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Güte ist, so zeigt Franz Schuh in seiner gleichermaßen luziden wie anregenden Abhandlung, nicht zuletzt ein Sehnsuchtsbegriff, der auf einem offensichtlichen Mangel gründet. Was Güte ist, lässt sich am schönsten dort zeigen, wo sie fehlt, zum Beispiel in dieser 20.-Jahrhundert-Welt von Louis-Ferdinand Célines Reise ans Ende der Nacht - einem 1932 erschienenen Roman, der die (historischen) Härten des kollektiven und individuellen Überlebenskampfes in schockierender Offenheit niederschreibt. Der so genannte "Sozialstaat" war eine der politischen Antworten auf diese Härten. Gerade dass so etwas…mehr

Produktbeschreibung
Güte ist, so zeigt Franz Schuh in seiner gleichermaßen luziden wie anregenden Abhandlung, nicht zuletzt ein Sehnsuchtsbegriff, der auf einem offensichtlichen Mangel gründet. Was Güte ist, lässt sich am schönsten dort zeigen, wo sie fehlt, zum Beispiel in dieser 20.-Jahrhundert-Welt von Louis-Ferdinand Célines Reise ans Ende der Nacht - einem 1932 erschienenen Roman, der die (historischen) Härten des kollektiven und individuellen Überlebenskampfes in schockierender Offenheit niederschreibt. Der so genannte "Sozialstaat" war eine der politischen Antworten auf diese Härten.
Gerade dass so etwas wie Güte nicht bloß als private Eigenschaft existieren muss, sondern in gesellschaftliche Institutionen einfließen kann, macht diesen (problematischen) Begriff der Rede wert. In die Gesellschaft ist eben nicht nur, was evident ist, die individuelle Grausamkeit eingegangen, sondern in den bürokratisierten Formen der Hilfe auch die Güte: von der Pensionsversicherung bis zur Krankenpflege.
Autorenporträt
Franz Schuh, 1947 in Wien geboren, lebt und arbeitet in Wien/Österreich. Stationen u.a.: Studium der Philosophie, Geschichte, Germanistik in Wien. Promotion zum Dr. phil. 1976 - 80 Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung. Redakteur der Zeitschrift "Wespennest". Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Kunst. Arbeitsgebiete: Essay, Erzählung, Roman, Rezension. Auszeichnungen/Ehrungen/Preise (Auswahl): Österreichischer Staatspreis des BMfUK für Kulturpublizistik (1985). Jean-Améry-Preis (2000). Preis der Leipziger Buchmesse für Essayistik/Sachbuch (2006). Schweizer Medienpreis, Davos (2006). - Mitglied der Grazer Autorenversammlung. Im Jahr 2012 folgte der Österreichische Kunstpreis in der Sparte Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2008

Der gute Ruf des Gütigen ist schwer zu ruinieren
Gut gemeint, schlecht beraten
Franz Schuh braucht Hilfe
Als die ästhetische Wissenschaft sich mit dem „Bösen” zu beschäftigen begann, es war in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, da schien dieses Interesse manchem verdächtig. Wer Céline und Ernst Jünger liest, so die Unterstellung, neigt auch politisch zu abgründigen Gelüsten. Reichlich spät nun greift der österreichische Journalist und Essayist Franz Schuh diese Diskussion auf, um sich mit einem Konzept zu beschäftigen, das die Interpreten des Bösen ihren Gegnern entgegenhielten: Jene seien bloße „Gutmenschen” und in ihrer festen Überzeugung, auf der richtigen Seite zu stehen, weitaus anfälliger für die Verführungen der Macht als jene, die deren dunkle Seite genauer betrachteten. Den guten Ruf des Gütigen vermochte dieser Einwand dennoch nicht zu beeinträchtigen.
Auch Franz Schuh gelingt es in seinem „Hilfe!” betitelten „Versuch über die Güte” nicht, dem Guten wirklich am Zeuge zu flicken: Zu umständlich und weitschweifig ist seine Analyse. Zwar gesteht er kokett ein, dass seine Gedankengänge „etwas orientierungslos mäandrieren”. Damit aber untertreibt er beträchtlich.
Wenn Schuh sich etwa über Seiten und Seiten der „charity” von Fiona Swarovski widmet und ihr unterstellt, mit wirklicher Güte nichts zu tun zu haben, ja im Gegensatz zur edlen „caritas” bloßer Schein und reine Verlogenheit zu sein, dann mag er damit richtig liegen. Wirklich schlagend aber wirkt seine Argumentation an keiner Stelle. Dazu ist Schuh viel zu verplaudert. Und dort, wo er bissig sein will, wirkt er nur verkrampft. Genauso wäre Schuh wohl gerne schnodderig, ihm fehlt dafür nur leider die erforderliche Lässigkeit. Als bedeutender Essayist wurde er schon oft gelobt und gefeiert; an seinem Stil kann das auf jeden Fall nicht liegen, der wirkt häufig äußerst ungelenk („Die Steigerung von Luxus ist das gute Einfache”, „Der Jargon der Elektrotechnik terminologisiert die Umgangssprache wunderbar”).
Doch scheint es viele Leute zu geben, die formloses Salbadern mit der Kunst des Essays verwechseln. Die Güte nämlich dient Schuh lediglich als Aufhänger, um geschwätzig mit der Welt ins Gericht zu gehen. Uferlos darüber nachzudenken, wie aufgeweicht der Begriff „Qualität” heute ist, oder mit besserwisserischer Verachtung über das herzufallen, was die Regenbogenpresse so produziert, macht allerdings noch keinen großen Sprachkritiker. Geschweige denn ein gutes Buch. TOBIAS LEHMKUHL
Franz Schuh
Hilfe!
Ein Versuch zur Güte. Styria Verlag, Wien 2007. 232 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2008

