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Dieses Buch lässt niemanden unberührt! In letzter Minute wird die zehnjährige Fanny von der mutigen Anna vor der Deportation gerettet. Ihre Großmutter Betsy überlebt Theresienstadt, verliert Mann, Tochter und Enkelsohn und stellt sich doch dem Leben - zwei Wunder aus einer Zeit, in der Tragödie und Hoffnung so dicht beieinanderstanden wie nie zuvor. Der dritte Teil der Familienchronik schildert, wie es jenen Mitgliedern der Familie Sternberg erging, die den Mördern entkommen konnten und nun in der ganzen Welt verstreut sind. Er ist auch eine Hommage an die Frauen Deutschlands, die in den…mehr

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Produktbeschreibung
Dieses Buch lässt niemanden unberührt! In letzter Minute wird die zehnjährige Fanny von der mutigen Anna vor der Deportation gerettet. Ihre Großmutter Betsy überlebt Theresienstadt, verliert Mann, Tochter und Enkelsohn und stellt sich doch dem Leben - zwei Wunder aus einer Zeit, in der Tragödie und Hoffnung so dicht beieinanderstanden wie nie zuvor. Der dritte Teil der Familienchronik schildert, wie es jenen Mitgliedern der Familie Sternberg erging, die den Mördern entkommen konnten und nun in der ganzen Welt verstreut sind. Er ist auch eine Hommage an die Frauen Deutschlands, die in den Ruinen vor den Trümmern des Lebens standen und die doch nicht aufgaben.
Autorenporträt
Zweig, StefanieStefanie Zweig wurde 1932 in Leobschütz (Oberschlesien) geboren. Im Jahr 1938 zwang die Verfolgung der Nationalsozialisten die jüdische Familie zur Flucht. Sie emigrierte nach Kenia. Dort wurde der Vater, ein Jurist, ein schlecht bezahlter Angestellter auf einer Farm im Hochland. Seine Tochter hat Kenia nie vergessen können und sie ist, wann immer sie konnte, in das Land ihrer Liebe zurückgekehrt. Im Jahre 1947 ging die Familie nach Deutschland zurück. Stefanie Zweig hat dreißig Jahre lang das Feuilleton einer Frankfurter Tageszeitung geleitet. Für ihre Jugendbücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Ferner hat sie es ein ganzes Leben lang nicht lassen können, sich mit den Absonderlichkeiten des Alltags zu beschäftigen. Für die in Frankfurt unvergessene Abendpost-Nachtausgabe schrieb sie jahrzehntelang Glossen und Kolumnen, die Frankfurter Neue Presse setzt diese heitere Tradition fort. Dort erschien jeden Samstag unter dem Titel "Meine Welt" eine Kolumne von Stefanie Zweig.Stefanie Zweigs Romane standen wochenlang auf den Bestsellerlisten und erreichten eine Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren und wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt. "Nirgendwo in Afrika" wurde von der preisgekrönten Regisseurin Caroline Link fürs Kino verfilmt. Der Film gewann 2002 sowohl den Bayerischen als auch den Deutschen Filmpreis, und bekam 2003 den "Oscar" für den besten ausländischen Film verliehen. Stefanie Zweig verstarb am 25. April 2014.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2010

Das Haus an der Rothschildallee

Mit ihrer Roman-Trilogie über eine Familie aus der Rothschildallee hat Stefanie Zweig dem jüdischen Bürgertum Frankfurts ein Denkmal gesetzt.

Von Hans Riebsamen

Seit mehr als einem halben Jahrhundert wohnt die Schriftstellerin Stefanie Zweig in der Rothschildallee 9. Pünktlich zur Buchmesse ist jetzt der dritte Band ihrer Rothschildallee-Trilogie herausgekommen, in der sie in Romanform das Schicksal der jüdischen Familie Sternberg von 1900 bis 1947 beschreibt. Bei den Sternbergs aus der Rothschildallee 9 handelt es sich um eine fiktive Familie - und doch ist ihre Geschichte nicht rein fiktiv.

Stefanie Zweig, der internationalen Leserschaft vertraut durch ihren Weltbestseller "Nirgendwo in Afrika" und dem Frankfurter Publikum als langjährige Autorin der "Abendpost/Nachtausgabe", hat eigene Erfahrungen in die Trilogie einfließen lassen. Besonders gilt das für den neuen Band "Heimkehr in die Rothschildallee", der vom Nachkriegs-Frankfurt erzählt, das sie als Jugendliche erlebt hat, die mit ihrer Familie aus dem kenianischen Exil nach Deutschland zurückgekehrt war.

