Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 13,99 €
  • Gebundenes Buch

Was hat es mit den antiken Göttern auf sich? Man betete zu ihnen, brachte ihnen Opfer dar, verehrte sie, hoffte auf ihren Beistand und sagte ihnen gleichwohl alles Mögliche Schlechte nach: Betrug, Ehebruch, Eifersucht, Willkür. Verband man Hoffnungen mit ihnen? Liebte man sie? Der große französische Althistoriker Paul Veyne beschreibt die heidnische Religion der Antike ganz anders als in üblichen Handbuchdarstellungen, frisch und faszinierend: er fragt nach der ganzen Vielfalt des Sich-Verhaltens gegenüber den Göttern in der Gesellschaft des alten Griechenland und Rom, denn Religion ist für ihn das, was Menschen glauben.…mehr

Produktbeschreibung
Was hat es mit den antiken Göttern auf sich? Man betete zu ihnen, brachte ihnen Opfer dar, verehrte sie, hoffte auf ihren Beistand und sagte ihnen gleichwohl alles Mögliche Schlechte nach: Betrug, Ehebruch, Eifersucht, Willkür. Verband man Hoffnungen mit ihnen? Liebte man sie? Der große französische Althistoriker Paul Veyne beschreibt die heidnische Religion der Antike ganz anders als in üblichen Handbuchdarstellungen, frisch und faszinierend: er fragt nach der ganzen Vielfalt des Sich-Verhaltens gegenüber den Göttern in der Gesellschaft des alten Griechenland und Rom, denn Religion ist für ihn das, was Menschen glauben.
Autorenporträt
Paul Veyne, geb. 1930, ist einer der angesehensten Althistoriker Frankreichs; er lehrt an der Université de Provence in Aix und ist seit 1975 Professor am Collège de France in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2008

