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Warum «ein Nachruf»? - Weil die Ära des Soldaten, wie wir ihn kennen, zuende geht. Heute taugt der Soldat nicht mehr zum Siegen: Selbstmordattentäter, sogar Partisanen sind ihm überlegen, erst recht die Drohnen, die Atomraketen, die Computer und auch menschliche Kampfmaschinen wie die Navy Seals. Der «klassische», der «symmetrische» Krieg ist so gut wie gestorben. Wolf Schneider geht dieser Entwicklung nach und nimmt dies zum Anlass einer umfassenden Erzählung: einer Geschichte des Soldaten, seines Handwerks, seiner Waffen, Strategien, atavistischen und kulturellen Motive, seiner…mehr

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Produktbeschreibung
Warum «ein Nachruf»? - Weil die Ära des Soldaten, wie wir ihn kennen, zuende geht. Heute taugt der Soldat nicht mehr zum Siegen: Selbstmordattentäter, sogar Partisanen sind ihm überlegen, erst recht die Drohnen, die Atomraketen, die Computer und auch menschliche Kampfmaschinen wie die Navy Seals. Der «klassische», der «symmetrische» Krieg ist so gut wie gestorben. Wolf Schneider geht dieser Entwicklung nach und nimmt dies zum Anlass einer umfassenden Erzählung: einer Geschichte des Soldaten, seines Handwerks, seiner Waffen, Strategien, atavistischen und kulturellen Motive, seiner gesellschaftlichen Stellung. Was waren das für Menschen, die da töteten oder auch nicht - wie taten sie es und warum? Wie ist es ihnen ergangen - auf dem Kasernenhof und in den Schlachten, die Länder verwüstet, Kulturen zerstört und Völker ausgerottet haben? Was trieb sie zu den Waffen - und wenn ihnen die Waffe in die Hand gezwungen wurde: Was zwang sie, von ihr Gebrauch zu machen? Wolf Schneider breitet in diesem Buch eine umfassende Weltschichte der Menschen aus, die andere Menschen töten sollten - der Begeisterten (die gab es) und der in Uniform Gepressten, der Schinder und der Geschundenen, der schreienden Opfer und derer, die man allenfalls «Helden» nennen könnte. Eine 3000 Jahre umfassende, facettenreiche Geschichte des Kriegers über Zeiten, Kontinente und Kulturen hinweg, die ihresgleichen sucht.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Wolf Schneider, geboren am 07. Mai 1925 und gestorben am 11. November 2022, hat zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, darunter große, erzählende Bücher ebenso wie Standardwerke zu Sprache, Stil und Journalismus. Er war Soldat von 1943 bis 1945, Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung» in Washington, Verlagsleiter des «Stern», Chefredakteur der «Welt», Moderator der «NDR-Talk-Show» und 16 Jahre lang Leiter der Hamburger Journalistenschule. 2011 erhielt er den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk, 2012 wurde er vom «Medium Magazin» als Journalist des Jahres für sein Lebenswerk geehrt. Zuletzt erschienen bei Rowohlt «Der Soldat. Ein Nachruf» (2013) und «Denkt endlich an die Enkel! Eine letzte Warnung, bevor alles zu spät ist» (2019). Er lebte in Starnberg.
Rezensionen
"Ein grandioses, mit gewaltigem Wissen und immensem Sachverstand geschriebenes historisches Panorama." -- Neue Zürcher Zeitung über "Der Mensch. Eine Karriere"

"Elegant geschrieben, dabei bis ins Detail recherchiert und doch durch ungewöhnliche Wertungen immer anregend - ein wunderbares Buch." -- Die Welt über "Große Verlierer. Von Goliath bis Gorbatschow"

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Joachim Käppner kehrt die naiv wirkenden Stellen im Buch nicht unter den Tisch, auch nicht die Auslassungen, wenn er Wolf Schneiders auf dessen 1964 erschienenen Buch basierenden Nachruf auf den Soldaten bespricht. Allerdings hält er Schneider durch seine Biografie für kompetent und überhaupt für kritisch genug, das Thema anzupacken und den Krieg aus der Perspektive des Soldaten darzustellen. Herausgekommen ist laut Käppner ein auf drastische Schilderungen basierender Appell gegen die Entmenschlichung durch den Krieg. Überzeugt hat den Rezensenten das Buch weniger durch scharfe Analyse, als durch seine von Herzen kommende Wut. Dass Schneider am Ende gegen den Pazifismus als gegen die Durchsetzung des Rechts des Stärkeren votiert, scheint dem Rezensenten nach der Lektüre nur konsequent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2014

