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Was ist aus Lucky Lucan geworden, dem Lord, der 1974 versehentlich die Nanny seiner Kinder umbrachte, in der Meinung, sie sei seine Frau? Muriel Spark sichtet ihn 25 Jahre nach der Tat in Paris, wo er sich bei Frau Dr. Wolf in Behandlung befindet – einer Psychiaterin mit einer ganz eigenen Methode.

Produktbeschreibung
Was ist aus Lucky Lucan geworden, dem Lord, der 1974 versehentlich die Nanny seiner Kinder umbrachte, in der Meinung, sie sei seine Frau? Muriel Spark sichtet ihn 25 Jahre nach der Tat in Paris, wo er sich bei Frau Dr. Wolf in Behandlung befindet – einer Psychiaterin mit einer ganz eigenen Methode.
Autorenporträt
Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, ist Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Sie war Herausgeberin der "Poetry Review" und Mitarbeiterin des "New Yorker". 1992 wurde sie für ihr Werk mit dem T.S.-Eliot-Preis für kreatives Schreiben ausgezeichnet, 1997 erhielt sie den David Cohen British Literature Prize, 1999 den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2001

Quasseltherapie als Kassenleistung
Schwindelgewühl: Muriel Spark erschließt neue Geldquellen

Lord Lucan ermordet aus Versehen die junge Nanny statt seiner Ehefrau, die er immerhin anschließend lebensgefährlich verletzt. Seitdem ist er auf der Flucht und bestreitet seinen weiterhin aufwendigen Lebensstil mit Erpressung. Längst hat er sich einen Doppelgänger zugelegt, der ihm hilft, den alten Freunden und Hasardeuren aus der Oberschicht beträchtliche Geldmittel abzuverlangen. Denn Dreck am Stecken haben sie alle, und außerdem möchten sie nicht einen der Ihren eines so gräßlichen Mordes überführt sehen. Doch nach fünfundzwanzig Jahren hat sich die Reihe seiner reichen Kumpane gelichtet, es müssen also neue Geldquellen erschlossen werden.

Die erfolgreiche Psychiaterin Dr. Hildegard Wolf scheint geeignet, die Börse aufzufüllen. Auch sie hat etwas zu verbergen. Der echte und der falsche Lord Lucan werden ihre Patienten. Als sie damit drohen, ihre Therapeutin als Scharlatan und pseudostigmatisierte bayrische Schwindlerin zu entlarven, wird sie, statt sich an der Mörderjagd zu beteiligen, selbst zur Gejagten.

Muriel Sparks schwarzer Humor war stets ihr vielgerühmtes Markenzeichen, eine besondere Spielart englischer Ironie und Schauerromantik, gespickt mit boshafter Gesellschaftskritik. "Memento Mori", die makabre Komödie vom Alter und vom Tod, ist ihr bester Roman. Doch seit seinem Erscheinen sind mehr als vierzig Jahre vergangen. Der vielfach ausgezeichneten schottischen Schriftstellerin fallen zwar noch haarsträubende Geschichten ein, aber sie nimmt sich nicht mehr die Zeit, sie in Ruhe zu entwickeln. Sie läßt die absurde Handlung in atemlosen Aktionen enden und ins Abstruse gleiten.

Der Schluß dieses Spätwerks ist dafür beispielhaft: Der böse Mörder-Lord wird schließlich in Afrika von Schwarzen verspeist, die überzeugt sind, sich damit die Eigenschaften eines Fürsten einverleibt zu haben. Seinem Doppelgänger dagegen gelingt die Flucht nach Mexiko, und die falsche und angeblich so faszinierende Psychiaterin mit der Methode, selbst zu erzählen, statt ihren Patienten zuzuhören, darf in Ruhe weiter ihre analytische Kunst ausüben. Im Gegensatz zu früheren Romanen der heute Dreiundachtzigjährigen gibt es hier, auch wenn man schwarzen Humor schätzt, kaum noch etwas zu lachen.

MARIA FRISÉ

Muriel Spark: "Frau Dr. Wolfs Methode". Roman. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 176 S., geb., 32,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Maria Frisé scheint der Ansicht zu sein, dass die Autorin ihre besten Zeiten bereits hinter sich hat. Zwar habe sie im Erfinden von "haarsträubenden Geschichten" noch nicht nachgelassen, doch nehme sie sich nicht mehr genügend Zeit, diese auch "zu entwickeln". Und so gerät die Geschichte nach Frisés Diagnose allzu abstrus und atemlos. Auch Sparks Markenzeichen, der schwarze Humor nämlich, ist im Vergleich zu ihren früheren Romanen kaum noch irgendwo festzustellen, bedauert die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH