Produktdetails
  • Verlag: Ammann
  • ISBN-13: 9783250600473
  • ISBN-10: 3250600474
  • Artikelnr.: 22812809
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2008

Gespenster der Macht
Satire und Selbstbefragung: Ismail Kadares Roman „Spiritus”
Zahlreich sind seine Anhänger, die Jahr für Jahr wieder hoffen, Ismail Kadare werde für seinen magischen Realismus skipetarischer Prägung endlich doch den Nobelpreis erhalten. Dass er ihm so lange vorenthalten wurde – und das Wort ist angemessen angesichts der Vielzahl grandioser Romane, die er verfasste –, hat wohl mit zweierlei zu tun. Zum einen damit, dass es der kommunistischen Diktatur geradezu ein Staatsanliegen war, ihn zum ersten albanischen Nobelpreisträger zu machen, was ihm mehr schadete als nützte. Zum anderen damit, dass Kadare in seinen frühen Romanen die mythische Figur des Nationalhelden Skanderbeg gerne mit der des Diktators Enver Hodscha überschnitt und auf die Abschottung Albaniens, das sich von der Sowjetunion und schließlich auch von China trennte, um der Welt das einzige Exempel wahrer kommunistischer Lehre zu geben, manches Loblied schrieb.
Im Innern der Bürokratie
Er tat dies übrigens so glaubwürdig, dass auch Leser, denen der Sinn weder nach stalinistischen Zwangsutopien noch nach Isolation bis in den Tod stand, dank der Lektüre von Kadares Romanen davon überzeugt waren, hier kämpfe ein Volk, das seit Jahrhunderten von Feinden umstellt war, um sein Recht auf Selbstbestimmung, seinen eigenen Weg durch die Geschichte. Später las man es freilich anders, und dass Kadare Passagen einiger seiner Romane nachträglich umschrieb, um ihnen eine antikommunistische Stoßrichtung zu geben, hat im Deutschen etwa Ulrich Enzensberger nachgewiesen. Gänzlich unglaubwürdig machte sich Kadare, als er sich nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in seinem politischen Rechenschaftsbericht „Albanischer Frühling” zum ersten Widerstandskämpfer der Nation stilisierte, wo er doch ganz zweifellos die Gunst der Mächtigen genossen hatte, ja selber einer von ihnen gewesen war.
Die Verstrickung eines bedeutenden Künstlers in den totalitären Machtapparat, den wir uns schlimmer als im Albanien Enver Hodschas kaum vorstellen können, soll im Westen verurteilen, wer selbstgerecht den Finger gegen jene richten möchte, die unter viel schlimmeren Verhältnissen leben mussten und – schreiben wollten. Kadare ist ein Großer der europäischen Literatur, auch mit seinen Werken, die noch den unbeugsamen Kampf der Albaner gegen die Osmanen – gemeint sind immer auch die Sowjetrussen – und unter ihrem Führer Skanderbeg – der stets auch ein paar Züge Enver Hodschas trägt – besingen. Wie kaum ein anderer weiß Kadare die Kraft alter Mythen mit den Errungenschaften modernen Erzählens zu verbinden; Romane wie „Chronik aus Stein”, „Der zerrissene April” oder „Der General der toten Armee” werden bleiben.
Seit Mitte der neunziger Jahre hat Kadare eine Serie von Romanen geschrieben, die sich mehr oder wenig explizit mit dem Problem der Selbstbehauptung des Einzelnen im totalitären Staat, der Gefährdung, Beschämung, Entwürdigung des Intellektuellen beschäftigen. Für den deutschen Sprachraum ist es ein Glücksfall, dass Kadare in Egon Ammann einen getreuen Verleger und in Joachim Röhm einen hervorragenden Übersetzer gefunden hat, die ihm nun schon seit Jahren und über viele Bücher hinweg die Treue halten. Nach dem Meisterwerk „Der Nachfolger”, das 2006 in die Verliese der Macht führte und vom schaurigen Ende erzählte, das Enver Hodschas präsumptiver Nachfolger fand, geht nun auch der so bizarre wie komische Roman „Spiritus” in die Jahre zurück, da die bürokratische Diktatur in Albanien ihre idealtypische Ausformung erlebte.
Eine internationale Forschergruppe bereist das postkommunistische Land, um Geschehnisse aufzuklären, in denen sich der Horror eines sich selber verschlingenden totalitären Systems äußerte. Sie geraten in eine Zwischenwelt, in der noch überall die Spuren der Gewalt und Despotie zu finden sind, sich aber schon eine merkwürdige Erschöpfung der einst Drangsalierten bemächtigt hat; die Despotie hat nicht nur viele Opfer dazu genötigt, selber Täter zu werden, sondern auch das Leben jener zerstört, die sich als Streber des Systems profilierten: „Dauernd stolperten wir über Exkommunisten, auf denen der Kummer wie eine Staubschicht zu liegen schien. Auch die ehemaligen Häftlinge schüttelten ihre ergrauten Köpfe, doch schon nicht mehr zornig. Die meisten schienen zu erschöpft, sogar die Verrückten.”
Verrückte gibt und gab es in diesem Land freilich genug, und die Logik der Herrschaft, die auf Bespitzelung und vollkommene Kontrolle aus war, wird von Kadare geradezu als Wahnsinn in höchster Vollendung gedeutet. Der Roman erzählt von entsetzlichen Dingen, von Existenzen, die ruiniert, von Folterkammern, in denen geprügelt, vom Alltag einfacher Menschen, der rücksichtslos zerstört wurde – aber er bringt den Widersinn einer durch und durch reglementierten Gesellschaft auch in aberwitzig komischen Episoden zum Ausdruck.
Da kommt eines Tages eine Schiffsladung mit „Prinzessinnen” an, bei denen es sich um einen neuartigen Typ von Wanzen handelt, mit denen tatsächlich jedes Gespräch im Land überwacht werden kann. Der greise Diktator weiß, dass er in wenigen Jahren erblinden wird, aber erhören möchte er seine Untertanen doch, erhören, was sie einander in ihren privatesten Momenten, etwa während des Liebesaktes, mitzuteilen haben. Die Sache mit den Prinzessinnen hat nur einen Nachteil, sie müssen nicht in Wohnungen, sondern in den Kleidungsstücken jener platziert werden, die als Proletariat die herrschende Macht darstellen.
Wie lassen sich Wanzen unbemerkt etwa in die Schulterstücke von Mänteln einnähen? Eine Kommission des Geheimdienstes grübelt und grübelt. „Unser Hauptproblem ist, dass die öffentlichen Räume in dieser Stadt nie beheizt werden. Kein Mensch zieht im Restaurant seinen Mantel aus, kein Mensch gibt seinen Pelz an der Theatergarderobe ab . . . ”. Schließlich entscheidet man sich, das städtische Theater von B. als Versuchsstation zu wählen, an deren Garderobe die Mäntel mit Wanzen versehen werden: Zur Verblüffung der Bevölkerung wird rasch beschlossen, die seit Jahren nicht mehr funktionierende Heizung des Theaters zu reparieren.
