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Die Chronik von Leben und Werk des Schriftstellers Theodor Fontane schließt nach der 2006 erschienenen Bibliographie die zweite seit langem beklagte Lücke in der Fontane-Forschung. Erstmals werden alle zugänglichen Quellen zur Lebens- und Werkgeschichte Fontanes systematisch erschlossen und die daraus gewonnenen Informationen nach Einzelrubriken (Tagesereignisse, Begegnungen, Arbeit, Lektüre, Drucke, Briefe von und Briefe an Fontane) geordnet und chronologisch präsentiert. Jeder Eintrag wird mit seiner Quelle nachgewiesen. Die Chronik stützt sich dabei sowohl auf die umfangreichen Brief- und…mehr

Produktbeschreibung
Die Chronik von Leben und Werk des Schriftstellers Theodor Fontane schließt nach der 2006 erschienenen Bibliographie die zweite seit langem beklagte Lücke in der Fontane-Forschung. Erstmals werden alle zugänglichen Quellen zur Lebens- und Werkgeschichte Fontanes systematisch erschlossen und die daraus gewonnenen Informationen nach Einzelrubriken (Tagesereignisse, Begegnungen, Arbeit, Lektüre, Drucke, Briefe von und Briefe an Fontane) geordnet und chronologisch präsentiert. Jeder Eintrag wird mit seiner Quelle nachgewiesen. Die Chronik stützt sich dabei sowohl auf die umfangreichen Brief- und Tagebücher-Editionen der letzten Jahrzehnte als auch auf unveröffentlichte Materialien aus Archiven. Die Chronik wendet sich nicht nur an Fontane-Spezialisten, sondern bietet ein Kompendium zum literarischen und historischen Leben des 19. Jahrhunderts. Dass Fontane selbst und die, mit denen er Umgang hatte, im Zitat reichlich zu Wort kommen, empfiehlt die Chronik auch für Liebhaber des Dichters.

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Autorenporträt
Roland Berbig, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2011

Arm in Arm mit Jenny Treibel

Hammelrippchen und Grieß am Ende eines Dichterlebens: Zwei Bücher durchmessen Theodor Fontanes Welt und folgen ihm und seinen Figuren durch die Straßen von Berlin.

Wer die Romane Theodor Fontanes liebt, wird irgendwann auf ein Paradox stoßen: Keines der Bücher scheint einen Apparat oder Erläuterungen zu benötigen. Jedes trägt die geschilderte Welt in hinreichender Deutlichkeit in sich, so dass es verlockend wäre, die dort geschilderten Teile von Berlin oder den jeweiligen politischen Hintergrund, wie er in den Gesprächen der Figuren gespiegelt wird, aus diesen Büchern zu rekonstruieren.

Andererseits bereichert gerade hier noch der kürzeste Sachkommentar die Lektüre ungemein - nicht zuletzt, wenn man feststellt, dass etwa die Fontane-gestützte Rekonstruktion von Berlins Mitte eben doch von dem abwiche, was historische Stadtpläne und andere Dokumente zur Architektur der Stadt überliefern.

Von dieser Spannung leben Bände wie Bernd W. Seilers "Fontanes Berlin", dessen Vorzug nicht zuletzt in seiner üppigen Bebilderung besteht. Geordnet ist er nach den einzelnen Berliner Romanen, geboten wird etwa im Fall der topographisch weit ausgreifenden "Frau Jenny Treibel" eine Fülle von fotografierten oder gemalten Bildern, die den Weg der Figuren nachzeichnen: den Auftakt in der Villa des Fabrikanten Treibel in der Köpenicker Straße; die Stationen des gemeinsam unternommenen Heimwegs von Marcell Wedderkopp und seiner schönen Cousine Corinna Schmidt; schließlich die große Fahrt zum Halensee mit dem Ausflug zum Forsthaus Paulsborn, auf dem Jenny Treibel am Arm ihres amüsierten Jugendfreundes Schmidt alter Zeiten gedenkt, während ihr Sohn Leopold, geleitet von Corinna, gar keine andere Wahl hat, als dem klugen Mädchen einen Heiratsantrag zu machen.

Die gut erläuterte, dichte Bilderstrecke lädt hin und wieder dazu ein, die Welt mit dem Text zu verwechseln, auch wenn sie umgekehrt durch die Abbildung moderner Gebäude an historischen Plätzen fortwährend die Illusion durchbricht, der Roman sei etwa noch heute im Berliner Stadtbild aufzufinden.

