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Während die Französische Revolution aufdämmert, durchbricht Hatty die Konventionen und meistert ihr Schicksal als moderne, unabhängige Frau. Hatty Ward, die Gedichte schreibt, verfügt über ebensoviel Gefühl wie Verstand. Gewinnt sie trotz mangelnder Mitgift das Herz von Lord Camber? Eine höchst atmosphärische Darstellung eines Frauenschicksales und eine ergreifende Liebesgeschichte.

Produktbeschreibung
Während die Französische Revolution aufdämmert, durchbricht Hatty die Konventionen und meistert ihr Schicksal als moderne, unabhängige Frau. Hatty Ward, die Gedichte schreibt, verfügt über ebensoviel Gefühl wie Verstand. Gewinnt sie trotz mangelnder Mitgift das Herz von Lord Camber? Eine höchst atmosphärische Darstellung eines Frauenschicksales und eine ergreifende Liebesgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2000

Stilmöbel, unfein verrückt
Joan Aiken sonnt sich neben Jane Austens übergroßem Schatten

Jane Austen (1775 bis 1817) erfreut sich in den englischsprachigen Ländern einer Nachwirkung und Popularität, wie sie kein deutscher Romancier je besessen hat oder besitzt. In ihren sechs vollendeten Romanen entwirft die Schriftstellerin zwar nur einen schmalen Gesellschaftsausschnitt, doch diesen gibt sie mit solcher Meisterschaft kluger Beobachtung und psychologischen Gespürs, mit einer solchen Eleganz des Stils und feiner Ironie wieder, daß der Leser davon immer wieder neu gefesselt wird. Der Schriftsteller John Cowper Powys schrieb nicht ohne Grund: "Als schöpferische Realistin, die ihren Gestalten die Substanz und die Last des wirklichen Lebens verleiht, ist Jane Austen von keinem lebenden oder toten Autor je überboten worden."

Ein Werk, das so zum Seelenschatz der Nation gehört, hat immer wieder Schriftsteller gereizt, es spielerisch zu umkreisen. Auch dafür gibt es hierzulande keine Entsprechungen. Anonyme Verfasser oder vermutlich eher Verfasserinnen befaßten sich mit den Texten aus dem Nachlaß, arbeiteten vor allem die Fragmente zu vollständigen Büchern aus; andere widmeten sich Neben- und Randfiguren und gaben ihnen eine eigene Geschichte. Joan Aiken, geboren 1924 und Verfasserin zahlreicher Romane und Kinderbücher, im Besitz derselben Namensinitialen wie die Vorgängerin, hat in den letzten Jahren drei solcher Bücher vorgelegt. Die deutsche Kritik hat sie fast durchweg mißmutig aufgenommen. Brav, fad, dürftig lauteten die noch ziemlich gnädigen Urteile. Die herberen Kritiker warfen ihr vor, auf den Pfaden der Courths-Mahler zu wandeln oder Stilmöbel statt Antiquitäten zu liefern oder schlicht Schamlosigkeit. Die Rezensenten übersahen dabei, daß den Jane-Austen-Fortschreiberinnen vor allem zwei Dinge am Herzen liegen: vor der großen Fan-Gemeinde des Originals, in England "Janeites" genannt, zu zeigen, wie wunderbar man sich im Werk des Vorbilds auskennt, wie geschickt man seinen Ton zu treffen vermag, sowie - und das beflügelt die Nachdichterinnen vor allem anderen - mit ihrem Abbild das Urbild zum Leuchten zu bringen. Nicht Anmaßung sei die Triebfeder ihres Schreibens gewesen, äußerte Joan Aiken, sondern Liebe und Bewunderung.