Satirische Passagen wie diese hat „Spiritus” viele, aber auch schauerliche. Diese sind oft um die Gestalt von Arian Vogli gebaut, dem Bezirkschef der Staatssicherheit, der mit der Erprobung der „Prinzessinnen” betraut wird. An seinem Schicksal zeigt Kadare, wie sich der Staat der totalen Überwachung nicht nur ad absurdum führt, sondern gewissermaßen auch selber liquidiert. Zuletzt irrt der Herr über Leben und Tod als Untoter durch Tirana; er hatte dem weisen Führer die gute Nachricht überbringen wollen, sich damit aber als Geheimnisträger jenen Schergen ausgeliefert, die er selber großgezogen hat. Wie es sich für ein Land gehört, in dem der Geheimdienst regierte, ist die internationale Forschergruppe am Ende einer ungeheuren Verschwörung auf der Spur, bei der die „Prinzessinnen”, eine französische Delegation und ihr albanischer Begleiter, eine Theatertruppe und endlich eine spiritistische Gruppe ihre Rollen spielen.
Dass die Geheimpolizei es mit den Spiritisten zu tun bekam, ist eine hochironische Volte von Kadare. Denn Albanien ist, wie er es in seinen frühen Romanen rühmend, in seinen jüngeren höchst kritisch zeigt, ein Land, in dem Zauberglaube und Moderne, Mythos und Fortschrittsideologie koexistieren. Dass ein Toter wiederauferstehe, halten nicht nur die einfältigen Leute in der Provinz, sondern auch die Techniker vom Geheimdienst für ganz wahrscheinlich, und so wird der Abhörkampf buchstäblich gegen Gespenster geführt, die sich bei spiritistischen Seancen aus dem Jenseits zu ihren unverständlichen Worten melden.
Wie Legenden entstehen
Gerahmt wird die aberwitzige Geschichte, die in den Eiszonen der Macht und in den unbeheizten Zimmern kleiner Funktionäre spielt, von Reflexionen, in denen Kadare die Rolle des Intellektuellen in der totalitären Welt untersucht. Im abschließenden Kapitel gibt er Einblick nicht nur in die Technik der Herrschaft, die Legenden in die Welt setzt, von denen sie später selbst bedroht wird, sondern auch in das magische Erzählen selber, das seine Sache ist. Er zeigt am Fall des sentimentalen Gewalttäters, des gestürzten Geheimdienstlers Vogli, wie Geschichten gerade dort ihr Eigenleben zu entfalten beginnen, wo die Wahrheit den Menschen vorenthalten wird; anhand der Legenden, die über Vogli bald erzählt werden, führt er vor, dass es die Erzählkräfte der „Aufblähung” und der „Schrumpfung” sind, die an der Geschichte arbeiten und am Ende darüber entscheiden, welche Geschichte wir zu lesen bekommen – und welche die Menschen für jene halten sollen, die über sie verhängt ist. KARL-MARKUS GAUSS
ISMAIL KADARE: Spiritus. Roman. Aus dem Albanischen übersetzt von Joachim Röhm. Ammann Verlag, Zürich 2007. 292 Seiten, 19,90 Euro.
Der albanische Schriftsteller Ismail Kadare Foto: eyedea/laif
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2007

