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Ovids Lehrgedicht über die Kunst der Verführung gehört bis heute zu den berühmtesten und meistgelesenen Werken der antiken Literatur. Die ersten beiden Bücher enthalten Anweisungen für das Verhalten der Männer, das dritte solche für Frauen. Die "Ars amatoria" spiegelt das gesellschaftliche Leben der Kaiserzeit, in der die Liebe häufig als Spiel aufgefasst wurde. Kaiser Augustus hat das Werk aus den öffentlichen Bibliotheken verbannt.

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Produktbeschreibung
Ovids Lehrgedicht über die Kunst der Verführung gehört bis heute zu den berühmtesten und meistgelesenen Werken der antiken Literatur. Die ersten beiden Bücher enthalten Anweisungen für das Verhalten der Männer, das dritte solche für Frauen. Die "Ars amatoria" spiegelt das gesellschaftliche Leben der Kaiserzeit, in der die Liebe häufig als Spiel aufgefasst wurde. Kaiser Augustus hat das Werk aus den öffentlichen Bibliotheken verbannt.

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Autorenporträt
Ovid (Publius Ovidius Naso, 20. März 43 v. Chr. Sulmona - um 17 n. Chr.) prägt mit seinen "Metamorphosen" das Bild der Nachwelt auf die griechische Mythologie. Nach einem Studium der Rhetorik in Rom reist Ovid zu Studienzwecken nach Kleinasien und Griechenland. Eine Laufbahn als Beamter bricht er ab und beginnt eine außerordentlich erfolgreiche Dichterlaufbahn in Rom. Aus ungeklärten Gründen wird er 8 n. Chr. auf Geheiß des Kaisers Augustus an den Rand des Imperiums nach Tomi, dem heutigen rumänischen Konstanza, verbannt. Seine literarische Frühphase ist geprägt von erotischen Dichtungen wie "Amores" ("Liebesgedichte") und "Ars amatoria" ("Liebeskunst"). In der darauffolgenden Phase nimmt er sich großen Sagenzyklen an: Er ergründet mit "Fasti" das römische religiöse Brauchtum und beginnt mit seinen Verwandlungsgeschichten - den "Metamorphosen", die er im Exil beendet. In Tomi entstehen "Tristia" ("Klagelieder"), in denen er sein Leben Revue passieren lässt und sein Schicksal beklagt. Manche dieser Dichtungen, daneben auch ein Lobgedicht auf Augustus und Tiberius, sollen eine Begnadigung erzielen - ohne Erfolg. Ovid stirbt acht Jahre nach seiner Verbannung im Exil. Der Übersetzer: Michael von Albrecht, geboren 1933, studierte in Stuttgart, Tübingen und Paris Musik, Klassische Philologie und Indologie. Nach der Promotion 1959 und der Habilitation 1963 lehrte er in Heidelberg als Ordinarius für Klassische Philologie (1964-1998) und als Gastprofessor in Amsterdam und USA. Ehrendoktor der Aristoteles-Universität in Thessaloniki (1998), Rußlanddeutscher Kulturpreis (1991), Praemium Classicum Clavarense 2000. 2004 wurde v. Albrecht mit dem "Johann-Heinrich-Voss-Preis für Übersetzung" der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, u. a. für seine bei Reclam erschienenen Übersetzungen von Ovid und Catull. Mitglied mehrerer Akademien und Fachzeitschriftenredaktionen. Herausgeber philologischer und musikgeschichtlicher Schriftenreihen und der Georg-von-Albrecht-Gesamtausgabe. Zum Übersetzer: Michael von Albrecht, geboren 1933, studierte in Stuttgart, Tübingen und Paris Musik, Klassische Philologie und Indologie. Nach der Promotion 1959 und der Habilitation 1963 lehrte er in Heidelberg als Ordinarius für Klassische Philologie (1964-1998) und als Gastprofessor in Amsterdam und USA. Ehrendoktor der Aristoteles-Universität in Thessaloniki (1998), Rußlanddeutscher Kulturpreis (1991), Praemium Classicum Clavarense 2000. Mitglied mehrer Akademien und Fachzeitschriftenredaktionen. Herausgeber philologischer und musikgeschichtlicher Schriftenreihen und der Georg-von-Albrecht-Gesamtausgabe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.1998