Das Haus Rothschildallee 9 gehörte vor der NS-Zeit einer jüdischen Familie, den Isenbergs. Die letzten Besitzer waren das Ehepaar Louis und Rosa Isenberg. Er, der frühere Inhaber der Frankfurter Gasglühlicht-Anstalt Isenberg, starb 1936 und ist auf dem Jüdischen Friedhof an der Eckenheimer Landstraße beerdigt. Sie wurde am 18. August 1942 im Alter von 82 Jahren bei der siebten großen Deportation aus Frankfurt in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt, wo sie knapp einen Monat später starb.

Als die Schergen sie abholten, wohnte Rosa Isenberg schon nicht mehr im eigenen Haus. Die Verfolgungsbehörden hatten der alten Frau ihren Besitz an der Rothschildallee, die mittlerweile zur Karolingerallee arisiert worden war, geraubt und sie in den Sandweg 7 eingewiesen, ein sogenanntes Judenhaus, in dem Frankfurter hebräischen Glaubens zusammengepfercht wurden.

Nachdem die Karolingerallee wieder Rothschildallee hieß, gab es keine Isenbergs mehr. Das nun herrenlose Haus fiel an die Irso, die Jewish Restitution Successor Organization, deren Aufgabe es war, das Eigentum von Holocaust-Opfern ohne Erben zu verwerten und den Erlös jüdischen Organisationen in Israel und anderen Ländern zukommen zu lassen. "Warum verkauft ihr nicht auch mal an einen Juden?", fragte damals der Rechtsanwalt Walter Zweig, Vater der Autorin Stefanie Zweig, die Irso-Leute. Das war eigentlich nach der Ideologie dieser jüdischen Organisation nicht vorgesehen, denn damals war man sich im Judentum weitgehend einig, dass es nach dem großen Morden kein jüdisches Leben mehr in Deutschland geben könne. Die Zweigs hatten also mit ihrer Rückkehr nach Deutschland in den Augen der jüdischen Autoritäten das völlig Falsche getan. In ihrem Fall hat sich die Irso indes erbarmt und Walter Zweig die Rothschildallee 9 im Jahr 1952 verkauft. Bis heute ist das Haus im Besitz der Familie Zweig.

Im Erdgeschoss wohnte in der Nachkriegszeit ein Anwalt, der wegen seiner Nazi-Verstrickungen aus dem Justizapparat geflogen war. Den ersten Stock hatte eine unbelastete Witwe belegt. Im zweiten Stock waren "schlimme Nazis" untergebracht. Alle diese Bewohner mussten die Zwangseinquartierung von Flüchtlingen hinnehmen. Den von Bomben zerstörten dritten Stock, in dem er mit seiner Familie wohnte, sowie den vierten Stock hatte Walter Zweig wieder aufbauen lassen.

Er ist auch mit jenen braungefärbten Mietern, die ihn, den Juden, früher nicht als Hausbewohner geduldet hätten, gut ausgekommen. Denn ihr Vater, so erzählt Stefanie Zweig, hatte für alle Verständnis. Der Mann, den die Nazis außer Landes getrieben hatten, wollte auch nach dem Krieg weiter unbedingt an Deutschland glauben. "Es gab für ihn keine Nazis außer Hitler und Goebbels", sagt die Tochter im Rückblick. Antisemitismus nahm er nicht als Geisteshaltung ganzer Schichten wahr, er sah darin immer nur Einzelfälle. Und dies, obwohl sein Vater in Russland von der SS erschlagen und seine Schwester in Treblinka vergast worden war.

In Stefanie Zweigs neuem Roman werden nach Kriegsende aus hartgesottenen Nazis reihenweise Judenfreunde. Diese merkwürdige Wandlung hat die Autorin nicht erfunden, sondern selbst erlebt. Immer wieder hörten die Rückkehrer aus Kenia den Satz: "Wir hatten so gute jüdische Freunde und haben sie bis zum Schluss geschützt." Vater Zweig pflegte daraufhin ironisch zu fragen: "Dann haben Sie sie gewiss auf dem Weg zur Deportation begleitet?" Ganz Frankfurt, so erinnert sich Stefanie Zweig an die frühen Nachkriegsjahre, bestand nur noch aus Judenrettern.

