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Deutsch von Frank Günther Mit einem Essay von Ulrich Suerbaum
»Leben ist nur ein Wanderschattenspiel; ist eine Mär aus einem Tölpelmund, voll von Getön und Toben, und bedeutet nichts«
So Macbeth im letzten Stadium des Überdrusses, kurz vor seiner Ermordung, die ihm willkommen ist wie eine Befreiung. Vorausgegangen ist ein beispielloses Spektakel von Machtgier, Verführung und Mord; Shakespeares kürzeste, konzentrierteste, eingängigste Tragödie.
Drei Hexen prophezeien Macbeth, er werde einst König sein. Sogleich steigen Mordgedanken in ihm auf, die er vergeblich zu unterdrücken sucht.
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Produktbeschreibung
Deutsch von Frank Günther
Mit einem Essay von Ulrich Suerbaum

»Leben ist nur ein Wanderschattenspiel; ist eine Mär aus einem Tölpelmund, voll von Getön und Toben, und bedeutet nichts«

So Macbeth im letzten Stadium des Überdrusses, kurz vor seiner Ermordung, die ihm willkommen ist wie eine Befreiung. Vorausgegangen ist ein beispielloses Spektakel von Machtgier, Verführung und Mord; Shakespeares kürzeste, konzentrierteste, eingängigste Tragödie.

Drei Hexen prophezeien Macbeth, er werde einst König sein. Sogleich steigen Mordgedanken in ihm auf, die er vergeblich zu unterdrücken sucht. Bestärkt durch den blutigen Ehrgeiz seiner Frau Lady Macbeth, bringt er schließlich den amtierenden König Duncan im Schlaf um. Macbeth wird König, fürchtet aber weiterhin um seinen Rang. Nun muß der Feldherr Banquo dran glauben, dessen Geist bald darauf während eines Festmahles erscheint und Macbeth vollends verunsichert. Ein weiteres Mal sucht er die Hexen auf, die ihn in trügerischer Sicherheit wiegen: »Keiner, den ein Weib gebar«, wird ihm je schaden. Doch das Unglaubliche geschieht: als Rächer tritt Macduff auf, der einst »vor der Zeit aus dem Mutterleib geschnitten« ward. Macbeth, der nie die Anteilnahme des Zuschauers verloren hat, weil ihm seine Taten zu sehr auf der Seele lasten, geht unter, ebenso wie Lady Macbeth, die zuvor schon dem Wahnsinn verfallen war.

Autorenporträt
'William Shakespeare, getauft 23.4.1564 in Stratford-upon-Avon, gest. 23.4.1616 ebenda. Dramatiker Lyriker. Erziehung an der Lateinschule Stratford, seit Ende der 80er Jahre Schauspieler, um 1585 Übersiedlung nach London, wo er als Regisseur, Dramaturg und Bühnenschriftsteller blieb. 1592 erste Erwähnung als erfolgreicher Dramatiker und Schauspieler, Anschluss an Lord Chamberlain¿s Company, von 1597 an Mitinhaber des Globe-Theaters. Um 1610 Rückkehr nach Stratford als angesehener, begüterter Mann. Die erste maßgebliche Gesamtausgabe von Shakespeares Werken ist die Folio-Ausgabe von 1623.' Zitiert aus dem Theaterlexikon
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2014

