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In der Zwischenkriegszeit war das Verhältnis zwischen den Tschechen und Deutschen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik in vieler Hinsicht gespannt. In besonderem Maße galt dies für die Wirtschaft. Die Studie beruht auf einem umfangreichen Fundus neu erschlossener Quellen aus den Archiven beider Länder. Christoph Boyer schlägt Schneisen in das bislang kaum erkundete Terrain der Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen in der Wirtschaft der CSR und will damit zu einer veränderten Sichtweise der Beziehungen insgesamt beitragen. Aus der Presse: " Dem Autor ist es gelungen, die…mehr

Produktbeschreibung
In der Zwischenkriegszeit war das Verhältnis zwischen den Tschechen und Deutschen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik in vieler Hinsicht gespannt. In besonderem Maße galt dies für die Wirtschaft. Die Studie beruht auf einem umfangreichen Fundus neu erschlossener Quellen aus den Archiven beider Länder. Christoph Boyer schlägt Schneisen in das bislang kaum erkundete Terrain der Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen in der Wirtschaft der CSR und will damit zu einer veränderten Sichtweise der Beziehungen insgesamt beitragen. Aus der Presse: " Dem Autor ist es gelungen, die wirtschaftspolitischen Probleme eines multiethischen Staates sachlich und detailliert darzustellen." (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 6/2000) "Während die politischen Aspekte der Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik ... eingehend thematisiert worden sind, ist der ökonomischen Dimension der Wechselbeziehungen bislang nur wenig Bedeutung geschenkt worden. Insofern ist die umfangreiche Studie ... als Pionierleistung zu bewerten." (Neues Archiv für sächsische Geschichte, Bd. 70, 1999)

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2000

Überlistung der Gefühle
Wirtschaftskooperation und Nationalitätenkonflikt in der CSR

Christoph Boyer: Nationale Kontrahenten oder Partner? Studien zu den Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen in der Wirtschaft der CSR (1918-1938). Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 42. R. Oldenbourg Verlag, München 1999. 441 Seiten, 128,- Mark.

Die tschechischen Unterhändler auf der Pariser Friedenskonferenz überzeugten 1919 die großen vier davon, daß die Tschechoslowakei ohne Deutschböhmen nicht lebensfähig sei. Wirtschaftliche Argumente standen dabei im Vordergrund. Eine Trennung vom tschechoslowakischen Staatsverband hätte sich auch für die dortige Industrie unvorteilhaft ausgewirkt. Bei einer Autonomie Deutschböhmens, einer Angliederung an das Deutsche Reich oder an Österreich wären durch neu aufgerichtete Zollschranken wichtige Absatzmärkte verlorengegangen. Wirtschaftliche Vernunft und nationalistische Gefühle stimmten also nicht überein.

Zwischen diesen Polen schwankte das Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen in der Wirtschaft der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Christoph Boyer spricht von "Beziehungen". Dabei geht es ihm weder um Außenhandel noch um Außenpolitik, sondern um das Ringen der beiden Volksgruppen in Wirtschaftsorganisationen und Industrieunternehmen.

Dahinter steht die Idee des "praktischen Bilateralismus" (Ludolf Herbst). Theoretisch bleibt sie unterbelichtet, ihre Anwendbarkeit aufs Ganze gesehen zweifelhaft. Plausibel wirkt sie nur im ersten Teil des Buches. Denn von "Beziehungen" zu sprechen leuchtet da unmittelbar ein, wo die Bedingungen zu freien Organisationsgründungen im tschechischen Vereinsrecht gegeben waren, also kein Organisationszwang herrschte. Das trifft auf die großen Wirtschaftsverbände zu.

Der "Zentralverband der tschechoslowakischen Industriellen", noch vor dem Ende der Habsburger-Doppelmonarchie gegründet, erklärte sich zum alleinigen Repräsentanten der tschechoslowakischen Industrie. Mit Verzögerung reagierte die Wirtschaft in Deutschböhmen darauf mit Gründung des "Deutschen Hauptverbands der Industrie" (DHI). Die beiden Verbände teilten sich also nach Nationalitäten auf - sieht man von wenigen deutschen Industriellen ab, die beiden angehörten. Ein langer Prozeß argwöhnischer Annäherung führte 1928 dazu, daß der DHI dem Zentralverband beitrat, freilich ohne seine Existenz und Unabhängigkeit völlig aufzugeben.

Damit war ein Kurs organisatorischer Zusammenarbeit eingeschlagen, der keineswegs nur der relativen wirtschaftlichen Prosperität der CSR zu verdanken war. Auch die schweren Jahre der Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg Konrad Henleins und seiner Sudetendeutschen Partei Anfang der dreißiger Jahre konnten daran zunächst nichts ändern. Der politische Druck auf den DHI wurde erst durch den "Anschluß" Österreichs entscheidend verstärkt, weil nun die von den Deutschen getragene Exportwirtschaft der Tschechoslowakei in völlige Abhängigkeit vom Reich Adolf Hitlers geraten war.

