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Nach Die Gedanken sind frei legt Tomi Ungerer ein weiteres Erinnerungsbuch vor. Wieder kehrt er zurück ins Elsaß, in die Zeit seiner Kindheit. Dabei entdeckt er in seinem Vater einen vielseitig begabten Künstler, dessen Talente auf rätselhafte Weise auf ihn übergegangen zu sein scheinen, und er stößt auf eine wunderbare Liebesgeschichte, nämlich die seiner Eltern...
Als Tomi Ungerer vier Jahre alt ist, stirbt sein Vater, Théo Ungerer, Kurator der astronomischen Uhr von Straßburg und Künstler mit vielfältigen Talenten. Viele Jahrzehnte später macht sich Tomi auf die Suche nach diesem
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Produktbeschreibung
Nach Die Gedanken sind frei legt Tomi Ungerer ein weiteres Erinnerungsbuch vor. Wieder kehrt er zurück ins Elsaß, in die Zeit seiner Kindheit. Dabei entdeckt er in seinem Vater einen vielseitig begabten Künstler, dessen Talente auf rätselhafte Weise auf ihn übergegangen zu sein scheinen, und er stößt auf eine wunderbare Liebesgeschichte, nämlich die seiner Eltern...
Als Tomi Ungerer vier Jahre alt ist, stirbt sein Vater, Théo Ungerer, Kurator der astronomischen Uhr von Straßburg und Künstler mit vielfältigen Talenten. Viele Jahrzehnte später macht sich Tomi auf die Suche nach diesem geheimnisvollen Vater. Er verfolgt die lange Uhrmachertradition der Ungerers bis zurück zu seinen Urgroßvätern, und in der Korrespondenz seiner Eltern stößt er auf die Spuren ihrer leidenschaftlichen Liebesgeschichte, die sich denn auch wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Vor allem aber entdeckt er den Vater als sensiblen und vielfältigen Künstler, dessen Werk viele Parallelen mit dem eigenen aufweist, als seien die Talente des Vaters eins zu eins auf den Sohn übergegangen...
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Autorenporträt
Tomi Ungerer, geboren am 28. November 1931 in Straßburg, verpatzte die Reifeprüfung, trampte dafür durch ganz Europa und veröffentlichte erste Zeichnungen im ¿Simplicissimus¿. In New York begann sein unaufhaltsamer Aufstieg als Illustrator, Kinderbuchautor, Zeichner und Maler. Seine Bilderbücher, etwa ¿Die drei Räuber¿ oder ¿Der Mondmann¿, sind moderne Klassiker. Tomi Ungerer starb 2019 in Cork, Irland.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2004

Schönheit im Flügelschuh
Schatten im Schnee: Tomi Ungerer auf den Spuren seines Vaters

Auf dem Buchumschlag ist der Schattenriß eines Baskenmützenmannes zu sehen, dessen Atem, die Rauchkringel seiner Zigarette und der Dampf der Kaffeetasse sich zu einem Jugenstilkringel vereinen, der über den Bildausschnitt hinausschwebt. Mit diesem graphischen Kürzel signalisiert der Zeichner Tomi Ungerer dem Leser und Betrachter seines materialreichen Erinnerungsbandes "Es war einmal mein Vater" bereits die historische Dimension der genealogischen Retrospektive. Gibt es etwas Schöneres für einen Vater als die Würdigung durch seinen Sohn? Wobei der Vater inzwischen seit beinahe siebzig Jahren tot, der Sohn seit einem halben Jahrhundert als Zeichner und Kinderbuchautor international bekannt ist.

Théodore Ungerer war ein hochangesehener Bürger Straßburgs, Autor eines Buchs über die astronomische Uhr seiner Heimatstadt, der in vier Sprachen mit Uhrenspezialisten korrespondierte, Sammler beriet und im Museum Straßburg den Uhrensaal eingerichtet hatte. Höhepunkt seines Schaffens war die Konstruktion der astronomischen Uhr von Messina, der größten der Welt, die sich die sizilianische Stadt nach dem Erdbeben als Zeichen ihres Wiedererstehens leistete. Lebenslang malend und zeichnend, war er zumeist draußen in der Natur tätig. Mit der Veröffentlichung zahlreicher Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, begleitet von Briefen, Fotos und Dokumenten, richtet der Sohn dem Vater nun ein ganz spezielles Gedenkkabinett ein, an dessen Schluß ein Motivvergleich der beiden Künstler verblüffende Parallelen vor Augen führt, stellenweise sogar stilistische Affinitäten offenbart: "Ich suche meinen Vater und finde mich."