Fromme Räuber und ihr Ende
Wie verhielten sich die Riten des heidnischen Altertums zur Moral? Und wie setzte sich zuletzt das Christentum durch? Zu zwei neuen Büchern von Paul Veyne
Man findet zur Zeit nur wenige Bücher auf dem deutschsprachigen Markt, die mit solcher Direktheit zentrale Grundlinien der antiken Religionsgeschichte präsentieren wie die zwei schlanken Monographien, die der französische Althistoriker und Sozialwissenschaftler Paul Veyne jetzt vorgelegt hat. Mit Mut zur ambitionierten Thesenbildung und ohne Scheu vor möglichen Einwänden der Fachkollegen widmet sich Veyne direkt und ohne Umschweife der Gretchenfrage: Wie hast du’s mit der Religion? Sowohl sein Büchlein über Kult, Frömmigkeit und Moral bei den Griechen und Römern als auch sein mit spürbarem Engagement geschriebener Essay über die Christianisierung des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert kommen dabei ohne den permanenten Rückgriff auf Inschriften, antike Texte oder archäologische Monumente aus. Veyne geht es nicht um Details, sondern um grundlegende Strukturen und Entwicklungslinien. Sein Bild vom antiken Paganismus zeigt keine statischen Kulte, die in jahrhundertealten Riten allmählich erstarren und ausgehöhlt werden, sondern eine lebendige Religion, die sich in stetigen Veränderungsprozessen befindet und am Ende der Antike dann doch einem Neuansatz weichen muss, der aufgrund seiner völligen Andersartigkeit und einer immensen Dynamik den überkommenen Kulten keine Chance lässt – dem Christentum.
Der Leser erhält in konzisen, auf das unbedingt Erforderliche beschränkten Kurzkapiteln eine knappe, dabei originelle, gelehrte und sehr unterhaltsame Einführung in zentrale Fragen, die von der antiken Vorstellung von den Göttern über Bedeutung und Funktion der Mythen, Ritualismus und Glaube, das Verhältnis von Göttern und Gerechtigkeit bis hin zu individueller Frömmigkeit und religiöser Praxis reichen. Nicht immer wird man dabei Veynes stark sozialwissenschaftlich bzw. strukturgeschichtlich ausgerichteter Methode zustimmen. Insbesondere was Religiosität und Frömmigkeit des antiken Durchschnittsbürgers angeht, wäre ich mit Blick auf das disparate Quellenmaterial vorsichtiger.
Auch wundert man sich mitunter über die souveräne Ausblendung neuerer Forschungsergebnisse, etwa wenn Veyne meint, die religiöse Haltung eines Euripides rekonstruieren zu können. Dennoch strahlen seine Grundthesen eine beträchtliche Anziehungskraft aus: Dass die antiken Götter zwar grundsätzlich als gerecht galten, dass einzelne Gottheiten jedoch sich durchaus auch ungerecht gegenüber den Menschen betragen konnten und dass letztere wiederum ein solches Verhalten durch Entzug von Opfern und Gebeten auch bestrafen konnten, gibt ein schönes Bild vom religiösen Alltag in der Antike. Die Götter waren keine kategorial anderen Wesen als die Menschen, der Unterschied war eher quantitativ als qualitativ. Könige und Kaiser, aber auch Menschen mit einem besonderen Charisma konnten immer wieder in die Sphäre des Göttlichen aufsteigen, der ‚Göttliche Mensch‘ war ein Spezifikum antiker Religiosität, und er verdeutlicht, dass Begriffe wie ‚Religion‘ und insbesondere ‚Gott‘ im antiken Heidentum eine ganz andere Bedeutung haben als im christlichen Kontext – in der Geschichte war dies ein steter Quell für Missverständnisse und Verwechslungen.
Veynes Leitfrage zielt indes auf den Zusammenhang zwischen Religion und Moral im Altertum, und in diesem Punkt wartet er mit einer provokativen These auf: Nicht die Religion sei der Ursprung moralischer Normen gewesen, sondern diese hätten sich unabhängig von ihr herausgebildet; Religion habe lediglich sekundär zur Unterstützung längst bestehender Moralvorstellungen gewirkt. Darin liegt Veyne zufolge auch die Ursache für einen längeren Transformationsprozess, den die heidnische Religion im Verlauf der Antike durchmachte: Seit der Sophistik im 5. Jh. v. Chr. hätten gebildete Köpfe versucht, den Zusammenhang zwischen Religion und Moral zu stärken, indem sie die Götter zu moralischen – und damit stärker entrückten – Autoritäten im Sinne philosophischer Größen stilisiert hätten. Jetzt erst sei die Vorstellung aufgekommen, dass nicht nur das präzise Einhalten von Ritualen für Segen und Wohlstand sorgten, sondern auch eine tugendhafte, eine fromme Gesinnung hinzuzutreten habe: „Als die Frömmigkeit nur eine der äußeren Aufgaben war, die ein Mensch zu erfüllen hatte, konnte ein Räuber