Du liebe Güte

Wer wäre nicht gern gut? Und zwar gleich doppelt - im moralischen und im Sinne des sportlichen Wettkampfs, ein guter Mensch also und zugleich guter Arzt, Manager, Fußballtrainer oder Vater. Der große Wiener Essayist Franz Schuh hat sich in seiner unverwechselbaren Manier eines Themas angenommen, das mitten ins Herz unserer Mediengesellschaft zielt. Sein "Versuch zur Güte" beschäftigt sich ebenso mit der Qualitätssicherung unseres ständig in Benefizkonzerten und Spendenmarathons öffentlich demonstrierten Mitgefühls wie mit der moralischen Qualität von Fachleuten: von Politikern beispielsweise oder professionellen Helfern wie Altenpflegern und Ärzten. Schuh ist ein scharfer Beobachter der Paradoxien zwischen penetrantem Gutseinwollen und dem Nichtschlechtseinkönnen, etwa im Vergleich der charity der Millionenerbin Fiona Swarovski und der caritas einer Mutter Theresa. Der scheinheilige Boulevard liefert dem Sprachkritiker Material zuhauf: "Einen Wettbewerb zugunsten der Leukämiestiftung José Carreras', der aus den Disziplinen Elfmeterschießen, Dosenwerfen, Palatschinkenschupfen und Karaoke besteht und der in Salzburg zur Festspielzeit stattfindet, nennen sie ,Fun Trophy'." Zugleich streift Schuh lässig Felder wie die neue Lust an einer Ästhetik des Bösen oder die fadenscheinigen Qualitätsbehauptungen der Kunstkritik. "Die meisten Karrieren sind, wenn sie nicht Chimären sind, Schablonen" - Aphorismen und Gedankenblitze finden sich auf jeder Seite. Bleibt nur die Frage, ob solche Klugheit selbst ethische Dimensionen haben kann, Qualität in Güte umschlägt. Schuh kennt die Grenze: Wer schreibt, hilft nicht, höchstens sich selbst. Nicht Güte also, aber Redlichkeit. (Franz Schuh: "Hilfe!" Ein Versuch zur Güte. Bibliothek der Unruhe und des Bewahrens. Band 10. Styria Verlag, Wien 2007. 230 S., br. 19,90 [Euro].) rik

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tobias Lehmkuhl lässt in seiner Kurzkritik an Franz Schuhs Buch über die Güte kein gutes Haar und zeigt sich insbesondere angesichts der stilistischen Eigenheiten des Autors schwer genervt. Der sich in Abschweifungen ergehende, plaudernde Duktus des Essayisten erregt den Unmut Lehmkuhls, zumal er auch die Argumentationen Schuhs nicht wirklich überzeugend findet, wenn er beispielsweise dem "Charity"-Konzept einer Fiona Swarovski wahre Güte abzusprechen sucht. Der Rezensent wirft Schuh gar "formloses Salbadern" vor und urteilt knapp, dass sich damit weder ein "großer Essayist", als der er nicht selten gerühmt werde, empfehle, noch ein gelungenes Buch dabei herausgekommen sei.

© Perlentaucher Medien GmbH