Im Gasthaus zum zwiefachen Robert
Abhörtechniken für Geisterrede: Ismail Kadare fischt im Drüben / Von Lorenz Jäger

Von allen Romanen über kommunistische Systeme, über Staatssicherheitswahn, Verrat und Loyalität ist dieser wohl einer der überraschendsten. Denn Ismail Kadare, der international hochgeachtete albanische Erzähler, hat seinen Stoff ins Phantastische überhöht. Während die Staatssicherheit abhört, begibt sich eine kleine Gruppe abseits der Gesetze ihrerseits auf Horchposten: zu spiritistischen Sitzungen. Sie wollen die Ängste balancieren. Gegen die Angst vor dem ultrastalinistischen Staat hilft, so glauben sie, die andere, die urtümliche. "Deshalb, sagte er, versucht der Staat eine Rückkehr der alten Angst zu verhindern. Was glaubst du, warum sie auf jeder Versammlung brüllen: ,Nieder mit dem Mystizismus, Tod der Dekadenz'." Aber die beiden Systeme, das politische und das im Geisterreich, entsprechen einander; am Ende treffen sie sich.

Eine mittlere Stadt im Albanien der späten siebziger Jahre ist der Schauplatz. Genauer gesagt, muss es vor 1978 gewesen sein, noch vor dem Bruch des bizarren Herrschers Enver Hodscha mit seinen chinesischen Protektoren, die sich nach Maos Tod an eine realistische Außenpolitik hielten. Noch erhält die Staatssicherheit Sigurimi ihre modernsten Abhörgeräte - die "Prinzessinnen" - von der Volksrepublik China. Und eine der schönen Pianissimo-Ironien, an denen das Buch reich ist, beschreibt die Mühen, die es kostet, die unmittelbar an Ort und Stelle arbeitenden Spitzel angesichts der neuen Technik nicht zu demotivieren.

Arian Vogli, Sicherheitschef der Stadt, muss ihnen sehr gut zureden: "Dass nämlich ihre getreuen, blutwarmen Ohren unvergleichlich viel wertvoller waren als die leblosen Wanzen, über die er sich verächtlich, fast feindselig äußerte." Bald laufen Berichte der Spitzel ein, in denen die Zentrale über die hasserfüllte Stimmung gegen die modernen Wanzen informiert wird; man sehne sich im Volk geradezu nach den lebenden Zuträgern zurück.

Die Geräte müssen plaziert werden. Seit längerer Zeit plant das Stadttheater eine Aufführung von Tschechows "Möwe", immer wieder hatte man sie untersagt. Der Sicherheitschef erkennt seine Chance. Man erlaubt die Vorstellung, lässt das Haus sogar heizen - gilt also mit einem Mal als "liberal" -, nötigt die Besucher, ihre Mäntel an der Garderobe abzugeben, und näht die "Prinzessinnen" geschickt ein.

Es sind wenige Personen, denen wir in diesem Roman begegnen: Vogli von der Sicherheit, dessen Studentenliebe Edlira, die einen anderen geheiratet hat - jetzt lässt er ihr Bett abhören. Dann Shpend Guraziu, ein Ingenieur, der einer Delegation des französischen Senats als Begleiter dienen soll, aber von einem Bulldozer überfahren wird, bevor er seine Botschaft ans westliche Ausland - und sei es nur in Form eines Stöhnens - übermitteln kann. Seine Geliebte ist die Hauptdarstellerin der "Möwe". Die Staatssicherheit hat ein Abhörband, auf dem Gurazius Stimme aus dem Jenseits erklingt.

Auslöser der verstärkten Überwachung war die Äußerung eines Krankenhauspatienten, ein albanisches Sprichwort: "Geblendet ist der Rabe noch schwärzer." Man vermutet eine staatsfeindliche Anspielung, denn das Augenlicht des Herrschers schwindet, schon sind japanische Ärzte ins Land gekommen, um die Aussichten einer Behandlung zu prüfen. Über diesen nächsten Zweck hinaus aber gehen Vogli noch andere Fische ins Netz; ein katholischer Priester etwa, der illegal getauft hat, wird bald erschossen aufgefunden. Man hat seine Stimme auf Band: "Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!"

Kadare versäumt nicht den Hinweis, dass es sich bei der Taufformel um den ersten in albanischer Sprache niedergeschriebenen Satz handelt, der sich in einem ansonsten auf Lateinisch abgefassten Schreiben des Bischofs von Durrës aus dem fünfzehnten Jahrhundert findet. Überhaupt fängt dieser Roman die Stimmen Albaniens auf, Lieder, Sprichwörter, alles Gesprochene findet ein vielfaches, oft gebrochenes Echo. Kadare gehört zu jenen Schriftstellern, denen die weltliterarische Höhe nur im Medium ihrer nationalen Geschichte erreichbar ist. Wer ihn liest, wird über die große Literatur dieses kleinen Landes - des ewigen Nebenkriegsschauplatzes der Weltgeschichte - nicht mehr lächeln.