Es geht der Held aus der Welt . . .
Eine Militär- und Kulturgeschichte des Soldaten

Wolf Schneider - Journalist, Talkshowmoderator und ehemaliger Leiter der Hamburger Henri-Nannen-Schule - ist auch ein unerbittlicher und vielfach ausgezeichneter Lehrmeister der deutschen Sprache. Darüber hinaus hat er als Autor von annähernd 30 Titeln zu ganz unterschiedlichen Themen auf sich aufmerksam gemacht. Kurz vor seinem 90. Geburtstag widmet er sich mit dem Buch "Der Soldat - ein Nachruf" einem Thema, das ihn seit dem Dienst in der Wehrmacht umtreibt. Bereits 1964 erschien aus seiner Feder "Das Buch vom Soldaten". Dies bildet - fortgeschrieben, erweitert und den militärtechnischen sowie strategischen Veränderungen der vergangenen 50 Jahre angepasst - den Grundstock für die jüngste Publikation.

Eine zentrale These des Autors findet sich bereits im Untertitel. Für Schneider geht die Ära des Soldaten zu Ende: "Zum Siegen taugen Soldaten nicht mehr." Der "nächste, vielleicht letzte große Krieg" werde vielleicht sogar ohne Blutvergießen im Cyberwar, in dem eine kleine Anzahl von Hackern ganze Versorgungs-, Finanz- und Sicherheitssysteme lahmlegen könnte, entschieden. Für diese These spricht, dass derzeit die meisten Staaten der Welt ihre konventionellen Streitkräfte drastisch reduzieren.

Der Autor erzählt die dreitausendjährige Geschichte des Soldaten in sieben Abschnitten. Zunächst erläutert er umfassend, dass der Krieg keine Soldaten mehr benötige. Ferngelenkte Drohnen und die vorhandenen Atomwaffenarsenale signalisierten das Ende von Massenheeren. Terroranschläge, Attentate und der Partisanenkampf hätten das Kriegsbild total verändert, "reguläre Soldaten haben gegen solche Strategen des Selbstmords keine Chance mehr". Als Beispiele werden die Kriege in Vietnam, im Irak und in Afghanistan genannt. Im zweiten Abschnitt "Wie alles anfing" zeichnet er die Geschichte von Kampf und Krieg sowie die Entwicklung des Soldaten vom Altertum bis zu den Massenheeren der Neuzeit nach. Es folgt der Abschnitt "Womit sie kämpften", in dem die Geschichte der Militärtechnik von Pfeil, Schwert und Streitwagen bis zu den Landminen und Kampfhubschraubern unserer Tage behandelt wird.

Im Anschluss fragt Schneider nach den Gründen des millionenfachen Soldatentodes: "Wofür sie starben". Beginnend mit dem Versuch einer Systematik von Kriegsursachen, beschreibt er die ganz unterschiedlichen Gründe: Raum, Vaterland, Religion, Ruhm, Rache, Trophäen bis hin zu Abenteuerlust, Gewalt und Blutrausch. Im fünften Abschnitt "Womit man sie zwang oder überlistete" geht es um die Mittel, Soldaten für ihre Profession bereit und gefügig zu machen. Hier finden sich Betrachtungen zum Prinzip von Befehl und Gehorsam sowie zum Drill, der dazu dient, den Soldaten glattzuschleifen. Auch Orden und Uniformen, Fahnen sowie die Militärmusik und das Soldatenlied werden in ihrer Attraktivität für die militärische Klientel dargestellt.

Seine Feststellung, "der Hang zur Buntheit unter kriegerischen Männern" sei "unausrottbar", darf mit dem Blick auf die in dieser Hinsicht eher farblose deutsche Bundeswehr indes hinterfragt werden. Auch die Kameradschaft in der kleinen Gruppe und - nicht zuletzt - Angst werden als starke Antriebe für Kampfbereitschaft beschrieben. Es folgen Überlegungen zum Leiden der Soldaten: "Wie sie verreckten". Dabei geht es nicht nur um Verwundungen und Sterben im Krieg und in der Gefangenschaft, auch Fragen der Sanitätsversorgung bis hin zur aktuellen PTBS-Problematik werden beleuchtet. Abschließend widmet sich Schneider der Frage "Wie man vielleicht überleben kann". Hier greift er Komplexe wie Verweigerung und Desertion ebenso auf wie den Einsatz von Blauhelmen, die er angesichts des bisherigen Versagens als "gutgemeinten, aber eher peinlichen Abgesang auf das Soldatentum" bezeichnet. Kritisch, weil "wirklichkeitsfremd", nähert er sich dem Thema Pazifismus, einem "Leitbegriff des 20. Jahrhunderts", den er nach George Orwell aber als einen Luxus bezeichnet, "den sich nur Leute leisten könnten, deren Sicherheit garantiert sei". Auch Einsicht, so das abschließende resignative Fazit, werde den Frieden ebenso wenig erzwingen, wie das "Absterben des Soldatenstandes" Kriege nicht unwahrscheinlicher machen werde.

