn auch. Wenn er frisst und Klavier spielt, bleibt kein Stein auf dem anderen. Andererseits setzt er sich aber auch brav zu den Hausaufgaben, wobei ihm die Hexe witzigerweise nur beim Einmaleins behilflich ist, also jener Fertigkeit, die auch der Abzählreim mit vorbereiten soll.

Julia Neuhaus hat ihre meist doppelseitigen Illustrationen als Collagen angelegt, aber dennoch alle collagierten Elemente selbst gezeichnet. Das ergibt eine seltsame Wirkung, die an osteuropäische Trickfilme in Legetechnik erinnert, aber auch das schöne Chaos heraufbeschwört, das Kinder mit Memorykarten oder Baukästen anrichten. Oder überhaupt beim Spielen. Da fliegt der Flügel unter der vierhändigen Etüde von Hexe und Heinz fast auseinander, und das Mittagessen, das Heinz schweinegemäß bis drei Uhr ausdehnt und dennoch gierig absolviert, wird durch eine ganze Wolke von Leckereien beschattet, die an der Küchendecke schwebt. Sind es die Geister der schon verschlungenen Lebensmittel oder das, was alles noch aufgetragen wird? Plötzlich ahnt man, warum die Hexe den ganzen Vormittag gebraucht hat, um diese Tafel zu bereiten.

Es gibt übrigens auch noch zwei Nebenfiguren, eine Katze und einen Hund, die auf vielen Bildern eigene kleine Abenteuer erleben. Da hat Julia Neuhaus über das selbst schon fortgeschriebene Sparschuh-Gedicht also noch hinausgezeichnet. So hat man als Vor- oder Nachleser auch noch kleine Suchrätsel parat, und es kann selbst nun weiter und weiter erzählt werden.

ANDREAS PLATTHAUS

Jens Sparschuh, Julia Neuhaus: "Morgens früh um sechs . . ." Die Geschichte von der kleinen Hexe und dem dicken Heinz. Hinstorff Verlag, Rostock 2009. 28 S., geb., 15,40 [Euro]. Ab 4 J.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was nun ein reizendes Kinderbuch ist, war ursprüngliche eine Diplomarbeit. Sehr zu recht aber hat sich, wie der Rezensent Andreas Platthaus findet, der Hinstorff-Verlag der Arbeit angenommen und sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Gedicht, das den Illustrationen der Autorin zugrundeliegt, eine Abzählreim-Variation von Jens Sparschuh, gab es freilich schon vorher. Darin widerspricht eine Hexe in Freundschaft mit einem Heinz, der seine Existenz dem Reim auf halb eins verdankt, manchem Gender-Klischee. Platthaus fühlt sich von Neuhaus' Collage eigener Zeichnungen an "osteuropäische Trickfilme in Legetechnik" erinnert und freut sich über eine Katze und einen Hund, die die Illustratorin dem Text, in dem sie nicht vorkommen, grafisch untergejubelt hat.

© Perlentaucher Medien GmbH