Begehrte Beute unter Palmen
Eros als Großmacht: Ovids "Liebeskunst", neu kommentiert

Die "Ars amatoria" des Ovid ist ein Lehrgedicht - von allen antiken Gattungen ist dies sicherlich diejenige, die heute, wo kein Querpfad mehr von der Gebrauchsanweisung zur lyrischen Chiffre führt, am unverständlichsten erscheint. Aber das Altertum hielt daran fest, daß praktischer Nutzen nicht den ästhetischen Charakter ausschließen muß und der Gegenstand aus der Hand des Dichters eine Würde empfängt, die seine sachlichen Aspekte übersteigt. In diesem Sinn hatte sich Lukrez der Philosophie, Vergil der Landwirtschaft angenommen - ohne daß die Dichtung sich etwas vergeben hätte oder die Landwirtschaft der Lächerlichkeit überantwortet worden wäre. Das Lehrgedicht beglaubigt eine geistige Einheit der Welt.

Auch die "Liebeskunst" ist nicht etwa, wie man vielfach gemeint hat, bloß eine frivole Keckheit ins Gesicht der tugendstrengen kaiserlichen Zentralmacht (das freilich auch), sondern sie enthält das große Projekt, die Kräfte des Eros in den Dienst der Vergesellschaftung zu nehmen - wie auch umgekehrt, dem Eros jene Verkümmerung zu ersparen, die kaum ausbleibt, wo er zur exklusiven Privatsache erklärt wird. Die verlogene Romantik des "Nur Du und ich im Mondschein" weist Ovid weit von sich: Ihm ist die Liebe ein reicher natürlicher Rohstoff, der allerdings erst bearbeitet werden muß, und wenn er Hilfe bei der Gestaltung dieses zugleich zartesten und stärksten menschlichen Affekts bietet, vom Stil eines Liebesbriefs über die Wahl der richtigen Frisur bis zu den geeignetsten Stellungen beim Geschlechtsverkehr, so begreift er das als Ansatz zur verfeinernden Reform der sittlichen Gesellschaftsordnung an ihrem hoffnungsvollsten Punkt. Rücksicht, Zartgefühl und Freiwilligkeit anstelle formalisierter Pflicht haben darin ihren Platz ebenso wie das Eigeninteresse, und die Empfehlung an die Frauen, ihre Zofe, wenn sie sich falsch frisiert fühlen, nicht mit der Haarnadel in den Arm zu stechen, wird damit begründet, daß Zorn unliebenswürdig macht.

Wieviel Kommentar benötigt diese Liebeskunst des Ovid heute, und wem soll er wozu nützen? Einerseits besitzt Ovids Werk zweifellos einen höheren Grad unmittelbarer Zugänglichkeit, als wenn es von Ackerbau und Philosophie handelte. Andererseits muß man bereits ziemlich gut Latein können, um es im Original zu lesen und damit für jenen zusätzlichen Aufschluß Verwendung zu haben, den ein Kommentar verspricht. Hinzu kommt, daß die Ars amatoria gut überliefert ist (Markus Janka verzeichnet nur ungefähr sechzig textkritisch behandelte Stellen) und, trotz vieler mythologischer Anspielungen, kaum wirklich dunkle Passagen aufweist. All dies verringert die Differenz, die ein Kommentar zu überbrücken und auszufüllen hat.

Angesichts dessen hätte Janka sein Werk ohne Einbußen gewaltig abspecken können. Das sehr umfangreiche Buch - ein "méga biblion", wie er selber sagt - beschäftigt sich allein mit dem zweiten der drei Bücher der "Ars amatoria"; das Verhältnis von Text und Kommentar beträgt ungefähr eins zu dreißig. Ein Gesamt-Kommentar zu Ovid müßte demnach etwa 20000 Seiten umfassen. Das Prinzip "Kommentar" hat hier dazu verleitet, sich zu ausnahmslos jedem Vers zu äußern, auch wenn er sprachlich und sachlich sonnenklar ist; auf diese Weise gelangt viel überflüssige Paraphrase hinein. "Tenere" z. B. heißt, auch wenn es von einem Mädchen gesagt wird, so ziemlich dasselbe wie das deutsche "halten", und es vertieft das Verständnis kaum, wenn Janko hinzusetzt: "(,An-sich-binden') im emotionalen und sexuellen Bereich"; und wenn er bei "viridis palma" ("die grüne Palme") anfügt: ",viridis' bezeichnet das jugendlich-frische Grün des Palmzweigs", dann beginnt man seine Erläuterungen allmählich als intellektuelle Beleidigung zu empfinden. Einem Leser des Originals muß man nicht mit etlichen Belegstellen erklären, daß die Römer ihre Jahreszählung an die amtierenden Konsuln binden.

