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Vom erfolgreichen Drehbuchautor zu einem der größten jungen Erzähltalente Amerikas
Mit Stadt der Diebe gelang David Benioff ein modernes erzählerisches Meisterwerk, das Kritiker wie Leserschaft gleichermaßen in seinen Bann zog. Es ist ein fesselnder Abenteuerroman und zugleich die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, die eine schier unlösbare Aufgabe zu erfüllen haben: Im belagerten, ausgehungerten Leningrad sollen sie ein Dutzend Eier auftreiben.

Produktbeschreibung
Vom erfolgreichen Drehbuchautor zu einem der größten jungen Erzähltalente Amerikas

Mit Stadt der Diebe gelang David Benioff ein modernes erzählerisches Meisterwerk, das Kritiker wie Leserschaft gleichermaßen in seinen Bann zog. Es ist ein fesselnder Abenteuerroman und zugleich die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, die eine schier unlösbare Aufgabe zu erfüllen haben: Im belagerten, ausgehungerten Leningrad sollen sie ein Dutzend Eier auftreiben.
Autorenporträt
David Benioff, geboren 1970, debütierte 2002 mit dem Roman "25 Stunden" (Heyne), der von Spike Lee mit Edward Norton und Philip Seymour Hoffman in den Hauptrollen verfilmt wurde. Seither arbeitet er als Drehbuchautor, adaptierte "Drachenläufer" für das Kino und schrieb unter anderem das Drehbuch zu "Troja". Er lebt mit seiner Familie in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2017

Der stille Völkermord

David Benioffs fesselnder Roman über die Blockade Leningrads

Von Brigitte Zypries

Die Belagerung Aleppos durch die Assad-Truppen, das fürchterliche Leid der Zivilbevölkerung im Syrienkrieg - diese Brutalität liegt in Europa nur wenige Jahrzehnte zurück. Der Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung war da auch in Europa Wirklichkeit - ausgeführt von deutschen Truppen an der Ostfront.

David Benioff hat in dem Roman "Stadt der Diebe" die fast drei Jahre dauernde Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nachhaltig in Erinnerung bleibend beschrieben. Der 17-jährige Lew, dessen Vater als unzuverlässiger Schriftsteller vom Geheimdienst verhaftet wurde, schlägt sich allein in dem von Kälte, Hunger und Krieg gepeinigten Leningrad durch. "Ich bin ein Mann, ich werde meine Heimat verteidigen", hält er seiner Mutter entgegen, die mit seiner Schwester flieht, bevor sich der Belagerungsring schließt. Eigentlich Anführer eines Feuerlöschtrupps von Gleichaltrigen, ist er vor allem damit beschäftigt, zu überleben. Als er eines Nachts einen toten deutschen Soldaten nach Essbarem durchsucht, wird er prompt als Plünderer festgenommen. Der standrechtlichen Erschießung können er und der wenig ältere, als Deserteur festgenommene Rotarmist Kolja nur entgehen, wenn sie eine schier unlösbare Aufgabe übernehmen. Binnen einer Woche sollen sie in der Stadt ein Dutzend Eier auftreiben, die der örtliche Geheimdienstchef für die Hochzeitstorte seiner Tochter braucht. Mag die Stadt noch so hungern - die Hochzeit des Kindes eines mächtigen Funktionärs will standesgemäß gefeiert werden.

Und so machen sich der kleine und schüchterne Lew und der halbstarke und großmäulige Kolja auf eine Odyssee durch eine hungernde und verzweifelte Stadt, in der Diebe noch die harmlosesten Verbrecher sind. Und weil sie schließlich einsehen müssen, dass die Vorräte der Stadt tatsächlich leergefegt sind, fassen sie den tollkühnen Plan, den Belagerungsring zu durchbrechen und sich hinter die feindlichen Linien zu wagen. In einer abenteuerlichen Geschichte begegnen sie Mördern und anderen Verbrechern, jungen Frauen, die von den Besatzern zur Prostitution gezwungen werden, russischen Partisanen und schließlich dem Bösen selbst - in Person des Leiters der deutschen Einsatzgruppen, dem Lew in einem Schachspiel um Tod oder Leben entgegentritt.

