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Der Mainzer Jakobiner Adam Lux, geboren 1765 in Obernburg am Main, stellt sich in der Französischen Revolution gegen die Herrschaft der Gewalt. Er will die politische Niederlage wenden. Sein Freitod unter der Guillotine 1793 in Paris, inszeniert als publizistisches Fanal, erregt Aufsehen und wird Thema von Geschichte und Literatur.Stefan Zweig widmet dem Schicksal des Adam Lux ein Stück in zehn Bildern. Essays von Franz Dumont und Erwin Rotermund schildern die historische Gestalt und die literarische Figur. Eine Zeittafel und eine Bibliographie zeigen Lux' Leben und Wirkung. - Zeugnisse eines…mehr

Produktbeschreibung
Der Mainzer Jakobiner Adam Lux, geboren 1765 in Obernburg am Main, stellt sich in der Französischen Revolution gegen die Herrschaft der Gewalt. Er will die politische Niederlage wenden. Sein Freitod unter der Guillotine 1793 in Paris, inszeniert als publizistisches Fanal, erregt Aufsehen und wird Thema von Geschichte und Literatur.Stefan Zweig widmet dem Schicksal des Adam Lux ein Stück in zehn Bildern. Essays von Franz Dumont und Erwin Rotermund schildern die historische Gestalt und die literarische Figur. Eine Zeittafel und eine Bibliographie zeigen Lux' Leben und Wirkung. - Zeugnisse eines frühen Demokraten, dem Jean Paul nachrief: "Und kein Deutscher vergesse ihn!"
Autorenporträt
Erwin Rotermund ist Professor (em.) für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2004

"Kein Deutscher vergesse ihn"
Buch über Adam Lux: Früher Demokrat und Revolutionär

OBERNBURG. Der Logo-Verlag in Obernburg ist ein Ein-Mann-Unternehmen, dem es mit nur wenigen Publikationen gelungen ist, das Interesse der Öffentlichkeit zu erregen. In dem Kunstverlag des Theaterwissenschaftlers Eric Erfurth sind bisher die "Ursonate" von Kurt Schwitters auf CD erschienen, ein kleiner Stadtführer über Obernburg, ein Band mit Doxographie zu Marcel Duchamps "Flaschentrockner", ein typographisches Bilderbuch des Gedichtes "Doppelmoppel" von Schwitters und mit "Bibliothek" die witzig-lakonischen Verse von Ernst Jandl. Jetzt hat Erfurth sich wieder seiner Heimatstadt zugewandt und ein Buch über den 1765 in Obernburg geborenen Adam Lux herausgegeben, der nach seiner Darstellung als einer der wenigen Persönlichkeiten der Region Bayerischer Untermain in die Weltgeschichte und die Weltliteratur eingegangen ist.

Der Jakobiner hatte sich in einer spektakulären Aktion in Paris gegen die Gewaltherrschaft in der Französischen Revolution gestellt. Sein öffentlicher Protest führte zu seiner Hinrichtung Ende 1793. Jean Paul würdigte sieben Jahre später das Schicksal des frühen Demokraten mit den Worten: "Und kein Deutscher vergesse ihn!" Sein Appell sollte allerdings in Lux' Geburtsstadt ungehört verhallen. Daß der Obernburger dennoch nicht ganz in Vergessenheit geriet, verdankt sich auch dem Schriftsteller Stefan Zweig, der in seinem posthum publizierten Drama "Adam Lux. Zehn Bilder aus dem Leben eines deutschen Revolutionärs" die Stationen vom Aufstellen eines Freiheitsbaumes in Kostheim bei Mainz bis hin zum Verhör vor dem Revolutions-Tribunal in Paris beschrieben hat. Der vorliegende Band ergänzt das Drama Zweigs um Essays des Historikers Franz Dumont und des Germanistik-Professors Erwin Rotermund, die die historische Gestalt und die literarische Figur schildern. Eine Zeittafel und eine Bibliographie zeigen erstmals die breite Rezeption von Adam Lux in Geschichte und Literatur.

Lux stammte aus einfachen Verhältnissen. 1765 wird er als erster Sohn des Bäckers Heinrich Franz Lux und dessen Frau Barbara in dem damals 1900 Einwohner zählenden, zu Kurmainz gehörenden Obernburg geboren. Trotz seiner bescheidenen Herkunft ist es ihm möglich, an der Universität in Mainz Philosophie zu studieren. Mit 19 Jahren promoviert er über den "Enthusiasmus" und verdient sich anschließend seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer in einer der einflußreichsten Familien der Landeshauptstadt, bei den Dumonts. Dort begegnet er auch der elf Jahre älteren Sabine Reuter, die er 1786 heiratet.