häufig opfern und damit seine große Frömmigkeit unter Beweis stellen. Nun aber, da die Frömmigkeit internalisiert und Ausdruck einer tugendhaften Seele ist, kommt es zu einer ethischen Systematisierung des Verhaltens”. Könnte man darin nicht einen wichtigen Nährboden des Christentums sehen? Veyne bestreitet das vehement, indem er die radikale Andersartigkeit des Christentums betont: Die heidnischen Kulte hätten weder den liebenden Gott gekannt noch das Erfordernis, den Glauben fortwährend persönlich zu bekennen und nicht nur in Ritualen zu praktizieren. Unklar, hybride, unrein, undurchsichtig seien die Christen ihren heidnischen Zeitgenossen erschienen. Und deshalb habe man sie zunächst verfolgt.
Alles hing an Konstantin
In dieser These liegt der Ausgangspunkt für Veynes zweites Büchlein, das den Aufstieg des Christentums im 4. Jahrhundert behandelt, zu großen Teilen aber ein Konstantin-Buch ist. Konstantin ist für Veyne der alles entscheidende Faktor. Seine Bekehrung zum Christentum im Jahr 312, seine nachfolgende Privilegierung der Christen und ihrer Kirche, sein vorsichtiger, gewaltfreier Umgang mit den Heiden und seine Rolle als „Kirchenpräsident” bereiteten den Boden für die alles andere als selbstverständliche Ausbreitung einer Sekte, die zu Beginn des 4. Jahrhunderts kaum zehn Prozent der Bevölkerung umfasste und deren Sieg auch nach dem Tod Julians 363, der noch einmal den Versuch einer Rückkehr zu den alten Kulten unternommen hatte, keineswegs feststand. Für Veyne war Konstantin ein Visionär, der sich seiner eigenen Sendung gewiss war und sehr wohl wusste, an einem Wendepunkt der Geschichte zu stehen. Zugleich handelte er als Pragmatiker, der behutsam gegenüber den Altgläubigen vorging, in seinem Umfeld aber keine Kompromisse kannte und strikt auf das Christentum setzte.
Zu dieser Deutung ließe sich viel sagen. Gerade die letzten beiden Jahre mit ihrer Flut an Konstantin-Literatur haben tendenziell das Bild bestärkt, dass der Kaiser tatsächlich irgendwann um oder nach 312 ein überzeugter Christ geworden ist. Aber viele Fragen bleiben, etwa nach seinen Motiven und vor allem auch der Art der Rezeption des Christentums. Hatte Konstantin das Christentum in seiner Eigenart überhaupt erkannt oder griff er es wie einen überkommenen Kult auf? Veyne bezieht hier eindeutig Position: Natürlich habe er das Christentum in seinen Grundelementen verstanden und zweifelsohne sei von einer echten Bekehrung 312 auszugehen, die sich darin manifestiert habe, dass seine Soldaten ihre Schilde mit dem Christusmonogramm bemalt hätten.
An diesem Punkt allerdings zeigt sich die wesentliche Schwäche der Argumentation des Autors: Fehlende Quellenkritik lässt die legendenhaften Ereignisse um die Schlacht an der Milvischen Brücke wie Tatsachen erscheinen, ganz so, wie die Schlacht des christlichen Kaisers Theodosius I. gegen seinen angeblich unter heidnischen Zeichen kämpfenden Herausforderer Eugenius im Jahr 394 weiterhin als erster Religionskrieg und endgültiger Sieg des Christentums stilisiert wird, obwohl die Forschung auf die Probleme der Quellenüberlieferung längst hingewiesen hat. Das ist schade und nagt ein wenig an Veynes radikalem Konstantin-Bild. Dennoch: Mit seinen provokativen und anschaulich vorgetragenen Thesen hat der Autor viel Diskussionsstoff geliefert, und auch wer sich von ihm nicht sogleich überzeugen lassen will, findet insbesondere in den Exkursen, etwa über Sinn und Unsinn des Ideologie-Begriffs oder über antike und moderne ‚Volksfrömmigkeit‘, immer noch hinreichend Material, das eine Lektüre der beiden Bücher lohnt. MISCHA MEIER
PAUL VEYNE: Die griechisch-römische Religion. Kult, Frömmigkeit und Moral. Reclam, Stuttgart 2008. 198 Seiten, 19,90 Euro.
PAUL VEYNE: Als unsere Welt christlich wurde. Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht. C.H. Beck, München 2008. 223 Seiten, 19,90 Euro.
G.D. Tiepolos „Kaiser Konstantin als Beschützer der Kirche” akg-images
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
In einem überaus anregenden, unkonventionellen Überblick über die griechisch-römische Religion richtet Veyne sein Augenmerk auf die funktionale Vielfalt, die unterschiedlichen Formen und Kontexte pagan-antiker Frömmigkeit. Er versucht Religion zu beschreiben, ohne sich zu essenzialisierenden Aussagen über ihr Wesen verführen zu lassen, und besteht auf der prinzipiellen Mehrdeutigkeit sogenannter religiöser Fakten. -- Neue Zürcher Zeitung