Das "geistige Band" der Studien Boyers ist der Nationalitätenkonflikt. Das Bilateralismus-Konzept hingegen läßt sich auf die Handels- und Gewerbekammern nicht überzeugend anwenden. Hier handelte es sich nicht um private Vereinigungen, sondern um öffentlich-rechtliche Körperschaften. Das Handelsministerium ernannte die Kommissionsmitglieder. Deutsche und Tschechen konnten sich hier nicht getrennt organisieren. Folglich sind "Beziehungen" hier schwer greifbar. Das gilt auch für die im zweiten Teil untersuchten Industrieunternehmen und ihre Belegschaften. Hier kommt Boyer zu wichtigen Ergebnissen, die die bisherige Sicht relativieren, daß die Wirtschaft vom nationalitätenpolitischen Antagonismus bestimmt gewesen sei.

Der wachsende Anteil der Tschechen in den Kammern läßt sich offenbar nicht einfach auf tschechische Volkstumspolitik zurückführen. Bei der Formulierung dieser Einsicht bedient sich Boyer unnötigerweise der etwas kruden zeitgenössischen Ausdrucksweise, wenn er von einer ",Begünstigung' des tschechischen Elements" spricht und fortfährt: "Die Wurzel des Übels" sei "nicht tschechische Ranküne, sondern die gewachsene politische Struktur" gewesen: Durch Ernennung statt Wahl der Mitglieder seien "Erbhöfe und Pfründen" entstanden, habe sich rund um die Ernennung ein "Intrigensumpf" gebildet, was auch auf tschechischer Seite Kritik hervorrief. Ähnliche Relativierungen ergeben sich im Blick auf die Industriebetriebe. Um nur ein Beispiel zu nennen: Tschechische Kapitalbeteiligung an deutschen Unternehmen reduzierte das Interesse an einer "Tschechisierung" der Belegschaften und des Managements.

Die "Lehre" ist ebenso einleuchtend wie schlicht: Gemeinsame wirtschaftliche Interessen, die sich aus der ökonomischen Verflechtung ergaben, zwangen vielfach über nationale Ressentiments hinweg zu gemeinsamem Handeln. Zwar spielte die Nationalitätenpolitik der Parteien auch in der Wirtschaft eine erhebliche Rolle und führte nicht selten zu "paranoider" Verkennung der Umstände (nicht jede "antideutsch" wirkende Maßnahme war als solche gedacht). Aber das ist nur die eine Seite. Die andere - und damit auch das zweite "Leitmotiv" Boyers - besteht in der pragmatischen Wirtschaftkooperation. Hier deckt er eine "List der Vernunft" auf - eigentlich eine Überlistung nationalistischer Gegensätze durch ökonomische Interessen.

Die Antwort auf die im Buchtitel gestellte Frage lautet also: "sowohl als auch". Tschechen und Deutsche waren in der Wirtschaft der CSR vielfach nationale Kontrahenten und zugleich Partner. Unter wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten läuft die Geschichte der Ersten Tschechoslowakischen Republik somit alles andere als notwendig auf die "Lösung" des Münchner Abkommens von 1938 zu. Das ist das wichtige und zu weiteren Forschungen anregende Ergebnis dieser Studien.

FRANZ MAUELSHAGEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einer sehr wissenschaftlich verfassten Rezension kristallisiert Franz Mauelshagen zwei "Leitmotive" des Autors heraus. Das ist zum einen der Nationalitätenkonflikt, zum anderen der Pragmatismus in wirtschaftlichen Fragen, der sich oftmals über nationalistische Interessen hinweggesetzt habe. Der Rezensent weist darauf hin, dass der Autor in diesem Band weniger die Außenpolitik bzw. den Außenhandel im Blick hat, als vielmehr "das Ringen der beiden Volksgruppen in Wirtschaftorganisationen und Industrieunternehmen". Dabei mag der Rezensent dem Autor jedoch nicht in jedem Punkt folgen. So hält er die "Idee des `praktischen Bilateralismus`", die er bei Boyer im Hintergrund diagnostiziert, nicht in jedem Teil des Buchs für nachvollziehbar - etwa bei den Handels- und Gewerbekammern, die nicht privat waren und in der Deutsche und Tschechen sich nicht getrennt voneinander organisiert hatten. Die Erkenntnis der Lektüre, dass Tschechen und Deutsch sowohl Kontrahenten als auch Partner waren, findet Mauelshagen letztlich jedoch "wichtig" und "anregend".

© Perlentaucher Medien GmbH
" Dem Autor ist es gelungen, die wirtschaftspolitischen Probleme eines multiethischen Staates sachlich und detailliert darzustellen." (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 6/2000) "Während die politischen Aspekte der Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik ... eingehend thematisiert worden sind, ist der ökonomischen Dimension der Wechselbeziehungen bislang nur wenig Bedeutung geschenkt worden. Insofern ist die umfangreiche Studie ... als Pionierleistung zu bewerten." (Neues Archiv für sächsische Geschichte, Bd. 70, 1999)