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Radek Knapps erfrischende "Gebrauchsanweisung für Polen"
"Fahren Sie nach Polen - Ihr Auto ist schon dort." Wer sich mit dem Gedanken trägt, das östliche Nachbarland zu besuchen, bei diesem Scherz aber nur zögerlich lächelt, weil er in der Tat befürchtet, dort lauere hinter jedem Gebüsch ein Autodieb, dem sei wärmstens diese "Gebrauchsanweisung für Polen" empfohlen. Dem Käufer dieses Büchleins sei nämlich versichert, daß er bei dessen Autor, dem österreichischen Schriftsteller Radek Knapp, nicht nur volles Verständnis für alle seine Ängste und Bedenken findet, sondern auch die Antworten auf sämtliche Fragen, die ihm aufgrund seines kühnen Plans, die Heimat der unberechenbarsten aller Slawen zu besichtigen, nur in den Sinn kommen können.
Radek Knapp ist geradezu der ideale Polen-Führer: polnischer Herkunft, dazu Angehöriger jener besonderen Spezies, als die zu Recht die Warschauer gelten, alt genug, um sich an die kommunistischen Zeiten zu erinnern (Jahrgang 1964), jung genug, um für die neuesten Wandlungen des Landes aufgeschlossen zu sein, in erster Linie doch ein Österreicher (mit zwölf Jahren eingewandert), also sehr wohl fähig, die Perspektive eines westlichen Besuchers nachzuvollziehen, und obendrauf ein Wiener, sprich: mit der Begabung gesegnet, dem Leser auch die härteste Wahrheit über sein Land - etwa über den Hang zum übermäßigen Alkoholkonsum - auf unnachahmlich charmante Weise ins Gesicht zu schleudern.
Hinzu kommt, daß Radek Knapp als Ratgeber beste Referenzen vorzuweisen hat: Schon mit seinem Roman "Herrn Kukas Empfehlungen" (1999) half er manchem Landsmann durch den Dschungel der westlichen Welt. In welcher Lage auch immer, stets konfrontierte er seinen Protagonisten, einen jungen Polen auf seiner ersten Reise nach Wien, mit eigenartigen, bisweilen recht skurrilen Gestalten, mit Menschen also, die auf den ersten Blick normal wirkten, sich dann aber als Melancholiker, Perverse oder Chauvinisten entpuppten. Wenn der Neuling diesen Härtetest doch recht gut überstand, dann nur dank der Ratschläge des gewieften Herrn Kuka.
So kann auch der Benutzer der "Gebrauchsanweisung" davon ausgehen, daß er darin Ratschläge findet, die, so absurd sie manchmal anmuten - schließlich stammen sie aus der Feder eines Autors, der über ein beachtliches satirisches Talent verfügt -, nur seinem Wohlergehen in Polen dienen sollen. Genauso, wie er sicher sein kann, daß er zu jedem Thema, das ihn interessieren wird - seien es nun die Eigenheiten der Nachwendezeit, die Spuren des Kommunismus, die sprichwörtliche Religiosität der Polen, die besondere Art der polnischen Frauen oder das Geheimnis der slawischen Seele -, erfrischend unkonventionelle, doch sehr verläßliche Auskünfte findet. Eine Empfehlung sei nur hinzugefügt: Zusätzlich zu der "Gebrauchsanweisung" sollte der Polen-Besucher Radek Knapps Erzählband "Franio" (1994) im Gepäck führen. So ist er für jede Situation in Polen bestens gewappnet - und sei es nur für die Wartezeit auf ein Ersatzauto, mit dem er die Heimreise antreten kann.
MARTA KIJOWSKA.
Radek Knapp: "Gebrauchsanweisung für Polen". Piper Verlag, München/Zürich 2005. 154 S., br., 12,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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