Dank seiner begüterten Frau kann sich das Ehepaar auf ein Gut in Kostheim zurückziehen, wo die drei Töchter geboren werden. Im Herbst 1792 erreicht die Revolution Rhein und Main, und die Franzosen nehmen die Festung Mainz ein. Lux gehört zu den ersten, die gemeinsam mit dem Gelehrten Georg Forster und einigen anderen Idealisten dem Jakobinerklub beitreten und sich für die Gründung des Rheinisch-Deutschen Freistaates einsetzen. Forster und Lux werden zu Deputierten gewählt und gehen nach Paris, um dort im Konvent die rheinischen Republikaner zu vertreten. Dort angekommen, sind sie jedoch von der gewalttätigen und blutigen Form der Revolution geschockt und abgestoßen. Insbesondere Lux wehrt sich auf das erbittertste gegen die Schreckensherrschaft der radikalen Kräfte um Robespierre und Jean-Paul Marat. Zurück nach Mainz kann er allerdings nicht mehr, da die Stadt inzwischen von preußischen Truppen umlagert ist.

Lux, der als ein eher sanfter Revolutionär beschrieben wird, der durch "genuine Überzeugungskraft" einen Umsturz herbeiführen wollte, publiziert Flugschriften gegen das Revolutionsregime um Robespierre. Wenig später verteidigt er Charlotte Corday, die Marat am 13. Juli 1793 umgebracht hatte. Die Provokation ist perfekt. Wie Lux es vorausgesehen hatte, ist er mit dieser Schrift endgültig der "Ehre der Guillotine" würdig.

Vergeblich hatte Forster den "armen überspannten Lux" vor einer Veröffentlichung zurückzuhalten versucht, selbst wenn er seinen "Muth heroisch, sein Gefühl richtig und schön" fand. Seine Freunde versuchen ihn zu retten, indem sie in einem Zeitungsbericht seine Angriffe auf die Jakobiner als Folge von "Melancholie" und eine "Art des Wahnsinns" hinstellen. Doch als Lux diesen Artikel liest, der ihn entlasten soll, fordert er einen Widerruf. Am 4. November 1793 wird er hingerichtet. Forster berichtet: "Er ist auf das Schafott gesprungen."