Einen anderen Weg der Annäherung geht Roland Berbigs voluminöse "Theodor Fontane Chronik", die in fünf schweren Bänden aus gedruckten wie unpublizierten Quellen schier alles zusammenträgt, was wir an biographischen Realien zum Autor wissen können. Dass Berbig manchen Irrtum berichtigt und manche Gewissheit der früheren Forschung anzweifelt, ist verdienstvoll genug. Vor allem aber gewichtet er sein chronologisch angeordnetes Material, wo er - etwa aus Briefen - auswählt und das Wichtige im Wortlaut mitteilt, auf das weniger Wichtige verweist, indem er angibt, wo exakt es gefunden werden kann.

Man folgt diesem Lebensbericht vom 24. März 1819, der Hochzeit von Theodor Fontanes Eltern, bis zum 21. Februar 1902, dem Tag der Trauerfeier für Fontanes Witwe Emilie - der Autor war schon am 20. September 1898 gestorben -, mit großem Gewinn. Und das nicht nur, weil sich durch die ausgedehnte Bekanntschaft Fontanes, durch seine Lektüre und sein Interesse an den Erscheinungen seiner Zeit schon in den hier ausgebreiteten Realien ein Panorama ergibt, wie man es in dieser Fülle kaum ein weiteres Mal finden wird. Sondern auch, weil man darin eine geradezu fontanehaft anmutende Mischung aus Kleinem und Großem finden wird, beides mit derselben Sorgfalt behandelt: Fontanes letztes Mittagessen bestand aus Kartoffelsuppe, Hammelrippchen und Milchgrieß, erfahren wir im fünften Band und - im ersten - dass bei der Beerdigung des sechs Monate alten Peter Paul Fontane am 8. April 1854 außer den Eltern nur "ein besoffener Leichenkutscher und die untergehende Sonne" anwesend waren, wie Fontane an den Freund Theodor Storm schreibt: "Der Kreis der Erlebnisse ist nun so ziemlich geschlossen, nur das eigne Sterben fehlt noch."

Bis zum Erscheinen seines ersten Romans sollte es da noch vierundzwanzig Jahre dauern.

TILMAN SPRECKELSEN.

Bernd W. Seiler: "Fontanes Berlin. Die Hauptstadt in seinen Romanen".

Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2010. 192 Seiten, zahlr. Abb., geb., 26,90 [Euro].

Roland Berbig: "Theodor Fontane Chronik".

De Gruyter, Berlin 2010. 5 Bde., zus. 3905 S., geb., 599,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Respekt hat Tilman Spreckelsen schon angesichts der schieren Materialfülle, die Roland Berbig hier ausbreitet. Was in fünf schweren Bänden Platz findet, scheint ihm tatsächlich so ziemlich alles zu sein, was es an biografischen Realien zu Fontane überhaupt gibt. Kaum verwunderlich, wenn der Rezensent feststellt, dass es Berbig gelingt, Irrtümer auszuräumen und frühere Gewissheiten der Fontane-Forschung anzuzweifeln. Die vom Autor eingehaltene Chronologie und seine dezente Gewichtung des Materials gereichen Spreckelsen zum Vorteil, wobei er auch die "fontanehafte" Mischung aus Kleinem und Großem schätzt. Weil sich alles auf einen äußerst repräsentativen Autor seiner Zeit bezieht, erläutert Spreckelsen, ensteht für den Leser ein einzigartiges Realienpanorama aus dem und um das Berlin der Jahre 1819 bis 1902.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Hier ist einmal germanistische Grundlagenforschung geglückt."
Jens Bisky in: Süddeutsche Zeitung 20. Dezember 2010

"Sie ist nicht nur die mit weitem Abstand umfassendste und zugleich detaillierteste Dokumentation zu Leben und Werk Fontonanes, sondern ein aus zigtausenden Steinen zusammengesetzes Berlinhistorisches Mosaik des 19. Jahrhunderts. Für Literaturwissenschaftler und Fontaneforscher wird Berbigs Chronik zukünftig ein unverzichtbares Arbeitsinstrument werden. Aber auch Fontaneliebhaber ohne wissenschaftliche Ambitionen sollten es in ihre Handbibliothek aufnehmen oder es in Bibliotheken nutzen."
Hans-Jürgen Mende in: Fontane Blätter 92/ 2011

"Das Ergebnis ist mit publizierten fünf Bänden mehr als eindrucksvoll, zudem wird das Projekt fortgesetzt [...]."
Stefan Neuhaus in: Germanistik Redaktion 2011, Band 52, Heft 1-2