Überhaupt hat Janka allzu viele Belege gehäuft, ohne sich zu fragen, welche davon wirklich erhellende Wirkung haben; nicht jede "Junktur", d. h. Verbindung zweier Wörter, ist der Rede wert, auch wenn sie sonstwo vorkommt: "petita praeda", die "begehrte Beute", das kann jedem Dichter spontan einfallen und lohnt den Aufwand nicht, Parallelstellen aus dem Thesaurus Linguae Latinae herauszufischen. Anders läge der Fall womöglich, wenn es sich z. B. um eine unbegehrte Beute handeln würde - aber solche Unterscheidungen trifft Janka nicht, er fühlt sich einem ,Ethos der Komplettheit' verpflichtet.

Das soll nicht heißen, daß der Kommentator schlechte Arbeit geleistet hätte. Was er tut, ist solide, und nicht zu seinen geringsten Verdiensten gehört es, die Spitzfindigkeit anderer Interpreten auf eine vernünftige Weise zu stutzen. Nur werden einem Jankas Gründlichkeit und sein interpretatorisches Augenmaß dadurch verleidet, daß man das Verwendbare erst aus dem Geröll klauben und dort, wo man sich eine Hilfe erwartet hat, gelegentlich selbst Hand anlegen muß. Nützlich sind Jankas Ausführungen überall dort, wo es um Mythen und um Realien geht, etwa bei einem Vers wie "und es besitzt der chaonische Vogel Türme, die er bewohnt". Dazu muß man erstens wissen, daß die Taube dem Jupiter von Dodona heilig war, Dodona in Epirus liegt und Chaonien eine poetische Umschreibung für Epirus ist - solche über die Bande gespielten Metonymien machen einem heutigen Leser die Ovid-Lektüre nicht selten zu einer Art Kreuzworträtsel. Zweitens erfährt man an dieser Stelle von Janka viel über die antike Taubenzucht mit ihren speziellen turmartigen Schlägen, und man liest das gern und dankbar.

Markus Janka tritt mit dem Anspruch an, den Kommentar von P. Brandt aus dem Jahre 1902 abzulösen, der reif für die "Historisierung" sei. Er belegt das mit Zitaten wie "unzählige freundwillige Mädchen, die liebeheischend und gewährend sich in der Hauptstadt umhertreiben", was ihn überholt und leicht komisch dünkt. Aber es steht der Klassischen Philologie schlecht an, sich über die Zeiten erhaben zu fühlen, die ihre besten waren, und warum die "freundwilligen Mädchen" nicht mehr gehen sollen, wenn sich zugleich bei Janka immer noch die "reiferen Damen" tummeln, bleibt dunkel. Die Verwendung des Wortes "Dame", in tatsächlichen oder mitzudenkenden Anführungszeichen, bleibt eines der Hauptärgernisse des Fachs; an nichts zeigt sich deutlicher der Unterschied in den Temperaturen zwischen den Gelehrten und ihrem Gegenstand.

