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Der ehemalige Einflussbereich der Sowjetunion steht vor dem Umbruch: Russlandkämpft mit brachialen Mitteln um verlorenes Territorium, der Islam undpantürkische Ideen erleben eine Wiedergeburt, und der Westen stützt skrupellosrohstoffreiche und geopolitisch bedeutsame Diktaturen.Welche Gefahren gehen von den postsowjetischen Republiken aus? ChristianWeisflogs Bericht ist eine aufschlussreiche Bestandesaufnahme derpolitischen Minenfelder, die die ehemalige Sowjetunion hinterlassen hat.in Form von Interviews, Analysen und Reportagen schildert der Moskau-Korrespondentdie aktuelle Lage in den…mehr

Produktbeschreibung
Der ehemalige Einflussbereich der Sowjetunion steht vor dem Umbruch: Russlandkämpft mit brachialen Mitteln um verlorenes Territorium, der Islam undpantürkische Ideen erleben eine Wiedergeburt, und der Westen stützt skrupellosrohstoffreiche und geopolitisch bedeutsame Diktaturen.Welche Gefahren gehen von den postsowjetischen Republiken aus? ChristianWeisflogs Bericht ist eine aufschlussreiche Bestandesaufnahme derpolitischen Minenfelder, die die ehemalige Sowjetunion hinterlassen hat.in Form von Interviews, Analysen und Reportagen schildert der Moskau-Korrespondentdie aktuelle Lage in den ehemaligen Kolonien Russlands.Die Bilanz ist ernüchternd: Das Erbe der Sowjets ist ein schlafender Vulkan.Mit enormen Magma-Kammern, die jederzeit in eine neue Welle vonRevolutionen und Kriegen ausbrechen können.
Autorenporträt
CHRISTIAN WEISFlOG war von 2004 bis 2011 freier Korrespondent in Moskau. Er verfolgte die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen hautnah, berichtete über den Machtkampf im Kreml, den Krieg im Kaukasus und die Revolutionen in Kirgistan. Seine Artikel sind unter anderem in der Neuen Zürcher Zeitung, im Tagesspiegel und in der Presse erschienen. Er lebt heute in Zürich.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Julian Hans fühlt sich durch Christian Weisflogs Reportagen ein wenig zu sehr an den Goldrausch unter Journalisten erinnert, der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ausgebrochen war. Damals seien die Reporter in (dem Westen) unbekanntes Gelände vorgestoßen und hatten den "Sowjetmensch" als Tataren, Litauer oder Weißrussen enttarnt, meint der Rezensent. In "Das explosive Erbe der Sowjets" zeige Weisflog, dass viele der damaligen Konflikte noch immer schwelen, und offenbare damit ein unheilvolles Gemisch aus "autoritärer Politik, Korruption, ethnischem Hass und vorsichtigen Versuchen der Modernisierung". Hans findet das alles ganz richtig, aber nicht sonderlich neu und mitunter kommen ihm die Warnungen des Autors ein wenig zu "Scholl-Latour-haft" daher.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012

Rache und Reichtum
Christian Weisflogs Reportage aus den Ländern des einstigen Sowjetreichs
  Als die riesige Sowjetunion vor mehr als zwei Jahrzehnten von einem auf den anderen Tag in eine große und viele kleinere Scherben zerfiel, da brach so etwas wie ein Goldrausch aus unter Journalisten. So wie im Boden Sibiriens gewaltige Vorräte an Öl und Gas lagerten, so reich war das Land an Rohstoffen für aufsehenerregende Geschichten; und nun war die Zeit gekommen, sie auszubeuten.
  Jahrzehntelang hatten die Menschen im Westen über diesen Teil der Erde kaum mehr erfahren als das, was Korrespondenten und Wissenschaftler zwischen den Zeilen der Prawda herauszulesen vermochten. Nun besuchten Reporter die Schauplätze des Gulag, gingen mit KGB-Offizieren in die Sauna, bestiegen die Gipfel des Kaukasus und bereisten die Ufer des Baikal.
  Sie berichteten, wie Parteiführer, die erst gestern noch scheinbar wie Heilige verehrt wurden, sich heute vom Sockel gestürzt sahen. Wie aus den Kindern kommunistischer Bonzen über Nacht smarte Kapitalistenraubtiere wurden, aus Lehrerinnen Händlerinnen und aus Solisten angesehener Orchester Straßenmusiker in deutschen Fußgängerzonen. Eine Gesellschaftsordnung löste sich auf und eine neue ist in vielen Nachfolgestaaten bis heute nicht gefunden. Der Sowjetmensch entpuppte sich als Tatar, Litauer, Weißrusse, Jude, Georgier, Armenier, Ossete, Tschetschene. An vielen Stellen brachen alte Konflikte zwischen den Völkern auf.
  Christian Weisflog zeigt in seinen Reportagen, dass diese Konflikte ihre Sprengkraft bis heute nicht verloren haben. Fünf Jahre lang hat er als Korrespondent in Moskau gelebt und das Gebiet von Kaliningrad bis Kabul, von der Ostsee bis zum Japanischen Meer bereist. Er nimmt den Leser mit in die litauische Retortenstadt Visaginas, die einst für die Arbeiter des nahe gelegenen Atomkraftwerks in der Form eines Schmetterlings gebaut worden war und die heute ihrem Ende entgegensieht, wenn das abgeschaltete Kraftwerk demontiert sein wird. Er besucht die weißrussische Opposition in Minsk, die vom KGB drangsaliert wird, und trifft junge Armenier, die nach Rache an den Türken lechzen.
  Zusammen ergeben seine Geschichten einen Überblick über die Gemengelage aus autoritärer Politik, Korruption, ethnischem Hass und vorsichtigen Versuchen der Modernisierung. Nur hat man als Leser, der schon den Reportagen-Goldrausch in den Neunzigern erlebt hat, zu oft das Gefühl, man sei an diesem Ort schon gewesen, sei der Großmutter aus der deutschen Gemeinde schon einmal begegnet. Ein paar Mal zu oft grüßt irgendwo eine Lenin-Statue vom Sockel. Und ein wenig zu Scholl-Latour-haft warnt der Autor vor der Gefahr der Konflikte. Denn könnte man das nicht auch andersherum sehen? Bei allem Zerfall, allem Hass, aller Resignation ist es doch das eigentlich Erstaunliche, dass das explosive Erbe – abgesehen von einzelnen Katastrophen – eben noch nicht explodiert ist.
JULIAN HANS
  
Christian Weisflog: Das explosive Erbe der Sowjets. Von Kaliningrad nach Kabul. Eine politische Reportage. Orell Füssli Verlag, Zürich 2012. 224 Seiten, 19,95 Euro.
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