Nackt.Leibes- und LiebesgedichteHerausgegeben von Anton G. LeitnerNackt zieht immer an. Erotik beginnt im Kopf. Und Gedichte sind die besten Boten der Sinnlichkeit. L Y R I K »Mann, dich durchzieht / mein Venushügel«, Ana IstarúErotische Poesie aus Lateinamerika von Ana Istarú, Liliana Lukin und Alberto Ruy Sánchez (Übersetzung: Juana und Tobias Burghardt).Leibes- und Liebesgedichte aus dem deutschen Sprachraum von Ulrike Draesner, Hans Magnus Enzensberger, Franzobel, Robert Gernhardt, Günter Grass, Ulla Hahn, Sarah Kirsch, Helmut Krausser, Günter Kunert, Friederike Mayröcker, Matthias Politycki, Michael Wildenhain, Paul Wühr und anderen.Erotische Lyrik aus Schottland von National Poet Edwin Morgan (Übersetzung: Claudia E. Kraszkiewicz).Nacktheit in erotischen Gedichten des klassischen Altertums von Marcus Valerius Martialis, Publius Ovidius Naso, Philodemos von Gadara, Sextus Propertius, Rufinos, Straton und anderen (Übersetzung: Niklas Holzberg).E S S A Y »tut euch auf, o ihr korallenpforten«, Paul FlemingHansjürgen Blinn: Sexus und Moral. Ángela García: Die Nacktheit des Menschlichen. Claudia E. Kraszkiewicz: Der "National Poet of Scotland" als Erotiker. Armin Kratzert: Gestammel der Lust. Suleman Taufiq: Erotik und Islam. Dorothea von Törne: Frivole Spracherotik von Frauen.K R I T I K Raoul Schrotts Geburtslegende, lyrisch entmystifiziertDie Lyrikproduktion deutschsprachiger Verlage von Frühjahr 2003 bis Frühjahr 2004, mit Verlagsadressen als Bezugsnachweis. 70 Klartext-Kritiken und 250 weitere Novitäten.
Liebesschwüre und Liebesklagen gehören nicht unbedingt zu dem von ihm bevorzugten lyrischen Repertoire, ganz gleich, ob man an den zornigen jungen, den gewitzten älteren oder den gelehrten alten Formkünstler Enzensberger denkt. Man kann es ihm deshalb nachfühlen, wenn er mitteilt, die Einladung des Verlages, seine Liebesgedichte in einem Bändchen zu sammeln, habe ihn "kalt erwischt". Aber schließlich ist doch einiges Einschlägige zusammengekommen, nimmt man das Thema Liebe nur weit genug. Dann gehören sicher die Lieder dazu, die Enzensberger für Ingrid Caven geschrieben hat, aber auch das Obszöne, das er "in die verkohlte Abortwand" eingeritzt sieht; auch das, was die überall herumliegenden Kleider der Geliebten ihm zu sagen haben, und was "Alte Ehepaare" sehen, "wenn das Licht ausgeht", ganz zu schweigen von dem, was sich unter der Bettdecke und in der Erinnerung an die Liebe abspielt. Angesichts der als "Offenbarung" deklarierten Bemerkung: "Unbegreiflich, / was so sublim ist / am bloßen Arsch einer Frau" oder der "Gewöhnlichen Geschichte" ("Er macht es ihr, sie läßt alles mit sich machen") gerät man schon ins Grübeln über die Frage, welches Beziehungsverhältnis zwischen Macht und Liebe in Enzensbergers Liebesgedichten eigentlich vorherrscht. Geht es da noch um die Macht der Liebe, oder muss es nur heißen: Der macht Liebe? Sollte beides gelten? Sagen wir lieber: Macht nix! Call it halt love, um auf Enzensbergers erstes Liebesgedicht anzuspielen. (Hans Magnus Enzensberger: "Liebesgedichte". Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig, 2008. 76 S., br., 6,- [Euro].) WSg
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