Bei aller verzweifelten Suche, bei aller Grausamkeit, bei all den kräftezehrenden Märschen durch Schnee und Eiseskälte bleibt den jugendlichen Helden Zeit für Gespräche mit Herz und Witz über das Leben, die Freundschaft, russische Literatur und für reichlich Nachhilfe in Sachen Liebe, die Kolja dem unerfahrenen Lew angedeihen lässt.

David Benioff, der als Drehbuchautor in Hollywood Karriere gemacht hat und die Kult-Serie "Game of Thrones" mitentwickelte, weiß die Geschichte fesselnd und mit ungemein viel Einfühlungsvermögen zu erzählen. "Stadt der Diebe" ist Fiktion, aber der Autor hat sich in der Schilderung des Lebens in der belagerten Stadt eng an die überlieferten Berichte von Betroffenen gehalten. Ob auf der verzweifelten Suche nach Nahrung die Zellulose aus Büchern gegessen wird, ob schaurige Auswüchse wie Kannibalismus oder die beispiellose Brutalität der Partisanenbekämpfung, all diese Dinge sind historisch dokumentiert.

Einen "stillen Völkermord" hat der Historiker Jörg Ganzenmüller die Blockade von Leningrad genannt. Benioffs Roman führt eindrücklich vor Augen, mit welcher Brutalität die Faschisten diese rassistisch motivierte Hungerpolitik gegen die Bewohner der Stadt durchgeführt haben. Nach der Lektüre des Buches habe ich mich gefragt, wie die Menschen aus St. Petersburg jemals wieder Deutsche in die Stadt lassen konnten. Die Hypothek, mit der das deutsch-russische Verhältnis aufgrund des Verhaltens von Nazi-Deutschland belastet ist, muss man sich immer mal wieder vor Augen führen.

Wir müssen, auch daran erinnert uns David Benioffs Werk, dankbar dafür sein, dass unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Kreis der Völker aufgenommen wurde und heute 72 Jahre Frieden in europäischer Einheit hinter uns liegen.

Brigitte Zypries, SPD, ist Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

David Benioff: "Stadt der Diebe". Roman. Aus dem Englischen von Ursula-Maria Mössner. Heyne-Verlag, 384 Seiten, 9,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein unwiderstehliches Buch von einem außergewöhnlichen Geschichtenerzähler.« Khaled Hosseini

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Höchst angetan äußert sich Rezensentin Wiebke Porombka über den neuen Roman von David Benioff, der aus ihrer Sicht nämlich handwerklich und dramaturgisch "derart gut gemacht" ist, dass man sich seiner Wirkung kaum entziehen könne. Der Roman spiele im von den Deutschen belagerten und ausgehungerten Leningrad des Jahres 1942 und habe eine klassische Grundkonstellation: zwei Superhelden vollbringen gegen die Besatzer das Unvorstellbare, wobei es sich hier um einen "sprilligen" Teenager und einen frauenaufreißenden, angesichts der Lage "absurd gut gelaunten" Romanautor handele. Beide träfen sich in der Todeszelle, lesen wir. Natürlich darf die Rezensentin nichts Genaues verraten. Trotzdem deutet sie einigen Aberwitz und Hochspannung beim Zustandekommen des Happy-Ends an. Der Roman beeindruckte sie aber auch durch präzise Recherche, weshalb das "immens fesselnde" Buch auch ein höchst ernstzunehmender Roman über Brutalität und Irrsinn des Zweiten Weltkrieges sei.

© Perlentaucher Medien GmbH
Der stille Völkermord

David Benioffs fesselnder Roman über die Blockade Leningrads

Von Brigitte Zypries

Die Belagerung Aleppos durch die Assad-Truppen, das fürchterliche Leid der Zivilbevölkerung im Syrienkrieg - diese Brutalität liegt in Europa nur wenige Jahrzehnte zurück. Der Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung war da auch in Europa Wirklichkeit - ausgeführt von deutschen Truppen an der Ostfront.

