Ein Plädoyer für eine nachhaltige und menschengerechte Ökonomie »Der ökonomische Markt ist nicht moralfrei«, sagt der angesehene Philosoph Julian Nida-Rümelin und präsentiert sein Modell einer humanen Ökonomie.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2011Bitte mehr Biss!
Von Helmut Kohl ist der kluge Satz überliefert: "Man muss manchmal Zähne zeigen, sonst meinen die Leute, man hätte keine." Der Altkanzler zeigte sie nicht nur, er biss auch immer wieder beherzt zu. Eine schneidend klare Linie, für die sich der Philosoph und frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin nicht recht erwärmen kann. In seinem neuen Buch, das nicht zur Unzeit, sondern gerade noch zur rechten Zeit erscheint (es geht um die Moral der Wirtschaft), bleckt Nida-Rümelin hin und wieder die Zähne, um sie in letzter Sekunde doch immer wieder einzufahren. Das ist schade, weil so die Banker unterm Strich ungeschoren davonkommen. Der Autor rechtfertigt sein irenisches Verfahren damit, dass es schon genug Wutbücher zur Weltfinanzkrise gebe (Zähne raus), womit er ausdrücklich nichts gegen den Wutbucherfinder Stéphane Hessel sagen wolle (Zähne wieder rein). Nida-Rümelin möchte so weit gehen, zu sagen, dass "ein Gutteil der ökonomischen Praxis" voraussetze, der ökonomische Markt sei "moralfrei" (Zähne raus). Um dann aber doch zurückrudernd festzustellen: "Unsere alltägliche ökonomische Praxis ist kulturell und moralisch verfasst" (Zähne wieder rein). So geht es in einem fort. Wir bitten höflichst um mehr Biss. (Julian Nida-Rümelin: "Die Optimierungsfalle". Philosophie einer humanen Ökonomie. Irisiana Verlag, München 2011. 311 S., geb., 19,99 [Euro].) gey
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Von Helmut Kohl ist der kluge Satz überliefert: "Man muss manchmal Zähne zeigen, sonst meinen die Leute, man hätte keine." Der Altkanzler zeigte sie nicht nur, er biss auch immer wieder beherzt zu. Eine schneidend klare Linie, für die sich der Philosoph und frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin nicht recht erwärmen kann. In seinem neuen Buch, das nicht zur Unzeit, sondern gerade noch zur rechten Zeit erscheint (es geht um die Moral der Wirtschaft), bleckt Nida-Rümelin hin und wieder die Zähne, um sie in letzter Sekunde doch immer wieder einzufahren. Das ist schade, weil so die Banker unterm Strich ungeschoren davonkommen. Der Autor rechtfertigt sein irenisches Verfahren damit, dass es schon genug Wutbücher zur Weltfinanzkrise gebe (Zähne raus), womit er ausdrücklich nichts gegen den Wutbucherfinder Stéphane Hessel sagen wolle (Zähne wieder rein). Nida-Rümelin möchte so weit gehen, zu sagen, dass "ein Gutteil der ökonomischen Praxis" voraussetze, der ökonomische Markt sei "moralfrei" (Zähne raus). Um dann aber doch zurückrudernd festzustellen: "Unsere alltägliche ökonomische Praxis ist kulturell und moralisch verfasst" (Zähne wieder rein). So geht es in einem fort. Wir bitten höflichst um mehr Biss. (Julian Nida-Rümelin: "Die Optimierungsfalle". Philosophie einer humanen Ökonomie. Irisiana Verlag, München 2011. 311 S., geb., 19,99 [Euro].) gey
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