Jedes Buch schafft sich seine Vorläufer, es ist nicht von ihnen bedingt, sondern stiftet erst die Tradition. Bei Kadares Roman kann man an den spätantiken Historiker Ammian denken, der schildert, wie kurz vor dem Übergang des Reiches zum Christentum eine eigene Klasse von Zuträgern darauf spezialisiert war, in Träumen staatsfeindliche Zeichen zu entdecken. Oder an den Mythos von Philomela, der man die Zunge herausschneidet - denn auch Vogli, der getreue Horcher, entgeht einem ähnlichen Schicksal nicht.

Kadare spielt mit der Vorstellung eines epischen Stoffes, der sich gleichsam im Zeitraffer verwandelt, sich in Versionen aufteilt, zur Ballade zusammenschnurrt, nein: in zwei, wie beim Mythos üblich. Die Ballade ist die dichterische Form, in der die Toten als Wiedergänger erscheinen können, das ist in Kadares Albanien nicht anders als in Bürgers "Lenore".

Und am Ende, in der Gegenwart, haben die beiden Balladen nur noch in der Werbung der beiden konkurrierenden Reiseunternehmen "Albtourist" und "Shqipëriaturist" ein Unterkommen. "Im Katalog der einen Agentur bezeichnet ein Pfeil das uralte Gasthaus zum Büffelknochen, das erworben und als angeblicher Schauplatz der ,Ergreifung des Geistes' zum Touristenmotel umgebaut worden war. Die andere Firma dagegen präsentierte ihren Kunden ein Feld in Mittelalbanien . . . als die ,Klageebene', wo der Lehm gesprochen oder geschluchzt hatte. Eine . . . mittelalterliche Herberge war gleichfalls aufgekauft, restauriert und wieder mit ihrem alten, von den Kommunisten verbotenen Namen versehen worden: Gasthaus zum zwiefachen Robert." So ist, nach Kadare, Albanien im Westen angekommen.

Ismail Kadare: "Spiritus". Roman. Aus dem Albanischen übersetzt von Joachim Röhm. Ammann Verlag, Zürich 2007. 293 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Für Rezensent Andreas Breitenstein gehört der albanische Autor Ismail Kadare zu den wichtigsten Aufklärern über den großen Terror. Auch wenn er im Leben eine gewisse Nähe zum Regime pflegte, Kadares Romane sprechen für Breitenstein eine andere Sprache - und dies bereits zu Zeiten Enver Hoxas. Auch in seinem 1995/96 entstandenen und nun auf Deutsch vorliegenden Roman "Spiritus" setzt Kadare sich mit dem kommunistischen Terror und seinen Folgen auseinander, und das sowohl intellektuell wie literarisch "tiefgreifend", wie der Rezensent betont. Im ersten Teil des Romans reist eine Forschergruppe ins albanische B., um dort nach Opfern der kommunistischen Diktatur zu suchen und Gerüchten über einen Wiedergänger nachzugehen, erzählt Breitenstein. Die Erschütterung, die die Forscher mit ihren Erkundungen auslösen, stürzt die gesamte Bevölkerung von B. in einen "kollektiven Wahn", der die furchtbare Zeit der Diktatur und die damals herrschende Angst wieder ins allgemeine Bewusstsein hebt. Im Mittelpunkt des zweiten Teils des Romans steht der Stasi-Bezirkschef Arian Vögli, der einst auf Geheiß des Diktators alle Einwohner mit Wanzen ausstatten ließ, um regimekritische Äußerungen und Aktionen prompt und grausam verfolgen zu können. Das Buch bietet alles, was einen typischen Kadare-Roman ausmacht, versichert der Rezensent: Es vereine Spannung, die dichte Verarbeitung der jüngsten Geschichte und eine brillante Figurencharakterisierung. So, wie der Autor "Mythos und Moderne" verknüpft, erweist er sich für Breitenstein als grandioser Konstrukteur seines komplexen Stoffes und als einer der wenigen europäischen Autoren, die das Prädikat "phantastischer Realismus" verdienen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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