Das Parfum

ausgezeichnet

Der Roman "Das Parfüm" stand von 1985 an 316 Wochen lang in den Bestsellerlisten; es wurde in 42 Sprachen übersetzt. Wenn ein Buch so viele Liebhaber findet, muss auch irgendetwas dran sein. Aber was? Zum einen ist es die spanndend erzählte "Geschichte eines Mörders" wie es eigentlich untertreibend im Untertitel des Romans heißt, denn der Held der Geschichte ist kein einfacher Mörder. Er bringt immerhin 26 Frauen um, ist also ein Serienmörder. Zum anderen erzählt der Roman vom Reich der Düfte, der Gerüche. Der Duft bedient den flüchtigsten aller Sinne, den Geruchssinn. Zugleich ist der Geruchssinn der archaischste und der am meisten das Unterbewusstsein weckende Sinn. Patrick Süskind gelingt es in unvergleichlicher Manier, den Leser mit Worten in das Reich der Düfte einzuführen, ein Unterfangen, das eigentlich gar nicht gelingen kann, denn wie soll man mit Worten einen Duft beschreiben? Zum dritten bietet der Roman die Geschichte von Menschen im vorrevolutionären Frankreich, die Geschichte ihrer Lebensumstände, ihrer Hoffnungen und Entbehrungen. Alle Motive werden sozusagen in einem Duftteppich ineinander verwoben. Süskind schafft damit ein in der Literatur (fast?) einzigartiges Experiment: Er hat eine "Große Oper" im Stile Verdis oder Wagners "komponiert", die leitmotivisch die verschiedensten Themen anklingen lässt. Ein großes Werk, das der sogenannten "Postmoderne" zuzurechnen ist. Erzählt ist es nämlich ganz einfach und geradlinig und ist damit auch für weniger geübte Leser gut und spannend lesbar.