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Harry Driscoll, 26, tut alles, um ein klischeefreies Leben zu führen, beruflich wie privat. Das größte Klischee von allen ist für ihn die Liebe. Bis Evie auftaucht und er merkt, dass Liebe neu erfunden werden kann, wenn sich dafür nur die richtigen Verrückten finden.

Produktbeschreibung
Harry Driscoll, 26, tut alles, um ein klischeefreies Leben zu führen, beruflich wie privat. Das größte Klischee von allen ist für ihn die Liebe. Bis Evie auftaucht und er merkt, dass Liebe neu erfunden werden kann, wenn sich dafür nur die richtigen Verrückten finden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2008

DAS LEICHTE FACH
Leiter ohne Sprossen
Hier hilft kein Wünschen mehr: Adam Davies’ „Froschkönig”
Es ist noch gar nicht lange her, da war es in, ein Loser zu sein. Hippies und Punks hatten nicht viel gemeinsam, in einer Hinsicht aber waren sie sich einig: Nur wer nicht mitmacht, gehört dazu. Kaum etwas war so verachtenswert wie Erfolg. Das hatte die unbestreitbar günstige Nebenwirkung, dass selbst derjenige, den man heute einen Versager nennen würde, Ansehen genoss. Noch mit dem miesesten Zeugnis konnte man Furore machen, „Leistungsnachweise” waren eher lächerlich.
„Froschkönig”, der erste Roman des 1971 geborenen Adam Davies, der im amerikanischen Original etwas majestätischer „The Frog King” heißt und 2002 erschienen ist, erzählt auf unterhaltsame Weise vom Dilemma junger Männer, denen der Erfolgswind der Gegenwart unangenehm ins Gesicht bläst. Auch wenn Harry Driscoll, der Held und Ich-Erzähler des Romans, ein ganz besonderer Vertreter seiner Gattung ist, hat die Lage, in die er gerät, das Zeug zum Exempel. Mit seiner Eloquenz bekommt er jede Frau – notfalls quatscht er einfach so lange, bis sie aufgibt –, doch als er endlich die Frau gefunden hat, die es an Sprachwitz mit ihm aufnehmen kann, weiß er nicht, wie er ernst machen soll.
Die Geschichte zwischen Harry Driscoll und Evie Goddard, er Mitte zwanzig, sie Anfang dreißig, beide Lektoratsassistenten in einem angesehenen New Yorker Verlag, ist eine intelligente und originelle Liebesgeschichte mit betörenden Details. Aber sie ist auch traurig. Denn Adam Davies erzählt eben nicht nur vergnüglich, er ist konsequent. Anders als sonst im Genre des humorvollen Männerromans üblich, gewährt er seinem Helden keine immerwährende Adoleszenz. Harry Driscoll kann so viel witzeln, wie er will, am Ende zwingt ihn doch der Zeitgeist in die Knie.
Neben den komödiantischen Szenen aus der New Yorker Kulturschickeria überzeugt der Roman vor allem durch die Verve, mit der er seine Hauptfiguren in Szene setzt. Beide sind Sprachkünstler, deren Dialoge vor Witz und Charme nur so sprühen, und beide gehen auf eine neckisch liebevolle Weise miteinander um. Evie drapiert schon mal Harrys Jackett auf seinem Bürostuhl, um seine Anwesenheit vorzutäuschen, wenn er es wieder einmal nicht rechtzeitig in den Verlag geschafft hat und der Cheflektor unruhig wird. Harry wiederum versorgt die Gefährtin allmonatlich mit „Rapunzelgeschenken”, weil ihre Regelschmerzen, einer Endometriose wegen, so stark sind, dass sie ihr Apartment nicht verlassen kann. Er hat also durchaus fürsorgliche Qualitäten, kann sämtliche Binden- und Tamponmarken unterscheiden und macht mit Evie die „Kanonenkugel”, ein liebevolles Gewurstel aus Armen und hochgezogenen Beinen, das ihren Schmerz lindert.
Der unmögliche Drei-Wort-Satz
Eines aber kann er nicht: die drei berühmten Worte über die Lippen bringen, die Evie so gern hören will und die sie offenbar braucht, um ihm seine Liebe zu glauben. Innerlich hat er sie schon oft vor sich hin gemurmelt, aber er hasst Klischees. Und die Liebe hält er für das größte Klischee überhaupt. No way – das geht einfach nicht. Man traut dieser Evie zu, dass sie darüber hinwegsehen könnte. Aber es gibt eben auch sonst noch den ein oder anderen Knackpunkt, seine Frauengeschichten z. B., seinen ansteigenden Alkoholkonsum, seine zunehmende körperliche Verwahrlosung, seine ständige Geldnot und vor allem seinen fehlenden Ehrgeiz. Irgendwann hat sie einfach genug. Die Einflüsterungen einer wohlmeinenden Freundin tun das ihre, Evie stürzt sich in die Arbeit, landet mit einem unaufgefordert eingesandten Manuskript einen Bestseller, lässt sich vom neugebackenen Erfolgsautor trösten und steigt die Karriereleiter hoch.
Erst da wacht Harry auf. Er tut alles, um sich zu ändern, liest sogar das Buch des Rivalen, einen Ratgeber mit dem schaurigen Titel „Die Liebe ist eine Leiter”, und versucht die Ratschläge allen Ernstes zu befolgen. Am Ende schreibt er den Roman, den er eigentlich Evie zu Füßen legen wollte, nur noch für sich selbst. Das ist sehr traurig und ausweglos, doch wahrscheinlich ziemlich wahrhaftig. Schon für die Brüder Grimm lagen die „alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat”, in der Vergangenheit. Und heute richten die Frauen ihre Sehnsucht nicht mehr auf Frösche, die sich in schöne Königssöhne verwandeln. Sie springen (wie Keira Knightley in der Verfilmung von „Abbitte”) selber in den Brunnen, um die goldene Kugel heraufzuholen. Und der Frosch muss zusehen, wie er seine Verwandlung zustande bringt. Davon handelt dieser Roman. MEIKE FESSMANN
ADAM DAVIES: Froschkönig. Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Hans M. Herzog. Diogenes Verlag, Zürich 2007. 384 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Vergnüglich, spritzig, traurig und klug - das sind die Attribute, mit denen Meike Fessmann diesen im amerikanischen Original bereits 2002 erschienenen Debütroman von Adam Davies ehrt. Es geht um Harry Driscoll und Evie Goddard, zwei Lektoratsassistenten eines New Yorker Verlags. Die beiden wären ein perfektes Liebespaar, wenn er ihr bloß die "berühmten drei Worte" sagen könnte, erklärt die Rezensentin. So aber kann Evie ihm nicht ganz vertrauen, macht stattdessen Karriere, verliebt sich in einen Bestsellerautor und lässt den armen Harry allein und erfolglos zurück. Sehr angenehm fand Fessmann, dass der Autor seinem unglücklichen Helden keine ewige Adoleszenz gewährt, wie es heute in Unterhaltungsromanen gern geübt wird, sondern ihn schmerzlich erwachsen werden lässt. Besonders die witzigen und klugen Dialoge haben es der Rezensentin angetan, und ihr scheint der Roman, an dessen Ende der Held einen Roman nur für sich selbst schreibt, trotz aller Ausweglosigkeit "wahrhaftig".

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