Vor allem aber wünscht man sich, daß Janka den Blick zuweilen ein wenig vom Einzelvers gehoben und auf das Ganze des Werks gerichtet hätte. Ganz beiläufig schreibt er: "natürlich ,glaubt' zu Ovids Zeiten niemand an die Historizität des fliegenden Mannes Daedalus" und will nicht wahrhaben, eine wie ernste und zentrale Frage durch solche Anführungszeichen vertagt wird. Welchen Stellenwert haben die ohne Unterlaß angeführten Mythen noch für einen aufgeklärten Mann wie Ovid? Sind sie wirklich nur beliebiges galantes Beispielmaterial? Oder steckt dahinter womöglich mehr römische "pietas", als es auf Anhieb scheint? Und wenn ja, wie verhält sie sich zu dem, was für uns heute Glauben heißt? Janka aber fährt unverzüglich mit der Zitierung einer Parallelstelle fort, er will im Unwesentlichen nicht durch Wesentliches gestört werden. BURKHARD MÜLLER

Ovid: "Ars amatoria". Buch 2. Kommentiert von Markus Janka. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1998. 514 S., geb., 98,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Der sittenstrenge Augustus ließ das frivole Büchlein aus den öffentlichen Bibliotheken entfernen. Dem heutigen Leser ist es vielleicht gerade wegen einiger lasziver Freizügigkeiten lieb. Teuer ist die sorgfältig edierte zweisprachige Ausgabe mit den klugen Anmerkungen und dem lesenswerten Nachwort ohnehin nicht. Ein intelligenter Geschenktipp - nicht nur für Verliebte. Münchner Merkur