AGNES SCHÖNBERGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.09.2004

Den Terror töten
Stefan Zweigs vergessenes Revolutionsdrama „Adam Lux”
Zu Beginn des Jahres 1939 war Stefan Zweig ein viel beschäftigter Vortragsreisender. Fünfzehnmal sprach er in den Vereinigten Staaten über „Das Geheimnis des künstlerischen Schaffens” und die „Geschichtsschreibung von morgen”. Beides gehörte für ihn zusammen. Die Historie solle keine Chronik vergangener Schlachten sein, sondern die „Geschichte des gemeinsamen Aufstiegs der Menschheit” zu einer „immer höheren Stufe unserer Humanität”. Man müsse die „ewige Verbundenheit des schaffenden Geistes” in weltbürgerlicher Perspektive erzählen. Stefan Zweig begeisterte sich am Vorabend des Krieges ähnlich rauschhaft und ähnlich folgenlos für sein humanistisches Programm wie 150 Jahre zuvor Adam Lux für die Französische Revolution, und wie der Titelheld in Zweigs leidenschaftlichstem Drama wählte auch dessen Autor den Freitod.
Gerade aber die Folgenlosigkeit seines politisch motivierten Suizids hätte Adam Lux bestritten. Georg Forster, der mit Lux im März 1793 von Mainz nach Paris reist, um den „Rheinisch-Deutschen Freistaat” der französischen Republik einzugliedern, hält ihm entgegen: Die kommende Generation werde sie beide vergessen, „weil wir Besiegte sind”. Lux lässt dennoch nicht ab von seiner Hoffnung: „Nichts geht verloren auf Erden, keine erhabene Geste, kein großer Ausbruch einer einzelnen Seele.” Der Freiheitsfreund will den Terror töten, indem er sich freiwillig der Guillotine ausliefert und diese durch sein Opfer „vor dem Gewissen der Welt erniedrigt”. Er verfasst ein Flugblatt zur Rechtfertigung Charlotte Cordays, fordert, der Mörderin Jean-Paul Marats ein Denkmal zu setzen. Zuvor folgte er der jungen Frau bis zum Schafott. Der Henker hob „den blutigen Kopf triumphierend empor und ohrfeigte ihn”. Lux weiß nun, „es ist nicht schwer, zu sterben für eine Überzeugung. Jetzt bin ich frei.”
Knabenhafte Exaltationen
Georg Forster nennt solche Reden „knabenhafte Exaltationen”, und vermutlich irrt er nicht. Das Gewissen der Welt ist bis in unsere Tage eine Chimäre geblieben. Die Doppelgesichtigkeit der Vernunft ist noch immer eine Zumutung, Terror und Freiheitsfuror sind noch immer nicht geschieden. Tröstlich wäre es, wenn das Gleiche von jenem Begriffspaar gälte, dem Adam Lux sein kurzes Leben widmete: Moral und Geist. Der promovierte Philosoph und Hauslehrer war ein kritischer Intellektueller, ein mutiger Melancholiker, der das Unrecht auch dann beim Namen nannte, als es Normalität geworden war: „Ich aber hasse die Gewalt, wem immer sie diene. Und ich werde jeden Despotismus auf Erden bekämpfen, nicht nur den der Fürsten, auch den der Idee!”
Stefan Zweig schrieb die „Zehn Bilder aus dem Leben eines deutschen Revolutionärs” 1928/29. Gerade weil „Adam Lux”, so Erwin Rotermund im Nachwort der verdienstvollen Neuausgabe, das „unbekannteste unter den vergessenen Schauspielen Zweigs” ist, lohnt die Lektüre. Die Gründe für das Scheitern des Erzählers als Dramatiker sind bekannt und fallen kaum ins Gewicht. Was auf der Bühne hölzern oder unglaubwürdig klingen mag, eine zwischen Kanzleistil und Heldenpathos heftig ausschlagende Sprache, erweist sich Seite um Seite als der tragisch scheiternde Selbstversuch Stefan Zweigs, die Extreme zu bannen, Extreme der Apathie und Empathie zugleich. „Ich aber, Adam Lux, zu schwach zur Tat, unfähig zur Schöpfung” - dieses seiner selbst gnadenlos bewusste, unentwirrbar problematische Ich verfehlt seine Daseinsform in jenem Moment, da es sich in deren Besitz wähnt: „Ein Mensch, der für seine Idee stirbt, gilt mehr als eine Armee. Dies ist der letzte Dienst für die Sache. Ich fühle es in dieser Zeit der Feigheit und des Massenbegeisterns selbst. Eine Tat wird schöpferisch.”
Die Geschichte des Menschenkindes Adam, das sich vom Licht einer mörderischen Vernunft nicht blenden ließ, endet am 4. November 1793, um fünf Uhr nachmittags. Zwei Stunden zuvor hatte ihn das Revolutionstribunal wegen des Flugblattes „Charlotte Corday” zum Tode verurteilt. Der „Rheinisch-Deutsche Freistaat” war bereits im Juli untergegangen. Georg Forster berichtet, sein 27 Jahre alter Freund sei mit einem großen Satz auf das Schafott gesprungen, wo er den Henker heftig umarmte. „Ich habe die Freiheit gewählt als Sinn meines Lebens”, lässt Stefan Zweig ihn sagen, „ich werde frei handeln nach meinem Gewissen.”
ALEXANDER KISSLER
STEFAN ZWEIG: Adam Lux. Logo Verlag, Obernburg 2004. 208 S., 15 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Alexander Kissler freut sich über die "verdienstvolle Neuausgabe" dieses Dramas von Stefan Zweig. Titelfigur des Stücks ist Adam Lux, ein Mainzer Jakobiner, der im Paris der Französischen Revolution mit Flugblättern gegen Terror-Exzesse der Revolutionäre protestierte und 1793 auf der Guillotine hingerichtet wurde. Zweig habe - so befindet Kissler - dem kompromisslosen "Freiheitsfreund" Lux sein "leidenschaftlichstes" Stück gewidmet. Die Gründe für Zweigs "Scheitern" als Dramatiker seien hier deutlich offenbar - inbesondere die zwischen "Kanzleistil und Heldenpathos" schwankende Sprache, die auf der Bühne wohl "hölzern und unglaubwürdig klingen mag". Doch laut Kissler fällt dies "kaum ins Gewicht". Für sein Befinden ist dieses Stück der "tragisch scheiternde Selbstversuch Stefan Zweigs", dessen Lektüre sich "lohnt".

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