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Es war einmal ein Strandfotograf. Der nahm sich einen Affen. Der musste die Leute zum Lachen bringen, denn Fotos, auf denen die Menschen lachen, werden gern gekauft. Eines Tages lachten die Menschen nicht mehr. Da gab der Fotograf dem Affen Schnaps und ein weißes Pulver, damit er lustiger würde. Das wurde er auch aber er wurde auch krank davon. Und rächte sich

Produktbeschreibung
Es war einmal ein Strandfotograf. Der nahm sich einen Affen. Der musste die Leute zum Lachen bringen, denn Fotos, auf denen die Menschen lachen, werden gern gekauft. Eines Tages lachten die Menschen nicht mehr. Da gab der Fotograf dem Affen Schnaps und ein weißes Pulver, damit er lustiger würde. Das wurde er auch aber er wurde auch krank davon. Und rächte sich
Autorenporträt
Friedrich Karl Waechter, geboren 1937 in Danzig, heute Polen, arbeitete zunächst als Graphiker, dann für verschiedene satirische Zeitschriften und Zeitungen. 1970 schaffte er den Durchbruch mit seinem berühmten 'Anti-Struwwelpeter'. Für 'Der rote Wolf' erhielt er 1999 den Deutschen Jugendliteraturpreis. F. K. Waechter starb 2005 in Frankfurt am Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2004

Brüder hinter der Scheibe
F.K. Waechters Bildergeschichte „Der Affe des Strandfotografen” entdeckt das Menschliche im Tier
Der Affe ist der nächste Verwandte des Menschen. Der Mensch ist der nächste Verwandte des Affen. Es kommt wohl auf den Standpunkt an, wer wem vorgeordnet ist. Äfft der Mensch den Affen nach, der hinter Gittern oder Plexiglas sitzt? Oder menscht der Affe den Menschen nach, der sich die Nase an verschmierten Scheiben platt drückt, mit Fäusten klopft? Den Menschen, der Grimassen schneidet, mit gebeugtem Rücken und rudernden Armen vor der Scheibe tänzelt? Wenn der Affe doch reden könnte, was würden wir alles über uns erfahren, von einem archimedischen Punkt aus, so, wie der homo sapiens sich noch nie gesehen hat . . .
Franz Kafka hat in seinem „Bericht für eine Akademie” einen Affen aus der unerträglichen Not der Gefangenschaft den Schritt zum Menschen, zum sprachbegabten Wesen tun lassen. Und was der Affe über sich, seine Wandlung erzählt, ist eine geraffte (verzerrte?) Geschichte der menschlichen Gesellschaft als Disziplinierungsanstalt. Und ein wenig, nein, sehr viel sogar erinnert F.K. Waechters „Der Affe des Strandfotografen” an Kafkas Affen. Auch hier begegnet uns ein Anverwandter, der die Sprache für sich und uns entdeckt hat. Und wenn nicht Andrea di Gennaro schon Kafkas Affen ein Gesicht gegeben hätte, das in seiner Traurigkeit so viel und doch so wenig von einem Menschen hat, man könnte Waechters Illustrationen als Reaktion auf den Akademiebericht lesen und entdecken.
Was Waechter malend mit wenigen Worten erzählt, ist - keine Überraschung - die Geschichte eines Affen eines Strandfotografen. Hier wiederholt sich das Motiv der Zoobesucher, die sich ihre Gesichter platt drücken und darüber ins Lachen kommen. Hier lachen die Strandbesucher über einen Affen, der in Hosen so unäffisch und darum so menschlich wirkt. Und eben so unnatürlich, dass die Perversion, dass er Alkohol und „weißes Pulver” bekommt, nur um wieder lustig zu wirken, fast schon normal ist.
Die letzte Steigerung indes findet auf der letzten Seite statt. Neben dem Foto eines Schimpansen steht, dass dieser Affe drogensüchtig und den Misshandlungen eines Strandfotografen ausgesetzt war. Und plötzlich ist das Surreale von Waechters Zeichnungen dort, wo man es nicht haben will: in der Wirklichkeit. Ob irgendwo auch Kafkas Affe wartet?
ANDREAS BOCK
F.K. WAECHTER: Der Affe des Strandfotografen. Diogenes Verlag, Zürich 2004. 56 Seiten, 28,90 Euro.
Wenn Affen Hüte tragen, hat der Mensch seine Finger im Spiel. Und für die Kreatur wird aus dem Spiel schnell schrecklicher Ernst.
Abb.: Diogenes Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wer ahmt eigentlich wen nach, fragt Andreas Bock. Äfft der Mensch den Affen nach oder mensche der Affe den Menschen nach? Bei den Zoobesuchern verwischten sich die Grenzen, behauptet Bock, betrachte man die vor den Glasscheiben tänzelnden, winkenden, grimassierenden Menschen. Dieses Motiv des Zoobesuchers taucht auch in F.K. Waechters Affengeschichte auf, so Bock, der sich ansonsten vor allem an Kafkas "Bericht für eine Akademie" erinnnert fühlt, worin ein Affe von seiner Wandlung zu einem sprachfähigen Wesen aus der Not der Gefangenschaft erzählt. In Waechters "Affen des Strandfotografen" begegne uns ein eben solches Wesen, das sich aus Not der Sprache bemächtigt habe, verrät der Rezensent. Hätte nicht Andrea di Gennaro Kakfas Affen bereits ein Gesicht gegeben, dann würde man ihn sich mit Sicherheit so wie Waechters Strandaffen vorstellen. Das Surreale der Geschichte werde auf der letzten Seite aufgehoben, bewundert Bock: dort heiße es, der Affe sei Misshandlungen ausgesetzt gewesen. Die Wirklichkeit bricht jäh in die Geschichte ein.

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