Schneider zeigt sich einmal mehr als höchst gebildeter und belesener Sachbuchautor. Dafür spricht auch die Fülle der Quellen, in denen er Kriegstheoretiker wie Sun Tsu und Clausewitz ebenso heranzieht wie aktuelle Meldungen aus den Printmedien. Auch Militärhistoriker, Philosophen, Psychologen, Soziologen, Dichter und Schriftsteller kommen zu Wort. Schneider nimmt den Leser mit auf einen Parforceritt durch 3000 Jahre Militär- und Kulturgeschichte des Soldaten. Der Text fesselt und macht den Leser gleichzeitig nachdenklich. Das Bestreben Schneiders, der "quälenden und gequälten Kreatur" des Soldaten ein Denkmal, aber "kein Heldendenkmal" zu setzen, darf als sehr gelungen betrachtet werden.

HANS EHLERT

Wolf Schneider: Der Soldat - ein Nachruf. Eine Weltgeschichte von Helden, Opfern und Bestien. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2014. 544 S., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.08.2014

Frieden ist kein Naturzustand
Wütend und widersprüchlich: Wolf Schneider hat einen Nachruf auf den Soldaten geschrieben
Mehr als 20 000 Soldaten warteten noch östlich der Beresina, als die Artillerie der Russen das Feuer eröffnete. Am Ufer gab es Szenen wie aus Dantes Inferno: „Panik auf den Brücken, umgestürzte Wagen, zertrampelte Leiber, Geschubste und Ertrunkene“, schreibt Wolf Schneider. Wer versuchte, durch den eisigen Fluss zu schwimmen, erfror oder ging unter. Die Schlacht, oder besser: das Gemetzel an der Beresina im November 1812 vollendete die Katastrophe der Grande Armée, mit der Napoleon erst wenige Monate zuvor hochgemut Richtung Moskau gezogen war. Nur ein Bruchteil von gut einer halben Million Männer – Franzosen und gepressten Soldaten aus den unterworfenen Staaten Europas – kam zurück.
  Wolf Schneider, Jahrgang 1925, hat ähnliches Grauen noch selbst erlebt. Er beschreibt sich als einen, „der es 1945 in der deutschen Wehrmacht zum Unteroffizier gebracht und sich im Krieg in keiner Weise hervorgetan hat“. Aber losgelassen hat ihn der Krieg nie mehr, als er später Reporter der SZ, Verlagsleiter des Stern oder Chefredakteur der Welt war. Die meisten Leser kennen Schneider als früheren Leiter der Hamburger Journalistenschule und gestrengen Sprachpapst, der in seinen Büchern der eigenen Zunft unnachsichtig den Spiegel vorhielt. Tausende Nachwuchsreporter haben von ihm gelernt. Seit er in amerikanischer Gefangenschaft über die „Verwirrungen des Soldatseins“ nachgedacht hatte, wollte er genau darüber schreiben.
  Nun hat er es getan: „Der Soldat. Eine Weltgeschichte von Helden, Opfern und Bestien“ versteht sich als „ein Nachruf“. Zugrunde liegt sein eigenes „Buch vom Soldaten“, erschienen 1964, nach bitteren Debatten um die Wiederbewaffnung. Wie Schneider heute sagt, habe er es verfasst „mit der klaren Absicht, die Gestalt des Soldaten nicht mit diesem Hass alleine zu lassen“. Das mag etwas zwiespältig klingen. Doch war Schneider damals einer der Ersten, die sich überhaupt kritisch mit der Rolle des Soldaten in der deutschen Geschichte befasste, ohne diesen zu verklären, wie das in den frühen Sechzigern noch üblich war, oder ihn pauschal zu verdammen. Wie sieht die Perspektive des Kriegführenden aus, des einfachen Soldaten, des Befehlsempfängers, des begeisterten Freiwilligen, des Zwangseingezogenen? Was hat er gedacht über das tägliche Morden?
  Jetzt also ein „Nachruf“. Im Zeitalter der Lenkflugkörper, der Killerdrohnen, des drohenden Aufkommens autonomer Kriegsroboter sei der Soldat eine Art aussterbende Gattung, so Schneider: „Der berühmte Satz ,Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin‘ hat seinen bösen Witz verloren: Es muss gar keiner ,hingehen‘, und Krieg ist doch.“