In ihrem neuen Roman kehrt der Rechtsanwalt Friedrich Feuereisen, Schwiegersohn der alten Betsy Sternberg, nach Frankfurt zurück. Er hat im Exil überlebt. Die Autorin hat ihn als ein Ebenbild ihres Vaters gezeichnet, der ebenfalls im Exil, in seinem Fall in Kenia, dem Holocaust entronnen ist. Walter Zweig kam nach Deutschland zurück, weil er unbedingt wieder als Jurist arbeiten wollte. "Außer Jura war für ihn nichts denkbar", sagt Stefanie Zweig. Die Alliierten suchten damals dringlich nach unbelasteten Richtern. In dem jüdischen Exilanten in Kenia, der seinen Lebensunterhalt auf einer Farm verdienen musste, haben sie einen gefunden.

Man hatte dem Anwalt Zweig - wie übrigens auch dem Doktor Feuereisen im Roman - eine Wohnung in Frankfurt versprochen. Doch als Walter Zweig 1947 mit seiner Frau Jettel, der Tochter Stefanie und Sohn Maximilian im zerstörten Frankfurt ankam, stand keine zur Verfügung. Die Familie Zweig kam in einem Zimmer im immer noch halb zerstörten jüdischen Krankenhaus an der Gagernstraße unter, auf dessen Grundstück heute das jüdische Altersheim steht. Im Roman findet Betsy Sternberg dort zusammen mit anderen Überlebenden des KZ Theresienstadt eine provisorische Unterkunft. Tatsächlich hat die damals etwa 15 Jahre alte Stefanie während ihrer ersten Monate in Frankfurt in dieser ihrer Unterkunft Häftlinge aus Theresienstadt getroffen und ihre Erinnerungen an sie in den Roman einfließen lassen.

Schließlich fand sich doch noch ein halbwegs standesgemäßes Quartier für den Richter Zweig, eine Dreizimmerwohnung an der Höhenstraße. Die Besitzer, als Nazis belastet, mussten - wie es in solchen Fällen häufig der Fall war - in die Mansarde ziehen. Dieses Schicksal widerfährt im Roman auch den Besitzern des Hauses, in dem Anna, die uneheliche Tochter des Familienoberhauptes Isidor Sternberg, mit Hans, dem Kommunisten, den Krieg überlebt hat. Stefanie Zweig weiß, wovon sie schreibt, wenn sie den Kampf um ein Dach überm Kopf, um Essen und Wärme während der frühen Nachkriegsjahre schildert. Nach ihrer Ankunft aus Afrika 1947 erlebt die Familie der wohl schlimmsten Hungerwinter, den das besiegte und daniederliegende Deutschland traf. Die Zweigs hatten noch ein Spezialproblem - die Ehrlichkeit des Vaters. "Ein deutscher Richter darf nicht tauschen", lautete Walter Zweigs Grundsatz in einer Zeit, da oft nur der Schwarzmarkt das Überlebensnotwendigste lieferte.

Im Roman erscheint der rettende Engel in Person des schwarzen amerikanischen Corporals Jones, der den Überlebenden der Familie Sternbergs ein Fresspaket von Doktor Feuerstein bringt, welcher dem Holocaust in Holland entgangen ist und nun beim Nürnberger Prozess für die Amerikaner dolmetscht. Im Leben Stefanie Zweigs waren die Guggenheims in der Schweiz die Schutzengel. Die dortige jüdische Gemeinde hatte sich bereit erklärt, fünf jüdische Kinder oder Jugendliche aus Frankfurt für einige Monate aufzunehmen. Im Haus der Industriellenfamilie lernte Stefanie Zweig nicht nur den Geschmack von Schweizer Schokolade kennen, sondern auch den der modernen Kunst, die in Form von Renoir- oder Utrillo-Gemälden im Haus Guggenheim an der Wand hing.

Die Isenbergs waren längst tot, als die Familie Zweig die Rothschildallee 9 kaufte und bezog. Stefanie Zweig hat die Vorbesitzer nicht gekannt, sondern nur von Nachbarn ein wenig über sie erfahren. Das Wissen, dass in ihrem Haus eine jüdische Familie aus dem Frankfurter Bürgertum lebte, von der nicht mehr übrig geblieben ist als eben die Rothschildallee 9 und ein Täfelchen auf der Friedhofsmauer der Gedenkstätte an der Battonnstraße, hat die Schriftstellerin angeregt, die Geschichte einer Frankfurter jüdischen Familie zu erfinden. Es ist eine sehr wahre und bewegende Geschichte geworden.

Stefanie Zweig: "Heimkehr in die Rothschildallee", Verlag Langen Müller, München 2010, 19,95 Euro. Zuvor erschienen sind die Bände "Das Haus in der Rothschildallee" und "Die Kinder der Rothschildallee".

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