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Benutzername: 
Walter Scheuerl
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2018
Handschrift ante portas - schreiben macht glücklich
Dorendorff, Susanne

Handschrift ante portas - schreiben macht glücklich


ausgezeichnet

Pflicht- und Genuss-Lektüre zugleich für alle Eltern, aber auch für Grundschullehrkräfte!

Susanne Dorendorff, seit Jahrzehnten eine, wenn nicht die anerkannte Expertin für Handschrift in Deutschland, zeigt in diesem Buch, das wie wenige vor ihm, ausschließlich der Handschrift gewidmet ist, wie verbreitet der furchterregende Mythos der Handschrift in Deutschland immer noch ist. Gleichzeitig macht Dorendorff jeder Leserin und jedem Leser Lust darauf, sich näher mit dem Thema Handschrift zu befassen, Schreiben könnte und sollte, so wird bei der vergnüglichen und spannenden Lektüre deutlich, Volkssport werden, da eigentlich jeder gerne schreibt.

Dabei arbeitet die Verfasserin so anschaulich wie überzeugend heraus, dass es – ganz anders als bei den Hobby-Schreibformen Kalligrafie und Handlettering - weder um den Erhalt eines „alten Kulturguts“ noch um irgendwelches Schöngeschreibe geht. Es geht schlicht um die Fähigkeit, schreiben zu können – die in den deutschen Grundschulen nicht mehr vermittelt, aber in den weiterführenden Schulformen dennoch vorausgesetzt wird. Dabei geht es nicht nur um Kinder bzw. Schüler, sondern ebenso um Frauen und Männer jedes Alters und jedes Bildungsgrades. Denn: Inzwischen greift das Nicht-mehr-richtig-schreiben-Können auch bei den Mädchen und Frauen um sich, da in den Grundschulen nicht einmal mehr die richtige Stifthaltung gelehrt wird.

Es gibt, weil wir vor 500 Jahren die Kurve falsch genommen haben, sehr viel über das Schreiben und die Handschrift zu sagen, zu forschen und zu vermitteln. Wie spannend das Thema ist, wird anschaulich, wenn man dieses Buch von Susanne Dorendorff zur Hand nimmt und sich näher damit befasst. Eine der wichtigsten Erkenntnisse dabei ist, dass es tatsächlich möglich ist, Kindern und Erwachsenen zu helfen, Schreiben zu lernen, sogar mit viel Vergnügen!

Bewertung vom 25.11.2013
NO auf Bildungsreise
Franzinger, Bernd

NO auf Bildungsreise


ausgezeichnet

Bernd Franzinger weiß, wovon er spricht: Denn Dr. phil. Franzinger arbeitet selbst seit über 30 Jahren an einer Integrierten Gesamtschule. Die Gesamtschul-Rhetorik und das gesamte Argumentarium der inzwischen in die leicht ergrauten Jahre gekommenen Reformpädagogen der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts sind ihm deshalb aus der langjährigen Praxis geläufig. Kaum ein Argument, dass Franzinger nicht anspricht und im Rahmen der durchweg humorvollen Dialoge zwischen Gero, dem reformpädagogischen Protagonisten des Buches, und seinen außerirdischen Besuchern im wahrsten Sinne des Wortes auseinandernimmt.

Wer zwischen den Zeilen weiterdenkt, bekommt neben Franzingers Kritik an der vermeintlich modernen "Spaß- und Unterforderungsschule" aber auch zahlreiche Anregungen für die schulpädagogische Unterrichtspraxis. "NO auf Bildungsreise" ist deshalb nicht nur für schulgeplagte Eltern, sondern vor allem auch für Lehrkräfte und alle übrigen Beteiligten am täglichen Schulbetrieb eine mehr als nur unterhaltsame Lektüre. Franzinger spart nicht an ebenso feinsinnigen wie treffenden Analysen, wie z. B. der Feststellung, dass die Ideologie der G e m e i n schaftsschule schon deshalb "... gemein [ist], weil sie den Eltern suggeriert, dass auf diesem vermeintlich neuen Königsweg auch ihr Kind quasi mühelos hochwertige Schulabschlüsse erreichen wird", oder dem kleinen Seitenhieb auf die bekannte Lehrergewerkschaft, die "... ihre Aufgabe weniger in der Interessenvertretung ihrer Mitglieder und Beitragszahler sieht, als vielmehr darin, über die Schulen und deren Lehrer und Schüler die Gesellschaft radikal umzukrempeln."