Wenn
Wind
pfeift
Hamlet, Othello.
Macbeth und Lear:
Woher rührt
das Vergnügen
an veralteten
Aufnahmen?
VON JENS BISKY
Schottland im 11. Jahrhundert, ein freier Platz, Trommeln, Donner wie Beckenschlagen aus dem Orchestergraben, dräuende Musik, und die erste Hexe ruft mit gepresster Stimme wie eine böse Frau aus dem Zeichentrickfilm: „Wann kommen wir drei uns wieder entgegen? / Im Blitz und Donner oder im Regen?“. Ein Wind pfeift. So beginnt ein Hörspiel nach William Shakespeares „Macbeth“, ein Co-Produktion des Schweizer Radios und des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1968.
  Keines der akustischen Mittel, mit denen hier Stimmung erzeugt, Atmosphäre durch Klang vertreten wird, vermag den heutigen Hörer zu überraschen. Im Gegenteil. Er kennt sie alle und nimmt sie hin wie den Kunstregen in mittelmäßigen Filmen. Der Wind, der durch die ersten Szenen der Tragödie pfeift, die Musik, die Unheimliches, Bedrohliches ankündigt, die Verhexung der Stimmen – es sind sämtlich konventionelle, reichlich abgenutzte Signale. Dennoch reagiert man darauf nicht mit Verdruss.
  Seit der Hörbuchmarkt floriert, werden zu großen und kleinen Jubiläen ältere Produktionen veröffentlicht. Neben der schlichten Lesung gerade erschienener Romane durch ihre Verfasser oder Schauspieler, neben den ambitionierten Großproduktionen etwa eines Klaus Buhlert und den sorgfältig kalkulierten Gegenwartshörspielen etwa Paul Plampers finden auch diese „hochwertigen Radio-Produktionen“ von einst ihre Hörer. Und das, obwohl der Text dramaturgisch zugerichtet und gekürzt wurde, obwohl sie weder sehr alt noch erfrischen neu sind. Oft handelt es sich um risikolose Resteverwertung, die Rundfunkarchive sind gut gefüllt, eine Neuauflage allemal billiger als eine Inszenierung von und für Zeitgenossen.
  Die vier Tragödien-Hörspiele, die der Audio Verlag nun, kurz vor dem 450. Geburtstag William Shakespeares am 23. April, veröffentlicht hat, verstören durch arg anspruchslose Aufmachung. Nichts wird über die Entstehung der Aufnahmen, nichts über die Regisseure und Schauspieler verraten. Besetzungsliste, Rechtehinweis und Werbetexte – „bekannteste“, „berühmeste“, „meistgespielte“, „hochkarätig besetzt“, „grandios“ – mehr erfährt man nicht. Das ist ärgerlich. Shakespeare gehört zu den Autoren, die wahrlich keine Reklame mehr nötig haben. Und die vier Tragödien – neben dem „Macbeth“ von 1968, „König Lear“ (SFB, 1982), „Hamlet“ (Radio SRF2 Kultur, 1974) und „Othello“ (Rundfunk der DDR, 1970) – sind doch wohl vertraut genug, Schulstoff, Zitatenquelle, veropert, verfilmt, mit Titelhelden, deren Namen jeder kennt.
  Der Ärger aber verfliegt, sobald man sich auf die akustische Reise in die Rundfunk-Vergangenheit einlässt. Es ist ein eigenes Vergnügen, Inszenierungen aus der Zeit zu lauschen, da das Donnern und Pfeifen noch geholfen hat. Uns Zeitgenossen permanenter technologischer Revolution scheinen diese Aufnahmen älter, als sie tatsächlich sind. Die Regisseure waren vor allem bemüht, eine Geschichte zu erzählen – von Verblendung in Leidenschaft, von Ehrgeiz und Gewissen, von Intrigengroßartigkeit, Familienwirrwarr und einem Verhängnis, aus dem keiner herausfindet. Es sprechen Schauspielerinnen und Schauspieler, die man lange schon kennt. Und so schenken uns diese Hörspiele unverhoffte Augenblicke der Naivität. Man glaubt noch einmal, wie vor vielen Jahren, der Märchenschallplatte zu lauschen oder vor dem Kassettenrekorder zu sitzen.