Der Leser erhält in konzisen, auf das unbedingt Erforderliche beschränkten Kurzkapiteln eine knappe, dabei originelle, gelehrte und sehr unterhaltsame Einführung in zentrale Fragen, die von der antiken Vorstellung von den Göttern über Bedeutung und Funktion der Mythen, Ritualismus und Glaube, das Verhältnis von Göttern und Gerechtigkeit bis hin zu individueller Frömmigkeit und religiöser Praxis reichen. ... Eine Lektüre lohnt. -- Süddeutsche Zeitung

Haben die Griechen und Römer ihre Götter geliebt? Wie sah die antike Frömmigkeit aus? Und war Moral lebensbestimmend? Solch scheinbar naiven, aber grundlegenden Fragen geht der große französische Althistoriker Paul Veyne in seinem neuen Buch nach. Eine ebenso spannende wie verwirrende Lektüre. -- Deutschlandradio Kultur

Braucht man ein weiteres Buch über die griechisch-römische Religion? Ja, und zwar diesen Essay des großen französischen Althistorikers Paul Veyne.

Mit seinem Gedankenreichtum, seiner Vielfalt, seiner diskursiven Tiefe und Quellenorientierung führt das Buch zu den Kernfragen von Religion und Gesellschaft auch über die Antike hinaus. -- DAMALS

Mit dem anregenden Essay des französischen Althistorikers Paul Veyne ist die Darstellung einer alten Religion erschienen, die Lesern aus dem christlich geprägten Abendland diese Religion erklärt und ihre Unterschiede zum Christentum herausarbeitet. -- Mannheimer Morgen

Wie kam die Religion zur Moral? Wann und warum sind die beiden eine Verbindung eingegangen? Wer glaubt, dem näher nachgehen zu sollen, der wird das neue Buch des französischen Althistorikers und glänzenden Erzählers Paul Veyne mit beträchtlichem Genuss lesen. -- Rheinischer Merkur

Der französische Althistoriker Paul Veyne beschreibt die heidnische Religion der Antike ganz anders als in üblichen Handbuchdarstellungen, frisch und faszinierend. -- Der neue Tag

Das buch ist nicht nur eine hochinformative, kompakte Übersicht zur paganen Religion Griechenlands und Roms. Es bietet vor allem eine völlig andere Sicht von Religion und ihre Wechselwirkung mit Gesellschaft und Kultur und eröffnet dadurch neue Perspektiven für aktuelles Nachdenken über dieses Verhältnis. -- BücherBord
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überaus eingenommen zeigt sich der hier rezensierende, an den Uni Tübingen lehrende Althistoriker Mischa Meier von Paul Veynes Buch über Kult, Frömmigkeit und Moral bei den Griechen und Römern. Er schätzt den französischen Althistoriker und Sozialwissenschaftler für seine direkte Art, die Grundlinien der antiken Religionsgeschichte kurz und bündig darzustellen, klare Thesen zu präsentieren und auch Einwände von Fachkollegen nicht zu fürchten. So lobt Meier vorliegendes Werk als "originelle, gelehrte und sehr unterhaltsame Einführung" in die zentralen Themen der antiken Religionsgeschichte. Auch wenn er nicht immer mit Veynes sozialwissenschaftlicher beziehungsweise strukturgeschichtlicher Ausrichtung einverstanden ist und einige neuere Forschungsergebnisse vermisst, hat er das Buch mit großen Gewinn gelesen. Angetan ist er besonders von der Schilderung des religiösen Alltags in der Antike. Sein besonders Interesse gilt aber Veynes bisweilen provozierenden Ausführungen über den Zusammenhang zwischen Religion und Moral im Altertum.

© Perlentaucher Medien GmbH