  Das ist ein dickes Buch, gespickt mit Fakten, Zahlen, Zitaten, das Werk eines belesenen und gebildeten alten Herren. Und dennoch geht es eigentlich nicht um diese Fakten, Zahlen, Zitate. Was Wolf Schneider hier vorgelegt hat, ist ein von Herzen kommender Protest gegen die Brutalität, Verrohung, Entmenschlichung der Menschen durch den Krieg. Schneider führt ihn auf atavistische Instinkte zurück: „Der Nachbar ist der Wolf, den es zu töten gilt.“ Belege finden sich genug, etwa Kleists Hassgesang auf die Franzosen von 1809:
  „Alle Triften, alle Städte, / Färbt mit ihren Knochen weiß, / Welchen Rab’ und Fuchs verschmähten, / Gebet ihn den Fischen preis! / (. . .) / Eine Treibjagd, wie wenn Schützen / Auf der Spur dem Wolfe sitzen! Schlagt ihn tot! Das Weltgericht / Fragt Euch nach den Gründen nicht!“
  Der Mensch als des anderen Menschen Wolf: Niemals ist der Zivilisationsbruch tiefer gewesen als im Zweiten Weltkrieg, als Hitlers Deutschland jene systematisch ermordete, die es als „Untermenschen“ ansah. Selbst damals aber gab es Soldaten, die an die offiziellen Begründungen glaubten, weshalb der Krieg notwendig sei – und sei es nur für den untauglichen Versuch, das eigene Gewissen zu beruhigen.
  Das ist schon beeindruckend, wenn Schneider im Kapitel „Wofür sie starben“ eine Systematik der Rechtfertigungen und Lügen aufstellt, die hinter so vielen Schlachten und Feldzügen stehen: Fürs Vaterland. Für die Religion. Für Raum und Rache. Für den Triumphator. Und so fort.
  So schwer es fällt, zum Frieden zu finden, so leicht ist es, einen Grund für den Krieg zu finden: Das war für Napoleon in Russland 1812 nicht anders als für George W. Bush 2003 im Irak – oder für Russlands Präsidenten derzeit in der Ostukraine.
  Schneiders Buch führt drastisch vor Augen, was Krieg bedeutet. Es ist ein sehr geeignetes Gegengift zu kriegsverherrlichenden Werken von gestern und heute, etwa – um ein Beispiel zu nennen – „American Sniper“ von Chris Kyle. Der ehemalige US-Scharfschütze hatte im Irak mindestens 160 Menschen mit einem Präzisionsgewehr erschossen und darüber ein Buch geschrieben, das lange die US-Bestsellerlisten anführte und frösteln macht: Nicht nur wegen der exzessiven Gewalt, sondern auch, weil es ganz unabsichtlich die innerliche Verrohung eines anfangs gar nicht so rohen Menschen wiedergibt, von Kyle selbst, der darin ohne Scham vom Spaß beim Töten schreibt. Er starb, in trauriger Konsequenz, bei einem Streit auf einer Schießbahn in Texas durch die Kugeln eines anderen, traumatisierten Irak-Veteranen. Ausgerechnet Schneider, der scharfe Analytiker, überzeugt am meisten, wenn er, siehe oben, mit dem Herzen spricht, Wut und Abscheu zeigt.
  Für einen Nachruf auf die Soldaten könnte es freilich etwas arg früh sein. So sehr man den Wunsch des Autors teilt, es möge keine Kriege mehr geben, so unwahrscheinlich bleibt dies doch. Würde die internationale Gemeinschaft – nur als Denkmodell – sich im UN-Sicherheitsrat doch einigen und in Syrien intervenieren, würde sie sehr viele Soldaten brauchen, um die Konfliktparteien zu entwaffnen und zu kontrollieren. Auf dem Balkan stehen Nato- und europäische Truppen seit anderthalb Jahrzehnten. Drohnen und elektronische Kriegführung könnten sie niemals ersetzen – gerade friedenssichernde Einsätze benötigen Zeit, einen langen Atem und viel Personal.
  Als „Weltgeschichte“ hingegen bleibt das Werk etwas konturlos, gelegentlich gar widersprüchlich. Hunderte Seiten schildert Wolf Schneider das Grauen des Krieges, das Elend der Soldaten, ob sie für Hannibal gegen Rom oder für Stalin gegen Berlin zogen. Am Ende aber steht eine Absage an den Pazifismus, der, konsequent verwirklicht, das Recht dem Stärkeren überlassen würde, jenem, der sich nicht schert um Frieden und Moral: „Frieden ist nicht der Naturzustand des Menschen.“