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2017

Amors Leichtfuß, eingezwängt
Ach, die deutschen Distichen: Ovids „Liebeskunst“, neu ediert zu seinem zweitausendsten Todestag
Kann man denn Liebe lernen? Und zwar nach einem regelrechten Handbuch, das beginnt mit Aufgabeln und Anbandeln und dann vorschreibt, wie man den Flirt in eine feste Beziehung überführt? Trotz aller Therapien und Ratgeberliteratur wäre die heutige Zeit geneigt zu sagen: Nein, das funktioniert nicht, denn Liebe ist doch etwas Spontanes und kein Schulstoff! Höchstens dass Erfahrung ein Lehrmeister sein kann, wird man einräumen; aber sie lehrt zuverlässig nur den, der sie selbst gemacht hat.
Die Antike dachte anders. Ovid, mit vollem Namen Publius Ovidius Naso, hielt es für aussichtsreich, seine Zeit- und Standesgenossen (und -genossinnen, damals eher eine Seltenheit) nicht nur in Handbuch-, sondern sogar, wie damals allgemein üblich, in Versform darüber zu unterrichten, wie sie sich benehmen sollten, wenn sie einen Partner suchen. Dreierlei leistet er dabei für seine Leser und Leserinnen: Er verheißt ihnen eine höchst konkrete Belohnung, wenn sie seinen Ratschlägen folgen; er unterweist sie in aller höheren Lebenskunst, denn wer charmant, witzig, umgänglich, kenntnis- und einfallsreich ist, steigert seine Chancen gewaltig; und er unterhält sie dabei aufs angenehmste mit einem leichtfüßigen Kunstwerk, das seinerseits ein hochklassiges Beispiel jener Tugenden ist, die es so dringend empfiehlt.
Sein aus drei Büchern bestehendes Werk (zwei für die Männer, eins für die Frauen) ist als „Ars Amatoria“, „Die Liebeskunst“, in die Literaturgeschichte eingegangen. Und er behandelt die Liebe darin wirklich wie eine Kunst – eine Kunst in jenem Sinn, wie sie auch etwa ein Arzt oder ein Architekt ausüben und worin sich Ausbildung, Praxis, Augenmaß und ein Gefühl für das, was die Leute brauchen, zu einer besonderen Mischung verbinden. Diese Liebeskunst hat in den rund sechzig Generationen, die seit ihrer Niederschrift vergangen sind, das Publikum immer gespalten: Die einen schätzten den hohen Begriff von Freiheit und Humanität, der sich darin ausspricht; die anderen attackierten, was sie als frivole, unmoralische Grundhaltung besonders in Fragen der Sexualität ansahen. (Zur letzten Gruppe gehörte schon der sittenstrenge Kaiser Augustus, der den Dichter aus Rom ans Schwarze Meer verbannte, wo er in tiefer Traurigkeit starb.) An Übersetzungen und Ausgaben der „Liebeskunst“ besteht kein Mangel. Und nun gibt es, rechtzeitig zu des Autors zweitausendstem Todestag, wiederum eine neue.
Sie kommt vom verdienstvollen Verlag Galiani. Es ist ein aufwendiges, liebevolles Projekt, das Achtung verdient. Aber es hat zwei falsche Entscheidungen getroffen, die seine Brauchbarkeit erheblich einschränken. Die erste besteht darin, eine Übersetzung heranzuziehen (von zwei Philologen des 19. Jahrhunderts, Hertzberg und Burger), die das lateinische Distichon, das heißt den Doppelvers aus Hexameter und Pentameter, im Deutschen nachzubilden unternimmt. Das lateinische Distichon verfährt nach einem System der silbischen Längen und Kürzen, das unserem modernen germanischen Ohr ganz unzugänglich ist; der deutsche Hexameter transformiert dieses System notwendig in eins aus Akzent und Nicht-Akzent. Dass das möglich wäre, hat Johann Heinrich Voß, Übersetzer von Homers Epen, den Deutschen eingeredet. Aber es geht nicht. Hexameter und Pentameter sind im Lateinischen und Griechischen sehr bewegliche Verse; doch das macht nichts, weil einem Lateiner niemals ungewiss ist, ob eine Silbe lang oder kurz sei.
Das kann man vom deutschen Druckakzent nicht sagen, der nicht in den Wörtern wohnt, sondern sich von außen im Verskontext erst auf sie legt. Wie soll man die Verszeile vortragen: „Aber je gewaltsamer Cupido mich traf und versengte“? Die Spielregel besagt, es müsse hier sechs Akzente geben. Aber wo um Himmelswillen sitzen sie? Probieren sie es aus! Man muss das nicht so machen; Michael von Albrecht hat eine wunderbare Übersetzung der „Liebeskunst“ in Prosa vorgelegt, und jeder Schüler, der sich die Reclam-Ausgabe zulegt, hat es mit ihr zu tun.
Die zweite falsche Entscheidung war es, den Kommentar derart überhandnehmen zu lassen. Auf jeder Seite dieses großformatigen Buchs finden nur jeweils vier bis dreizehn Verszeilen von Ovid selbst Platz; sie stehen als rote kursive Insel in einem klein gedruckten schwarzen Meer von Anmerkungen. Was dort steht, ist nie verkehrt und, da statt im üblichen verkniffenen Fußnoten-Jargon als wirklicher Text abgefasst, sogar unterhaltsam. Dennoch erstickt diese Dornenhecke, was sie umschließt: Wer immer nur so kleine Häppchen vom Ganzen vorgesetzt bekommt, dem geht das große Ganze verloren. Eine wissenschaftliche Ausgabe kann man so gestalten. Aber nie und nie nimmer ein Buch, dessen Zweck darin besteht, dass es gelesen wird.
Wie muss man es anstellen, damit ein sehr alter und sehr voraussetzungsreicher Autor, der aber wirklich was zu bieten hat, wieder in die lesende Gegenwart zurückkehrt? Kurt Flasch hat sich diese Frage vor einiger Zeit bei Dante vorgelegt und eine Edition der „Göttlichen Komödie“ veranstaltet, der er einen Band vorausschickte: „Einladung, Dante zu lesen“. Er hatte sich genau überlegt, wie man es anstellen muss, um ein Publikum, das von alldem keine Ahnung hat, an das Werk heranzuführen.
Ovid, obwohl dreimal so alt wie Dante, ist nicht annähernd so schwierig; in Ovid reichen sich die beiden säkularen Zeitalter, die Antike und die Neuzeit, verschmitzt die Hand hinweg über den Abgrund des humorlosen metaphysischen Mittelalters. Eine Einladung, Ovid zu lesen, wäre weitaus leichter auszusprechen gewesen als bei Dante. Sie ist bei dieser Edition leider nicht erfolgt.
BURKHARD MÜLLER
Als kleine rote Inseln
stehen die Verszeilen im
schwarzen Meer des Kommentars
Ovid: Liebeskunst.
Aus dem Lateinischen von Wilhelm Hertzberg und Franz Burger. Herausgegeben und kommentiert von Tobias Roth, Asmus Trautsch und Melanie Möller. Galiani-Berlin-
Verlag, Berlin 2017.
378 Seiten, 39,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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