Tomi Ungerer war gerade vier Jahre alt, als sein Vater starb, lernte ihn also leibhaftig kaum kennen, konnte nie erfahren, was er zu seiner Entscheidung, Künstler zu werden und nicht der angestammten Zeitmeßmeister-Linie zu folgen, wohl gesagt haben würde. So gerät sein Buch zu einer späten Annäherung an einen fast Unbekannten.

Im Nachlaß fand der Sohn harmlose Pin-up-Magazine des Vaters, in denen dieser die Busen der Damen mit Gouachefarben korrigierte, nämlich seinem Schönheitsideal entsprechend verkleinerte. Théodore Ungerer mußte auch die Pläne für die selbstentworfene Villa, fast einen Palazzo, verkleinern, die er für sich und die schlanke, elegante Gattin Alice, für die Kinder und das Personal zum Schrecken der sparsamen Verwandtschaft bauen ließ. "Für meinen Vater war die Schönheit eine Botin Gottes": Deshalb wurde die aparte, kapriziöse Beauté, der er 1912 nach der ersten Begegnung in Colmar seine Liebe gestand, von nun an das Lieblingsmodell für Porträtstudien und Ganzfigur-Impressionen.

Tomi Ungerer, Weltbürger par excellence, tritt in diesem anrührenden Büchlein nicht nur als Familienmensch auf, sondern auch als zutiefst elsässisch verwurzelter Bürger, der seinen heimatlichen Traditionen viel zu verdanken hat, wie man nicht nur aus seinem Liederbuch weiß. Vom Vater, der auch elektrische Spieluhren erfand, hat der Filius nicht nur die zeichnerische und malerische Begabung geerbt, sondern auch die Lust und Liebe zu mechanischen Tüfteleien. (Tomi Ungerers Leidenschaft für altes Blechspielzeug können Besucher des Straßburger Museums übrigens seit einiger Zeit teilhaftig werden.) Beide Künstler verbindet auch das Interesse für Torbögen, alte Gassen, für farbige Schatten im Schnee, fürs liebe Federvieh und die Geheimnisse des Waldes, für kauzige Gesellen und Scherenschnittdrolerien in Wirtshausnähe, von den delikaten Reizen der Weiblichkeit ganz zu schweigen.

Théodore Ungerer fertigte Pastell-Skizzen von Menschen und Landschaft, verstand es stupend, mit leichter Hand knapp zu charakterisieren. Diese Publikation bietet deshalb, über ihren sehr persönlichen Anlaß hinaus, die Gelegenheit zu einer Begegnung mit einem höchst originären Zeichner und Maler zwischen Kaiserreich und Dreißigern, zwischen Pleinair-Flockigkeit und "Vogue"-Linie.

PETER WINTER

Tomi Ungerer: "Es war einmal mein Vater". Aus dem Französischen übersetzt von Ulrich Hartmann. Nachwort von Thérèse Willer. Diogenes Verlag, Zürich 2003. 141 S., Abb., br., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Sohn würdigt den Vater, den er persönlich kaum gekannt hat, dem er aber - stellt Peter Winter überrascht fest - offensichtlich einiges von seinem Talent als Zeichner verdankt. Auch Tomi Ungerer müssen bei der Arbeit an diesem Erinnerungsbuch stilistische und motivische Affinitäten aufgefallen sein: sei es das Interesse für mechanische Tüfteleien, seien es alte Torbögen und Gassen oder alte Käuze und das Leben des Waldes, farbige Schatten im Schnee oder die holde Weiblichkeit, all das gefiel beiden, zählt Winter auf. Der Band enthält Briefe, Dokumente, Fotos, Gemälde und Zeichungen von Theodore Ungerer, die ihn als angesehenen Bürger Straßburgs ausweisen, wo er beispielsweise im Museum den Uhrensaal einrichtete, aber auch als eigenständigen Künstler "zwischen Pleinair-Flockigkeit und Vogue-Linie", so Winter. Für den Rezensenten kommt hinter dem Familienporträt der Künstler Tomi Ungerer zum Vorschein, der noch stärker, als bislang bereits zu vermuten stand, in seiner elsässischen Heimat verwurzelt ist und der seinen väterlichen und heimatlichen Tradition viel zu verdanken hat.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ach, was sind die putzigen Strölchlein der durchschnittlichen Krimis und Thriller für blasse Kerlchen gegen die absurde, böse Komik und Aussagekraft Ungererscher Gestalten.« Thomas Wörtche / Titel Magazin Titel Magazin