  So ist das wohl, leider. Pazifismus, Blauhelme, einseitige Abrüstung: alles mehr oder weniger untaugliche Mittel, argumentiert Schneider. Ein Gewaltmonopol bei den UN? Aussichtslos, so der Autor, und auch nicht wünschenswert: Würde sie dann nicht selber die allmächtige Weltpolizei sein wollen?
  Es gab zu allen Zeiten Formen der Aggression und der Gewalt, die nur durch Gegengewalt zu brechen waren, durch bewaffnete Notwehr: der Kampf der US-Nordstaaten gegen die Sklavenhalter des Südens 1861 bis 1865 gehört dazu; der verzweifelte Widerstand der spanischen Republik gegen die Faschisten in den Dreißigerjahren, und, natürlich, der Krieg gegen Hitlers Deutschland. Weder die Westeuropäer 1939 noch die Sowjetunion 1941 hatten eine Wahl: Die deutsche Seite wollte den Krieg, Hitlers Pläne für ein Imperium in Osteuropa hießen Völkermord und Entrechtung ganzer Nationen. Als die Briten und Franzosen dies 1939 viel zu spät erkannten, als Österreich und die Tschechoslowakei schon verloren waren, drohten sie Deutschland für den Fall eines Angriffs auf Polen mit dem Krieg. Schneider wirft ihnen sogar zu Recht vor, anfangs viel zu passiv geblieben zu sein, dann gerät er aber auf sehr dünnes Eis: „Hitler suchte nichts im Westen.“ Ohne die Kriegserklärung durch Paris und London hätte er West- und vielleicht sogar Südeuropa nicht überfallen, heißt es hier: „Statt des Weltkriegs wäre ein Krieg zwischen Hitler und Stalin ausgebrochen, und Westeuropa hätte nur zuzusehen brauchen, wie die beiden ungeliebten Riesen einander zerfleischen.“
  Die Lösung wäre also gewesen, das Nazireich zur Weltmacht aufsteigen zu lassen? Nichts zu tun, die Polen im Stich zu lassen? Das ist wirklich sehr naiv, von den moralischen Fragen einmal abgesehen: Mit Hitlers Reich konnte es keinen Ausgleich geben, weil dessen Ideologie auf Dauer jeden Konsens ausschloss. Sie kannte keinen Frieden, nur Unterwerfung. Seit 1933 hatten die Westmächte es mit Beschwichtigung versucht, Jahr für Jahr verschlechterte sich ihre Position. Nur Hitlers Deutschland wurde immer mächtiger.
  Mindestens ebenso bescheiden fällt Schneiders Analyse des Krieges im Pazifik aus, wo er die alte Verschwörungstheorie wiederholt, US-Präsident Roosevelt habe die Japaner zum Angriff auf Amerika 1941 provoziert, um endlich in den Krieg eintreten zu können: „ein Betrugsmanöver wahrscheinlich“.
  Diese These erzählt nichts Wirklichkeitsnahes über das Jahr 1941, aber sehr viel über die antiamerikanischen Vorurteile mancher, die den USA selbst dann noch das Übelste unterstellen, wenn diese die Welt von einem wirklichen Übel befreit haben.
  In Wahrheit kämpfte die freie Welt damals einen Krieg, den sie nie hatte führen wollen und dann doch führen musste; um ihr schieres Überleben und gegen, wie es Winston Churchill formulierte, „ein neues dunkles Zeitalter“. Es war ein Kampf, der die Welt rettete und der in diesem Buch mit ein paar Mutmaßungen über falsche oder erfundene Gründe für den Krieg gegen die Achsenmächte abgetan wird. Ohne die GIs in der Normandie aber, die Rotarmisten in Stalingrad 1942, die britischen Jagdpiloten über England 1940 hätte dieses dunkle Zeitalter womöglich sehr lange gedauert. Auch das hätte in eine Weltgeschichte des Soldaten gehört.
JOACHIM KÄPPNER
So schwer es fällt, zum Frieden
zu finden, so leicht ist es, einen
Grund für den Krieg zu finden
Konsequenter Pazifismus
würde die Welt und das Recht
den Stärkeren überlassen
          
  
  
  
  
Wolf Schneider: Der Soldat – Ein Nachruf. Rowohlt Verlag, Reinbek 2014.
544 Seiten, 24,95 Euro, E-Book 21,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Elegant geschrieben, dabei bis ins Detail recherchiert und doch durch ungewöhnliche Wertungen immer anregend - ein wunderbares Buch. Die Welt