Wahrscheinlich lebt die Freude am Theater wie die an Klassikern auch von Erinnerung ans Kindsein.
  Philologen mögen sich über Kürzungen entsetzen, Kenner bedauern, wie hier die reiche Bilderrede zusammengestrichen wurde. Interessante, überzeugende Momente gibt es dennoch genug: etwa Bernhard Minettis wahnverquälten Lear, der klingt als grabe er mit seiner Zunge die Schmerzensworte aus der schlammigen Erde. Christoph Bantzer gibt einen wunderbar diesseitigen, jungen, überschlauen Hamlet. Das reflektierte Verhältnis zu sich selbst scheint eine Quelle auch der Bösartigkeit, so wie alle in diesem Hörspiel eine Rolle spielen. Und wenn sie monologisieren, dann klingt es, als machten sie sich selbst etwas vor. Rasant, dank Überblendungen und raschem Sprechtempo nie gravitätisch eilt die Geschichte des Prinzen von Dänemark voran. Unter den vier Hörspielen ist der „Hamlet“ das gelungenste, auch weil man hier stets Figuren am Hofe hört, das tragische Geschehen nicht zur Familienaufstellung verniedlicht wird. Sie alle – Christiane Hörbiger als Gertrud, Wolfgang Reichmann als Claudius – sprechen wie Figuren, die es gewohnt sind, Anweisungen zu erteilen.
  Die Lady Macbeth der Marlene Riphahn dagegen tut, wenn sie allein ist, zu intim mit sich. Sie klingt, als wolle sie dem Hörer ihr Innenleben erklären, statt sich im Selbstgespräch in Rage zu reden. Großartig aber ist es dann, wie sie zu anderen spricht, energisch, unnahbar wie alle, die glauben, dies oder jenes sei ihnen vom Schicksal bestimmt, stünde ihnen zu.
  Auch Winfried Wagners Jago vergisst sich so schnell nicht. Er genießt die Rache kalt, sie ist ihm in erster Linie ein Geschäft wie andere auch. Seine Frau Emilia, bei Shakespeare eine kleine Rolle, wird durch die Kunst Jutta Wachowiaks zu der Figur, mit der ein unbefangener Hörer mitfühlt, stärker noch als mit Desdemona oder Othello. Das schlichte Gemüt, dumm scheinend, etwas lärmig, verleiht der Empörung über das Schurkenstück Ausdruck – und zeigt, dass in einer ruhelosen Welt Vertrauensseligkeit und Mitschuldigwerden Geschwister sind.
  Dies sind nicht die ersten Archiv-Veröffentlichungen zu Shakespeare und hoffentlich nicht die letzten. Mehr Achtung für den Hörer in der Aufmachung vorausgesetzt, erlauben solche Unternehmungen, das eigene Hören historisch zu verstehen.
William Shakespeare: Hamlet. Übersetzt von August Wilhelm Schlegel. Hörspiel von Hans Hausmann. Mit Christoph Bantzer, Christiane Hörbiger u.a. Der Audio Verlag, Berlin 2014.
2 CDs, 97 min. 9,90 Euro.
William Shakespeare: Macbeth. Übersetzt von Dorothea Tieck. Hörspiel von Hans Hausmann. Mit Siegfried Wischniewski, Marlene Riphahn u.a. Der Audio Verlag, Berlin 2014. 2 CDs, 114 min, 9,99 Euro.
William Shakespeare: König Lear. Übersetzt von Rolf Schneider. Hörspiel von Rolf Schneider. Mit Bernhard Minetti, Sabine Sinjen u.a. Der Audio Verlag, Berlin 2014, 2CDs, 94 min, 9,99 Euro.
William Shakespeare: Othello. Übersetzt von Karl Heinz Berger. Hörspiel von Gert Andreae. Mit Reimar Johannes Baur, Jutta Wachowiak u.a. Der Audio Verlag, Berlin 2014, 2 CDs, 90 min., 9,99 Euro.
„Wann kommen wir drei
uns wieder entgegen? /
Im Blitz und Donner oder im Regen?“
Groß möchte er sein, doch fehlt es ihm an Bosheit: „Macbeth“ am Schauspielhaus Düsseldorf, in der Regie von Jürgen Gosch, 2006.
Foto: Sonja Rothweiler
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