Dieses sehr englische Literaturspiel hat sie nun zum vierten Mal gespielt. Im Mittelpunkt steht eine Nebenperson aus dem Roman "Mansfield Park": Henriette Ward, die jüngste von mehreren schwer verheiratbaren, weil ziemlich mittellosen Töchtern eines verarmten Gutsbesitzers. Joan Aikens Spezialität, auch in ihren anderen Büchern, sind solche jungen Frauen, die durch Klugheit und Tüchtigkeit die Handicaps der Herkunft oder die Vermögensdefizite wettzumachen imstande sind. Diese Henriette, genannt Hatty, als halbes Kind in die Familie von Verwandten gegeben, wegen einer Lappalie aus dem Haus gejagt, Gouvernante in einem verkommenen Adelshaushalt, erweist sich durch Takt, Bildung und praktische Lebensweisheit allen Wechseln des Daseins gewachsen. Geprägt ist sie von jenem christlich stoischen Tugendideal, das Jane Austens positive Heldinnen auszeichnet. Aiken geniert sich nicht, die Farben dick aufzutragen. Das gilt auch für die schwungvoll skizzierte Gegenwelt: die gräßlichen Väter, die dümmlichen Mütter, die arroganten Ladies und noch entsetzlicheren Adelstöchter.

Wer hier die Feinheit des Vorbilds vermißt, hat nicht ganz unrecht. Doch der Vergleich ist abwegig, zumal gerade die "Janeites" über die Abweichungen trefflich zu streiten lieben. Die Autorin, bewandert in der Schauerromantik des achtzehnten Jahrhunderts und ihren Requisiten, hält mit nicht ausgehändigten Urkunden und Briefen, mit einem geheimen Testament die Handlung in Schwung. Eingestreute Episteln dienen als Zeitraffer. Ein edler Lord, der zwischenzeitlich reformerische Siedlungsprojekte in Amerika befördert, hält Hattys Herz dezent entsagungsvoll gefangen. Ihm gibt sie die Gedichte zu lesen, mit denen der frühreife Blaustrumpf Erfolge hat. Als sie endlich heiratet, übrigens nicht den Lord, sondern einen braven Biedermann, ist sie kaum zwanzig Jahre alt. Der Nachsatz eines Ururgroßneffen besagt, daß Hatty - darin übrigens Jane Austen vergleichbar - unter einem männlichen Pseudonym zu einem gefeierten Dichter wurde und früh verstorben sei. Das ist melodramatisches Lesefutter, "a good read", wie der Brite sagt. Den "Janeites" gibt der Roman Diskussionsstoff. Andere Leser werden durch solche opera vielleicht zum Urbild hingeführt. Allemal aber darf man sich hier gut unterhalten lassen.

RENATE SCHOSTACK.

Joan Aiken: "Die jüngste Miss Ward". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 346 S., geb., 44,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In ihrer Rezension verteidigt Renate Schostack die Autorin gegen Angriffe deutscher Kritiker, die es von vornherein für vermessen halten, eine Romanfigur aus einem geheiligten Klassiker aufzugreifen und eine neue Geschichte um sie herum zu schreiben, wie Joan Aiken es hier zum vierten Mal mit einer Figur von Jane Austen tut. Solches Spiel mit der Literatur habe in England Tradition, weist Schostack ihre Kritikerkollegen zurecht: die Briten betrachteten ihre literarischen Helden mit Liebe, nicht mit Anmaßung (wie deutsche Kritiker zu glauben scheinen). Nachdem sie so das Feld vorbereitet hat, lobt Schostack den neuen Roman, der um Jane Austens "Mansfield Park" kreist, als schwungvoll geschriebenes, "melodramatisches Lesefutter". Liebhabern von Jane Austen liefere das Buch Diskussionsstoff, alle anderen würden immerhin so "gut unterhalten", dass der ein oder andere durch dieses Buch vielleicht sogar verführt werde, sich auch einmal das Original vorzunehmen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Feines Gesellschaftsporträt (viel blaues Blut inklusive) und super Schmöker."(Journal für die Frau) "Eine spannende und vergnügliche Lektüre für all jene, die Jane Austens Romane schon kennen, aber auch für jene anderen, die mit Joan Aiken vielleicht erst auf den Geschmack für das Original kommen wollen."(Jeanett Stickler - Hannoversche Allgemeine Zeitung) "Wer Jane Austens Mansfield Park verschlungen hat, wird auch Joan Aikens Die jüngste Miss Ward genießen. Aiken stellt den Ward-Schwestern von Mansfield Park eine jüngere Schwester zur Seite." (Heilbronner Stimme) "Aiken schreibt Frauenliteratur im besten Sinne. Die jüngste Miss Ward ist eine angenehm entspannende, manchmal auch gemütlich spannende Lektüre mit einem verblüffenden Schluß und der geweckten Neugier auf Jane Austen."(Radio Bremen)