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Über 100 Jahre Reifenindustrie: sie steht wie kaum eine andere Branche exemplarisch für eine frühe, bereits im 19. Jahrhundert einsetzende Globalisierung des Wettbewerbs. An ihrer Entwicklung von einer Wachstumsbranche in boomenden Märkten zur Zulieferindustrie in gesättigten Märkten lassen sich besonders gut die Mechanismen und Auswirkungen von Konkurrenzprozessen ablesen: bis 1920 waren Unternehmen wie die Pilze aus dem Boden geschossen, von da an folgte ein bis in die Gegenwart andauerndes dramatisches Firmensterben.
Die unternehmensgeschichtliche Untersuchung ist in mehrfacher Hinsicht
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Produktbeschreibung
Über 100 Jahre Reifenindustrie: sie steht wie kaum eine andere Branche exemplarisch für eine frühe, bereits im 19. Jahrhundert einsetzende Globalisierung des Wettbewerbs. An ihrer Entwicklung von einer Wachstumsbranche in boomenden Märkten zur Zulieferindustrie in gesättigten Märkten lassen sich besonders gut die Mechanismen und Auswirkungen von Konkurrenzprozessen ablesen: bis 1920 waren Unternehmen wie die Pilze aus dem Boden geschossen, von da an folgte ein bis in die Gegenwart andauerndes dramatisches Firmensterben.

Die unternehmensgeschichtliche Untersuchung ist in mehrfacher Hinsicht innovativ. Das Thema wurde bislang kaum untersucht, der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über mehr als ein Jahrhundert, und das Vorgehen ist in aller Konsequenz international vergleichend: neben dem führenden deutschen Gummireifenkonzern Continental (auf den zeitweise speziell die Steuerungen durch den NS-Staat erheblichen Einfluss hatten) werden in dem Buch alle namhaften Reifenproduzenten des 20. Jahrhunderts behandelt, besonders ausführlich US Rubber, aber natürlich auch Dunlop, Michelin, Goodyear, Firestone und andere.

Der Autor:

Paul Erker, Dr. phil. habil., geb. 1959, ist Privatdozent am Historischen Seminar der Universität München. Das vorliegende Buch basiert auf seiner Habilitationsschrift (2001).
Autorenporträt
Dr. phil. Paul Erker, geboren 1959 ist Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Autor mehrerer Publikationen zur Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.03.2005

Wirtschaftsbuch
Warum Conti überlebt hat
Der Autor Paul Erker, Privatdozent an der Universität München und als Unternehmenshistoriker bestens ausgewiesen, rekonstruiert in seiner quellengesättigten Studie die Entwicklung der Reifenindustrie von einem Nischengeschäft zur Boombranche. Als Basis dienten die Überlieferungen in den Archiven erfolgreicher Firmen wie B. F. Goodrich und Continental, die auch im Zentrum des Buches stehen. Weil der Autor außerdem mehrere deutsch- und englischsprachige Fachzeitschriften auswertet, geraten die wichtigsten Konkurrenten und die Branche insgesamt mit ihren beiden Schwerpunkten in Nordamerika und Europa nie aus dem Blick.
Den Weg vom nationalen zum globalen Wettbewerb unterteilt Erker in drei Phasen. Zunächst schildert er Anfänge und Konsolidierung der amerikanischen und der deutschen Reifenindustrie von 1850 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Dieser Abschnitt war geprägt von heftigen Markteintritts- und Marktaustrittsbewegungen und einer Oligopolisierung der nationalen Märkte mit vier Konzernen in den USA - US Rubber, Goodrich, Goodyear und Firestone - und drei Firmen - Michelin, Dunlop und Continental - in Europa. Dabei erwiesen sich weniger die großen, horizontal konzentrierten Unternehmen als überlebensfähig und erfolgreich, sondern vielmehr die vertikal integrierten Firmen, die bereit waren, laufend ihre Produktion zu modernisieren und in den Aufbau eigener Forschungs- & Entwicklungsabteilungen zu investieren und die Bedürfnisse der Kunden zu berücksichtigen.
Die zweite Phase erstreckte sich auf die Zeit zwischen den Weltkriegen und war gekennzeichnet durch die Internationalisierung des Reifenmarktes, die insbesondere von amerikanischen Konzernen forciert wurde. Die oligopolistische Wettbewerbsstruktur und die für Deutschland so charakteristischen Kartellstrukturen schufen jedoch, wie Autor Erker betont, weder in den Vereinigten Staaten noch in Europa stabile und berechenbare Beziehungen zwischen den Marktführern: „Unter dem Einfluss des Strukturwandels und der Marktkräfte blieb der Wettbewerb bestehen und nahm eher noch zu.” Dies galt auch für die dritte Phase, die Erker auf den Zeitraum zwischen Beginn des Zweiten Weltkriegs und Anfang der siebziger Jahre datiert. Wurden die nationalen und internationalen Wettbewerbsmechanismen zunächst ausgeschaltet oder staatlicher Kontrolle unterworfen, spitzte sich der Oligopolwettbewerb seit Mitte der fünfziger Jahre wieder zu und mündete schließlich in eine „Neuformierung des globalen Reifenoligopols”. Nach und nach mussten sich die deutschen Reifenproduzenten unter dem Druck der USA von den als „Ordnungsfaktoren ersten Ranges” geschätzten Kartellen verabschieden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es der Hannoveraner Conti jedoch gut, sich auf dem globalisierten Reifenmarkt zu behaupten, so Erker, während Goodrich 1985 endgültig aus dem Reifengeschäft ausstieg.
Das Buch besticht durch die gelungene Verknüpfung unterschiedlicher Entwicklungsstränge und Aktionen von der Unternehmensorganisation über Industriepolitik, Marketing und Arbeitsbeziehungen bis hin zur Reifentechnologie, aber auch durch die souveräne Anbindung an den jeweiligen Forschungsstand. Die kritische Erörterung theoretischer Ansätze kommt nicht zu kurz. Alles in allem also ein überzeugendes Beispiel, wie man zeitgemäß und interessant über Unternehmensgeschichte schreiben kann.
Werner Bührer
Paul Erker: Vom nationalen zum globalen Wettbewerb. Die deutsche und die amerikanische Reifenindustrie im 19. und 20. Jahrhundert. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2005, 710 Seiten, 98 Euro.
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