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Benutzername: 
Lesediwan
Wohnort: 
Rodgau

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2014
Dreimal schwarzer Kater / Inspecteur Sebag Bd.1
Georget, Philippe

Dreimal schwarzer Kater / Inspecteur Sebag Bd.1


ausgezeichnet

Wir springen mitten hinein in die Handlung und werden nacheinander bekannt gemacht mit Robert, einem Witwer und seinem Leben auf einem Campingplatz im Sommer im Roussillon. Er ist verzweifelt. Auf dem Weg zum Strand findet er eine junge Frau, blutüberströmt, die er vom Campingplatz kennt. Wir treffen sie bald wieder im nächsten Strang, sie liegt gefesselt in einem Auto und wird mit verbundenen Augen transportier. Dann kommen wir zum Hauptprotagonisten, Gil Lebag, den alternden Polizisten, den wir dann später näher kennenlernen werden mit seinem Chef und einem Kollegen, mit dem er diesen und andere darin verwickelte Fälle lösen wird. In diesem heißen Sommer geschieht sehr viel im Roussillon. Wie Georget dies rüberbringt, ist beeindruckend in seiner Supersprache und sehr fesselnden Strängen. Seine Erzählweise lässt uns mitten hineinspringen in das Innere der Charaktere, in deren Dialogen wir die Gedanken der Sprechenden verfolgen. Während der Polizeikommissar verhört, erleben wir, was er über die Frau denkt und daraus das Verhör steuert. Diese Geschichte erscheint als Krimi der ganz speziellen Sonderklasse, so wie ich sie liebe, sie zeigt uns menschliche Probleme, mit denen wir alle uns identifizieren können kunstvoll verwebt zu einer spannenden Handlung im Europa von heute.

Bewertung vom 20.07.2014
Tor der Nacht / Unsterblich Bd.2
Kagawa, Julie

Tor der Nacht / Unsterblich Bd.2


sehr gut

Allie liebt Zeke. Schon lange, bevor sie zum Vampir mutierte. Im Tor der Nacht geht die im ersten Band begonnene Geschichte weiter. Sie streift mit Jackal durch die Tunnel ihrer Heimatstadt New Covington auf der Suche nach Kanin und dem etwas – wie es scheint – irre gewordenen Sarren und – nach dem Heilmittel gegen die tödliche Krankheit, die die Menschen im Ödland von Eden befallen hat. Sie trifft auf Zeke, ihre grosse Liebe, in der Kanalisation von New Covington. Sie muss ihn schützen – vor Jackal. Aber auch auf Jackal, ihren Bruder, muss sie aufpassen. Sie braucht beide und balanciert in ihrer Gesellschaft wie auf einem dünnen Seil, auf dem sie vor- und zurück schreitet.
Sie liebt Zeke wie früher und kämpft gegen ihre Vampirinstinkte an, die sie immer wieder überwältigen wollen - Jackal hat sie davor gewarnt. Der Durst auf Blut, die berauschenden Gerüche – starke Versuchungen, denen sie widerstehen muss.
Nachts streift sie zusammen mit Jackal, mit dem sie auskommen muss und gemeinsame Sache machen, durch das Land, sie wählen den Weg über Dächer, um der Seuche zu entgehen.
Allie geht den Eiertanz zwischen diesen beiden Männern – ihrem Geliebten und ihrem Bruder, hin- und hergerissen zwischen menschlichen und Vampirgefühlen. Ja, auch Vampire haben Gefühle, wenn diese allerdings anders gepolt sind und immer vom Hunger nach Blut kontrolliert.
Ihren Weg zu Kanin, ihrem Vampirerzeuger und Sarren, dem Herrscher, findet Allie geleitet von ihrem inneren Ziehen.
Julie Kagawa beschreibt sprachgewaltig die dystopische Landschaft der Unterwelt dieser zerstörten Stadt – in stillgelegten Schienennischen der U-Bahn haben es sich die Maulwurfsmenschen und andere Gruppen „wohnlich“ gemacht, wenn dieser Begriff aus unserer „normalen“ Welt überhaupt anzuwenden ist. Wir tauchen ein in dieses Szenario der Verzweiflung, Gewalt, List, Betrug, Täuschung und erleben schaudernd die kilometerlange Wanderung von Allie, Zeke und Jackal – durch die verödeten, von Grass und Sträuchern überwuchten Straßen, immer auf der Hut von Angreifern.
Dieser Weg der Heldin, durch Schmutz und Ekel, mit Begegnungen der niedrigsten Wesen, deren Mahlzeit aus Rattenspiessen besteht, gebraten auf Kohle in einem „Labyrinth aus Beton, Rost, Moder und Feuchtigkeit…“ in endlosen Tunneln und dunklen Gängen. Und immer unter dem Druck, eine dunkle Ecke zu finden, wenn die Sonne aufgeht, da die lichtscheuen Vampire unter diesem Zwang stehen. Die Kälte und das Schneetreiben als Folie spielen eine große Rolle in diesem Roman, wie um noch die Atmosphäre der Handlung, die allein einen frieren lässt vor Ekel und Abscheu, zu verstärken.
Im Gegensatz dazu leben die Vampire im Warmen, sie brennen kleine Feuer in den Zimmern und Büros in ihren hohen Türmen, den Wahrzeichen ihres Imperiums.
Das Betreten der Türme der Herrschenden, zusammen mit Allie und Jackal, wirkt wie eine Reise in eine andere Welt. Julie Kagawa hat die Fähigkeit, uns Leser so in den Bann der Geschichte zu ziehen, dass wir alles miterleben, „die dicken Vorhänge an den Fenstern hielten die Kälte ab, die Teppiche waren dick und weich, die Sekretäre arbeiten an Mahagonischreibtischen, die auf Hochglanz poliert sind…“
Die Geschichte lebt durch Allies innere Monologe und ihre Beziehung zu Zeke und Jackal, sowie durch ihr Vampir-Sein mit der Erinnerung an ihre Menschlichkeit. So ist sie ständig hin- und hergerissen. Kagawas Plot bleibt immer faszinierend, sie überrascht ständig. Wir bleiben erwartungsvoll und gespannt auf den dritten Band, der in Englisch schon vorliegt.