David Benioff hat in dem Roman "Stadt der Diebe" die fast drei Jahre dauernde Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nachhaltig in Erinnerung bleibend beschrieben. Der 17-jährige Lew, dessen Vater als unzuverlässiger Schriftsteller vom Geheimdienst verhaftet wurde, schlägt sich allein in dem von Kälte, Hunger und Krieg gepeinigten Leningrad durch. "Ich bin ein Mann, ich werde meine Heimat verteidigen", hält er seiner Mutter entgegen, die mit seiner Schwester flieht, bevor sich der Belagerungsring schließt. Eigentlich Anführer eines Feuerlöschtrupps von Gleichaltrigen, ist er vor allem damit beschäftigt, zu überleben. Als er eines Nachts einen toten deutschen Soldaten nach Essbarem durchsucht, wird er prompt als Plünderer festgenommen. Der standrechtlichen Erschießung können er und der wenig ältere, als Deserteur festgenommene Rotarmist Kolja nur entgehen, wenn sie eine schier unlösbare Aufgabe übernehmen. Binnen einer Woche sollen sie in der Stadt ein Dutzend Eier auftreiben, die der örtliche Geheimdienstchef für die Hochzeitstorte seiner Tochter braucht. Mag die Stadt noch so hungern - die Hochzeit des Kindes eines mächtigen Funktionärs will standesgemäß gefeiert werden.

Und so machen sich der kleine und schüchterne Lew und der halbstarke und großmäulige Kolja auf eine Odyssee durch eine hungernde und verzweifelte Stadt, in der Diebe noch die harmlosesten Verbrecher sind. Und weil sie schließlich einsehen müssen, dass die Vorräte der Stadt tatsächlich leergefegt sind, fassen sie den tollkühnen Plan, den Belagerungsring zu durchbrechen und sich hinter die feindlichen Linien zu wagen. In einer abenteuerlichen Geschichte begegnen sie Mördern und anderen Verbrechern, jungen Frauen, die von den Besatzern zur Prostitution gezwungen werden, russischen Partisanen und schließlich dem Bösen selbst - in Person des Leiters der deutschen Einsatzgruppen, dem Lew in einem Schachspiel um Tod oder Leben entgegentritt.

Bei aller verzweifelten Suche, bei aller Grausamkeit, bei all den kräftezehrenden Märschen durch Schnee und Eiseskälte bleibt den jugendlichen Helden Zeit für Gespräche mit Herz und Witz über das Leben, die Freundschaft, russische Literatur und für reichlich Nachhilfe in Sachen Liebe, die Kolja dem unerfahrenen Lew angedeihen lässt.

David Benioff, der als Drehbuchautor in Hollywood Karriere gemacht hat und die Kult-Serie "Game of Thrones" mitentwickelte, weiß die Geschichte fesselnd und mit ungemein viel Einfühlungsvermögen zu erzählen. "Stadt der Diebe" ist Fiktion, aber der Autor hat sich in der Schilderung des Lebens in der belagerten Stadt eng an die überlieferten Berichte von Betroffenen gehalten. Ob auf der verzweifelten Suche nach Nahrung die Zellulose aus Büchern gegessen wird, ob schaurige Auswüchse wie Kannibalismus oder die beispiellose Brutalität der Partisanenbekämpfung, all diese Dinge sind historisch dokumentiert.

Einen "stillen Völkermord" hat der Historiker Jörg Ganzenmüller die Blockade von Leningrad genannt. Benioffs Roman führt eindrücklich vor Augen, mit welcher Brutalität die Faschisten diese rassistisch motivierte Hungerpolitik gegen die Bewohner der Stadt durchgeführt haben. Nach der Lektüre des Buches habe ich mich gefragt, wie die Menschen aus St. Petersburg jemals wieder Deutsche in die Stadt lassen konnten. Die Hypothek, mit der das deutsch-russische Verhältnis aufgrund des Verhaltens von Nazi-Deutschland belastet ist, muss man sich immer mal wieder vor Augen führen.

Wir müssen, auch daran erinnert uns David Benioffs Werk, dankbar dafür sein, dass unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Kreis der Völker aufgenommen wurde und heute 72 Jahre Frieden in europäischer Einheit hinter uns liegen.

Brigitte Zypries, SPD, ist Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

David Benioff: "Stadt der Diebe". Roman. Aus dem Englischen von Ursula-Maria Mössner. Heyne-Verlag, 384 Seiten, 9,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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„Heikko Deutschmann liest David Benioffs wunderschönen Roman – besser geht es nicht!“