Prädikat: "Unbedingt lesenswert!"

Bewertung vom 08.09.2013
Helikopter-Eltern
Kraus, Josef

Helikopter-Eltern


ausgezeichnet

Ein MUSS für alle Etern!

Das neue Buch von Josef Kraus ist ein Muss gerade für junge Eltern. Kraus gelingt es, seine Leser auf einen spannenden Ritt durch die aktuellen Trends moderner Erziehungs- und Fördertrends mitzunehmen. In seiner humorvollen Art spart er dabei nicht an Offenheit und ehrlichen Worten. So manchem amtierenden Schulpolitiker wird das neue Buch, das schon beinahe eine Streitschrift ist, nicht gefallen. Denn die Kritik von Josef Kraus richtet sich weniger gegen die überforderten "Helikopter-Eltern", als gegen die "moderne" Schulpolitik und -pädagogik, die nach Kraus längst ebenfalls auf dem Verwöhntrip angekommen sind.

Für Eltern bietet das Buch eine Fülle wertvoller Informationen, ohne deshalb in seiner guten Lesbarkeit eingeschränkt zu sein. Mit den "Helikopter-Eltern" ermöglicht Kraus es Eltern, vermeintlich moderne Gesellschafts- und Erziehungstrends kritisch zu reflektieren. So kann das Buch gerade für junge Eltern eine Motivation darstellen, sich der Verantwortung des Elternseins in einer Leichtigkeit zu stellen, die im allgemeinen Förderwahn so leicht verloren geht.

Kraus widmet sich in den "Helikopter-Eltern" aber auch den aktuellen schulpolitischen Tendenzen und Entwicklungen, wie z. B. der Abschaffung des Sitzenbleibens oder der Frage nach differenzierten Schulangeboten, bis hin zum neuesten goldenen Kalb der Schulpolitik, der sog. "Kompetenzorientierung" und der Debatte um die "Bildungsgerechtigkeit". Die fundierte Botschaft von Kraus ist klar: Ein Appell für eine Renaissance des konkreten Wissens. Chancen sind, wie Kraus betont, Chancen und keine Vollkasko-Garantie, zu Erfolgsaussichten werden sie erst durch eigene Anstrengung. Kraus betont deshalb zu Recht, dass mit der in vielen Bundesländern derzeit gepriesenen "Kompetenz"-Pädagogik geradezu eine Verarmung von Bildung droht.

Das fundierte Fazit der "Helikopter-Eltern": Eltern sollten sich weder vom allgemeinen Förderwahn noch von schulpolitischer Propaganda unter Druck setzen lassen. Was zählt, sind die Leichtigkeit und der Mut zur Erziehung, zu klaren Regeln und gegebenenfalls auch einmal zu einem klaren "Nein", am Ende aber auch vor allem auch der Mut, dem eigenen Kind Leistung und Verantwortung zuzutrauen.

Kraus belegt anschaulich, dass der sog. Schulstress in Deutschland eher ein vermeintlicher und nur gefühlter ist, und dass Schüler, die täglich mehrere Stunden vor dem Fernseher oder an ihrem PC oder Smartphone hängen, zwar vielleicht überfordert sind, aber nicht durch die Schule, sondern durch ihre Freizeitaktivitäten.

Und so ist es vielleicht einer der Kernsätze des Buches, wenn Kraus es im Kapitel: "Kinder wollen und können etwas leisten" wie folgt auf den Punkt bringt: "Das Glück der Kinder hängt nicht davon ab, dass sie verwöhnt werden. ... Glück und stolz können erst nach der Investition von Sitzfleisch, Schweiß, Ausdauer und Beharrungsvermögen entstehen."

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.